Gründe, einen Wechsel auf ein Internat in Erwägung zu ziehen, gibt es viele: Manchmal erhoffen sich Eltern davon eine individuellere Förderung für ihr Kind oder möchten ihm angesichts ihres eigenen starken beruflichen Engagements eine stabile Lern- und Lebensumgebung bieten. Häufig treten auch die Kinder mit dem Wunsch, aufs Internat zu gehen, an ihre Eltern heran. Dabei sind sie sich durchaus bewusst, dass das „echte“ Internatsleben nichts mit „Hanni und Nanni“ zu tun hat. Um eine gute Entscheidung für oder wider Internat treffen zu können, benötigen Eltern und Schüler viele Antworten. Daher erfahren Sie hier unter anderem, welche Internatstypen es gibt, wie hoch die Kosten für die Familie sind und ob vielleicht ein Internatsaufenthalt im Ausland in Frage kommt.
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Ins Internat? – Pro und Contra
Ob bei Teilleistungsstörungen oder um besondere Talente zu fördern – in Internaten greifen Unterricht und pädagogische Betreuung eng ineinander und ermöglichen so eine besonders individuelle Begleitung der Schüler. Davon profitieren auch Schüler, deren Eltern beruflich stark eingespannt sind oder beispielsweise aufgrund einer Erkrankung ihr Kind oft nicht so unterstützen können, wie sie es gerne möchten.
In der Pubertät kann ein Internatsbesuch viel Konfliktpotential aus dem Eltern-Kind-Verhältnis nehmen. In dieser turbulenten Entwicklungsphase profitieren die Jugendlichen enorm von den verlässlichen Regeln im Internat. Außerdem sind die Erzieher dort im Umgang mit den Heranwachsenden erfahren und professionell geschult. Finden die Kinder und Jugendlichen Freunde am Internat und sind sie eng in die Gemeinschaft eingebunden, fällt zudem der Ablöseprozess von zu Hause leichter.
Damit die positiven Aspekte eines Internatsaufenthalts zum Tragen kommen können, dürfen Eltern diesen Schulwechselkeinesfalls als Drohung oder sogar Strafmaßnahme einsetzen. Dann fühlen sich die Kinder abgeschoben, was nicht nur ihre schulischen Leistungen gefährdet, sondern vor allem in psychologischer Hinsicht äußerst bedenklich ist.
Von einem Internatsbesuch dringend abzuraten ist außerdem, wenn sich das Kind überhaupt nicht mit dem Gedanken anfreunden kann und den Zusammenhalt innerhalb der Familie noch dringend braucht. Abhängig vom Umgang und Erziehungsstil im Elternhaus ist es auch möglich, dass das Kind mit den festen Regeln und dem sehr strukturierten Alltag im Internat nicht zurechtkommen wird.
Ein geeignetes Internat finden
Ob Kinder sich auf einem Internat wohlfühlen und von der besonderen Schulerfahrung profitieren, hängt stark davon ab, ob sie auf das „richtige“ Internat gehen. In Deutschland gibt es Internate mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten und nicht für jedes Kind muss unbedingt das teuerste das beste sein.
Während die einen Internate umfassende Unterstützung bei Lernschwierigkeiten bieten und damit den Spaß am Lernen zurückholen können, konzentrieren sich andere auf die besonderen Bedürfnisse hochbegabter Kinder. An Internaten, an denen die Talentförderung in Sport, Musik, Kunst oder Theater im Fokus steht, können ambitionierte Jugendliche Probenzeiten, Training, Wettkämpfe oder Bühnenauftritte besonders gut mit ihrem schulischen Pensum vereinbaren.
Es gibt konfessionelle Schulen, deren Alleinstellungsmerkmal eine dezidierte Werteerziehung ist, konservative Internate mit festen Traditionen und liberale Institutionen, die den Kindern und Jugendlichen bewusst große Freiräume zugestehen. Waldorfschulen und Landerziehungsheime verfolgen alternative pädagogische Ansätze.
Grundsätzlich wird zwischen Internaten in öffentlicher Trägerschaft, die von Bund, Länder und Kommunen finanziert werden, und privaten Schulen unterschieden. Bei diesen beispielsweise kirchlichen Institutionen handelt es sich meist um staatlich anerkannte Schulen, an denen die Schüler auch ihre Abschlussprüfungen ablegen können. Daneben gibt es auch sogenannte „Ergänzungsschulen“: Diese verfügen nicht über die notwendigen Prüfungsrechte, so dass sich die Schüler dort nur auf Externenprüfungen an staatlichen Schulen vorbereiten können.
Was kostet ein Internatsbesuch?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Schließlich variieren die Kosten von Internat zu Internat sehr deutlich. Während viele staatliche Einrichtungen für Unterkunft, Betreuung und Verpflegung im Monat nur zwischen 300 und 500 Euro berechnen, wird an Privatschulen zusätzlich Schulgeld fällig. Eventuell fallen dort auch weitere Kosten für die Zimmerreinigung oder ein anspruchsvolleres Freizeitprogramm an, so dass die Eltern monatlich insgesamt mehrere tausend Euro aufbringen müssen. Am günstigsten sind in der Regel konfessionelle Internate, die neben staatlichen Fördergeldern auch Mittel aus kirchlichen Etats beziehen.
Angesichts der nicht unerheblichen Kosten muss ein begrenztes Familienbudget aber keineswegs das Aus für den Traum vom Internat bedeuten: Es existieren zahlreiche allgemeine Stipendien-Programme für ehrgeizige Kinder aus weniger finanzstarken Familien, aber auch diverse schulinterne Förderungen. Ebenso räumen viele Schulen Geschwisterrabatte ein.
Ein Internatsaufenthalt im Ausland – eine Bereicherung fürs ganze Leben
Internate im Ausland genießen einen hervorragenden Ruf. In Ländern wie England, USA oder Kanada blicken sie auf eine lange, angesehene Tradition zurück und bieten viele wertvolle Vorteile wie eine topmoderne Ausstattung, hochmotivierte Lehrer und attraktive Lerninhalte. Immer mehr Jugendliche entscheiden sich deshalb dafür, eines oder mehrere Schuljahre an einem Internat im Ausland zu verbringen. Wer bereits mit einer internationalen Karriere oder einem Studium an einer Elite-Uni in England oder den USA liebäugelt, erhöht seine Chancen mit einem international anerkannten Abschluss wie dem „International Baccalaureate“ (IB) oder den „A-Levels“ ungemein.
Während der Zeit im Internat erlernen die Jugendlichen die jeweilige Landessprache perfekt und entwickeln sich zu selbstbewussten Persönlichkeiten mit ausgeprägten interkulturellen und sozialen Kompetenzen. Auch stellt ein Internatsaufenthalt im Ausland manchmal die einzige Möglichkeit dar, ein in Deutschland nicht so weit verbreitetes Hobby wie Eishockey oder Meeresbiologie intensiv zu pflegen.
Hervorragende Internate gibt es unter anderem in diesen Ländern:
– England: Dort blickt die Internatserziehung auf eine lange Geschichte zurück und genießt hohes Ansehen. Oft sind die Schulen in historischen Gebäuden untergebracht. Gleichzeitig bieten sie zeitgemäßen Unterricht und eine topaktuelle Ausstattung. So verbinden englische Internate auf das Beste Tradition mit Moderne.
– USA: US-amerikanische Internate überzeugen durch kleine Klassenverbände und ein umfangreiches Kurs- und Sportangebot. Teamgeist wird hier ebenso großgeschrieben wie die individuelle Förderung. Daher haben die meisten Schulen klare Schwerpunkte wie Sport, Kunst oder Wirtschaft.
– Australien: Das Unterrichtsniveau an Internaten in Down Under ist exzellent. Gleichzeitig sorgt die typische Aussie-Mentalität für eine entspannte Atmosphäre. Auf die intensive Betreuung der internationalen Gäste wird in Australien besonders großer Wert gelegt.
– Kanada: Kanadische Internate vereinen ein hohes akademisches Niveau mit einer modernen Ausstattung und einem breiten Angebot an Kursen und extracurricularen Angeboten – insbesondere im sportlichen, künstlerischen und Outdoor-Bereich.
Internate im In- und Ausland: Fazit
– Internate in staatlicher oder privater Hand mit unterschiedlichen Profilen
– bei der Schulwahl unbedingt die Bedürfnisse des Kindes berücksichtigen
– monatliche Kosten zwischen 300 und mehreren tausend Euro
– Internatsaufenthalte im Ausland als einmalige Erfahrung