Kanada ist das zweitgrößte Land der Erde und besticht mit einer landschaftlichen Vielfalt, die ihresgleichen sucht. Kein Wunder, dass viele junge Menschen gern die Chance nutze möchten, das Land und seine ausgesprochen netten Einwohner im Rahmen eines Work-and-Travel-Aufenthalts ein bisschen näher kennenzulernen. Mit dem entsprechenden Visum hast du ein Jahr lang Zeit, um dich in verschiedenen Jobs zu bewähren und kreuz und quer durch das Land zu reisen. Wenn du deine Route entsprechend planst, kannst du Gletscher, Strände und Regenwälder sehen, in einsamen Berghütten schlafen und das pulsierende Großstadtleben genießen.
Mit oder ohne Hilfe?
Bist du nie in Kanada gewesen und hast auch noch nie eine längere Reise geplant, dann ist die Vorstellung bestimmt verlockend, dir ein bisschen Arbeit von einer Work-and-Travel-Organisation abnehmen zu lassen. Die Mitarbeiter hier haben viel Erfahrung, helfen dir beim Bewerbungsprozess für das Visum, buchen deine Flüge für dich und sorgen dafür, dass du immer einen Ansprechpartner vor Ort hast.
Viele von ihnen bieten dir auch Unterstützung bei der Jobsuche in Kanada selbst an – dabei handelt es sich aber tatsächlich nur um eine Hilfestellung, nicht um eine Garantie! Kannst du dich auf eine Organisation verlassen, gibt dir das auf jeden Fall eine gewisse Sicherheit. Du kannst deinen Aufenthalt aber auch komplett selbst organisieren und so eine Menge Geld sparen, die dir in deinem Auslandsjahr sicher gut zupasskommt.
Insider-Tipps
Vor der Planung eines Work-And-Travel-Aufenthaltes steht man vor der Entscheidung, ob es vorteilhafter ist, sich die Reise völlig selbst zu organisieren, oder…
Eine Art Glücksspiel
Jedes Jahr gibt es ein bestimmtes Kontingent an Work-and-Travel-Visa für die Länder, mit denen Kanada ein bilaterales Working-Holiday-Abkommen hat. Seit 2016 bekommt nicht mehr derjenige sein Visum, der zuerst danach fragt: Inzwischen gibt es in regelmäßigen Abständen Verlosungen. Nach dem Zufallsprinzip werden aus dem Pool derer, die gern ein Visum hätten, verschiedene Profile ausgewählt. Diese bekommen eine Einladung geschickt, das Visum zu beantragen.
Du hast zehn Tage lang Zeit, diese Einladung anzunehmen, und danach noch einmal 20 Tage, um das Visum zu beantragen. Dieses Vorgehen hat natürlich seine Vor- und Nachteile:
- Pro: Du zahlst erst, wenn du die Einladung angenommen hast und dein Visum tatsächlich beantragst.
- Contra: Du erlebst vielleicht die Enttäuschung, nicht fahren zu dürfen, und musst extrem flexibel sein.
Wer darf ein Profil anlegen?
Damit du auf der Website der kanadischen Regierung dein Bewerbungsprofil anlegen darfst, musst du bestimmte Voraussetzungen mitbringen:
- Du solltest zwischen 18 und 35 Jahren alt sein
- Du darfst nicht vorbestraft sein und einen Pass besitzen, der bis mindestens einen Tag nach deiner geplanten Rückreise gültig ist.
- Du musst genügend finanzielle Mittel nachweisen können, um deinen Rückflug zu bezahlen.
- Du solltest umgerechnet mindestens 2500 kanadische Dollar (CaD) auf deinem Konto haben(aktuell sind das gut 1700 Euro).
- Du musst gut Englisch und in bestimmten Regionen auch gut Französisch sprechen können.
Auf dem oben genannten Link der Website der kanadischen Regierung klickst du auf „Find out if you’re eligible“ und wählst „Working Holiday“ aus. Dann beantwortest du alle Fragen wahrheitsgemäß und erstellst dein IEC-Profile. Dieses landet im Pool derer, die wie du auf das Visum hoffen, und mit etwas Glück wirst du ausgewählt.
Wie geht es weiter?
Wichtig ist, dass du dich regelmäßig in deinen Account einloggst, denn du erhältst deine Benachrichtigung nicht automatisch per Mail. Ob du also eine Einladung erhältst oder nicht, siehst du nur, wenn du eingeloggt bist. Und in Anbetracht der Zehn-Tages-Frist solltest du regelmäßig nachgucken! Jetzt kannst du deine Bewerbung vollständig ausfüllen und die Dokumente hochladen, die dir hier angezeigt werden.
Daher solltest du schon im Vorfeld einen englischen Lebenslauf erstellt haben (Curriculum vitae, kurz CV | Ein kostenloses Muster eines Lebenslaufs für englischsprachige Länder gibt es hier bei Karrierefaktor.de). Außerdem wichtig: Dein polizeiliches Führungszeugnis, ebenfalls in Englische übersetzt und beglaubigt von einem staatlich geprüften Übersetzer.
Bist du vor Kurzem in bestimmten Gegenden der Erde unterwegs gewesen oder möchtest du in speziellen Bereichen, brauchst du auch die Bescheinigung, dass du dich medizinischen Untersuchungen unterzogen hast. Du lädst eine Kopie deines Reisepasses hoch und ein digitales Foto von dir, für das du sehr genaue Vorgaben bekommst. Außerdem wirst du Angaben zu deiner Familie machen müssen.
Diese Gebühren werden fällig
Die IEC-Bewerbung kostet dich einmalig 126 CaD (gut 86 Euro) und für den Working-Holiday-Vorgang werden noch einmal 100 CaD (etwa 68,50 Euro) fällig. Du zahlst beide Summen online in deinem Account mit der Kreditkarte. Beide Summen kannst du zurückerhalten, wenn du abgelehnt wirst – allerdings nur, wenn du keine falschen oder unzureichenden Angaben gemacht hast.
Nachdem du dich beworben und bezahlt hast, dauert es meist etwa acht bis zehn Wochen, bis du wieder über deinen Account Nachricht erhältst. Wurde deine Bewerbung akzeptiert, erhältst du den Letter of Introduction, den du bei der Einreise auf jeden Fall bei dir führen musst. Darin ist das Datum angegeben, zu dem du einreisen musst, und er ist weder verlängerbar noch kannst du ihn auf eine andere Person übertragen.
Das solltest du vor dem Abflug auf jeden Fall erledigen
Für deinen Work-and-Travel-Aufenthalt in Kanada brauchst du eine Auslandskrankenversicherung, eine Unfall– und eine Haftpflichtversicherung (siehe Versicherungen). Achtung, es ist gut möglich, dass deine normale Haftpflicht für ein Jahr Reisen und Arbeiten im Ausland nicht ausreicht – kontaktiere also am besten deinen Ansprechpartner bei der Versicherung und erweitere die Haftpflicht für deine Zwecke!
Die ersten Schritte auf kanadischem Boden
Sobald du gelandet bist, musst du dich auch schon wieder um die Bürokratie kümmern: Du erzählst dem Border Service Officer, dass du im Rahmen von Work-and-Travel zum Arbeiten nach Kanada gekommen bist. Dann händigst du ihm auf Nachfrage deinen Pass, deinen Letter of Introduction, den Nachweis über deine finanziellen Mittel von mindestens 2500 CaD und den über deine Auslandskrankenversicherung sowie dein Rückflugticket (oder gegebenenfalls den Nachweis über deine auch dafür ausreichenden finanziellen Mittel) aus. Bring auch die Originale der Dokumente mit, die du für die Bewerbung benutzt hast.
Ist alles in Ordnung, erhältst du jetzt deine Arbeitserlaubnis. Sieh sie direkt durch: Ist dein Name richtig geschrieben, und steht sowohl bei „Employer“ als auch bei „Location“ „open“? Das muss so sein, damit du überall arbeiten darfst. Hast du glücklich deine Arbeitserlaubnis erhalten, musst du dir als Nächstes eine Bleibe suchen. Ein Hostel, in dem du die ersten Tage verbringst, reicht völlig aus.
Dann schaust du online nach, wo sich das nächste Service Canada Office befindet. Besuche es zu den Öffnungszeiten und beantrage deine Social Insurance Number (SIN). Dafür brauchst du nur deinen Pass mit dem eingetackerten Visum. Mit deinem Pass, dem Visum und der SIN kannst du schließlich ein Bankkonto eröffnen. Und jetzt hast du alle Voraussetzungen, um dir einen Job suchen zu können!
Was für Arbeit soll es sein?
Welche Form von Arbeit du dir suchst, hängt von deinen Fähigkeiten, aber auch von der Saison ab. In Städten werden zum Beispiel in der Gastronomie immer Leute gesucht. Du kannst als Kellner oder an der Rezeption arbeiten, in Supermärkten Waren auspacken oder dich als Helfer an Film- oder TV-Sets verdingen. Gerade saisonal gibt es immer große Unterschiede: Im Winter werden Ski- oder Snowboardlehrer ebenso gesucht wie Menschen, die sich um die Skilifte kümmern, Cocktails mixen oder Souvenirs verkaufen. In den warmen Jahreszeiten hingegen kannst du als Erntehelfer oder „Flower Picker“Jobs finden. Hast Du Lust auf richtig viel Natur, kannst du bei einem der zahlreichen Nationalparks nachfragen, ob sie helfende Hände gebrauchen können.
Du schaust dich am besten nach Jobs auf einschlägigen Websites um, oder du besuchst Employment Agencies oder Zeitarbeitsfirmen, die ebenfalls gern Work-and-Travel-Besucher einstellen. Tausch dich auch mit den anderen Reisenden aus, die du triffst: Wer schon länger unterwegs ist, hat oft den einen oder anderen guten Tipp für dich.
Gerade in größeren Städten kannst du auch einfach mal mit deinem CV losziehen, deinem englischen Lebenslauf: Frag einfach in den Läden nach, in denen du gerne arbeiten würdest, und zeig ihnen auf Wunsch direkt das Dokument. Du wärst nicht die erste Person, die vom Fleck weg engagiert wird.
Das solltest du außerdem wissen für Work-and-Travel in Kanada
Wenn es dir bei einem bestimmten Arbeitgeber gut gefällt, kannst du beliebig lange bleiben. Es gibt also keine Auflage für dich, dass du nach einer bestimmten Zeit weiterziehen musst. Wenn du zuerst Probleme damit hast, einen Job zu finden, kannst du es zunächst mit Wwoofing probieren: Die „Worldwide Opportunities on Organic Farms“ ermöglichen es dir, auf einem Bauernhof zu arbeiten und zu lernen.
Dafür bekommst du keine Bezahlung, aber du erhältst eine Unterkunft und die Verpflegung. Hier bringt man dir bei, was du für die Arbeit auf einer Farm wissen musst, und hat möglicherweise auch den einen oder anderen guten Tipp für deine weitere Jobsuche. Mit den ersten Erfahrungen ziehst du dann los, um das Land zu erkunden. Viel Spaß im Abenteuer!
- Kanada ist zum Einen Natur mit weiten Seen, Bären und strengen Wintern, zum Anderen moderne Städte und Zweisprachigkeit im Osten des Landes.
- Mit dem Working Holiday Visum kannst du im Rahmen eines Travel-and-Work-Aufenthaltes Land und Leute noch besser kennen lernen. Mit dem Working-Holdiay-Visum können Deutsche sich ein Jahr lang im Land bewegen und arbeiten.
- Informationen zum Working Holiday Visum Kanada finden sich hier >>.