Nun war also auch New Year’s Eve in Sydney schon wieder vorbei und ich musste überlegen, was als nächstes ansteht. Es war ja vereinbart, dass ich bei Katy nur über Silvester bleibe. Nur hatte ich immer noch keine konkreten Pläne wie es nun weiter gehen sollte. Der Plan war nun die Ostküste, die ich mir von Sydney aus ansehen wollte. Ich brauchte aber noch einige Tage und hatte deswegen auch wieder ein schlechtes Gewissen. Vor allem weil Andy sich auch gemeldet hatte und mir sagte, ich solle Katy nicht zu lange zur Last fallen, immerhin sei ich ja schon knapp eine Woche vor Neujahr bei ihr eingezogen. Ich hatte also leichten Druck und fragte Katy, ob es ok sei, wenn ich noch einige wenige Tage bleiben würde.

Sie lachte und sagte, sie würde mich sicher nicht rauswerfen. Ich nahm das dankend an und machte nun aber mit Hochdruck meinen nächsten Plan fertig, da ich wirklich nicht zu lange bei ihr hausieren wollte. Deshalb ging ich ins Greyhound City Office direkt an der Central Station und besorgte mir ein Bus Ticket, mit dem ich eine bestimmte km-Strecke fahren durfte. Es reichte bis hoch in den Norden von Cairns. Zwischenstopps waren inklusive und so viel ich wollte. Mein erster Halt von Sydney aus sollte also das 845km entfernte Surfers Paradise an der wunderschönen Gold Coast sein. Ich besorgte für Katy eine Packung Pralinen, deutsche Rittersport Schokolade und schrieb ihr eine Abschiedskarte, in der ich mich für ihre freundliche tolle Gastbereitschaft dankte. Als PS: setzte ich ihr ein “I love your beautiful Sydney” dazu, da sie auf ihre Stadt ziemlich stolz ist und ich Sydney als Großstadt wirklich geil finde.

Bei meinem Abschied packte ich mich meinen großen Rucksack und machte mich auf den Weg zum Bahnhof von St. Marys. Ich wollte nicht, dass Katy mich fährt und sagte ich werde laufen. Eigentlich eine scheiß Idee, denn es war heiß, stickig und mit dem großen, schweren Rucksack war der sich wie Kaugummi ziehende Weg einfach nur nervig und kacke. Aber egal…Mit dem Zug gings wieder nach Sydney rein, zur Central Station. Ich war etwas aufgeregt, wusste ich doch noch nicht so recht wie das mit den Busreisen in Australia so funktioniert. Ich war Neuling, was das angeht. Aber Greyhound war mit Sicherheit die beste Wahl – kein Partybus, aber auch keine lahme Kaffeefahrt.

Es standen bereits mehrere Busse dort, auch meiner war schon da. Die Leute fanden sich nach und nach ein und der Busfahrer zeigte recht schnell, dass er der “Mann im Bus” ist und keiner einsteigt, bevor er es nicht erlaubt. Nach einem kurzen Namenscheck durfte ich rein. Ich hatte mich vorher in einem Onlineportal für die Fahrt registriert und deshalb hatte er mich bereits auf der Liste stehen. Der Bus war sauber und angenehm. Es war später Nachmittag, als wir Sydney verließen und ich freute mich auf eine lange Nachtfahrt. Weg aus New South Wales, hieß uns ein Schild am linken Straßenstrand im Bundesstaat an der Ostküste Willkommen: “Welcome to Queensland”.

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Angekommen in “Surfers”, so nennen die Aussies den Ort Surfers Paradise an der Goldcoast in Kurzform, war ich ziemlich perplex. Ich kam mir irgendwie vor wie in Las Vegas oder sonst wo in den Staaten. Die Innenstadt war geschmückt mit wunderschönen Palmen, umringt von riesigen Wolkenkratzern und bunter Leuchtreklame. Auch das Hard Rock Café mit seiner goldenen Riesengitarre vor der Tür stach mir sofort ins Auge. Ich bin in mein Hostel, wurde sogar von einer Angestellten auf mein Zimmer begleitet, was ich in einem Hostel so auch noch nicht erlebt habe. Das Zimmer war normal groß, ein anderer war wohl mit im Zimmer aber nicht anwesend. Ich richtete meine Sachen und bin danach direkt auf, um Surfers zu erkunden. Natürlich gings zuerst mal an den Strand. Das Highlight von „Surfers“. Und was soll ich sagen? Traumhaft! Die Goldcoast halt! Neben der Sunshine Coast soll es hier wohl die schönsten Küsten Australiens geben. Andy hatte mir ja schon einiges erzählt, denn er war hier in Surfers Paradise ja zum Teil aufgewachsen. Der Strand bot schöne, riesige Wellen, dauerhaft und egal wann man kam. Das DHL Rescue Team, also die Bademeister waren tagsüber immer anwesend und sorgten für die Sicherheit am Strand.

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Das Wetter war leider sehr wechselhaft und es regnete ab und zu. Ich setzte mich auf eine Bank an der Promenade und schaute dem Treiber im Wasser zu. Anschließend bin ich über die Straße und war direkt in der Innenstadt. Das war das coole hier in Surfers: Innenstadt, Geschäfte und Strand waren nur ein Steinwurf voneinander entfernt. Das sorgte für ein total lässiges Flair, denn die Leute liefen im Strandoutfit in der Stadt rum, es kam nicht auf ein cooles Outfit an.
Surfers Paradise war für mich ein richtiges Urlaubsparadies mit einer wunderschöne und ellenlangen Küste, traumhaften Wellen, freundlichen, gut gelaunten Menschen und viel Amusements. Amusements deshalb, weil es Spielcasinos gab, viele Shoppingmöglichkeiten und mitten in der Stadt sogar ein Riesenrad und ein anderes großes Fahrgeschäft. Wenn ich durch die Straßen lief, merkte ich direkt, dass Surfers auf jeden Fall vom Tourismus lebt. In einem Shopping Center war in der obersten Etage ein riesiges “Timezone”. Das größte, das ich in Australien je gesehen hatte. Timezone ist eine Amusements-Kette, also so Spielesalons. Das Teil war dermaßen groß, es gab dort echt alles Mögliche: eine kleine Indoor Kartbahn, ein Indoor Laser Shooting Gelände, etliche Geldspielautomaten, Autorennsimulatoren, Karaoke Computer, Tanz-Computer, Basketball Korbwerfen, Reit-Simulatoren in echter Pferdegröße und und und. Heftig fand ich, dass kleine Jungs, vielleicht gerade einmal 12 oder 13 Jahre jung, hier schon an Egoshooter Simulatoren spielen durften. Die Waffen Imitation, die als Gamecontroller diente, war fast größer als der junge Spieler selber.

Ich bin bestimmt eine Stunde oder so nur rumgelaufen und habe den anderen Leuten beim Spielen zugeguckt. Auf der gleichen Etage war neben dem Timezone noch ein eigenes Bowlingcenter, an dem ich auch noch etwas stehenblieb. Eigentlich wollte ich im Obergeschoss des Shoppingcenters nur auf Toilette… Surfers Paradise war überschaulich und inzwischen kannte ich mich recht gut aus. Viel Zeit verbrachte ich tatsächlich am Strand. Endlich konnte ich mal so richtig Strandurlaub machen. Einfach ohne Bedenken in die Fluten springen, das Wasser war immer angenehm war. Die Wellen machten riesig Spaß und waren nach einiger Zeit aber ganz schön anstrengend. Man wurde untergetaucht, jauchzte nach Luft, bekam endlich wieder Luft und schon kam die nächste riesen Welle. Die Fluten waren so stark, dass ich leider sogar mein eines Armband aus Bali im Ozean verlor und des Öfteren auch aus der offiziellen Schwimmzone abgetrieben wurde.

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Dann ertönte ein lautes Sirenensignal und ich wurde von den Strandwächtern aus- und zurückgerufen. Einmal sind auch zwei Jugendliche ins Wasser gegangen, die aber offensichtlich nicht schwimmen konnten. Sie wollten wohl vorne nur etwas planschen, aber das Wasser war so gewaltig, dass es sie richtig reinzog. Ich hörte Hilferufe und wollte schon zu ihnen schwimmen, aber die Rettungsschwimmer waren schneller gewesen. Die beiden wurden sicher aus dem Wasser geholt. Anschließend machten die Strandwächter eine ziemlich laute und eindeutige Durchsage: „If you can not swim, please don’t go into the Ocean, I repeat…If you can NOT swim, please do NOT go into the Ocean – thank you!“.

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Ich bin dort auch öfter mal einfach entlang des Strandes gelaufen und irgendwo dann an der Promenade oder über die Dünen wieder auf die Straße und hab geschaut, wo ich war. Das stundenlange Barfußlaufen war für meine Füße einfach richtig angenehm. Und Barfußlaufen ist hier, wie fast überall, eh ganz normal. Es stört auch niemanden, wenn man Barfuß zu McDonalds oder so geht. Eines Tages fing es auf meiner kleinen Wanderung dann plötzlich an, richtig doll zu regnen. War mir aber egal – ich bin einfach gelaufen – barfuß. Diese Freiheit, die ich dabei spürte, war geil.

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An einem Vormittag, als ich in der Stadt war, blieb ich an einem großen, öffentlichen Bildschirm, auf dem dieser Tage die Australian Open gezeigt wurden, stehen. Die Prime Ministerin Julia Gillard war zu sehen und es liefen viele Headlines über den Bildschirm. Einige Menschen standen schon vor dem Bildschirm. Es war der 10. Januar 2010 und im Ort Towoomba im inneren Queensland hatte es auf Grund der diesjährigen sehr starken Regenzeit eine Flutwelle gegeben, die vorher nicht voraussehbar war. Towoomba war gerade mal 190 km westlich von Surfers Paradise. 190 km, das ist für australische Verhältnisse wirklich absolut nichts, ein winziger Katzensprung vielleicht. Zum Vergleich: Nach Darwin sind es von Surfers Paradise etwa 3500 km! Die Flutwelle hatte eine Autobahn überschwemmt und nun Ortschaften, Häuser und Menschen mit sich gerissen. Das ganze Nation war nun in Aufregung und von fortan gab es in Australien kaum noch ein anderes Thema in den Schlagzeilen. Diese Bilder gingen sogar um die ganze Welt. Mir stockte der Atem, als ich die australische Prime Ministerin Julia Gillard sprechen hörte. Sie besitzt eine wirklich beruhigende Stimme und sprach Hilfen aus.

In Surfers Paradise musste ich am Morgen mein Hostel wechseln, da in meinem ersten Hostel keine passenden Zimmer mehr frei waren, in denen ich meinen Aufenthalt hätte kurz noch verlängern können. Es ging nur um 1 oder 2 Nächte, denn ich hatte vor einigen Tagen bereits meinen Greyhound Bus von Surfers Paradise hoch nach Brisbane gebucht. Ich hatte meine Sachen gepackt und im neuen Hostel morgens untergestellt, da die Zimmer noch nicht bezugsfertig waren. Am frühen Abend bin ich dann wieder hin und zog in mein Zimmer ein. Als ich an der Rezeption stand und so grob ein Gespräch von jemand anderem mithörte, wurde ich hellhörig. Die Flutwelle war schnurstracks auf dem Weg nach Brisbane und die Überflutung von Brisbane für morgen Mittag war angekündigt?! Ich fragte daraufhin nochmal bei der Rezeptionistin nach und sie bestätigte. “Das sei, was man überall in den Nachrichten lesen und hören kann, ja”. Ich dankte ihr und dachte nur “mhhh, fuck …?!”. Fährt mein Bus dann morgen überhaupt?!

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Naja, ich lernte meine Zimmergenossen kennen, unter mir schlief irgendein Franzose. Am Abend hörte ich noch etwas Musik, schrieb mit Meiner Freundin und ging irgendwann pennen. Wie in Hostels oftmals nun mal üblich, ging nachts unsere Zimmertür auf und wieder zu, jemand kam und ging. Am nächsten Morgen lag neben dem Franzosen unter mir noch eine weibliche Begleitung im Bett. Beide versteckten sich unter ihrer Bettdecke. Ich wollte gar nicht wissen, was sie dort wieder machten…Den Franzosen konnte ich deshalb gleich mal gar nicht mehr leiden. Kommt her, macht sich breit (klaut mir während meiner Abwesenheit das Bett, wo ich eigentlich schon meinen Rucksack drauf abgelegt hatte um zu zeigen: Hey, ich bin reserviert!) und schleppt direkt in der ersten Nacht ‘ne Französin ab, macht unter mir mit ihr rum und nachts auch noch lärm. Aber ok, ich war dann eh wieder weg, denn ich checkte aus. Ich brachte mein Gepäck im Gepäckraum des Hostels unter, verbrachte den Tag noch in der Stadt und bin dann am Abend zum (Bus)Bahnhof gelaufen. Der Bus war gar nicht so voll, wie ich dachte. War ja aber auch keine Langstreckenfahrt, von Surfers Paradise nach Brisbane sind es nur gut 80 km.

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