Stolze 800 km ging es nun entlang der Ostküste weiter nach oben. Eine lange Nachtfahrt lag hinter mir, als wir in den frühen Morgenstunden bei strahlendem Sonnenschein in Airlie Beach ankamen. Gegen 5 Uhr morgens fand auch ein Fahrerwechsel statt. Die Geschäfte in Airlie waren noch geschlossen, das Hostel hatte die Zimmer logischerweise noch nicht fertig gerichtet. Ich checkte im Nomads Hostel ein und ließ mein Gepäck verstauen. Nomads ist eine der größeren Hostelketten in Australien. Dann unternahm ich eine erste Erkundungstour im Ortsinneren. Airlie Beach hat nur 2750 Einwohner und ist nicht wirklich groß. Der Tourismus hier dient eigentlich nur den Whitsunday Islands und dem Great Barrier Reef. Fast alle Backpacker und Touristen reisen in Airlie Beach an und fahren dann kurzerhand auf die Whitsunday Islands oder zum Reef.
Wobei der wirkliche Tourismus des Great Barrier Reefs eher noch nördlicher, in Cairns, stattfindet. Jedenfalls hat Airlie auf Grund der nahegelegenen Whitsunday Inseln auch einen schicken Yachthafen. Direkt im Ortskern gibt eine sehr schöne rundliche Bucht mit einem kleinen Sandstrand. Hier kann man nett Sitzen und auch an den öffentlichen Grills ein Barbecue veranstalten. Schwimmen ist im Meer allerdings wegen giftigen Quallen verboten. Deswegen hat auch Airlie Beach direkt nebenan eine künstlich angelegte, öffentliche und kostenfreie Lagune / Pool. Ist nett anzusehen und drumherum auch mit gemütlicher Wiese angelegt worden. Gegen Vormittag bin ich dann wieder ins Hostel zurück und habe nach meinem Zimmer gefragt. Das Hostel hatte nach hinten raus ein eigenes Gelände, auf dem einzelne Bungalows verteilt waren.
Ich hatte nach längerem mal wieder das Glück kostengünstig in einem 4er Zimmer zu schlafen und war überrascht, das ich der erste im Bungalow war und auch blieb. Ich hatte das ganze Bungalow für mich alleine, was ziemlich cool war. Dadurch, dass es einzelne Bungalows und nicht nur Zimmer in einem großen Haus waren, war alles viel weiträumiger und ruhiger. Die Hostelanlage war ziemlich angenehm. Klar, ich musste immer damit rechnen, dass jederzeit jemand einfach so reinkommen könnte, um einzuziehen, aber trotzdem. Nach einigen Tagen standen dann auch tatsächlich abends, als ich aus der Stadt zurückkam, ein paar mehr Taschen im Zimmer, als noch am Morgen. Ein junges Pärchen war eingezogen, aber nach 1 oder 2 Nächten auch schon wieder weg, weil sie auf die Inseln rausgefahren sind. Ja und ich, ich verbrachte die Tage eigentlich nur in Airlie Beach, machte ein paar Wanderungen in die nähere Umgebung. Entlang der Küste war es bergig und man konnte dort gut wandern. Ich hatte von dort oben ziemlich schöne Sichten. Einen Trip zu den Inseln konnte ich mir nicht wirklich leisten, hatte aber auch irgendwie nicht wirklich Lust.
Ich fand es abartig, was die Veranstalter für die Trips zum Uluru, Great Barrier Reef, Fraser Island, Whitsunday Islands usw. verlangen. Viel mehr Sightseeing gibt es in Airlie Beach nicht. Im Bungalow hatte ich des Öfteren Kakerlaken, was ziemlich eklig war. Es lag aber nicht an Unhygiene, sondern einfach am Klima. Dank Kathy wusste ich aber ja, wie vorzugehen war: Einfach mit dem Schuh oder irgendwas anderem einmal Kicken, sodass das Viech auf dem Rücken liegt. Die Klimaanlage funktionierte leider irgendwann nicht mehr richtig. Ich machte die Abdeckung auf und stellte fest, dass alles total vereist bzw. mit Schnee bedeckt war. Ich entfernte diese Schicht und siehe da, die Klimaanlage kühlte wieder richtig. Leider aber nur eine kurze Zeit, bis sich wieder eine Schneedecke gebildet hatte.
Als ich eines Morgens an der Bucht war, traute ich zunächst meinen Augen kaum. Lag dort doch tatsächlich auf einer Art Stromkasten ein Smartphone herum, das über die danebenliegende Steckdose aufgeladen wurde. Es war aber kein Besitzer in unmittelbarer Nähe ausfindig zu machen. Ich beobachtete das Telefon einige Zeit, niemand kümmerte sich darum. Ich ließ es zunächst einmal liegen. Als ich am Nachmittag zufällig wieder dort war, lag das Handy immer noch dort und ich war mir sicher, dass es jemand vergessen hat. Es waren inzwischen ja einige Stunden vergangen. Ich hatte also den Plan, es mitzunehmen. Zunächst mal observierte ich die unmittelbare Nähe. Keiner zu sehen, der sich um das Telefon sorgte.
In weiter Ferne wurde ich von ein, zwei Typen beobachtet. Sie waren aber so weit fern, dass ich nicht erkennen konnte, ob sie mich anschauen oder nur in meine Richtung. Jedenfalls hinderten die Typen mich daran, das Smartphone mitzunehmen. Ich blieb bestimmt eine Stunde dort und beobachtete alles. Irgendwann wagte ich es, und nahm das Handy erstmal in die Hand und schaute es mir an. Wenige Momente später aber kam dann direkt schon der eine Typ angerannt und maulte mich an. Scheinbar war es sein Handy. Ich sagte, ich hätte mich nur gewundert, weil es ja schon so ewig lange rumliegt und versicherte, dass ich sonst nichts gemacht hatte. Er nahm es an sich und zog wieder ab. Schade, ein gut funktionierendes Smartphone wäre praktisch gewesen :D Um kostenlos online zu gehen, bin ich hier immer in eines der Reisebüros, die sich auf Backpacker spezialisiert hatten. Die werben ja oft mit kostenfreiem Internet, um die Leute anzulocken. Leider wollte mir der Typ dort gleich irgendeine Tour aufschwatzen. Ich sagte dann, dass ich noch heute abreisen würde, damit er mich in Ruhe ließ. Blöd eigentlich, denn somit musste ich dann immer einen Bogen um den Laden machen und konnte auch dort nicht mehr zum kostenlosen Surfen hingehen.
Ich hatte etwas Zeit mich nochmal mit dem Thema Taxrefund / Steuerrückerstattung zu befassen und bei zwei, drei Agenturen mal angerufen und mich über Preise und Services informiert. Später hatte ich mich für die eine (der unzähligen Agenturen) entschieden, bei der auch die Schanzerin ihren Refund hat machen lassen: supertaxrefunds.com.au Sie wurde durch einen Flyer im Flinders Backpacker auf diese Agentur aufmerksam und hatte innerhalb von 3 Wochen ihre Steuern zurückerhalten. Das ist ein guter Geschäftsbereich, der sich sicherlich lohnt. Viele Backpacker scheuen sich, sich mit australischen Steuerunterlagen und der Steuerbehörde auseinander zu setzen und lassen das deshalb lieber die darauf spezialisierten Steuerbüros machen. Eigentlich wollte ich das ja, allein schon aus Interesse, unbedingt selber machen und mir damit gleichzeitig auch noch die $AUD 90.00 sparen, die supertaxrefunds berechnete, aber was sollte ich schon tun? Mein Laptop, an dem ich das in Ruhe machen wollte, war kaputt und ich hatte mich deswegen auch überhaupt nicht mehr informiert, wie das Ganze von statten zu gehen hat.
Ich versuchte mein Glück und rief in der Agentur an. Lustigerweise konnte der Typ, der dann für mich zuständig war, deutsch. Er schickte mir per E-Mail ein paar Unterlagen, die ich dann ausfüllen, unterschreiben und zurücksenden musste. Hier kam es aber zu neuen Problemen. Bluestone Recruitement, die Personalvermittlung, für die ich in Melbourne gearbeitet hatte, kam nicht in die Gänge. Für die Steuerrückerstattung benötigte ich noch den sogenannten „Payroll summary report“. Das ist eine Gesamtübersicht aller Einkünfte, gearbeiteten Stunden, Überstunden usw. für den jeweiligen Zeitrahmen, in dem ich beschäftigt war. Und den hatte man mir bisher noch nicht zukommen lassen. Aus dem Working Hostel in Bundaberg hatte ich alle Unterlagen zusammen, aber aus Melbourne nicht. Und Rhianna, die damals für uns zuständige Vermittlerin, war kaum zu erreichen und rief mich auch nie zurück. Zwar hätte sich auch supertaxrefunds darum gekümmert, aber das kostete extra. Deshalb habe ich lieber selber hinterher telefoniert.
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