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Am besagten Tag sollte ich dann bei mir im Hostel abgeholt werden. “Sollte”, weil zunächst niemand kam und ich schon leichte Panik bekam, mein Boot zur Insel zu verpassen. Aber die Angestellten im Hostel riefen irgendwelche Leute an und klärten es ab. Später kam dann irgendwer in irgendeinem Auto (es war kein offizielles Taxi) und ich stieg ein. Ich hatte keine direkte Ahnung, wohin es ging, ich wusste nur, dass wir zu irgendeinem Hafen fahren würden. Als wir dort ankamen, hielten wir an einem Strand. Ein wirklicher “Hafen” war es nicht. Mein Taxifahrer brachte mich zu einem anderen Typen, der am Wasser stand und an einem Motorboot rumfuchtelte. Sie sprachen irgendwas…Er kam zu mir…”Bulaa!” Dann sollte ich mein Ticket vorzeigen und abgeben. Er sagte ich solle mich zu den beiden anderen Mädchen am Rand setzen und noch einen Moment warten. Es saßen dort zwei andere deutsche Mädels, mit denen ich ins Gespräch kam.

Sie kamen von Ihrem Work & Travel aus Neuseeland und waren auch auf einem Stopover Aufenthalt auf den Fiji Inseln. Die eine von den beiden war sogar etwas enttäuscht und erzählte, dass sie auch für ein paar Wochen in Australien gewesen sei und sich inzwischen wünscht, sie hätte ihr Work & Travel doch lieber in Australien gemacht, da es einfach größer und dadurch doch reizvoller sei. Wir saßen also zu dritt auf dem Boden und warteten, bis wir aufs Boot durften. Der Typ wollte mein Ticket behalten, aber ich bat unbedingt darum, mir ein neues für die Rückfahrt auszustellen, damit ich was ich den Händen hab. Es war alles so einfach organisiert, keine Technik, immer Handeln und absprechen, das war mir zu riskant. Nachher sagen sie, ich hätte für die Rückfahrt noch kein Ticket gekauft oder so.

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Er sagte zwar, sie würden mich definitiv in 3 Tagen wieder abholen, aber ich ging auf “Nummer Sicher”. Also schrieb er mir schnell einen “Wisch” und gab mir den dann. Als das Boot bereit war, stiegen wir ein und sausten los. Es war richtig geil mit so einem richtig schnellen Motorboot über den Ozean zu heizen. Man verstand zwar kaum noch ein Wort, wegen des Motors, aber cool war es trotzdem. So zwischen 80-100 km/h waren es sicherlich! Wir fuhren zunächst eine andere Insel an und holten dort ein paar Leute ab, die auf eine andere Insel fahren wollten. Dann fuhren wir weiter zu wiederrum einer anderen Insel, wo die beiden Mädels ausstiegen. Erst dann ging es zu Malolo Island, wo ich und noch ein Typ dann ausgestiegen sind. Dort wurden wir von einem Typ abgeholt, der uns und unser Gepäck auf einem Traktor mit Anhänger am Ufer entlang vom Anlegesteg zur Hostelanlage mitnahm. Die Insel, oder zumindest die Seite, an der wir uns befanden bestand eigentlich nur aus unserer Hostelanlage.

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Später werde ich von einem einheimischen Fijianer erfahren, dass auf der anderen Inselseite noch mehr los ist, aber auf dieser Inselseite gab es nichts, außer unserem Hostel. Von unten ging es recht steil hoch, die Insel war sehr sehr hügelig. Ganz unten war der Strand, eine Hängematte, ein paar Bungalows, ein Volleyballfeld usw., etwas höher dann ein Pool mit Liegen und ein paar kleine Wege, die zu Bungalows führten. Noch etwas höher befand sich dann ein kleines Häuschen, komplett aus Holz. Das war unser “Hostelzimmer”. Es war sehr luftig, da die Türen immer offen standen bzw. um ehrlich zu sein gab es nicht mal welche, glaube ich. Es gab hier etwa 10-12 Bette, zwei Klo’s und zwei Duschen. Deckenventilatoren waren vorhanden. Das Haus hatte zwei Ein- und Ausgänge. Einer ging hinunter in Richtung Ufer, der andere entgegengesetzt hinauf in Richtung Rezeption/Lobby/Bar/Mittelpunkt der Anlage.

Man musste von unserem Haus noch einen kurzen Weg laufen und dann ging es wieder eine ziemlich steile Steintreppe hinauf. Dann befand man sich im Hauptbereich der Hostelanlage und damit auch ziemlich weit oben auf der Insel. Hier oben war alles mit feinem Strandsand ausgelegt, es gab Bänke und Tische, eine Bar und auch die Rezeption.  Von hier oben konnte man wunderbar auf den Ozean blicken und hatte eine tolle Übersicht in die Ferne und rundherum. Ich checkte zunächst einmal ein. Die Anlage war sehr ruhig, es waren kaum Gäste zugegen. Betrieben wurde das Hostel von einem britischen Ehepaar, die vor einigen Jahren aus Großbritannien hierher ausgewandert sind. Die Dame hatte recht weiße Haare und eine tiefe, kräftige Stimme. Sie erklärte uns was es hier gibt, wo was ist und wie der Ablauf im Hostel ist. Sie lud uns dann auch zu einer “Kava Zeremonie” ein, die ich ja inzwischen schon kannte.

Im Hostelpreis inbegriffen war ein Frühstück und gegen einen akzeptablen Aufpreis gab es ein richtiges, warmes Abendessen. Ich fühlte mich total wie in einem Sommerurlaub mit All-Inclusive: Wir gingen morgens zum Frühstück und durften zwischen verschiedenen Mahlzeiten für das Abendessen wählen. Abends trafen wir uns dann alle oben und bekamen frisch gemachtes Essen mit Nachtisch und allem drum und dran serviert. Die junge hübsche Dame an der Bar war eine einheimische Fijianerin, natürlich mit der auf Fiji üblichen Hibiskus Blüte im Haar (auch Männer tragen die). Ihren Namen habe ich leider vergessen, aber sie war sehr sehr freundlich und fragte jedes Mal, wenn wir uns sahen, wie es mir geht und was ich so gemacht habe. Man spürte diese Gelassenheit in ihr. Ich stellte mir ihren Alltag hier oben vor.

Nach dem Frühstück muss es zunächst recht langweilig sein, denn viele Gäste, die hier tagsüber Drinks zu sich nehmen und bewirtet werden wollen, schien es nicht zu geben. Die Betten und Bungalows wurden von anderen, eher jugendlichen Fijis gesäubert. Ich fragte mich, was sie also den ganzen lieben langen Tag so macht… Der Hausherr, so hatte ich mitbekommen, fuhr jeden Morgen erstmal mit seinem Hund zusammen im Boot nach Viti Levu und besorgte sich eine aktuelle Tageszeitung, die er anschließend bei einem genüsslichen Kaffee und viel Ruhe durchlas. Ja und ich, ich wusste zunächst auch nicht so recht, was ich nach dem Frühstück anstellen soll. Der Strand war leider bei weitem nicht so schön wie an den Nachbarinseln, das Wasser hatte keinen starken Wellengang, war kaum tief und war dadurch ziemlich warm, fast schon aufgeheizt. Es gab unten am Ufer kleine Boote, von denen ich mir eins nahm und etwas raus paddelte, um die Natur und Tiere ein bisschen zu erforschen. Das Wasser war glasklar. Ansonsten lag ich ziemlich viel in der Hängematte am Strand, hörte Musik und machte mir viele Gedanken zu meiner Rückkehr nach Deutschland und meine weitere Zukunft.

Wie wird das Gefühl sein, wieder in seine Heimat zurückzukehren, wenn alles so vertraut ist? So schön meine ganzen Abenteuer waren und so gerne ich das alles hier jederzeit sofort wieder machen würde, ich freute mich trotzdem total auf Deutschland. Zumindest auf die erste Zeit wieder daheim. Vom Hostel wurden auch ein paar Aktivitäten wie z.B. ein Volleyball Turnier zwischen den Gästen gegen die Angestellten angeboten, aber zumindest das erste, das geplant war, wurde wohl mangels interessierter Gäste abgesagt. Es herrschte hier wirklich gähnende Leere und so langsam wurde mir bewusst, warum mich der Typ aus dem Hostel in Nadi auf eine andere Insel schicken wollte. Wobei ich persönlich es jetzt nicht unbedingt komplett schlecht fand. Klar, es war total ruhig und der Tag zog sich ziemlich, aber ich finde, das gehört irgendwie dazu. Wenn man an Fiji denkt, denkt man doch an tramhafte Strände, unendliche Ruhe, eine Hängematte und „den ganzen Tag lang Gammeln“.

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Und genau so war es hier tatsächlich auch. Gut, der traumhafte weisse Sandstrand mit schöner Brandung, tiefem Ozean, in dem man tauchen kann und tolle Palmen fehlten im Resort leider, das war das Doofe. Hierfür hätte ich zum Beispiel nach Beachcomber Island fahren müssen, wo ich mit dem Taxi kurz gewesen bin.  Dort sah es wirklich richtig traumhaft aus und es war einiges mehr los. Die Gäste dort werden von fijianischen Musikern begrüßt, die mit den Gästen musizieren, diesen die Traditionen zeigen und viel Spaß miteinander haben. Hier war deutlich mehr “Leben” auf der Insel zu spüren, als auf Malolo Island. Ich finde, beides hat was für sich. Gegen Abend trafen wir paar wenigen auf Malolo uns dann wie bereits erwähnt oben in der Lobby zum Essen und Kartenspielen. Die anderen kamen aus England, Kanada und Frankreich. Sie bemängelten die langweilige Stimmung und waren froh, dass sie nun  auf eine andere Insel weiterziehen konnten.

 

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Am letzten Tag auf der Insel hatte ich einfach mal Lust ein bisschen rumzulaufen. Deshalb bin ich an der Lobby vorbei und die Grashügel noch weiter hoch gelaufen, um zu schauen, was es ganz oben so gibt und ob man vielleicht von oben auf die andere Seite der Insel schauen kann.  Auf der Spitze von Malolo Island angekommen, hatte ich einen richtig geilen Ausblick. Von hier sah man auch ein schickes Haus, das wohl der Privatwohnsitz der Hostelbetreiber war. Die Insel war aber doch viel weiträumiger, als ich vorher dachte. ich hatte mir vorgestellt, ich laufe einfach bis zum Höhepunkt der Insel und kann dann auf die andere Seite runterlaufen, aber dem war natürlich nicht so. Ich lief ein bisschen, drehte dann aber doch wieder um, da es keinen Sinn hatte. Mal kurz so eben auf die andere Seite “runterhoppen” ging nicht. Ich machte ein paar Fotos von da oben aus und genoss die Aussicht. Anschließend wollte ich an der Rezeption kurz ins Internet, um meine E-Mails und Facebook zu prüfen. Hier wurde allen Ernstes nach jeder einzelnen Sekunde (!) abgerechnet. Ich lies mich darauf ein, wollte ja nur kurz das Wichtigste machen. Als gmx.de aber nach sage und schreibe 120 Sekunden noch immer nicht vollständig geladen war, gab ich auf. Schade eigentlich, denn auf einigen Nachbar Inseln gab es offenbar deutlich schnelleres Internet und zwar kostenfrei. Das hat mir einer aus meinem Zimmer erzählt.

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Dann war meine Zeit auf Malolo auch schon wieder rum und ich packte meine Sachen zusammen. Zum Schluss ging ich nochmal hoch zur Bar, um mich bei der netten jungen Lady noch kurz zu bedanken und zu verabschieden. Ich bin dann mit meinem Backpacker Rucksack vor zum Bootsanlegesteg gelaufen und musste noch etwas warten. Gerade kamen zwei Fijianer von ihrem Fischfang zurück und ich kam kurz mit ihnen ins Gespräch. Sie fragten mich, wie Fiji mir gefällt und so. Dabei erzählten Sie mir dann, dass das Funky Fish Resort (meine Hostelanlage) nicht die Einzige auf Malolo sei und auf der anderen Inselseite noch mehr los ist und sie dort wohnen würden. Ich war überrascht, denn wenn man im Funky Fish residiert, hat man das Gefühl, die Insel sei total verlassen. Naja, dann kam irgendwann wieder der Yasawa Flyer (das Motorboot-Taxi) und nahm uns mit.

Wir klapperten ein paar andere Inseln ab und ließen dort Leute raus, nahmen welche mit auf. Dabei konnte ich wirklich noch viele andere Inseln sehen und war schon ein bisschen neidisch, als ich die tollen Strände mit dem tiefblauen Wasser sah. Hier war einfach Urlaubsfeeling mit Schnorcheln, Strandbar und Co. in vollem Gange. Naja, ich konnte es nicht ändern, meine Zeit auf Malolo war trotzdem definitiv nicht vergeudet. Wir sind dann wieder Richtung Viti Levu gecruised, auf dem Boot waren einige Leute, die sich vom Hin- und Herhoppen von der einen auf die andere Insel schon kannten. Am “Hafen” angekommen, mussten wir noch ‘nen kleines Stück durchs Wasser laufen, da das Boot nicht bis ganz vorne ans Ufer fuhr. Jetzt hieß es “Aufpassen und nicht mit dem Gepäck hinfallen, sonst hast du ein Problem”. Es warteten schon ein paar Taxifahrer auf uns, die gutes Geschäft witterten. Wir teilten uns also auf die Autos auf und fuhren dann zu den jeweiligen Unterkünften.

Ich war der letzte Gast im Taxi und irgendwie war mir der Taxifahrer auch nicht ganz geheuer. Ich merkte, wie er das Taxameter gekonnt durch seine abgelegte Mütze verdecken wollte und sprach ihn daraufhin an. Er solle bitte per Taxameter abrechnen, bat ich ihn freundlich. Die Jungs dort versuchen echt alles…Es handelte sich um einen Mittfünfziger, indischer Herkunft. Wir sprachen ein wenig über Leben auf Fiji und in Europa, er erzählte mir stolz von seiner Tochter und das er sie demnächst verheiraten wird. Selbstverständlich nur an einen sehr gebildeten Mann, einen Arzt zum Beispiel. Ich entgegnete ihm, ob er das für richtig halte, seiner Tochter einfach einen fremden Kerl vor die Nase zu setzen und über Ihren Kopf hinweg eine Hochzeit zu erzwingen, obwohl sie diesen Mann vielleicht gar nicht liebt. Er erklärte mir, dass sie natürlich auch wählen und die Männer ablehnen darf, aber es muss auf jeden Fall einer aus Papas Auswahl sein. Ich dachte nur “…die arme Tochter”.

Aber gut, andere Länder, andere Sitten! Zum Glück waren wir dann in der Queens Road in Nadi angekommen, sonst hätte ich mich wohl nur noch mehr über sein sturres Steinzeitdenken aufgeregt. Ich bin dann nochmal für eine weitere Nacht ins Hostel.

zum Anfang von 53093 Kilometer und zurück! – Ein Work & Travel Abenteuer in Australien, Indonesien, Südkorea & auf Fiji >

Jaaa und dann war er da, der 25. Februar 2011. Der Tag, an dem ich Australien endgültig wieder verließ. Ich fuhr alleine Richtung Flughafen, begab mich zum International Airport und checkte ein. An der Passkontrolle bekam ich den Leaving Stempel der australischen Behörde und ging zum Gate durch. Nun ging es also nach Nadi, Fiji. Auch für dort hatte ich mir vorab schon ein Hostel gebucht. Was heißt “ein Hostel”…Es gab eigentlich auch nur eins. Ich Andyg mir Air Pacific, etwa 4 Stunden in den noch ferneren Osten. Neben mir saß eine echte Fijianerin. Sehr kurz geschorene, gelockte schwarze Haare hatte sie. Das ist typisch für Einwohner auf Fiji. Sie war zunächst sehr zurückhaltend, erzählte mir dann aber von ihrer Flugangst. Wir kamen irgendwie ins Gespräch und bestellten uns dann ein Glas Wein. Das hatte ich bisher nie gemacht, aber sie meinte, sie mache das immer, wenn sie fliegt. Ich erzählte ihr von meine Reise und das ich jetzt auf meinem Rückweg nach Deutschland auch einen Stopover auf Fiji mache. Sie erzählte mir von ihr und später hörte jeder für sich noch ein wenig Musik.

Queens-Road in Nadi, Fiji

Queens-Road in Nadi, Fiji

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Als wir in Nadi landeten, wurden wir “Neuankömmlinge” gleich im ersten Gebäude von einer traditionellen Musikkapelle und dem typischem “Bula!” (was so viel wie “Hallo, Willkommen!” heißt) begrüßt. Von dort reihten sich die Schlangen bis zu den entsprechenden Passkontrollen. Hier verlor ich dann meine Bekanntschaft aus dem Flieger, da sie einen fijianischen Pass besaß und woanders durchmusste. Sie war aber eine angenehme Reisepartnerin und ich fands cool, gleich im Flugzeug mit einer Einheimischen sprechen zu können. Unproblematisch erhielt ich einen Einreisestempel und durfte passieren. Ich holte meinen Backpacker Rucksack und begab mich zum Ausgang des Passagierbereichs. Mein 1. Stopvover – ich freute mich! Die 1. “Hürde” in Richtung Heimat. Hürde ist jetzt wirklich ziemlich negativ ausgedrückt, aber mir fällt gerade nichts Besseres ein. Wie oft kommt man in seinem Leben wohl auf die Fiji Inseln…? Es gab bei diesem ein-wöchigem Urlaubstrip nur einen Nachteil: Der Zeitunterschied zu Deutschland erhöhte sich noch einmal und betrug auf Fiji nun das Maximum von sage und schreibe 12 Stunden. Wenn es hier 12 Uhr Mittag ist, ist es in Deutschland Punkt 12 Uhr Mitternacht. Für den Kontakt zu Meiner Freundin in Deutschland war das natürlich quasi ein K.O. Aber es war ja “nur” eine Woche. In Korea würden es wieder gewohnte und “angenehme” 7 Stunden sein.

Die Zeit spielt auf Fiji aber schon eine wichtige Rolle: Bis zum 29. Dezember 2011 verlief die internationale Datumsgrenze direkt durch die zu Fiji zugehörige Insel Taveuni. Dort befand sich an entsprechender geographischer Stelle auch ein Hinweisschild. Stellte man sich nun bspw. an einem Samstag um 10 Uhr mit dem einen Fuß auf die linke Seite und mit dem anderen Fuß auf die rechte Seite, stand man mit dem linken Körperteil in Richtung Westen und befand sich im Samstag um 10 Uhr. Mit dem rechten Körperteil jedoch befand man sich sozusagen im Osten und dort war es nun noch Freitag 22 Uhr. Links also ist Heute und ein paar cm weiter rechts ist noch gestern. Man kann hier so gesehen also auch zweimal Silvester feiern:) Das alles war bis zum 29. Dezember 2011 so. An diesem Tag wurde die Datumsgrenze verschoben, sodass diese jetzt einen Knick nach rechts macht und auch die Insel Samoa zur westlichen Zeitzone wie auch Fiji, Australien und Neuseeland, zugehört.

Der 30. Dezember musste in diesem Jahr dafür ausfallen, man sprang vom 29.12 direkt auf den 31.12. 775 Einwohner aus Samoa hatten daher quasi keinen Geburtstag. Samoa hat sich zum Wechsel der Seite entschlossen, damit die Handelsgeschäfte (z.B. mit den Hauptgütern Kokosnuss und Fisch) mit den wichtigen westlichen Nachbarn in Südostasien, Australien und Neuseeland einfacher werden. Bisher hatte man dort durch den immensen Zeitunterschied nämlich  immer nur drei gemeinsame Werktage. Der Wechsel wurde stark kritisiert. Samoa war bis 1892 bereits auf der westlichen Seite, ist dann aber in den Osten “gesprungen”, um den USA zeitlich näher zu sein. Mit den USA geht inzwischen businessmäßig nichts mehr, deshalb entschied der Premierminister Tuilaepa Sailele ziemlich einsam den erneuten Wechsel in den Westen.

Er ist bekannt dafür, vieles einfach alleine zu entscheiden: Am 08. September 2009 wurde der gesamte Straßenverkehr von rechts auf links umgestellt, damit Gebrauchtwagen aus Australien und Neuseeland (wo auch viele Auslands-Samoaner leben), die ja auch Linksverkehr haben, günstig nach Samoa kommen. Auch damals musste er viel Kritik auf sich nehmen, denn die ganze Umstellung erfolgte ziemlich ungeplant und somit hatten die ganzen Busse ihre Ein- und Ausgänge auf der falschen Seite. Man stieg quasi nicht am Bordstein ein- und aus, sondern mitten auf der Straße. Außerdem ging der erhoffte wirtschaftliche Erfolg der Importautos nicht wirklich voran und die Autos mit dem Steuer auf der linken Seite waren im Prinzip wertlos geworden. Und genau deswegen wird gezweifelt, ob auch diese radikale Aktion von Tuilaepa Sailele Samoa wirtschaftlich wirklich voran bringt. Jetzt bin ich aber ganz schön abgeschweift…

In der Vorhalle des Flughafens von Nadi warteten jedenfalls schon einige Abholer, vor allem Bedienstete von irgendwelchen Reiseagenturen. Sofort wurde ich von zwei Fijianerinnen angesprochen, ob ich Hilfe bei der Suche eines Hotels brauche usw. Ich dankte ab und ging weiter. Ja, es war vereinbart, dass mich jemand von meinem Hostel abholen kommt. Es waren einige Leute dort. Immer wieder bot man mir auch eine günstige Taxifahrt an. Dann fand ich meinen Fahrer, ein großer, recht langsamer Zeitgenosse. Sein Englisch war in Ordnung und er sagte mir, wir müssen noch auf ein paar andere Leute warten, die ankommen würden. Die Taxifahrer, Hotelchauffeure und diversen andere schienen sich alle irgendwie zu kennen. Dauernd riefen sie sich irgendwelche Worte in ihrer Sprache, Fiji Hindi, zu. Nach ein bisschen warten, sind wir dann doch schon mal alleine zum Auto. Dann erhielt er aber plötzlich einen Anruf und holte auch die anderen Leute noch. Es waren auch Deutsche.

Im Auto kamen wir kurz ins Gespräch und ich erfuhr, dass ein Mädel aus Malterdingen, in Baden-Württemberg kam. Ich musste schmunzeln, schon wieder eine, die nur 6km neben Meiner Freundin wohnte. Der Chauffeur fuhr uns also zum Hostel. Wobei man hier kein Hostel nach “australischer Art” erwarten durfte. “Einfaches Guesthouse” traf es wohl eher. Nadi ist mit 11.000 Einwohnern eine der größeren Städte auf Viti Levu, der Hauptinsel der gesamten Fiji-Gruppe. Das interessante tagtägliche Leben findet in Nadi hauptsächlich nur auf einer Hauptstraße, der Queens-Road, statt. Nadi war relativ heruntergekommen, alles wirkte sehr arm und stehengeblieben. Keine Ampeln, Straßen aus purem Schotter, überall irgendwie staubig usw. Das Klima war ähnlich wie im nördlichen Australien, ziemlich tropisch, etwas tropischer als in Cairns, aber nicht ganz so stark wie in Darwin.
Im Hostel angekommen mussten wir alle in zur Rezeption, die vom Chef besetzt war.

Ich war als erster dran und gab meine Daten durch. Nach Bezahlung brachte mich der Chauffeur zu meinem 4-Bett Zimmer. Ein 4-Bett Zimmer bestehend aus 3 Betten. Man ging davon aus, dass zwei Personen einfach im Doppelbett zusammen schlafen. Glücklicherweise hatte ich das Zimmer aber für mich allein, die anderen Leute, die mit mir gekommen waren, hatten offenbar andere Zimmer gebucht. Das Zimmer war auch eher einfach gehalten, aber dafür immerhin mit eigenem Badezimmer. Das Hostel wurde von einem Ehepaar betrieben, der Mann war der Chef. Er war manchmal ganz schön grimmig drauf. Es gab bspw. einen PC mit Internetzugang, für den man sich “Guthaben” bei ihm kaufen musste. Man zahlte einfach einen Betrag für bspw. 100 Min und erhielt eine Quittung. Die 100 Min wurden nicht irgendwie mitgeloggt, es ging mehr nach Vertrauen. Dass ich allerdings öfter an den PC ging, dafür aber immer nur kurz, gefiel dem Hausherr nicht. Er mahnte mich an, sagte ich hätte die Zeit doch schon längst verbraucht. Ich erklärte ihm, des ich lieber öfter aber dafür kurz online gehe, trotzdem war er irgendwie komisch drauf.

Auch als ich bei ihm Rechnungen für das Zimmer oder den späteren Trip zur Insel buchte, bei den Zahlungen hatte ich immer das Gefühl, er will mich abzocken. Es gab also nur diese eine Hauptstraße und wenn ich dort entlang gelaufen bin, sah ich den ganzen Tag die Fijianer auf der Straße rumlungern. Viele gafften mich an, weil ich “anders” aussehe, so hell eben. Viele schienen einfach nichts zu tun zu haben, sie standen einfach nur am Bürgersteig rum und redeten, verbrachten den ganzen Tag dort und glotzten mich an, als sei ich sonst wer. Alles wirkte hier so trist, und manchmal fühlte ich mich ziemlich unwohl, wenn ich an einer Gruppe zusammensitzender Fijianer vorbeilaufen musste. Das Leben hier erinnerte mich manchmal schon ein wenig an eine 2-3. Welt, wo es keine Technologie und keinen Fortschritt gibt. Computer sind hier tatsächlich auch eher selten. Es gab 2-3 Internetcafés, die dauerhaft voll besetzt waren. Ich war in allen mal drin.

Das Internet war, wie fast alles auf Fiji, nicht wirklich teuer. Direkt neben meinem Hostel war auch ein Internet-Café. Irgendwo im 2. Stock eines Wohnhauses war es ein kleiner Raum mit 5-10 Uralt Rechnern. Alles jugendliche Fijianer, die dort waren. Ich war der einzige Ausländer und verstand nichts von dem, was sie miteinander sprachen, aber das machte nichts. Der Typ, der es betrieb konnte englisch und war sehr freundlich zu mir. Dann bin ich die Straße in die andere Richtung gelaufen und hab mir die paar Souvenirshops, die es hier gab, angesehen. An einem Shop wurde ich von einem etwas älterem, kräftigerem Typ angesprochen: “Bulaaa!!”, “What’s your name?”, “Toby? Hy Toby!” Er verwickelte mich in ein Gespräch und bat mich, mit in seinen Laden zu kommen. Er war sehr enthusiastisch, fragte mich, woher ich komme und rief mir dann mit dunkler Stimme den typischen Motivationsspruch zu: “Toby, come in and relax…because now…., it’s Fiji Time!”- Er wollte mir die traditionelle “Kava Zeremonie” näher bringen und zeigen. Ich ließ mich darauf ein und folgte ihm. In seinem Laden verkaufte er viele Holzprodukte, Instrumente, Ketten, Anhänger und sowas. Auf dem Boden war ein großes Tuch, eine Art Teppich ausgebreitet.

Wir setzen uns im Schneidersitz darauf. Seine Frau brachte eine Schale und ein paar andere Utensilien. Dann musste sie in den Hintergrund treten, da Frauen diese Zeremonie nicht machen. Es ist zwar nicht verboten, aber wohl einfach nicht üblich. Ich hörte dem Mann gespannt zu und war total aufgeschlossen, ich wollte unbedingt die Kultur der Fijianer kennenlernen. Er fing an mir die “Kava Zeremonie” zu erklären und mit mir durchzuführen. Kava, das ist die ca. 1m lange Wurzel eines Pfefferstrauches. In der Wurzel steckt ein leicht narkotisierender, beruhigender Wirkstoff, der heute auch in manchen Medikamenten verwendet wird. Er ist nicht gefährlich und macht auch nicht süchtig. Man gewinnt den Inhaltsstoff durch Zerkleinern, Wässern und Filtrieren der Wurzel, was der Mann vor meinen Augen auch machte. Er erhielt ein Pulver, das er dann mit Wasser mischte. Es gibt bei der Zeremonie keine besonderen Worte, eher besondere Handlungen. Also in welcher Reihenfolge man vorzugehen hat. Dann trinkt man zusammen aus so kleinen Schälchen diese Flüssigkeit.

Dann wird die Zeremonie noch offiziell beendet. Ich saß mit ihm noch weiter auf dem Boden und wir sprachen ein wenig über Fiji und auch Deutschland. Er erzählte mir, dass Fiji aus über 300 Inseln besteht und sehr viele so klein sind und nicht einmal über Strom verfügen. Manche Inseln gehören international bekannten Stars, so sagte er. Nach ein bisschen weiterem Small-Talk über Autobahnen und Co. wollte ich dann langsam gehen. Aber hier kam dann glaube ich sein eigentliches Anliegen. Er bat mich nämlich unbedingt Sachen zu kaufen, als kleine Gegenleistung/Geste für die mir gezeigte Tradition. Ich verneinte zunächst, nahm dann aber doch noch eine Anhängerkette mit (die mir später dummerweise dann aber zerbrochen ist). Dann verließ ich den Laden wieder und schaute mich weiter in Nadi um.

In einer Seitenstraße entdeckte ich einen Supermarkt. Ich kam mir wirklich vor wie in Indien/Asien. Man darf hier in keiner Weise einen Supermarkt, so wie wir ihn hier kennen (bspw. Rewe, Aldi usw., erwarten. Es roch ziemlich nach Gewürzen und war relativ dunkel. Sowas wie Produktbewerbung/spezielles Licht gibt es nicht. Überall stehen relativ einfache Regale, gefüllt mit den Waren. Drogerieartikel gibt es nur an einer Extratheke mit Bedienung. Ich kaufte mir ein paar Getränke und traditionelle getrocknete und gewürzte kleine Chipsteilchen. Weiß nicht genau, wie ich die beschreiben soll. Einfach so kleine Teile zum Naschen.

In meiner Unterkunft war auch ein Frühstück inbegriffen. Ähnlich wie im Hotel bin ich dazu morgens runter in den Essenraum, wo auch eine kleine Bar zu finden war. An der Bar hab ich nie irgendjemanden Trinken sehen, mir bot man auch ein paar Mal ein Fiji Bitter, das einheimische Bier aus Fiji, an. Ich trank ein, es war gut. Aber wenn man da so allein sitzt, machts auch nicht wirklich Spaß. Beim Frühstück war es ähnlich. Es gab mehrere Tische, doch eigentlich frühstückte ich immer allein, nur einmal war noch eine kleine Familie mit im Raum. Zum Frühstück gab es eine Tasse Tee und zwei Toastbrote.

Natürlich wollte ich auch raus zu den Inseln, wie eigentlich nahezu jeder Tourist auf Fiji. Leider machte mir meine finanzielle Lage einen kleinen Strich durch die Rechnung. Ich war halt einfach zu wenig Arbeiten in Australien, hab zu viel gefaulenzt, haha! :) Ich hatte mich vorher bei Tobias A., den ich im YHA Hostel in Darwin kennengelernt hatte, erkundigt und mit ihm per Facebook geschrieben. Er war nämlich vor mir auf Fiji und hatte sich so einen Pass zum sogenannten “Island Hopping” besorgt. Da zahlt man dann einen festen Preis und kann anschließend über die Moorboote, die hier als Taxis agieren, sämtliche Inseln besuchen. Das ist ziemlich cool, somit kann man zum Beispiel jeden Tag auf eine andere Insel “hoppen”. Und wie gesagt, es gibt genug Inseln. Und jede hat wohl ihren eigenen Charakter. Es gibt Partyinseln, eher ruhigere usw. Allerdings war mir dieses Ticket zu teuer, somit entschied ich mich zunächst für 2 bestimmte Inseln, später aber dann doch für nur eine einzige, nämlich Malolo Island.

Immerhin brauchte ich ja auch noch Geld für die Woche in Korea. Malolo gehört zur Inselgruppe “Mamanuca” und ist von allen dieser Gruppe zugehörigen Inseln die größte. Sie liegt etwa 20km weit von Viti Levu entfernt. Der Chef vom Hostel meinte ich solle doch lieber auf eine andere Insel, da die anderen doch besser seien, aber ich blieb bei Malolo Island und kaufte bei ihm ein Hin- und Rückfahrt Ticket und die Unterkunft dort.

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