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Ich hatte mir online ein Bett in der Banyan View Lodge, einem Hostel in Darwin, gebucht und vereinbart, dass der Zimmerschlüssel im mit einem Sicherheitscode gesicherten Briefkasten am Haupteingang abgelegt wird, da zu meiner Anreisezeit kein Personal mehr da sein wird.

ebook-043Als das Flugzeug nach gut 3 Stunden seine Türen öffnete, erschlug mich erst einmal ein Wall von richtig feuchter, tropischer Luft. Die Luft war sehr warm, das Flughafengebäude wirkte wie ein Kühlschrank. Es war schon etwa 23 Uhr und ich setzte mich in ein Taxi und lies mich in die City fahren. Die Fenster waren offen, es war stockdunkel, aber noch richtig warm. Auf der Straße hörte man Frösche quaken und Grillen zirpen. Eine tropische, laue Sommernacht. Völlig normal für Darwin. Auszug aus Wikipedia: “Darwin ist die Stadt in Australien mit der geringsten „hohen“ Temperatur. Jeden Tag sind es 33 °C, ein kalter Tag ist 32 °C und ein heißer Tag ist 34 °C.” Und das stimmt, inzwischen kann ich das bestätigen. Heizungen und Jacken kennt man hier oben im “Top End” nicht. Alles wirkte irgendwie kleiner aber doch auch größer als in Sydney.

 

Es gab zwar keine riesigen Wolkenkratzer oder hochmoderne Gebäude, dafür war alles viel größer und weiter, einfach geräumiger. Ein Parkplatz war in etwa so groß wie zwei Fahrzeuge. Der Fahrer verwickelte mich in etwas Smalltalk, erklärte mir, dass morgen der “Tits-Out Tuesday” sei und mein Hostel in der Mitchell Street direkt in der City läge. Dort angekommen traf ich dann doch noch die Rezeptionisten, die gerade Ihre Schicht beenden wollte und konnte problemlos einchecken. Das Zimmer war ein 4er Zimmer und unglaublich angenehm gekühlt. Insgesamt machte das Hostel mir einen guten Eindruck. Der lange Gang mit den Zimmern rechts und links war gefüllt mit feuchter und heißer Luft.

Das Gefühl, wenn man von diesem ausgehend in ein angenehm gekühltes Zimmer geht oder umgekehrt war einfach toll. Als ich dann im Bett lag, spürte ich ein schwer beschreibbares Glücksgefühl. Ich hatte den Eindruck ich sei endlich angekommen, angekommen in DEM Australien, wie man es immer gehört hat. Tropisch, eine immerwährende Hitze und nicht weit vom puren Outback. Ein völlig anderes Australien als das, was ich in Sydney kennengelernt hatte. Passend dazu schaute ich mir im Bett den Film “Rogue – im falschen Revier” an, der von einem Monster Krokodil, das harmlose Touristen auf einer Bootstour im Kakadu Nationalpark (größte Attraktion für Urlauber im Northern Territory) angreift, handelt. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten.

 

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Am nächsten Tag machte ich zunächst mal einen Stadtrundgang und spürte dabei die knallige Sonne des “Top Ends”.
Keine einzige Wolke und das so gut wie fast 6 Monate lang. Zwei Jahreszeiten: Wet Season und Dry Season. Kälter als 20 Grad wird es hier nie.  Ich empfand es jedoch als gar nicht so unangenehm, da die feuchte Luft die Sonne mehr erträglicher machte. Am Nachmittag fiel mir ein, dass ich im Hostel mal die “Laundry” benutzen muss (meine „Undies“ wollen ja auch mal gewaschen werden)  und dafür noch Kleingeld benötige.
Also betrat ich einen Souvenirshop, um dort Geld zu wechseln. Es war “It’s Australian” und beim Schritt über die Türschwelle wusste ich noch nicht, dass mir dieser Schritt mein zukünftiges zuhause bringen würde. Ich frage nach 1$ Coins und die rothaarige Dame hinter der Ladentheke fragte woher ich sei. Nach dem typischen “Germany”, wechselte sie ins Deutsche mit rheinischem Dialekt und fing etwas Smalltalk an. Sie erzählte von ihrer deutschen Freundin Franziska und das dessen Nichte Laura aus Deutschland zurzeit zu Besuch sei, aber dringend Anschluss zu Gleichaltrigen sucht. Ich hinterließ meine Handynummer und fand es mal wieder amüsant, wo man überall Deutsche trifft.

Aber das war ja eh so ein Thema für sich: Deutsche in Australien. Neben den Engländern und Franzosen sind wir hier wohl mit die am meisten vertretene Nation unter Backpackern.  Wenn man ein neues Zimmer in einem Hostel bezieht, dann grüßt man üblicherweise die anderen Leute im Zimmer und stellt sich gegenseitig kurz vor, fragt woher man kommt, wo man bisher in Australien war und wo es als nächstes hingeht. Da es in Australien von deutschen Backpackern geradezu wimmelt, kam es ab und an vor, dass man ich mich mit meinem Gegenüber zuerst auf Englisch unterhalten hab, bis wir beide dann merkten, dass wir beide aus Deutschland kommen. War der Gesprächspartner dann aber doch mal kein Deutscher, kam es dennoch öfter mal zu lustigen oder auch unlustigen Situationen:
“Ehrlich gesagt war ich auch ganz froh, dass Sebastian und ich die einzigen Deutschen waren, schon was Besonderes, wenn man bedenkt, wie viele deutsche Touristen sich in Oz tummeln. Wenn ich erzählt habe, dass ich aus Deutschland komme, war der erste Satz meist: ‚Oh, es sind ja so viele Deutsche hier!‘ (was aber nicht negativ gemeint ist) und als mir eine Taiwanerin erzählt hat, dass sie viele Deutsche getroffen hat, meinte eine Israelin, die ebenfalls auf unserem Zimmer war: ‚Es ist unmöglich, sie nicht zu treffen! Sie sind überall!’” Dies schrieb Danica (du wirst sie im Kapitel „Der Trip in den Litchfield National Park“ kennenlernen) zu jener Zeit in Ihrem Weblog. Und dies kann ich bestätigen. Meist folgten dann, und das ist jetzt kein Scherz, Kommentare wie “Ahhh Germany?…Heil Hitler?!?!” oder “Germany? Ahh, Nazis?!”. Natürlich nicht immer, aber es kam öfter vor. Und ich bin da nicht er Einzige, dem das aufgefallen ist.

Hier merkte ich sehr deutlich, dass im Ausland über unsere Geschichte und Hitler (irgendwie verständlicherweise) viel direkter und offener gesprochen wird, als in Deutschland selber.  Australier z.B. wissen vielleicht gar nicht, dass der Hitlergruß bei uns im Lande gesetzlich verboten ist und wir darauf etwas merkwürdig reagieren mögen.  Manchmal hingegen wurde ich aber auch für unsere Autobahnen  gelobt, die im Ausland sehr hoch angesehen sind.:) (…und zwar wirklich die Autobahnen selber, nicht deren vermeintlicher „Erfinder“, der sie hat bauen lassen…)
Am Abend rief mich Laura bereits an und wir verabredeten und zum gemeinsamen Mittagessen mit ihr und Anja (die nette Dame aus dem Souvenirgeschäft) im Monsoons, dem angesagtestem Club/Pub/Bar/Restaurant der Stadt. Ich kam noch kurz mit einem deutschen Zimmergenossen namens Mariosh ins Gespräch, der am nächsten Tag mit einer Mitfahrgelegenheit (einem “Lift”) weiterreisen wollte.

Ich ging also zur Mittagszeit zurück in die CIty und fand das Geschäft auch tatsächlich wieder. Anja stellte mir noch kurz Nazli vor. Sie arbeitete auch in dem Souvenirgeschäft und ist eine Türkin, deren Familie aber in Darwin lebt und arbeitet. Gelegentlich kommt sie dann im Sommer zu Besuch und verdient etwas Geld. Ihr Vater arbeitet gegenüber in einem türkischen Café.
Anja und ich liefen dann 10 Meter nebenan in einen anderen Souvenirladen, der dem gleichen Besitzer (Ron) gehört. Dort arbeitet und waltet Andy- Wild rumfuchtelnd kommandierte er Laura herum, die ihm aus Langeweile ein bisschen unter die Arme griff und die ich genau in diesem Moment dann auch kennenlernte. Sie war lässig drauf und ca. in meinem Alter. Zu viert gingen wir um die Ecke ins Monsoons. Anja und Andy waren hier tägliche Gäste  mit reserviertem Stamm-Sitzplatz. Ich lernte erst mal die darwinsche Lunchtime kennen: 2-3 Jugs Bier und teures Essen. Wir lernten uns alle ein wenig kennen und ich war froh, hier in Darwin Anschluss gefunden zu haben.
Anja und Andy nahmen schnell ein Pfefferminz-Bonbon um ihre Alkohol Fahne zu übertünchen und gingen wieder arbeiten, während Laura und ich ein wenig durch die City spazierten. Wir schauten uns die “Lagune” an, die bei den Einheimischen so angesagt war, waren aber etwas enttäuscht. Das war nur ein kleiner, künstlicher See, daneben ein bisschen Wellenbad. Ein ernüchternder Versuch den Menschen eine Bademöglichkeit zu bieten. Ganz Darwin ist umschlossen vom freien Ozean, doch geht hier wegen Ebbe und Flut, kaum Wellengang und Krokodilen niemand schwimmen.

Die Tage darauf traf ich mich immer wieder mit Laura zum Rumhängen und Zeit verbringen. In Darwin kann man nicht viel machen und es wird schnell langweilig. Wir kauften uns eines Abends ein Sixpack Bier, legten uns auf eine Steinplatte am einzigen “Strand” in der City und betrachteten bei wolkenfreier Sicht den Sternenhimmel. Der Strand ist kein wirklicher Strand. Es  ist total steinig dort. Hinlegen und Sonnen kann man sich dort nicht wirklich. Nur ein bisschen schauen und am Wasser planschen.

 

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links: Andy’s „N.T. Aussie Shop“ – rechts: Anja’s „It‘s Australian“

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Beim Mittagessen im Monsoons

An einem anderen Tag besuchten wir den Crocodylus Park am Stadtrand von Darwin. Laura hatte zufällig ein paar Ausschilderungen zum Park entdeckt, als sie eines Tages mal aus Langweilige ein wenig in der Gegend rumgelaufen war und wollte den nun mit mir besuchen. Es war eine Art Forschungs- und Beobachtungsstation von Krokodilen und anderen Tieren wie Emus, Kängurus, Tiger oder Affen. Lustig waren auch die Jumping Crocodiles, die von einem Pfleger mit Futter an einer Leine zum Hochsprung motiviert wurden. Er erzählte auch ein paar Fakten zu den in Australien lebenden ‚Crocs‘. Als wir das gesamte Gelände durchlaufen hatten, verewigten wir uns noch mit zwei Einträgen im dort ausgelegten Gästebuch und liefen dann wieder zurück nach Fannie Bay, wo Laura bei ihrer Tante lebte.

 

Crocodylus Park

Friedhof & Crocodylus Park in gleicher Richtung?!

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Wenige Tage später fuhr ich wieder zu Laura und Franziska. Wir liehen uns das Auto, um in ein Waldgebiet zu fahren, in dem Franziska mit Anja regelmäßig mit den Hunden spazieren geht. Dort gibt es auch einen kleineren Regenwald in dem es angeblich Schlangen geben sollte. Das wollte ich unbedingt sehen! Laura fuhr den Wagen, ich traute mich nicht so recht: Automatik & auch noch Linksverkehr. Ich war beeindruckt, da der “Wald“ (wenn man ihn so nennen kann) unscheinbar riesig und endlos wirkte und einfach alles so menschenfrei war. Diese “Freiheit” wird mir im Northern Territory immer wieder bewusst. Es ist ja auch so groß wie Spanien, Frankreich und Italien zusammen und auf dieser Fläche leben nur etwa 225.000 Menschen. Ich wollte unbedingt eine Schlange sehen und auf einmal huschte eine solche vor meinen  Füßen an mir vorbei. Die Schlange war wohl nicht so sehr groß gewesen und nach wenigen Sekunden auch nicht mehr zu sehen, aber immerhin war das meine erste und einzige Begegnung mit einer australischen, in der Natur lebenden Schlange gewesen.
Ein weiteres Highlight in Darwin ist der Mindil Beach Sunset Market. Es handelt sich dabei um einen Markt auf dem Vorplatz von Darwins bekanntestem Strand, dem Mindil Beach. Laura und ich waren mit Nazli zu einem Rundgang über den Markt verabredet. Hier kann man super schön flanieren und sich von verschiedensten Ständen inspirieren lassen und Essen aus unterschiedlichen Nationen genießen. Das meiste war aber entweder Krimskrams oder Kleidung für die Frau. Nazli fand zwei passende Oberteile und ich zwei Armbänder. Gegen 18 Uhr etwa versammeln sich dann alle am riesigen Sandstrand, um den Sonnenuntergang zu beobachten, der hier auch angeblich am schönsten sein soll, da Darwin die nördlichste Stadt Australiens ist. Darwin nennt sich selbst gerne die “Sunset City”.

 

Nachdem das Schauspiel sein Ende nahm, liefen wir quer über den Strand, vorbei an Tennisplätzen in die “Skycity”, einem stadtbekannten Casino Gelände. Direkt reinspaziert, wurde ich auch sofort freundlich gebeten, meinen Rucksack und meine Mütze abzugeben, da das nicht dem Stil dieses Etablissements entspreche. Ich sah wahrscheinlich wie ein richtiger Volltourist aus. Die beiden Mädels durften ihre Handtasche aber mitnehmen, gemein!

Beeindruckt beobachten wir einige Spieler, tranken wieder Bier, tauschten in der Raucherlounge dann Handynummern aus und ließen den Abend so ausklingen. Die nächsten Tage verliefen oft gleich: Aufstehen, mit Laura treffen und ein bisschen in der City rumhängen, Mittagessen im Monsoons und weiter rumhängen.
Eines Tages fuhren wir zusammen nach Casuarina, einem Vorort von Darwin. Hier befindet sich ein großes Shopping Centre mit den großen Läden wie „Big W“, „K-Mart“ etc. Auch sonntags ist hier geöffnet und deutlich mehr los, als in Darwin in der City. So lernten wir uns gegenseitig ein bisschen kennen.

Sprechstunde bei Santa Claus @ Casuarina Shopping Center

Sprechstunde bei Santa Claus @ Casuarina Shopping Center

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An einem anderen Nachmittag besuchten wir nochmal Franziska zuhause, tranken im Garten und spielten mit den Hunden. Es kam noch Carlos, Franziskas Mann hinzu, der gerade von seiner Schicht zurückkam. Er ist Busfahrer in Darwin und kommt gebürtig aus Argentinien oder so. Später werde ich einmal in einen seiner Busse zufällig einsteigen. Als es dunkel war, brachte mich Laura zur Bushaltestelle und ich fuhr zurück in die CIty ins Hostel. Ich war mittlerweile ins YHA Darwin umgezogen. Genauer gesagt ins Zimmer 5. Dort war ich im 8-Bett Zimmer mit Tobias, einem deutschen Koch der in der Skycity im Casino als solcher arbeitete und fett Kohle verdiente und noch ein paar anderen deutschen, Engländern und einem kleinen Neuseeländer. Er schlief direkt über mir. Warum ich das erwähne? Er hatte öfter Besuch einer jungen Dame und eines Abends machten sich die beiden einen netten DVD Abend im Bett. Gegen 23 Uhr ging ich schlafen, wurde zunächst von einem von oben kommendem iPod, dann irgendwann vom sich hin-und her bewegendem Bett geweckt. Ja, die beiden hatten wohl ziemlich Spaß. Als ich dann die Tage mal mit dem anderen Toby zum Bier verabredet war, trafen wir das Pärchen (mit denen er sehr gut befreundet war). Irgendwie war es mir peinlich.




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