Nach ein paar Recherchen, wo man entlang der Ostküste noch so stoppen könnte, kam ich zunächst auf das kleine Örtchen namens Noosa Heads. Es liegt nördlich der Sunshine Coast. Dort bin ich wieder mit dem Greyhound Bus hingefahren. Noosa Heads ist wirklich nicht groß. Am Busbahnhof kam extra ein Typ vom Hostel, um mich abzuholen. Er war total locker drauf, typisch Aussie halt. Eigentlich sollte wohl noch jemand ankommen, aber irgendwie kam der oder diejenige nicht. Deshalb sind wir alleine losgefahren. Er fragte, ob ich in Noosa etwas Bestimmtes vorhabe und verwickelte mich in ein bisschen Small-Talk. Er hatte eine ähnlich tiefe Stimme wie Samy Deluxe und alles war “no worries” und “that’s for sure”. Wir hielten noch an Noosa Junction, was das kleine Innenstadtviertel von Noosa Heads bezeichnet. Dort stiegen noch zwei Asiatinnen zu.

Der Typ vom Hostel erklärte mir, dass regelmäßig alle paar Stunden eben eine Art Shuttle vom Hostel zum Busbahnhof und durch die Stadt fährt, um Neuankömmlinge und Leute aus der Stadt aufzugabeln. Im Hostel angekommen, checkte ich ein. Es war ein kleines, eher familiäres Hostel. Der Chef war etwa 30 und Deutscher. Allerdings sprach er meistens doch lieber englisch. Nicht weil es ihm einfacher fiel, sondern weil er bewusst nicht deutsch sprechen wollte. Er zeigte mir kurz mein Zimmer und erklärte kurz die Einteilung und Regeln des Hostels. Es war nämlich etwas anders aufgeteilt. Es gibt etwa 4 kleine Häuschen, die aber eigentlich immer offen zugänglich waren. In jedem Häuschen hatte man zunächst eine Art kleines Wohnzimmer mit Couch, Tisch,TV, Kühlschrank, Wohnküche und Liegestühlen auf einer nach hinten rausgehender Terrasse und dann eben noch das eigentliche Hostelzimmer mit den Betten. Bei mir war es ein Viererzimmer. Neben mir waren noch zwei junge Ladys im Zimmer.

Ich glaube aus Kanada und England oder so. Sie hatten sich schon gut eingelebt und waren auch gut mit den anderen Leuten im Hostel befreundet. Wobei es nicht viele Leute waren, also das Hostel war weder sehr groß noch sehr voll. Generell verwirren sich halt eh nicht sooo viele Leute nach Noosa. Jedenfalls bemerkte ich, dass hier untereinander eine Gemeinschaft bestand und ich hatte Probleme mich einzuklingen. Deswegen war ich eher ruhig und machte mein eigenes Ding. Noosa war sehr uneben, es ging bergauf und bergab. Ich bin mal zum nicht weit entfernten Sunshine Beach gelaufen, doch es war sehr windig und grau. Leichter Regen setzte ein. Natürlich bin ich auch ab und zu mal in die Stadt gefahren, aber mehr als Noosa Plaza, ein kleines Einkaufszentrum, gab es nicht wirklich.
Ich lief an einem Taxrefund Office vorbei und nahm mir vor, mich diesbezüglich nochmal etwas genauer zu informieren.

Denn diese Steuererklärung wollte ich ja noch irgendeiner Firma in Auftrag geben. Zu meiner Bewunderung waren die Mädels gar nicht so typisch tussihaft drauf, wie oftmals der Fall. Sie bauten tatsächlich von sich aus Kontakt zu mir auf und fragten mich, ob ich nicht Lust hätte mit noch zwei anderen Typen einen Ausflug zum Noosa National Park zu machen. Das ist so ziemlich das Interessanteste, was es in Noosa gibt. Der Park liegt in einem Gebiet/Gebirge, das eben direkt an dem Sunshine Beach grenzt. Ich sagte den Mädels zu. Zu fünft sind wir dann losmarschiert. Neben uns dreien waren es noch ein lustiger Aussie und ein Typ aus Dänemark, die uns begleiteten. Wir sind erst zum Strand, da fing es schon an zu regnen. Aber wir entschieden uns trotzdem weiterzulaufen. Und das war ziemlich cool. Wir zogen die Schuhe aus und liefen barfuß den Berg zum Nationalpark hoch.

Barfuß-Wanderung im Noosa National Park bei strömendem Regen

Barfuß-Wanderung im Noosa National Park bei strömendem Regen

Es ging durch kleine Wanderwege, durch Matsch und über Steine. Es schüttete inzwischen wie aus Eimern, wir waren patschnass aber es war uns egal. Ich war der einzige, der bis zum Hostel alles barfuß lief. Für mich waren die Unebenheiten einfach nur toll. Wir sind einen kleinen Rundgang namens “Hell’s Gate Walk” gelaufen, der um die 2-3 Stunden umfasst. Man hatte von oben eine perfekte Sicht (vom miesen Wetter mal abgesehen), da der Berg halt direkt an der Küste liegt. Rundherum war nur der Ozean. Irgendwann wurde das Wasser besser und wir stoppten an einer Bucht, um zu schwimmen und zu plaudern. Wir kamen später dann an irgendeinem anderen Ende der Stadt wieder raus und mussten dann mit dem Bus zurück fahren. Vorher aber sind wir dann noch in ein Eiscafé und haben Eis gekauft. Ich muss sagen, dass es ein toller Ausflug war und ich es schön fand, in dieser kleinen Gruppe mal einen solchen ‘Nature-Walk’ zu machen.

ebook-268

Viel mehr ging in Noosa aber auch nicht. Das eine Mädel aus meinem Zimmer hatte am nächsten Tag Geburtstag. Ich gratulierte ihr. Das typische aufgeregte Frauengekreische unter den beiden Mädels am Morgen war aber trotzdem total nervig: ‘Ooohh, you’re sooo cute, thank you honey…’ Es gab wohl ein paar Kleinigkeiten und einen Kuchen, weswegen sie am Morgen schon total aufgeregt war.

Wir bekamen noch eine junge Dame ins Zimmer. Deren Namen weiß ich leider auch nicht mehr, aber sie war sehr freundlich und zu ihr fand ich einfacher Zugang. Ich unterhielt mich mit ihr beim Fernsehen ein bisschen. Ihr Plan war es wohl tatsächlich in weniger Tagen nach Toowoomba zu fahren, wo sie eine Freundin besuchen wollte. Ich fragte sie, ob das sicher oder überhaupt möglich sei, denn dort war ja die Flutwelle gestartet. Doch laut ihren Aussagen ging das wohl.

zum Anfang von 53093 Kilometer und zurück! – Ein Work & Travel Abenteuer in Australien, Indonesien, Südkorea & auf Fiji >

Ich nickte im Bus kurzweilig ein, der Bus hielt an wenigen Orten zwischendurch, aber an weniger als ich eigentlich dachte. Dazu war der Bus über eine halbe Stunde früher in Brisbane, als ursprünglich geplant. Da ich den Busfahrer auf Grund seines schnellen Slangs kaum verstand, wusste ich nicht, ob wir jetzt schon in Brisbane waren oder nicht. Aber es stiegen alle Fahrgäste aus, deshalb schloss ich mich an. Sicherheitshalber fragte ich trotzdem nochmal beim Fahrer nach, aber es war tatsächlich schon Brisbane. Es war halt einfach so, dass die Fahrroute irgendwie geändert wurde und einige Orte, wo der Bus eigentlich halten sollte, auf Grund der Flut nicht angefahren wurden.

Ich befand mich nun also am Bahnhof in Brisbane. Natürlich hatte ich mir vorher rausgesucht, wie ich nun zu meinem bereits gebuchten Hostel komme, aber vor Ort war dann noch alles etwas anders. Der U-Bahnhof war fast vollständig geräumt, irgendwelche Sicherheitsleute passten nur noch die erwarteten Busfahrgäste ab und wiesen sie in die richtigen Richtungen. Der U-Bahn Verkehr war nämlich fast lahmgelegt und auch die U-Bahn mit der ich nun fuhr, fuhr nur noch verkürzt. Der Sicherheitsmann lies mich sogar ohne Fahrschein passieren. Die Endstation der U-Bahn war zum Glück genau die Station an der ich rausmusste. Wenn ich noch weiter gemusst hätte, oh Gott, dann wär alles noch chaotischer gewesen. Im U-Bahnhof und auch in der U-Bahn gab es bestimmt 50x Mal die Durchsage, dass diese Bahn die letzte sein wird und diese bestimmte Stadtteile auch nicht mehr anfahren wird, da diese Stadtteile bereits überflutet seien.

Alles kam mir gruselig vor, es war eine Panikstimmung in der Luft. Quasi so, als wenn der Notstand ausgerufen worden sei. Ich stieg aus und lief aus der B-Ebene hoch auf die Straße hinaus. Es war gegen 20 Uhr etwa und erstaunlich ruhig. Alle Geschäfte waren zu und nur wenige Menschen anzutreffen. Ich war in der richtigen Straße, lief aber immer wieder rauf und runter. Ich fand diese dumme Hausnummer einfach nicht. Ich fragte daher einen Typen, oder nein, er fragte eher mich und zwar, ob ich mit ihm einen trinken geh, er würde auch bezahlen. Keine Ahnung, er schien bereits etwas alkoholisiert und verwirrt. Ich verneinte und suchte weiter. Schlussendlich fand ich es. Das Problem war gewesen, dass es kein offensichtliches Hostel war, sondern hauptsächlich eigentlich eine Bar mit eigenen Zimmern obendrüber, die vermietet werden. Als ich so zwischen 20 und 21 Uhr ankam, war die Bar bereits leer und ein paar Kellner wischten gerade noch die letzten Tische ab. Schon jetzt war tote Hose? Ich sagte, dass ich für zwei Tage ein Bett im 22er Betten Zimmer reserviert hatte und die restlichen Tage ein Bett im 8er Zimmer.

ebook-231

hergerichtetes Bett, wenn ich mal unten schlafen durfte :-)

Ich hatte extra zuerst das 22er bestellt, da ich das mal ausprobieren wollte. Klar, auf der Great Ocean Road waren wir auch im 26er oder so, aber da waren wir ja zu viert alleine. Ich wollte mal wissen, wie es in so ‘nem riesen Schlafsaal zugeht, wenn er voll belegt ist.  Just 4 Fun. Naja, daraus wurde nicht. Der Herr von der Theke sagte mir freundlich, sie hätten mich kostenfrei auf das 8er Zimmer upgegradet, da man davon ausging, es handele sich um einen Buchungsfehler. Ich sagte ihm nicht, dass ich bewusst das 22er gebucht hatte, das war mir dann auch egal. Er zeigte mir kurz die Räumlichkeiten und brachte mich zu meinem 8er Zimmer. Es war ein einfacher, leicht heruntergekommener viereckiger Raum mit jeweils 4 doppelstöckigen Hostelbetten. Es war ein anderer Mitbewohner im Raum, natürlich ein Deutscher. Seinen Namen weiß ich leider nicht mehr.

Ich richtete mich ein, machte mein Bett uns kam mit ihm ein bisschen ins Gespräch, als ich ihn fragte, ob hier immer alles so ruhig sei und warum die Bordsteine um 20 Uhr schon hochgeklappt sind. Er sagte, das sei nicht normal, nur sei für morgen die Flut in Brisbane angesagt und die Menschen seien geflüchtet. Die Flutwelle würde morgen früh Brisbane erreicht haben und man wisse nicht, welche Ausmaße das haben werde. Er machte mir damit ganz schön Angst, da ich seine Aussagen nicht richtig einzuschätzen wusste. Er war aber wohl schon seit mehreren Wochen in Brisbane und kannte sich gut aus, aber ich war mir nicht sicher, wie schlimm die Situation jetzt wirklich war. Ob wir dann morgen aufs Dach flüchten und uns von Heli’s retten lassen müssen, fragte ich ihn. Ausschließen tat er es nicht, er sagte nur, er wisse auch nicht, was morgen passieren würde. Jedenfalls hätten alle Läden frühzeitig geschlossen und die Menschen hätten sich rechtzeitig mit Lebensmitteln versorgt. Die ganze Zeit summte in mir “Wann kommt die Flut, wann kommt die Flut…”, das Lied von Witt Heppner.

ebook-236

Am nächsten Morgen war ich gespannt wie Bolle. Das Zimmer war noch trocken, aber was war draußen los? Unser Zimmer hatte keine echten Fenstr, nur so eine Art Attrappe. Jedenfalls konnte man nicht nach draußen schauen. Ich machte mich also auf den Weg vor die Tür. OK – die Straße war auch noch nicht überflutet und die Sonne schien herrlich. Am Eingang kam mir mein Zimmergenosse entgegen und meinte, die Flut hatte Brisbane tatsächlich erreicht und der Brisbane River, der durch Brisbane fließt sei vollkommen überlaufen. Er erklärte mir noch kurz den Weg zu einer großen Brücke, von der man die Flut sehr gut sehen konnte und verschwand dann. An Chinatown vorbei lief ich aufwärts zu dieser Brücke und macht mir selbst ein Bild. Es hatten sich einige Menschen versammelt und man konnte die Ausmaße der Flut durchaus gut überblicken.

ebook-243

ebook-242

Der Brisbane River war deutlich breiter als sonst und rechts und links ziemlich übergelaufen. Ich lief über die ganze Brücker runter zum Ufer, wo sich auch schon ein Kamerateam eines TV Senders positioniert hatte. Dort konnte man sehen, dass die Promenade, die man normalerweise entlanglaufen kann und auch das Haus des Bootsverleihs komplett unter Wasser standen. Auch der an das Ufer angrenzende kleine Park war kaum passierbar. Die nebenliegende Straße lief auch langsam voll, glücklicherweise begannen dort dann starke Steigungen. Die Straßen dort waren also nicht ebenerdig, es konnte dort also kaum was passieren. Dummerweise hatte in der Straße jemand sein Auto stehen und, warum auch immer, nicht rechtzeitig umgeparkt. Es stand bis zu den Rädern im Wasser. Am nächsten Tag war es bis auf 2 cm komplett untertaucht und damit wohl reif für die Tonne, schätze ich mal. Das Schlammwasser, das sich hier staute war nicht mehr stark in Bewegung, sondern am Auslaufen und riss das Auto daher auch nicht mit sich. Ich weiß nicht, ob die Flut auch etwaige Tiere wie Echsen mit sich nach Brisbane reinbrachte, aber urplötzlich stand eine solche  etwa 40 cm lange vor meinen Füßen. Mitten auf dem Gehweg…

ebook-244

ebook-246

Ich beobachtete mit einigen anderen Leuten das rege Treiben des Wassers, ab und zu sah man wirklich noch schräge Dinge, die den Fluss hinab schwammen, z.B. Mülltonnen oder auch mal einen braunen Sessel. Ein paar wenige Motorboote versuchten gegen den Strom zu fahren, hatten dabei aber sichtlich Probleme. Der Sog war einfach zu stark. Aber die richtig schlimmen Ausmaße, die ganzen Hausstände, die die Flutwelle aus dem inneren Queensland bei Towoomba mit sich gerissen hatte, waren hier bei uns in Brisbane nicht mehr zu sehen. Jedenfalls erinnerte mich diese Flutwelle halt einfach an ein Hochwasser wie wir es am Main in Frankfurt auch schon hatten. “Die Flutwelle” hatte ich mir jetzt schon heftiger vorgestellt, aber wenn ich realistisch bin, was hätte denn weiter passieren sollen? Brisbane ist die Hauptstadt von Queensland und eine 2-Millionen Metropole mit riesigen Wolkenkratzern und genügend Steigungen. Ein überlaufender Fluss wird die Stadt sicherlich nicht so einfach vernichten. Das irgendwelche kleinen, flachen Dörfer im inneren Queensland platt gemacht werden, ok, aber hier war die Flutwelle schon genug ausgebremst, um wirklich lebensbedrohlich zu sein. Materielle Schäden & jede Menge Dreck waren wohl die größten Probleme.

 

ebook-250

Ich bin dann mal in die Stadt gelaufen und hab dort die Lage gecheckt. In der Fußgängerzone waren die Geschäfte offen, in einigen Cafés gab es Fernseher, auf denen die ganze Zeit die Nachrichten liefen. Ich suchte mir Steckdosen, um mit meinem Netbook online zu gehen, damit ich mit Meiner Freundin schreiben konnte. Auch in Deutschland war diese Naturkatastrophe wohl bereits ein großes Thema in den Medien. Meine Mutter hatte mich schon mehrmals angerufen, um nachzufragen, wie es mir geht. Sie war ziemlich besorgt, ich hingegen recht locker. In Deutschland sah man vermutlich nur die schlimmen Bilder der Flut, wie sie ganze Häuser und Ortschaften verwüstet.

ebook-253

ebook-251

Aber ich war ja in Brisbane und dort absolut sicher, wie ich nun ja gemerkt hatte. Dennoch, der Höhepunkt der Flut war noch nicht erreicht. Die Experten und Nachrichten erzählten, das Wasser würde die nächsten 2-3 Tage weiter ansteigen werden. In der Innenstadt gab es eine Brücke, die allerdings polizeilich überwacht wurde. Man durfte nicht passieren, ich wusste nicht genau, warum. Wenn man in die Seitenstraßen der Brücke lief, sah man Absperrungen und überall Sandsäcke. Man konnte noch die oberen Spitzen von Straßenschildern erkennen, die hier aber bereits fast vollständig unter Wasser standen. Hier machte ich einige Fotos, um die Wasserpegel im Laufe der Zeit immer genau beobachten zu können. Jedenfalls war ziemlich viel Trubel in der Stadt. Die Stadt hatte nun auch offiziell ein generelles Verkaufsverbot für 7 Tage ausgesprochen. Also 7 Tage werden zur Sicherheit alle Geschäfte geschlossen bleiben.

Als ich mal wieder auf einer Bank in der Fußgängerzone relaxt habe, sprach mich eine Frau an und fragte, ob alles in Ordnung sei und ob ich einen Schlafplatz für die nächsten Tage habe. Denn wenn nicht, könnte ich für die Tage der Flut ihre Hilfe in Anspruch nehmen. Ich dankte und erklärte ihr, dass alles super sei und ich im Hostel eingecheckt bin. Verrückt, scheinbar hielt mich diese engagierte Streetworkerin für obdachlos?! Naja, war mir egal und ich ruhte mich weiter aus.

ebook-240

ebook-238

Als ich später dann durch die Innenstadt lief, sah man an etlichen Geschäften bereits Infozettel der Besitzer und Sandsäcke, die zum Schutz platziert wurden. Es schloss ein Geschäft nach dem anderen. Im Timezone Spielsalon, das es auch hier in Brisbane gab, sah ich, wie sie den Laden vorsichtshalber komplett leer räumten. Zu groß war die Angst das Wasser würde in den Laden eindringen und alle technischen Geräte zerstören. Jeder Ladenbesitzer versuchte sein Hab und Gut vor den Wassermassen sozusagen noch zu schützen, bevor diese die Straßen der Innenstadt erreichen würden. Auf dem Weg zurück zum Hostel war ich erstaunt, dass dort der Woolworths noch geöffnet war.

Ich besorgte mir noch meine Nachtsnacks, die ich für Hungerattacken in der Nacht zur Seite legte. Meistens waren das Zimt Donuts oder aber auch trockenes Toastbrot mit Wasser. Zum Abendbrot gab es bei mir öfter auch schon mal eine Packung Billig-Bountys. Aber es war unfassbar: sämtliche Wasser- und Brotregale waren restlos leergekauft.

alles leer gekauft @ Woolworths

alles leer gekauft @ Woolworths

Alles weg! Und durch die Überschwemmungen auf den Highways & Freeways rund um Brisbane herum kam es zu Lieferschwierigkeiten. Das war auch der Grund warum es bei Mc Donalds oder Subway z.B. nicht mehr alles zu essen gab. Dummerweise ging jetzt auch mein Netbook kaputt. Keine Ahnung warum, aber als ich eines Abends damit im Bett lag und am Surfen war, ging plötzlich der Bildschirm aus. Ich hatte leichte Panik und stand direkt am nächsten Tag vor einem Computer Repairshop. Aber was war? Er war natürlich geschlossen – Scheisse.

Ja und so verbrachte ich die nächsten Tage öfter in der Innenstadt und beobachtete mir die Lage vor Ort. Mein Programm, das ich mir für Brisbane überlegt hatte war inzwischen hinfällig, weil halt echt alles irgendwie geschlossen war und man in einige Stadtgebiete auch gar nicht hinkam, wenn man sich nicht entsprechend als Bewohner ausweisen konnte. Selbst der Subway in der Innenstadt war zu, was wirklich sonst nie der Fall war. Die haben ja sonntags und feiertags auch offen. Das Wasser war tatsächlich noch angestiegen, aber es war definitiv nicht, wie von vielen befürchtet, in die Innenstadt gelaufen, so schlimm war es absolut nicht. Dennoch: Nach einigen Tagen, als das Wasser rückläufig war und sich die Überschwemmung langsam gelegt hatte, wurde die Brücke für Fußgänger wieder geöffnet und man durfte auf die andere Stadtseite.

ebook-257

ebook-255

Und dort sah ich erstmals die heftigeren Ausmaße, die das Hochwasser in Brisbane angerichtet hatte. Hier waren die Leute nämlich deutlich schlimmer betroffen, als bei uns auf der anderen Seite. Alles war voller Schlamm und dreckigem Matsch und Staub. Es gibt hier ein ganzjährig stehendes Riesenrad, ähnlich dem London Eye in London. Das Kassenhäuschen war zerstört und viele Meter Drumherum stand alles im Dreck. In einer Nebenstraße staute sich das Wasser noch bis zu den Knien, noch eine Straße weiter sah es bereits wieder sauber aus. Ein Café warb mit einer aufgestellten Tafel mit der Aufschrift “YES!!! We’re open” um seine Kunden. An einer Gebäudewand las ich “Stay dry, Westend”.

ebook-258

ebook-247

Zum Teil waren die Matschschichten noch 10 cm dick. Aber man sah, dass hier die Aufräumarbeiten begannen. Feuerwehr und Polizei waren stets anwesend und auch Hubschrauber Andygen hin und her. Auf dieser Stadtseite, direkt am Flussufer, gibt es auch eine Art Strandbad. Also so ähnlich wie in Darwin, einen kostenlosen, öffentlichen Pool, eine Art Lagune mit angelegtem Sandstrand und Palmen Drumherum. Ich bin dort ein wenig rumgelaufen, aber auch hier war im Prinzip alles eingezäunt und abgesperrt, da aufgeräumt wurde. Die Pools und Wiesen waren auch überschwemmt gewesen. Sommer, Sonne und Strandfeeling kamen hier beim besten Willen nicht auf. Überhaupt herrschte hier eine richtige Aufräumstimmung.

Nach einigen Tagen grau in grau: Sonne und endlich wieder pulsierendes Leben in der City

Nach einigen Tagen grau in grau: Sonne und endlich wieder pulsierendes Leben in der City

Langsam öffneten die Geschäfte wieder nach und nach und alles nahm seinen Betrieb wieder auf.

Die Sonne kam nach tagelanger Wolkenfront endlich wieder zum Vorschein. Brisbane erwachte zum Leben! Den Enthusiasmus der Menschen spürte man regelrecht. Die Leute waren froh, dass die Flut zurückgegangen war und waren motiviert genug, um sich an die Aufräumarbeiten zu machen. Ich sah viele Arbeiter, die Schlamm wegschaufelten und Wasser abpumpten. Viele Freiwillige packten mit an und gingen der Feuerwehr zur Hand, Damen aus der Nachbarschaft schmierten Brote für die fleißigen Männer. Hier kam es auf jeden Helfenden an und jeder tat, was er konnte. Ein Bild, was mir auch noch besonders im Kopf sitzt: Eine Frau steht auf der Dachterrasse eines Hauses. Das ganze Haus stand im Wasser, als Straßen um das Haus waren vollgelaufen. Klar, die Situation war jetzt nicht lebensgefährlich, die Dame hätte schon irgendwie unten rausgekonnt, es war ja auch ein mehrstöckiges Hochhaus, aber als Sie alleine dort oben auf der Dachterrasse stand und den Hubschraubern wild gestikulierend zuwinkte, während um sie herum alle Straßen noch immer überschwemmt waren, sah das schon heftig aus.

Ich hatte von Andy erfahren, dass er in Darwin eine Nachricht bekommen hatte, dass für mich ein Postpaket zur Abholung bei der Post bereit läge. Ich wusste, dass es endlich das Geburtstags/Weihnachtspaket aus Deutschland sein musste, das meine Mutter auf die Reise geschickt hatte. Allerdings war das im September gewesen und nun hatten wir Ende Januar. Naja, jedenfalls war es nun in Darwin angekommen. Ich war aber in Brisbane, das sind auf kürzesten Weg 3425 km – hmmm… Also setzte ich mich auf eine Bank, wo es etwas ruhiger war und rief erstmal in Darwin beim Post Office an, um mich nach dem Päckchen zu erkundigen. Ich wollte es mir nun irgendwie nachschicken lassen. Da ich aber nicht weiß, wo ich demnächst genau sein werde und ich die Hostels ja regelmäßig wechsele, sagte ich denen, sie sollen mir das Päckchen einfach in eine Postfiliale zusenden und ich würde es dann dort abholen. Dafür musste ich aber die zentrale Posthotline anrufen.

Also rief ich die Hotline an. Überraschenderweise war der Nachsendeauftrag von Darwin in einer andere Postfiliale innerhalb Australiens bei Päckchen bis 2kg oder so sogar kostenfrei. Und selbst wenn es schwerer ist, kostet die Gebühr nur etwa $AUD 5.00. Die Aufbewahrung dort erfolgt aber “nur” für exakt einen Monat (In Deutschland deutlich weniger). Am sinnvollsten war es, das Päckchen nach Sydney schicken zu lassen, da ich dort zwecks Ausreise auf jeden Fall nochmal sein werden würde. Aber ich wusste ja nicht, wann das genau wäre, da ich mir zwar schon Gedanken über eine Rückreise nach Deutschland gemacht hatte, aber noch keine genauen Pläne. Deshalb beendete ich die Sache nun erstmal an der Stelle und gab an, mich demnächst nochmal telefonisch zu melden.

Mein Notebook war noch immer kaputt, deshalb bin nochmal zu dem Repair Shop in der Innenstadt. Es war ein komischer von Asiaten geführter Laden. Ich ließ das Netbook dort und holte es einige Tage später wieder ab. Diagnose: Irreparabel – Motherboard defekt. Scheinbar sei Wasser eingedrungen. Keine Ahnung, ob der Typ das Teil tatsächlich auseinandergenommen hat und sich die Mühe wirklich gemacht hat, aber auf mich schien er komisch. Whatever! Ich zahlte einen Pauschalbetrag für die Diagnose des Schadens und entschied mich, fortan ohne Netbook auskommen zu müssen. Wird halt kacke sein, so komplett ohne Speicher, wo ich meine Fotos abspeichern kann, aber was hätte ich sonst machen sollen? Später werde ich feststellen, dass man auch 2 Monate ohne eigenen Rechner auskommen kann.:) Ich lud ab nun alle Fotos immer von der Digitalkamera über Facebook in private, für andere nicht einsehbare Fotoalben ab, damit ich die nicht auch noch verliere, falls meine in Sydney gekaufte Kamera vielleicht auch noch ausfallen sollte. Es war schon ärgerlich, das mit dem Netbook…Zukünftig habe ich dann also ziemlich oft irgendwelche Internetcafés aufgesucht.

Die eigentliche Kacke war aber nun folgendes: Ich hab dann die Vodafone Simkarte, auf der ich ja noch den mobilen Internetzugang eingerichtet hatte aus dem Netbook in mein Google G1 Smartphone eingelegt, um mit dem Handy online zu gehen. Der Akku vom Handy war aber inzwischen auch total im Eimer und hielt aus unerklärlichen Gründen immer nur noch wenige Sekunden/Minuten, wenn er nicht dauerhaft per USB Kabel Strom bekam. Mein USB Kabel, das man in die Steckdose stecken kann war dummerweise auch kaputt, also konnte ich damit nicht mal mehr mein Handy aufladen. Ich hatte nur noch ein normales USB Kabel, das man an den Rechner anschließen kann. Das Netbook ließ sich ja durchaus noch einschalten, mit entsprechendem Ladekabel, versteht sich. Man bekam kein Bild usw., aber Strom über die USB Schnittstelle lieferte es. Also sah mein Equipment, wenn ich unterwegs war, so aus: Netbook Ladekabel, Netbook, Smartphone, USB Kabel.

Um jetzt also mit dem Smartphone online zu gehen, wenn ich mit Meiner Freundin über ICQ oder Facebook chatten wollte, musste ich also zunächst das Netbook auspacken und irgendwo an eine Steckdose klemmen. Es diente nur als Stromlieferant für mein Handy. Das USB Kabel steckte ich ins Netbook und an der anderen Seite ins Handy. Es war kacke, das immer alles mitzuschleppen, nur um mit dem Handy online gehen zu können, aber das war halt mein Pech. Inzwischen war ich was das angeht, auch recht hemmungslos geworden. Ich hielt immer Ausschau nach öffentlichen Steckdosen, hockte mich dafür auch einfach irgendwo in der Fußgängerzone oder im Einkaufszentrum auf den Boden. Ich wurde deswegen auch paar Mal angesprochen, aber das störte mich inzwischen nicht mehr und ging dann schon ok. Ab und zu verabredete ich mich mit Meiner Freundin zum Skypen. Dazu bin ich dann aber immer in richtige Internetcafés, da dort die Geschwindigkeit natürlich deutlich besser ist.

zum Anfang von 53093 Kilometer und zurück! – Ein Work & Travel Abenteuer in Australien, Indonesien, Südkorea & auf Fiji >

Nun war also auch New Year’s Eve in Sydney schon wieder vorbei und ich musste überlegen, was als nächstes ansteht. Es war ja vereinbart, dass ich bei Katy nur über Silvester bleibe. Nur hatte ich immer noch keine konkreten Pläne wie es nun weiter gehen sollte. Der Plan war nun die Ostküste, die ich mir von Sydney aus ansehen wollte. Ich brauchte aber noch einige Tage und hatte deswegen auch wieder ein schlechtes Gewissen. Vor allem weil Andy sich auch gemeldet hatte und mir sagte, ich solle Katy nicht zu lange zur Last fallen, immerhin sei ich ja schon knapp eine Woche vor Neujahr bei ihr eingezogen. Ich hatte also leichten Druck und fragte Katy, ob es ok sei, wenn ich noch einige wenige Tage bleiben würde.

Sie lachte und sagte, sie würde mich sicher nicht rauswerfen. Ich nahm das dankend an und machte nun aber mit Hochdruck meinen nächsten Plan fertig, da ich wirklich nicht zu lange bei ihr hausieren wollte. Deshalb ging ich ins Greyhound City Office direkt an der Central Station und besorgte mir ein Bus Ticket, mit dem ich eine bestimmte km-Strecke fahren durfte. Es reichte bis hoch in den Norden von Cairns. Zwischenstopps waren inklusive und so viel ich wollte. Mein erster Halt von Sydney aus sollte also das 845km entfernte Surfers Paradise an der wunderschönen Gold Coast sein. Ich besorgte für Katy eine Packung Pralinen, deutsche Rittersport Schokolade und schrieb ihr eine Abschiedskarte, in der ich mich für ihre freundliche tolle Gastbereitschaft dankte. Als PS: setzte ich ihr ein “I love your beautiful Sydney” dazu, da sie auf ihre Stadt ziemlich stolz ist und ich Sydney als Großstadt wirklich geil finde.

Bei meinem Abschied packte ich mich meinen großen Rucksack und machte mich auf den Weg zum Bahnhof von St. Marys. Ich wollte nicht, dass Katy mich fährt und sagte ich werde laufen. Eigentlich eine scheiß Idee, denn es war heiß, stickig und mit dem großen, schweren Rucksack war der sich wie Kaugummi ziehende Weg einfach nur nervig und kacke. Aber egal…Mit dem Zug gings wieder nach Sydney rein, zur Central Station. Ich war etwas aufgeregt, wusste ich doch noch nicht so recht wie das mit den Busreisen in Australia so funktioniert. Ich war Neuling, was das angeht. Aber Greyhound war mit Sicherheit die beste Wahl – kein Partybus, aber auch keine lahme Kaffeefahrt.

Es standen bereits mehrere Busse dort, auch meiner war schon da. Die Leute fanden sich nach und nach ein und der Busfahrer zeigte recht schnell, dass er der “Mann im Bus” ist und keiner einsteigt, bevor er es nicht erlaubt. Nach einem kurzen Namenscheck durfte ich rein. Ich hatte mich vorher in einem Onlineportal für die Fahrt registriert und deshalb hatte er mich bereits auf der Liste stehen. Der Bus war sauber und angenehm. Es war später Nachmittag, als wir Sydney verließen und ich freute mich auf eine lange Nachtfahrt. Weg aus New South Wales, hieß uns ein Schild am linken Straßenstrand im Bundesstaat an der Ostküste Willkommen: “Welcome to Queensland”.

ebook-218

Angekommen in “Surfers”, so nennen die Aussies den Ort Surfers Paradise an der Goldcoast in Kurzform, war ich ziemlich perplex. Ich kam mir irgendwie vor wie in Las Vegas oder sonst wo in den Staaten. Die Innenstadt war geschmückt mit wunderschönen Palmen, umringt von riesigen Wolkenkratzern und bunter Leuchtreklame. Auch das Hard Rock Café mit seiner goldenen Riesengitarre vor der Tür stach mir sofort ins Auge. Ich bin in mein Hostel, wurde sogar von einer Angestellten auf mein Zimmer begleitet, was ich in einem Hostel so auch noch nicht erlebt habe. Das Zimmer war normal groß, ein anderer war wohl mit im Zimmer aber nicht anwesend. Ich richtete meine Sachen und bin danach direkt auf, um Surfers zu erkunden. Natürlich gings zuerst mal an den Strand. Das Highlight von „Surfers“. Und was soll ich sagen? Traumhaft! Die Goldcoast halt! Neben der Sunshine Coast soll es hier wohl die schönsten Küsten Australiens geben. Andy hatte mir ja schon einiges erzählt, denn er war hier in Surfers Paradise ja zum Teil aufgewachsen. Der Strand bot schöne, riesige Wellen, dauerhaft und egal wann man kam. Das DHL Rescue Team, also die Bademeister waren tagsüber immer anwesend und sorgten für die Sicherheit am Strand.

ebook-229

Das Wetter war leider sehr wechselhaft und es regnete ab und zu. Ich setzte mich auf eine Bank an der Promenade und schaute dem Treiber im Wasser zu. Anschließend bin ich über die Straße und war direkt in der Innenstadt. Das war das coole hier in Surfers: Innenstadt, Geschäfte und Strand waren nur ein Steinwurf voneinander entfernt. Das sorgte für ein total lässiges Flair, denn die Leute liefen im Strandoutfit in der Stadt rum, es kam nicht auf ein cooles Outfit an.
Surfers Paradise war für mich ein richtiges Urlaubsparadies mit einer wunderschöne und ellenlangen Küste, traumhaften Wellen, freundlichen, gut gelaunten Menschen und viel Amusements. Amusements deshalb, weil es Spielcasinos gab, viele Shoppingmöglichkeiten und mitten in der Stadt sogar ein Riesenrad und ein anderes großes Fahrgeschäft. Wenn ich durch die Straßen lief, merkte ich direkt, dass Surfers auf jeden Fall vom Tourismus lebt. In einem Shopping Center war in der obersten Etage ein riesiges “Timezone”. Das größte, das ich in Australien je gesehen hatte. Timezone ist eine Amusements-Kette, also so Spielesalons. Das Teil war dermaßen groß, es gab dort echt alles Mögliche: eine kleine Indoor Kartbahn, ein Indoor Laser Shooting Gelände, etliche Geldspielautomaten, Autorennsimulatoren, Karaoke Computer, Tanz-Computer, Basketball Korbwerfen, Reit-Simulatoren in echter Pferdegröße und und und. Heftig fand ich, dass kleine Jungs, vielleicht gerade einmal 12 oder 13 Jahre jung, hier schon an Egoshooter Simulatoren spielen durften. Die Waffen Imitation, die als Gamecontroller diente, war fast größer als der junge Spieler selber.

Ich bin bestimmt eine Stunde oder so nur rumgelaufen und habe den anderen Leuten beim Spielen zugeguckt. Auf der gleichen Etage war neben dem Timezone noch ein eigenes Bowlingcenter, an dem ich auch noch etwas stehenblieb. Eigentlich wollte ich im Obergeschoss des Shoppingcenters nur auf Toilette… Surfers Paradise war überschaulich und inzwischen kannte ich mich recht gut aus. Viel Zeit verbrachte ich tatsächlich am Strand. Endlich konnte ich mal so richtig Strandurlaub machen. Einfach ohne Bedenken in die Fluten springen, das Wasser war immer angenehm war. Die Wellen machten riesig Spaß und waren nach einiger Zeit aber ganz schön anstrengend. Man wurde untergetaucht, jauchzte nach Luft, bekam endlich wieder Luft und schon kam die nächste riesen Welle. Die Fluten waren so stark, dass ich leider sogar mein eines Armband aus Bali im Ozean verlor und des Öfteren auch aus der offiziellen Schwimmzone abgetrieben wurde.

ebook-220

Dann ertönte ein lautes Sirenensignal und ich wurde von den Strandwächtern aus- und zurückgerufen. Einmal sind auch zwei Jugendliche ins Wasser gegangen, die aber offensichtlich nicht schwimmen konnten. Sie wollten wohl vorne nur etwas planschen, aber das Wasser war so gewaltig, dass es sie richtig reinzog. Ich hörte Hilferufe und wollte schon zu ihnen schwimmen, aber die Rettungsschwimmer waren schneller gewesen. Die beiden wurden sicher aus dem Wasser geholt. Anschließend machten die Strandwächter eine ziemlich laute und eindeutige Durchsage: „If you can not swim, please don’t go into the Ocean, I repeat…If you can NOT swim, please do NOT go into the Ocean – thank you!“.

ebook-222

Ich bin dort auch öfter mal einfach entlang des Strandes gelaufen und irgendwo dann an der Promenade oder über die Dünen wieder auf die Straße und hab geschaut, wo ich war. Das stundenlange Barfußlaufen war für meine Füße einfach richtig angenehm. Und Barfußlaufen ist hier, wie fast überall, eh ganz normal. Es stört auch niemanden, wenn man Barfuß zu McDonalds oder so geht. Eines Tages fing es auf meiner kleinen Wanderung dann plötzlich an, richtig doll zu regnen. War mir aber egal – ich bin einfach gelaufen – barfuß. Diese Freiheit, die ich dabei spürte, war geil.

ebook-221

An einem Vormittag, als ich in der Stadt war, blieb ich an einem großen, öffentlichen Bildschirm, auf dem dieser Tage die Australian Open gezeigt wurden, stehen. Die Prime Ministerin Julia Gillard war zu sehen und es liefen viele Headlines über den Bildschirm. Einige Menschen standen schon vor dem Bildschirm. Es war der 10. Januar 2010 und im Ort Towoomba im inneren Queensland hatte es auf Grund der diesjährigen sehr starken Regenzeit eine Flutwelle gegeben, die vorher nicht voraussehbar war. Towoomba war gerade mal 190 km westlich von Surfers Paradise. 190 km, das ist für australische Verhältnisse wirklich absolut nichts, ein winziger Katzensprung vielleicht. Zum Vergleich: Nach Darwin sind es von Surfers Paradise etwa 3500 km! Die Flutwelle hatte eine Autobahn überschwemmt und nun Ortschaften, Häuser und Menschen mit sich gerissen. Das ganze Nation war nun in Aufregung und von fortan gab es in Australien kaum noch ein anderes Thema in den Schlagzeilen. Diese Bilder gingen sogar um die ganze Welt. Mir stockte der Atem, als ich die australische Prime Ministerin Julia Gillard sprechen hörte. Sie besitzt eine wirklich beruhigende Stimme und sprach Hilfen aus.

In Surfers Paradise musste ich am Morgen mein Hostel wechseln, da in meinem ersten Hostel keine passenden Zimmer mehr frei waren, in denen ich meinen Aufenthalt hätte kurz noch verlängern können. Es ging nur um 1 oder 2 Nächte, denn ich hatte vor einigen Tagen bereits meinen Greyhound Bus von Surfers Paradise hoch nach Brisbane gebucht. Ich hatte meine Sachen gepackt und im neuen Hostel morgens untergestellt, da die Zimmer noch nicht bezugsfertig waren. Am frühen Abend bin ich dann wieder hin und zog in mein Zimmer ein. Als ich an der Rezeption stand und so grob ein Gespräch von jemand anderem mithörte, wurde ich hellhörig. Die Flutwelle war schnurstracks auf dem Weg nach Brisbane und die Überflutung von Brisbane für morgen Mittag war angekündigt?! Ich fragte daraufhin nochmal bei der Rezeptionistin nach und sie bestätigte. “Das sei, was man überall in den Nachrichten lesen und hören kann, ja”. Ich dankte ihr und dachte nur “mhhh, fuck …?!”. Fährt mein Bus dann morgen überhaupt?!

ebook-224

Naja, ich lernte meine Zimmergenossen kennen, unter mir schlief irgendein Franzose. Am Abend hörte ich noch etwas Musik, schrieb mit Meiner Freundin und ging irgendwann pennen. Wie in Hostels oftmals nun mal üblich, ging nachts unsere Zimmertür auf und wieder zu, jemand kam und ging. Am nächsten Morgen lag neben dem Franzosen unter mir noch eine weibliche Begleitung im Bett. Beide versteckten sich unter ihrer Bettdecke. Ich wollte gar nicht wissen, was sie dort wieder machten…Den Franzosen konnte ich deshalb gleich mal gar nicht mehr leiden. Kommt her, macht sich breit (klaut mir während meiner Abwesenheit das Bett, wo ich eigentlich schon meinen Rucksack drauf abgelegt hatte um zu zeigen: Hey, ich bin reserviert!) und schleppt direkt in der ersten Nacht ‘ne Französin ab, macht unter mir mit ihr rum und nachts auch noch lärm. Aber ok, ich war dann eh wieder weg, denn ich checkte aus. Ich brachte mein Gepäck im Gepäckraum des Hostels unter, verbrachte den Tag noch in der Stadt und bin dann am Abend zum (Bus)Bahnhof gelaufen. Der Bus war gar nicht so voll, wie ich dachte. War ja aber auch keine Langstreckenfahrt, von Surfers Paradise nach Brisbane sind es nur gut 80 km.

zum Anfang von 53093 Kilometer und zurück! – Ein Work & Travel Abenteuer in Australien, Indonesien, Südkorea & auf Fiji >

 

Am Flughafen angekommen, checkte ich ein und Andyg später dann 3 Stunden lang rechts runter nach Sydney. In Darwin dürfte es inzwischen Vormittag gewesen sein, Sydney war aber zeitlich 1,5 Stunden weiter. Diesmal kam ich am Domestic Airport an, nicht am International. Die Flughäfen haben immer zwei Terminals, zum Teil aber als jeweils eigenständige abgetrennte Flughäfen direkt nebeneinander. Der Domestic Airport ist immer für Inlandsflüge, der International für Langstreckenflüge außerhalb Australiens. Ich rief erst mal Katy auf dem Handy an, um zu fragen wo ich hinkommen sollte. Wir verabredeten uns an einer Pickup-Zone, wo sie mich in Empfang nahm.

Sie freute sich, mich wiederzusehen und wir liefen gemeinsam zum Parkhaus. Ich fand es sehr nett, dass sie mich mit Ihrem Wagen abholen kam. Im Auto folgten dann ein paar Updates über die letzte Zeit und die Weihnachtsfeier von gestern. Katy freute sich wirklich, dass ich nun da war und freute sich, jemandem Sydney und alles drum herum zeigen und erklären zu können. Auf dem Weg zu ihr nach Hause, besuchten wir erst jemanden aus der Familie bzw. aus Azés Familie, weil sie dort etwas abgeben musste. Ich wusste nicht wirklich, wo ich mich befand, so genau kenne ich mich mit den Vororten Sydneys natürlich nicht aus. Jedenfalls hielten wir irgendwo und Katy meinte, die Wohnung, die wir nun betreten werden, sei eine Sozialwohnung. Naja, ich dackelte ihr sozusagen einfach hinterher, begrüßte vorsichtig die Leute, die wir besuchten und wartete eigentlich nur kurz, bis Katy ihre Sachen geklärt hatte. Dann ging es zurück ins Auto und ab auf den Freeway. Wir fuhren knapp eine Stunde. Katy betätigte ab und zu irgendein Gerät an der Windschutzscheibe. Es war so ein Zähler wie diese Toll Collect Teile hier in Deutschland.

Wir fuhren gefühlsmäßig ziemlich lang, doch Katy meinte Sydney sei halt groß, man könnte 3 Stunden fahren und sei immer noch im Großraum Sydney. Unsere Fahrt endete in St. Marys, einem Vorort, 1 Stunde Zug/Autofahrt abgelegen vom Zentrum. Wir waren in meinem neuen Domizil angekommen. Katy besaß ein schönes Einfamilienhaus mit Garage und Palmen auf der vorgelegenen Grünfläche. Rechterhand ging es dann zum Außenpool. Ziemlich schick. Als wir ankamen, waren alle gerade im Pool. Katy stellte mich Daniel, Ihrem etwa 30 jährigem Sohn, seiner Frau, deren Kind Tya (etwa 2 Jahre), ihrer Tochter Nadja (etwa in meinem Alter) und dessen Mann Jimmy vor.

Katy hatte also einen Sohn und eine Tochter, die beide bereits verheiratet waren. Daniel wohnte mit seiner Frau und Tya einige Straßen weiter, Nadja wohnt mit Jimmy noch bei Katy im Haus. Ich setzte mich mit Katy an den Poolrand, erzählte den anderen ein bisschen von mir und hörte ihnen beim Reden zu. Katy ist ja halbe Italienerin und halbe Australierin. Katy war daher nicht die Grandma, sondern die italienische “Nonna Katy”. Das passte aber auch wirklich viel besser zu ihr, denn Grandma klingt so “alt” und halt nach “oma”, aber Katy war alles andere als das und ihr italienisches Temperament hatte sie durchaus, auch wenn sie ihr ganzes Leben in Australien verbrachte. Dann ging ich mit Katy rein, sie zeigte mir das ganze Haus. Es war nicht unbedingt groß, aber schick eingerichtet. Kam man zur Haupttür rein, stand man direkt im Wohn/TV-Bereich, in dem sich auch eine super schicke Küche befand. Katy’s verstorbener Mann war wohl in diesem Metier beruflich tätig und hatte diese Küche selber geplant.

Von dem Wohn/Küchenbereich ging dann ein schlauchformiger Flur ab, der links zum Backyard (Hinterhof) führte, rechts zu Katys Zimmer, links nochmal zum Bad, gerade aus auf der Spitze zum Zimmer von Katy’s Tochter und vorne rechts in diesem Falle dann zu meinem Zimmer.
Ich erhielt, ähnlich wie bei Andy, ein riesiges Bett mit super angenehmer und teurer Matratze. In dem Zimmer war noch ein kleiner TV, den ich aber nie benutzt habe. Ich glaube, er war auch nicht angeschlossen. Ansonsten war das Zimmer aber nett hergerichtet. Auch das Bad war super schick. Es war, wie fast das ganze Haus, vieles aus Marmor und Stein gebaut.

 

ebook-201

ebook-202

Das war gut, da es kühlte und es ja eh jeden Tag heiß war. Man lief auch bei Katy grundsätzlich barfuß rum, was ich total cool fand, da es gegen meine Fußschmerzen wirkte. Ich packte kurz ein paar Sachen aus und ging dann zu Katy vor und setzte mich zu ihr auf die Couch. Sie schaute fern. Katy besitzt den größten Fernseher, den es zu diesem Zeitpunkt auf dem australischen Markt zu kaufen gibt. Es war ein 60 Zoll Fernseher und es machte riesig Spaß damit fern zu sehen. Der Nachteil bei dem Teil, sagte Katy, sei dass der Fernseher eine solche Hitze verursache, dass Sie deshalb immer die Klimaanlage anmachen muss, wenn der Fernseher läuft. Und die ist halt stromsaugend und auch laut. Dumm gelaufen. Wir zappten rum und unterhielten uns ein bisschen. Nach einigen Minuten redeten wir weniger und ich merkte, wie der ganze Stress der letzten Wochen nachließ.

Ich war saumüde, mir fielen die Augen immer wieder zu, fühlten sich unglaublich schwer an. Kein Wunder, ich war seit über 24 Stunden wach. Dank des Red Bull konnte ich ja vor dem Flug nicht mehr schlafen. Meinen letzten Schlaf hatte ich also in der Nacht vom 24.12 auf den 25.12, an dem die Weihnachtsfeier war. Und nun war der 26.12 nachmittags. Irgendwann fragte ich Katy ob es in Ordnung sei, wenn ich mich in mein Zimmer zurückziehe, da ich müde sei. Sie lachte, weil ich so höflich fragte. Es war natürlich kein Problem. Ich warf mich quer über aufs Bett und war glaub ich nach 5 Sekunden bereits im Land der Träume. Nach gut einer Stunde wachte ich auf und ging zu den anderen raus. Katy schickte ihren Sohn und dessen Frau Abendessen holen. Es gab Kebab, also quasi Döner bzw. in Deutschland kennen wir es als Yufka.

Es waren ja noch einige Tage bis New Year’s Eve. Ich nahm Kontakt zu Louis auf, aber der war leider immernoch am “Fruit picken” in Bundy (Bundaberg). Auch Miranda kontaktierte ich, weil sie auch in Sydney war und wir ein paar Wochen zuvor überlegt hatten, zusammen in Sydney einen Fallschirmsprung zu machen. Leider (Achtung, Wortspiel!) ist sie aber ‚abgesprungen‘, weil sie das Geld für einen teuren Silvester Abend mit einer Freundin auf einem Party-Schiff in Sydney brauchte. Schade, zusammen hätte es bestimmt viel Spaß gemacht! Den Traum vom Fallschirmsprung habe ich daher immernoch.
Andy hatte kurz vor Weihnachten seinen 5-wöchigen Urlaub angetreten und schien mit meiner Abreise wohl doch noch nicht ganz glücklich zu sein. Er schrieb mir eines Abends, dass er einsam sei, mich vermisse und alles irgendwie kacke sei. Ich wusste nicht, wie ich das deuten sollte und schrieb ihm, dass er doch so viele Freunde hat, diese besuchen soll, um Ablenkung usw. zu haben. Ich beließ es dabei.

Am Nachmittag unternahm ich einen Ausflug mit Katy, dessen Schwiegertochter, Tya und Daniel, ihrem Sohn in die Blue Moutains, einem großen Eukalyptus Gebirge in der Nähe von Sydney. Noch im Auto rief Andy dann auf Katy’s Handy an und machte sie ziemlich blöd an. Er warf ihr vor, sie solle mir nichts einreden und sich aus seinen und meinen Angelegenheiten raushalten. Katy wusste natürlich überhaupt nicht was abging. Mir war direkt klar, dass er sich auf die SMS bezog. Aber warum? Was war denn jetzt wieder los?

Katy war innerlich ziemlich geschockt, kannte sie Andy doch eben nur als den so liebevollen und herzlichen guten Freund, mit dem man immer und über alles reden kann. Angemeckert hat er sie noch nie. Andy legte einfach auf. Ich klärte Katy kurz auf, was dem Anruf vorausging, verstand aber wirklich auch nicht, warum er nun wieder so abging. Es war mir ziemlich peinlich, ehrlich gesagt. Gleichzeitig hatte ich Wut auf Andy. Warum zieht er jetzt Katy da mit rein? Er glaubt tatsächlich, Katy hätte mich ihm quasi geklaut und mir nun zuzureden, dass ich auch nicht mehr zurück nach Darwin gehen soll oder irgendsowas. Oh man… Jedenfalls fand ich es peinlich und auch traurig für Katy, da Sie Andy jetzt auch anders kennenlernen musste. Wir waren in den Blue Mountains angekommen und es war deutlich frischer dort oben.

ebook-203

 

Es gab dort sogar mal eine alte Achterbahn inmitten den Wäldern, aber leider ist sie nicht mehr in Betrieb. Die alten Stahlreste konnte man noch etwas sehen, sah ziemlich cool aus. Die „Blue Mountains“ haben diesen Namen, da über Eukalyptus Bäumen blauer Dampf/Rauch hochsteigt und auf die Menge des gesamten Waldes gesehen das von den Bergen aus wie riesige blaue Dampfwolken aussieht. So in etwa hat mir Katy das erklärt.
Die nächsten Tage war ich tagsüber meistens in Sydney City unterwegs. Obwohl ich mich ja inzwischen auskannte, liebte ich Sydney! Katy fuhr mich immer zum Bahnhof in St. Marys und gab mir für alle Fälle auch den Namen und die Rufnummer von dem italienischen Café, das ihr Bruder mitten in Sydney-Central betreibt. Dort könnte ich auch hingehen, wenn irgendetwas sei, sagte sie zu mir.

Dann setzte ich mich ‘ne Stunde in den Zug und war in der Stadt. Am Nachmittag fuhr ich dann zurück, rief Katy an und sie oder ihre Tochter holte mich dann mit dem Auto an der Bahnstation ab. Eines Abends fuhr ich mit Katy wieder zum Flughafen, um Manuel, einen Freund bzw. irgendjemand aus Azés Familie abzuholen, der einige Tage in Perth im Urlaub war. Wir hatten noch etwas Wartezeit und holten uns deshalb was bei McDonalds. Auf dem Weg fuhren wir auch an einem Aldi vorbei und Katy erzählte, dass Aldi immer mehr im Kommen sei, Aldi gibt es in Australien erst seit 2001. Es gibt dort ganze 272 Filialen, in Deutschland sind es 2520.

ebook-204

Ich finde die Anzahl aber dennoch ganz schön viel, da ich mir Australier eigentlich nicht als klassische Discounter Kunden vorstellen kann. Jeder „Normalo“ geht einfach zu den zwei hiesigen Riesen: Coles und Woolworths, die mit real,- vergleichbar sind, je nach Lage aber auch mit kleineren „Express“-Filialen vertreten sind. „Coles Express“ sind in Australien übrigens auch gleichzeitig „Shell“ Tankstellen. Später holten wir dann Manuel ab. Er war ein kleinerer, recht hektischer und enthusiastischer junger Mann, so Anfang 30 etwa und auch mit Migrationshintergrund aus Ost-Timor. Er war nett und sprach ziemlich schnelles, hektisches und nasales englisch. Wir fuhren ihn dann zu sich oder zu Azé’s Haus, ich weiß es nicht genau.

zum Anfang von 53093 Kilometer und zurück! – Ein Work & Travel Abenteuer in Australien, Indonesien, Südkorea & auf Fiji >

Ich versuchte seit einigen Tagen erfolglos mein Geburtstags/Weihnachtspaket ausfindig zu machen, das meiner Mutter mir schon im September nach Darwin geschickt hatte. Mehrmals rief ich bei der Hotline der Australia Post an und bin auch persönlich ins Postamt, aber keiner konnte dort irgendwas ausfindig machen. Vor allem, weil ich keine Sendungsnummer parat hatte, da es sich um ein DHL Päckchen und nicht um ein DHL Paket handelte. Ich beschloss, einfach abzuwarten und unternahm irgendwann nichts weiter mehr.

Andy war die Tage sichtlich aufgeregt, vor allem weil Alex wieder ziemlich Stress schob. Weihnachten stand vor der Tür und Andy wollte eine Weihnachtsparty veranstalten. Langsam standen die Planungen bevor.

Der Höhepunkt kam aber in der Nacht vom 23.12 auf den 24.12.2010, als ich abends alleine zu Hause war. Andy kam nach der Arbeit nicht Heim. Ich ging um 23 Uhr oder so zu Bett, machte meine Zimmertür normal zu. Innerlich war ich natürlich wieder unruhig. So um Mitternacht oder so hörte ich dann Geräusche, es waren Alex und Andy. Sie waren am Streiten. Und stock besoffen. Alex riss meine Zimmertür auf und rief in seinem französischen Englisch nur “hey germaaan, c’mon get up’. Toll, dachte ich, das kann ja was werden. Andy war total aggressiv und sauer auf Alex. Alex aber nuschelte immer irgendwas und versuchte Andy immer grinsend zu beruhigen. Dadurch wurde Andy vermutlich noch wütender und warf Alex schlicht weg vor die Tür. Alex klopfte und wollte wieder rein, Andy rastete komplett aus, rief nur noch “Fuuck offff”. Das kann man sich anhand dieser Zeilen kaum vorstellen, aber ich dachte echt jetzt geht’s echt rund.

Es war mitten in der Nacht und keine 10 Minuten später stand auch noch Bob an der Tür und war leicht angepisst von dem Theater. Ich hätte gedacht Andy würde zumindest vor Bob, zu dem er jetzt nicht sooo ein enges Verhältnis hat, Halt machen und sich vielleicht entschuldigen, aber im Gegenteil. Bob rief er nur böse zu, er soll abhauen, bevor noch was passiert und so weiter. Andy rief lautstark Andrew an und entschuldigte sich, weil er dieses Jahr nun keinen Weihnachtsparty machen wird. Es tue ihm leid, er hätte es zwar gerne getan, aber er hat keine Kraft mehr und keine Lust mehr und alle kotzen ihn an. Für Andrew, seinen besten Mate (Kumpel) tue es ihm zwar leid, aber sie sollten sich bei Alex bedanken. Ich dachte mir, dass er da eh gerade nur vor sich hin redet, da er gerade was diese Weihnachtsfeier an geht, in den letzten Tagen bestimmt 3-4 Mal seine Meinung gedreht hatte. Erst hieß es, er macht eine und lädt alle ein, dann nicht mehr, dann doch, am Ende wieder nicht und dann konnte er sich doch wieder aufraffen, alle zu sich einzuladen. Irgendwann war mir das alles zu heftig, ich konnte nicht mehr und verschloss mich in meinem Zimmer. Ich hörte später noch Gegenstände scheppern und Andy fluchen. Irgendwann bin ich eingeschlafen.

Gegen 11 Uhr wachte ich auf. Es war ruhig, keiner schien wach zu sein. Ich wagte es vorsichtig, meine Tür aufzumachen und lunzte raus. Einige Schritte vorwärts gelaufen, fand ich jede Menge Glassplitter auf dem Boden. Die 3 Deckenventilatoren liefen wohl die ganze Nacht durch. Auch das Licht war noch an, obwohl es draußen längst hell war. Auf dem Sessel sah ich dann Alex völlig schräg liegend in halber Schlafposition. Die Zimmertür von Andy’s Schlafzimmer war geschlossen. Der Wohnbereich war unaufgeräumt und sah aus wie ein Schlachtfeld. Ich begann langsam und ruhig mit Handfeger und Schaufel die Scherben wegzufegen – da wachte Alex auf. Halb besoffen wünschte er mir einen guten Morgen und fragte mich nach einem Bier. 2 Minuten später war er für eine viertel Stunde lang wieder eingeschlafen. Nachdem er aber aufgestanden war, nahm er sich ein Bier und stürzte sich in Französisch-Englisch mit den Worten “Hello, Darling!” in Andy’s Zimmer, der ihn natürlich direkt rauswarf.

Ich frühstückte und war ein bisschen am Laptop. Als Andy dann am frühen Mittag aufgestanden war, rauchte er auf der Veranda eine Zigarette und war relativ ruhig und in sich gekehrt. Er hatte Alex zwar in der Nacht rausgeworfen, aber wohl auch wieder reingelassen. Alex nahm die letzte Nacht wie immer mit Humor und versuchte sich grinsend für alles zu entschuldigen. Andy war sich bewusst, dass Alex ihm nicht gut tut, ihm dauernd nur Ärger bringt und machte sich das immer wieder erneut klar, in dem er es zum Ausdruck brachte. Der ausschlaggebende Punkt für das ganze Theater war wohl, dass Alex am Abend im Monsoon einen guten Champagner im Wert von locker 200 EUR spendiert hat, die Kosten dann aber auf Andy abgedrückt hat und er sich dann natürlich verarscht vorkam.
Er schwor sich immer wieder, mit Alex nie wieder irgendwo trinken zu gehen. Seine Vollausraster waren immer wie eine ziemlich heftige Explosion, wie ein Urknall, bedingt durch vorhergehende Ärgernisse. Danach war er total kraftlos. Zumindest für einige Stunden.

Naja, als ich mich auf den Weg in die Stadt machte, saßen Andy und Alex jedenfalls wieder bei einem Bier zusammen und hatten sich wohl mehr oder weniger vertragen. Ich fuhr mit dem Bus in die City, lief zur Esplanade und setzte mich auf eine Bank (leider nicht “meine” Bank, die war besetzt). Ich machte meinen mp3 Player an, wählte ein trauriges Lied aus und fing bereits nach dem Anklingen der ersten 3 Sekunden direkt an zu weinen. Mir war dieses ganze Hin- und Her mit Weihnachten, dieses ganze Geschreie, dieser ganze Zoff mit Alex einfach zu viel.
Und vor allem: Heute war Weihnachten – jedenfalls für mich. In Australien fängt Weihnachten erst am 25.12 richtig an, aber innerlich war für mich schon irgendwie ein bisschen Heilig Abend. Ich musste an meine Familie zu Hause denken und daran, wie sie wohl gleich aufstehen werden und traditionell den Weihnachtsbaum aufstellen und schmücken werden – dieses Jahr ohne mich. Und ich? Sitze hier alleine auf einer Bank und heule. Ich fühlte mich nicht gut.

Am späten Mittag war ich zum Skypen mit meiner Mutter und meinem Bruder verabredet. Ich ging also in das von Andys Familie geführte Internet Café und rief in Frankfurt an. Meine Mutter bemerkte meine innerliche Unruhe wohl sofort und fragte direkt zu Beginn, ob irgendwas passiert sei. Ich verneinte und wechselte relativ schnell das Thema, weil ich ihr den ganzen Stress, den ich hier in der letzten Zeit hatte, einfach nicht erzählen wollte. Es tat gut, die beiden zu hören und zu sehen. In Deutschland war es gerade erst 8.30 oder 9.00 Uhr und die beiden waren wohl gerade erst aufgestanden.

Wir tauschten uns jedenfalls gut 1-2 Stunden über das anstehende Weihnachtsfest und die Geschehnisse der letzten Zeit aus. Ich erzählte, dass Andy eine Weihnachtsfeier machte, verschwieg aber, dass seit letzter Nacht nicht mal mehr das wirklich fest stand und ich nicht genau wusste, wie ich Weihnachten verbringen werde. Nachdem wir Schluss gemacht hatten, ging ich noch zum Subway, war noch ein bisschen in der City unterwegs und machte mich dann wieder zurück nach Hause. Dort war Andy jetzt in vollem Gange die Bude zu putzen. Er hatte sich jetzt im letzten Moment eindeutig entschieden, die Weihnachtsparty doch noch zu veranstalten. Ich half ihm, abends holte ich für uns beide beim Asia Imbiss um die Ecke Take-Away Essen.

zum Anfang von 53093 Kilometer und zurück! – Ein Work & Travel Abenteuer in Australien, Indonesien, Südkorea & auf Fiji >

Ich checkte am nächsten Tag also wieder aus und fuhr mit dem Bus nach Parap. Ich ging über die Terrasse rein, die Tür war wie immer offen. Übrigens gibt es in Australien irgendwie kaum Klingeln. Außer jetzt vielleicht in mehrstöckigen Bauten, wie bspw. dem Apartment wo wir kurz vor unserer Reise zur Great Ocean Road bei Holger zu Besuch waren. Da gab es Klingeln und eben das Eingabefeld für den Türcode. Aber sonst, bei Häusern, die ebenerdig sind mir irgendwie nirgends Klingeln aufgefallen.

Es lief Radio und Andy war am putzen und sich richten. Es war ungewöhnlich in in langer Jeans zu sehen. Normalerweise trägt man hier in Darwin keine langen Hosen. Die Menschen hier besitzen üblicherweise nicht mal eine Jacke in Ihrem Kleiderschrank. Brauch man ja auch nicht, wenn es das ganze Jahr über nicht kalt wird. Andy begrüßte mich wieder zurück zu Hause, entschuldige sich kurz für alles und sagte dann, dass er gleich auf eine Geburtstagsfeier eingeladen sei. Ich fands ganz cool, so hatte ich die Unit für mich und meine Ruhe. Er wirkte doch wieder recht normal mir gegenüber und nicht mehr sauer. Er wollte ab nun besser mit mir umgehen, so sagte er. Während den nächsten Tagen war erst mal wieder alles normal.
Als ich eines Morgens wieder in die City kam und in Andy’s Shop reinschaute stand er dort mit einer kleinen, gut 40 jährigen Dame und stellte mich ihr gleich vor. Ihr Name ist Kathy und sie kommt aus Sydney.

Sie ist die Frau bzw. Lebensgefährtin von Azé, einem alten Halb Osttimor – halb australischem Schulfreund, der derzeit in Darwin lebt und arbeitet, da er von Sydney wohl einfach mal eine kleine Pause brauchte. Kathy ist halb Italienerin und halb Australierin. Ihr italienisches Temperament merkt man ihr sofort an. Es folgte also ein kurzer Plausch was ich so gemacht habe und plane und so weiter. Ihre Art so extrovertiert und australisch zu reden, gefiel mir und ich fands cool, jemanden vor mir zu haben, der wirklich in Sydney lebt. Als ich dann sagte, dass ich ja eigentlich zu Neujahr auch gerne in Sydney wäre, aber mich nicht früh genug drum gekümmert habe und alles viel zu teuer sei, war das schon nach 20 Minuten, die seit unserem Kennenlernen nun vergangen waren, alles kein Problem mehr für sie. Völlig selbstverständlich bot sie mir an, über Neujahr bei ihr zu schlafen. Ich war natürlich erst skeptisch und etwas zurückhaltend, aber sie vollkommen überzeugt. Sie zückte direkt ihr Handy und zeigte mir Fotos von meinem zukünftigen Schlafzimmer.

Es war das von Azé, der ja aber aktuell und wohl auch noch über Neujahr hinweg in Darwin lebt. Ich dankte, nahm ihr Angebot erst mal zur Kenntnis und sagte, dass wir das später nochmal genauer besprechen. In Darwin war sie die Tage im Holiday Inn oder im 4Seasons untergekommen, ich weiß es nicht mehr genau, aber es war ein schickes Hotel. Ich weiß nicht genau, wo Azé hier in Darwin lebte, aber jedenfalls schlief sie im Hotel und nicht bei ihm. Sie war vorher noch nicht hier oben und kannte sich noch nicht gut aus, deshalb lief ich mit ihr zum Woolworth’s rüber, um mit ihr ein paar Sachen einzukaufen. Anschließend ging sie in ihr Hotel und am Mittag trafen wir uns alle, also Andy, Anja, Kathy, Azé und auch ich im Monsoons zum Mittagessen. Dort lernte ich Azé dann auch mal kennen.

Es war ein gut aussehender braun gebrannter junger Mann mit halb Glatze bzw. sehr kurzen Haaren. Azé und Kathy waren im Prinzip genau gegensätzlich. Sie ist die total extrovertierte Lady mit halb italienischem Temperament und er grinst ab und zu, ist aber ansonsten ziemlich ruhig und lässt seine Dame gerne viel reden. Kathy stellte mir Azé als “He’s my asshole’ vor und erklärte, dass sie ihn immer so nennt, weil er einfach ein Arschloch sei. Aber halt eines, das sie liebt. Das Ganze war natürlich lustig gemeint und so sagte sie das auch. Azé sagte nicht viel dazu, er schmunzelte und ließ oft nur seine Augen und seine Mimik sprechen.

Ja, Katy besuchte also gut 1 Woche lang Darwin und fühlte sich bereits nach dem ersten Tag total gelangweilt. Die Stadt war ihr zu klein und mit zu wenig Menschen. Ich verstand sehr gut was sie meinte. Sie vermisste ihre Stadt und freute sich schon auf den Rückflug nach Sydney.
Als die beiden am letzten Tag vor Katys Rückreise noch mal bei Andy und mir in der Unit zu ein paar “nibbles” (wie man kleine Häppchen in Australien nennt) vorbeikamen, stand ich mit Katy in der Küche und schnitt Tomaten. Im Gespräch erzählte sie mir dann, dass Azé ihr früher schon fremdgegangen war und sie jetzt glaubt, dass er es wieder tut, sie aber keinen konkreten Verdacht hat. Ich wusste jetzt auch nicht, was ich ihr da sagen oder raten soll, war aber überrascht darüber. So hätte ich ihn eigentlich nicht eingeschätzt.

Wir saßen alle bei Bier und Wein auf der Veranda und unterhielten uns über Andy’s und Azé’s gemeinsame Kindheit im Kloster und über viele andere Dinge. Als wir uns später alle verabschiedeten, Andyssen bei Katy einige Tränen. Sie hatte in Andy einen perfekten Gesprächspartner gefunden, mit dem Sie über alles sprach. Er kannte Azé sehr gut und durch seine Homosexualität ist Andy oft der perfekte Kumpeltyp für Frauen. Katy lernte Andy in dieser einen Woche kennen, lieben und schätzte ihn sehr. Seine Lebensfreude und offene herzensgute Art faszinierte sie. Klar, mir ging das in den ersten Tagen und Wochen, als ich Andy kennenlernte genauso. Aber Katy kannte Andy’s andere Seite nicht, dachte ich mir innerlich. Sie tauschten noch Nummern und Adresse aus und gingen dann Heim bzw. ins Hotel.
Andy kennt ja recht viele Leute und so kam es auch, dass er öfter bei irgendwelchen reichen Bekanntschaften aus Darwin gegen ein bisschen Geld auf offiziellen Empfängen servierte. Er fragte mich, ob ich mithelfen würde, aber ich lehnte natürlich ab. Er hätte mir zwar einen passenden Anzug besorgen können, aber auf solchen Veranstaltungen Champagner zu servieren lag mir wirklich nicht. Ich überließ das dann lieber ihm und Alex.

Ja, Alex und sogar auch einmal Anil waren dabei. Zu Andy’s Leidwesen. Schon nach dem ersten Mal, bei dem Alex Andy zu Seite stand, gab es riesen Zoff. Ich weiß heute noch, wie sie sie sich bei uns in der Unit alle schick machten und mir Alex seine extra für ihn maßgeschneiderten Schuhe für 300 EUR zeigte. Als sie jedenfalls wiederkamen, war Andy total sauer auf Alex, weil Alex einfach nicht auf ihn hörte. Andy sah sich halt als Chef der Gruppe, vor allem weil er die Veranstalter und viele andere Leute selbst kannte und Alex, Anil etc. von sich aus mitbrachte und anlernte. Aber Alex kommt ja wie schon erwähnt aus steinreichem Haus und wollte das wohl auch zeigen. Er ordnete sich Andy halt nicht unter und meinte, er weiß wie man mit den dortigen Besuchern umgeht.

Ich persönlich kann es nicht beurteilen, ich war nie mit gewesen, aber kann es mir von den Erzählungen ziemlich gut vorstellen. Es waren unter anderen Veranstaltungen aus dem Hause Paspaley Pearls, dem größten Perlen und Diamanten Hersteller und Händler in Australien, die in Darwin ihr Headquarter haben. Es ist ein langjähriger Familienbesitz in mehreren Generationen. Auf diesen Veranstaltungen traf sich eben die High Society und gab dort mitunter auch mal 30.000 AUD für eine Kette aus.
Interessiert hätte mich so ein Empfang zwar schon mal, aber auf die ganzen Leute, mit denen Andy und ich dann hätten reden müssen und die hochsensible Beachtung von bestimmten Verhaltensregeln hatte ich keine Lust. Katy war vor einigen Tagen bereits abgereist, doch sie rief ziemlich häufig bei Andy an, um zu reden. Abends als wir bei Bier, Wein und Essen zusammen saßen klingelte sein Handy und manchmal sprachen sie über 2 Stunden hinweg. Ich sprach auch ab und zu kurz mit ihr, aber sooo viel hatten wir dann auch nicht zu reden.

Azé war ja noch immer in Darwin und schaute abends ab und zu mal bei uns vorbei. Sein Lieblingsgetränk war Jim Beam Bourbon Whiskey mit Cola, das er auch selber immer mitbrachte. Als dann an einem Abend auch Andy’s gute Freundin MoAnja anrief, lud Andy sie direkt ein kurz rüber zu kommen. Ich weiß noch, dass mich das damals ziemlich genervt hatte, da ich mich an dem Abend auf einen ruhigen Abend allein gefreut hatte, aber nein, Andy lud direkt wieder jemanden ein. MoAnja kannte ich noch nicht persönlich, deshalb erzählte Andy natürlich von mir.
Jedenfalls saßen wir dann bei ein paar Bier und Joints mit Azé und MoAnja zuerst draußen zusammen, als es dann aber fürchterlich anfing zu regnen, ging es in gemütlicher Runde drinnen weiter. Im Gespräch mit MoAnja erwähnte ich, dass ich bald auch in den Kakadu National Park möchte. Sie bot mir daraufhin an, einen Freund zu kontaktieren, der im Kakadu Hubschrauberflüge anbietet. Ziemlich cool dachte ich, wenn das das klappen würde ?! Leider wurde daraus aber nie etwas, im Kakadu war ich zwar, aber den halb geplanten Hubschrauberflug gab es nie.

Zwischenzeitlich schmiedete ich einige nähere Pläne hinsichtlich Silvester. Über Facebook stand ich ja nach wie vor noch regelmäßig mit meinen Bekanntschaften aus Melbourne in Kontakt. So stellte sich heraus, dass Marissa zwar über Silvester leider nicht nach Sydney fliegt, aber dafür Shirley mit einigen taiwanesischen Freunden. Ich mein, so innig war unser Verhältnis in Melbourne jetzt zwar auch nicht, aber Shirley bot mir an, mit ihr und ihren Freunden zu feiern. Und da ich die Asiaten eh sehr gerne mag, freute ich mich riesig und sagte ihr zu, so dass wir uns alle in Sydney treffen werden. Mein Plan war es dann, Weihnachten noch in Darwin zu sein und am 26.12, also am Boxing Day, dem Tag nach dem Weihnachtsfest (Weihnachten ist in Australien auch am 25.12.), dann nach Sydney zu fliegen. Ich schreib Katy vorsichtig eine SMS, da ich ja irgendwie fragen wollte, ob das ihrerseits in Ordnung ginge.

Immerhin käme ich ja dann schon etwas vor dem 31.12 und auch noch direkt am Boxing Day. Doch für sie ging das in Ordnung. Als ich Andy später davon erzählte, war er nicht sehr erfreut. Zunächst mal war es für ihn selber nicht schön, dass ich am Boxing Day, an dem für ihn als Katholik so wichtigen Tag, Darwin und damit auch ihn verlassen wollte. Am Boxing Day verlässt man eine andere Person nicht. Nun war es aber so, dass ich halt die Flugpreise verglichen hatte und der beste Flug nun mal der am Boxing Day war. Es gab zwar noch welche die so günstig waren, aber dann hätte ich noch vor Weihnachten fliegen müssen. Und nach Weihnachten werden vor allem die Flüge nach Sydney besonders teuer. Ich fand, er dramatisierte, aber ok. Und zum zweiten fand er es unhöflich von mir, Katy an diesem Tag, also noch in der Weihnachtszeit mit meiner Ankunft zur Last zu fallen. Er sagte, ich sollte sie anrufen und mit ihr vereinbaren, dass ich wann anders komme. Aber ich wollte nicht, preislich gesehen und überhaupt, machte es einfach 0 Sinn. Ich wollte ja eh so schnell wie möglich nach Weihnachten aus Darwin weg, zu lang war ich jetzt schon hier.

Außerdem habe ich wirklich ganz höflich und vorsichtig bei ihr angefragt und auch gesagt, wenn sie selber mit der Familie Weihnachten in Ruhe feiern möchte, sei das gar kein Problem, dann würde ich selbstverständlich nicht am 26.12. anreisen. Aber sie hatte wirklich nichts dagegen und somit hatte ich eigentlich auch kein schlechtes Gewissen mehr. Schließlich rief Andy Katy doch nochmal kurz an, um sich quasi nochmal zu entschuldigen und nachzufragen, ob das wirklich alles in Ordnung geht. Naja, so ist Andy halt. Letztendlich blieben wir beim 26.12. als Termin für meine Abreise nach Sydney und ich buchte den Flug. Ich war innerlich ziemlich happy, da ich ein neues Ziel, eine neue Etappe, ja ein neues Abenteuer fest vor Augen hatte. Andy war etwas traurig, aber das legte sich recht schnell wieder. Was ich auf jeden Fall noch machen wollte, war eine Tour  zum Kakadu National Park.

ebook-191

Ich klapperte nach und nach die Pinnwände in den Hostels ab, wo jedermann seine Angebote und Suchanzeigen hinklatschte. Es waren jede Menge interessante Dinge dabei, aber keine für mich passende Anzeige.

zum Anfang von 53093 Kilometer und zurück! – Ein Work & Travel Abenteuer in Australien, Indonesien, Südkorea & auf Fiji >

Ich fuhr nach Feierabend öfter mal mit Anja im Auto mit und sie lies mich dann, nach einem Zwischenstopp im Bottle Shop um für Bier Nachschub zu sorgen, in Parap bei Andy raus. Eines Tages sagte Andy mir dann, ich soll sie ruhig noch kurz reinbitten, wenn wir in der Unit ankommen und ihr ruhig auch noch ein Bier anbieten. Komischerweise, denn in abendlichen Gesprächen einige Tage vorher erzählte er mir, Anja sei für ihn größtenteils nur eine Arbeitskollegin, keine enge Freundin. Deshalb käme sie auch nicht oft zu uns und er will das auch nicht unbedingt. Naja, jedenfalls erlaubte er mir sozusagen, mich als Gastgeber auszugeben und ihr noch ein Bier anzubieten. Das war dann soweit alles auch in Ordnung.

Einige Tage später fuhr ich wieder vor Andy heim und fing schon mal an, bisschen was zu kochen. Schöne, leckere Chicken Drumsticks, Reis und Wok-Gemüse. Jedenfalls wartete ich dann auf Andy, doch er kam nicht. Als es gegen 19 bzw. 20 Uhr dunkel wurde, klopfte Bob, unser Nachbar an der Scheibe. “Oh nein”, dachte ich, “nicht ihmchen schon wieder”. Ob ich ihn verstehen werde? Er kam und wollte mit Andy schwätzen. Ich erklärte ihm, dass Andy noch nicht daheim war, ich gekochte habe und selber auf Andy warte. Damit hatte er nicht gerechnet – es folgte also etwas Small-Talk. Bob war vielleicht knapp 10 Minuten da, bis er wieder in seine Unit verschwand. Ich schaute weiter fern und war ein bisschen am Laptop. So zwischen 21 und 22 Uhr etwa kam Andy dann ziemlich betrunken heim. Ich war in meinem Zimmer, als ich ihn laut “tobyyyy, my german man, where are you?”, “are you here?”, “Can you open the door?”, rufen hörte. Ich ging also ins Wohnzimmer und öffnete ihm die Hintertür an der Terasse. Die hatte ich nämlich von innen verschlossen.

Es gibt zwar auch einen Haupteingang, für den er auch den Schlüssel hatte, aber dafür muss man einmal um die ganze Unit rumlaufen, deswegen ging man immer durch die Hintertür an der Veranda rein, wenn eine Person zu Hause war. Da ich in meinem Zimmer war und keinen Blick auf diese Tür hatte, verschloss ich sie. Andy meckerte trotzdem erstmal, da wir üblicherweise auch noch eine Art Gehstock in die untere Schiene der Schiebetür legten, der dann das Öffnen der Türe blockierte und ich das in dem Fall nicht gemacht hab. War für mich nicht nötig, ich war ja zu Hause und muss dementsprechend nicht alles gleich komplett abriegeln, wie wenn alle aus dem Haus sind. Naja, ich bin sicher, dass er selber es auch nicht gemacht hätte, aber bei mir wird natürlich erst mal gemeckert…

[..] Andy fragte, ob was gewesen sei, ich sagte ihm, dass Bob kurz vorbeigeschaut hatte, er ja aber nicht da gewesen sei. Andy wollte wissen, was ich ihm gesagt hatte. Also sagte ich ihm kurzerhand, dass ich Bob gesagt habe, dass ich auch nicht wüsste, wo er sei, ich selber warte und am Kochen bin. Daraufhin quatsche ich noch 5 Minuten mit ihm und dann ging er wieder zu sich rüber. Ich weiss nicht, was nun Andy’s Problem war, aber das, was ich ihm da grad erzählte, regte ihn tierisch auf. Er war sauer auf mich, da ich einfach einen “seiner” Gäste empfangen habe, ohne das er selber da war.

[..]

Doch vielleicht eine viertel Stunde später rüttelte Andy schon an meiner Tür und sagte ich soll aufschließen. Mein Herz klopfte. Ich denke, er hatte die Sache mit Bob einfach falsch verstanden und denkt von mir, ich würde mich einfach in sein gemachtes Nest setzen, mich bedienen und dann auch noch selbstverständlich seine Gäste dort versorgen. So war es aber eben nicht. Letztlich saßen wir wieder auf dem Sofa im Wohnzimmer und er motzte mich an und sagte mir ins Gesicht, wie unhöflich ich eigentlich sei. Dann kam er zur Erkenntnis, dass es besser sei, wenn er mich rauswirft, bevor er noch schlimmeres anstellt. Ich traute meinen Ohren kaum, aber er sagte wirklich, ich soll sofort meine Sachen packen und verschwinden. Ich suchte also schnellstmöglich meine sieben Sachen beisammen, schmiss alles in meine Reisetasche und rannte ziemlich bald raus auf die Straße.

Ich dachte er würde mich vielleicht doch zurückrufen oder so, aber es kam nichts. Es war so gegen 23 Uhr. Ich brauchte ein paar Minuten, um zu begreifen, was gerade geschehen war. Ich lief erstmal die Straße hoch, bis zur Bushaltestelle. Es war schon zu spät, kein Bus mehr, der in die City fährt. Wohl oder übel rief ich mir also ein Taxi heran, das gerade vorbeikam. Ich ließ mich mitten in der City in der Mitchell Street absetzen und überlegte, was ich nun machen soll. Zu aller erst ging ich in Tommo’s Pie Shop, da ich Alex fragen wollte, ob ich bei ihm, Andrew und Lotty ins Appartement einziehen kann. Doch Alex arbeitete an diesem Abend leider nicht. Stattdessen traf ich an der Theke auf einen Jungen in meinem Alter, der mir freundlicherweise die Handy Nummer von Alex rausgab. Später wird mir Andrew erzählen, dass der Junge auch ein deutscher Backpacker ist und im Pie Shop für Andrew jobbt.

Ich rief Alex an, erzählte ihm, das Andy mich vor die Tür gesetzt hat. Doch so wirklich zu interessieren schien es nicht, es war auch recht laut bei ihm. Er war an diesem Abend bei einem Musikkonzert, von dem er mir auch schon einige Wochen vorher erzählt hatte. Jedenfalls nahm er es eher mit Humor auf und lachte, typisch Alex. Dann sagte er mir, er freute sich schon lange auf diesen Abend und will ihn genießen und auch heute nichts von den Problemen mit Andy wissen. Wirklich weitergebracht hatte mich der Anruf also nicht. Ich klapperte zwei, drei Hostels ab, doch bis auf das „Melaleuca on Mitchell” hatten alle Rezeptionen schon geschlossen.
Ich checkte also dort ein und buchte erst mal 2 Nächte. Zwischenzeitlich erreichte mich eine SMS von Andy, ein Funken Hoffnung auf Reue seinerseits fühlte ich in mir, doch alles was kam war nur “Fuck off, u Parasite”. Die ganzen SMS von Andy und überhaupt alle SMS aus meiner Australien Zeit, habe ich sogar heute immer noch auf meinem Handy gespeichert und lese ich mir ab und zu durch, wenn ich eine innerliche Zeitreise in mein Australien Abenteuer machen möchte.

Ich bezog also nach langer Zeit mal wieder ein “echtes” Hostelzimmer. Meine Zimmergenossen waren in Ordnung, recht ruhig. Ein oder zwei Asiaten waren dabei. Das Zimmer war schön klimatisiert. Ich fands echt lustig, in Darwin mal wieder wie ein “normaler” Backpacker in einem Hostel zu übernachten. Ich hatte mich wohl wirklich schon komplett an Andy’s Unit gewöhnt.
Am nächsten Tag, es war Freitag, schlief ich normal aus, ein Anruf oder SMS hatte mich nicht erreicht – hätte ja sein können. Später bin ich dann in die City bzw. war es ja eigentlich schon. Erst mal bin ich zu Anja in den Déjà Vue Souvenirshop in der Mall, gegenüber dem Café von Luica, Andy’s Schwester. Anja wusste natürlich schon über alles Bescheid, sie hatte Andy ja wie ja inzwischen jeden Morgen aus Parap abgeholt, um ihn mitzunehmen. Ich fragte sie mal vorsichtig, ob ich bei ihr wohnen könnte, aber das wollte sie irgendwie auch nicht wirklich, es sei nicht aufgeräumt und so weiter, sagte sie. Ich blieb noch etwas bei ihr und schob meinen Besuch bei Andy im Shop vor mir her. Irgendwann raffte ich mich aber auf und ging zu ihm in den Laden.

Er war an der Theke beschäftigt und fragte mich, wie es mir geht. Ganz gut, sagte ich und frage ihn das gleiche. Auch ihm schien es gut zu gehen und ich merkte, dass er extra so tat, als sei alles bestens. Ich erwartete schon irgendwie irgendetwas von ihm, eventuell sagte ich das auch, ich weiß es leider nicht mehr. Aber es dauerte nicht lange, da fing er wieder an und warf mir mein Fehlverhalten vor und warf mich aus dem Laden. Ich sagte ihm noch, dass er verrückt sei, da er jeden Tag etwas anderes sagt und man ihn daher einfach nicht verstehen kann und verließ den Shop.

Ich erzählte es kurz Anja und war immer froh, denn sie machte mir irgendwie Mut, wenn sie sagte, ich solle das alles nicht so ernst nehmen und Andy würde sich eh wieder einkriegen. Vermutlich fühlte ich mich bei ihr aber innerlich irgendwie wohl, weil sie inzwischen einfach die letzte “Deutsche” war, mit der ich in direktem Kontakt stand. Mit Marissa und den anderen war ich nur online, per SMS und ab und zu am Telefon in Kontakt. Laura war ja auch längst weg und mit deren Tante und Onkel hatte ich daher dann auch keinerlei Kontakt mehr, obwohl ich eigentlich immer mal bei Franziska anrufen wollte.

Ich bin dann anschließend in Richtung States Library und hab mich dort auf eine Wiese gesetzt, um nochmal nachzudenken. Ich fand es ziemlich traurig, dass Andy einen solchen Hass auf mich hatte. Das war ganz sicher nicht, was ich erreichen wollte. Auch, dass er mir sagte, ich sei ziemlich unverschämt, unhöflich und egoistisch, ging mir innerlich schon nahe, denn so wollte ich natürlich bei den Leuten, die ich in einem fremden Land kennenlernte in Erinnerung bleiben. Immerhin war ich dort ja auch Gast. Deswegen erschrak ich zum Teil auch etwas vor mir selber.

War ich wirklich so unhöflich? Ich denke aber ehrlich gesagt nicht. Ich hab mich bei Andy daheim öfter zurückgehalten, habe Dinge aus Höflichkeit verneint. Aber wahrscheinlich war es unter anderem genau das, was ihn an mir störte. Denn damit signalisierte ich ihm gegenüber eine gewisse Ablehnung. Aber für mich war es eben schwer, mich komplett zu öffnen und immer alles anzunehmen, da ich eben “nur” Gast war und dazu auch noch nichts bezahlte. Deswegen versuchte ich immer einen Mittelweg zu finden, wie ich mich verhalte.

Ich saß jedenfalls auf der Wiese und kam zu dem Entschluss, die Sache mit dem Wohnen bei Andy zu vergessen und überhaupt generell mit Darwin abzuschließen. Es war einfach Zeit für was neues, ich war lange genug in Darwin und das war ein eindeutiges Zeichen. In letzter Zeit gab es so viel Hin- und Her mit Andy, es war anstrengend geworden mit ihm und ich wollte nur noch weg aus Darwin. Es war zwar einerseits schade, dass es nun so, in dieser Art und Weise, ein Ende nimmt, aber trotzdem irgendwie eine gute Gelegenheit, weiter zu ziehen. Das mit dem Weihnachten in Darwin schien dann wohl auch gelaufen zu sein, aber naja, was soll’s dachte ich mir. Ich werde einfach weiterziehen und die Sache ist gegessen, denn ich bin völlig frei und unabhängig! In diesem Moment wurde mir wieder bewusst wie geil es eigentlich war. Ich konnte ja letztlich wirklich alles selber entscheiden, wie lange ich wo bleibe und so weiter. Ein tolles Gefühl!

Gegen Mittag ging ich wieder zu Anja und war gespannt wie heute das Mittagessen aussehen wird. Wird Andy mit zum Monsoons gehen oder nicht? Glücklicherweise hatte er schon eine Stunde früher Mittagspause gehabt, sodass ich mit Anja alleine ging. Es geschah sonst nichts Besonderes mehr an diesem Tag. Am Samstag früh aber klingelte mein Handy: Andy rief an. Ich ging nicht dran. Später schrieb er eine SMS: ob ich nach Hause komme, er holt mich auch ab und nach dem ich auch darauf nicht reagiert habe, schickte er dann eine zweite SMS, in der er schrieb, dass die Entscheidung jetzt an mir läge.
Ich kann bei ihm wieder einziehen, wenn ich möchte, wenn ich aber nicht möchte, sei es auch in Ordnung. Ich ließ ihn noch etwas zappeln und fuhr an dem Samstag zum Lake Alexander, um auf „Wallaby“ (Känguru) Suche zu gehen und ein paar Fotos einzufangen.

ebook-188

Nanu, wessen Spuren sind denn das?

ebook-189

Erst neugierig gucken…

Erst neugierig gucken…

…und dann schnell abhauen!

…und dann schnell abhauen!

Es goss gegen Mittag in Strömen, wie so oft in diesen Monaten. Aber ist ja klar, es war “wet-season”. Aber auch wenn es heftige Monsoon Regenschauer gab, war das lange nicht so unangenehm wie in Sydney oder bei uns in Deutschland, weil es einfach immer ziemlich warm war. Die Luft war warm und feucht. Binnen ein bis zwei Stunden war meistens alles wieder staubtrocken. Und die Menschen in Darwin stört der Regen auch nicht, sie freuen sich eher. April bis September ist Trockenzeit, Oktober bis März Regenzeit.

Da der Regen halt ein “warmer Regen” ist, stört er die meisten Leute gar nicht und manche laufen auch gerne mal extra klatschnass durch den Regen. Andere hingegen spannten ihre Schirme auf. Ein Trick von Andy war es dann immer, die Regenschirme, die er im Shop verkauft, immer an den Eingang zu stellen, sodass jeder an der Straße daran vorbeiläuft. Viele kauften dann nämlich “mal eben schnell” bei ihm einen Schirm, wenn sie unvorhergesehen vom Unwetter erwischt wurden. Ich schrieb Andy dann erstmals eine SMS zurück und informierte ihn, dass ich Sonntag oder Montag zu ihm komme. Da ich nicht unnötig Geld fürs Hostel verplempern wollte, war mir aber eh schon klar, dass ich morgen (also Sonntag) zurück gehe.

zum Anfang von 53093 Kilometer und zurück! – Ein Work & Travel Abenteuer in Australien, Indonesien, Südkorea & auf Fiji >

In Darwin lernte ich dann nach und nach noch so die wichtigsten Leute rund um Andy’s Leben kennen. Da waren noch Andrew, der beste Freund von Andy. Er führt in Darwin einen Pie-Shop. Er war mit Lotty zusammen. Lotty kam ursprünglich auch als englische Backpackerin nach Darwin, schlief dort laut Andy’s Aussagen mit einem Barbesitzer und lernte dann durch Andy eben Andrew kennen, mit dem sie seitdem zusammen ist. Andy erzählte mir sie sah damals richtig heruntergekommen aus, so hippimäßig. Erst durch Andrew, der ihr fast alles ermöglichte und zahlte, entwickelte sie sich zu einer Dame, die allerdings sehr zickig und eifersüchtig wurde. Andrew sieht sehr gut aus und nutze dies in seinen vorherigen Lebensjahren laut Andy auch verdammt viel aus. Lotty konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Andrew sein Leben für sie geändert hatte.

Ab und an sah ich auch MoAnja, ursprünglich eine „Kiwi“, also eine Neuseeländerin. Sie war auch eine sehr gute Freundin von Andy. Das waren so die engsten Personen um Andy herum und je länger ich bei Andy wohnte, desto stärker wurde ich in dessen Leben integriert. Es schaute immer mal irgendjemand bei ihm, mal angekündigt, mal unangekündigt, vorbei. Es gab fast kaum einen Tag, an dem Andy mal nicht irgendeinen Gast zu Besuch hatte. Lucia, eine von Andy’s 8 oder 9 Schwestern lebt auch in Darwin und kam auch immer mal mit ihren kleinen Kindern vorbei: Ashton, Sasha, Ethan. Ashton und Sasha verkrochen sich aber immer sofort vor den Fernseher und waren nicht mehr ansprechbar. Ashton ist noch zu klein. Lucia führt mit ihrem Mann ein Café direkt in der Darwin Mall (City) gegenüber von einem der Souvenirshops. Sie war somit auch die Tante von Anil. Es gibt gegenüber von dem Café auch einen weiteren recht großen Souvenirshop, der in den Händen von Chinesen war, die laut Andy auch zu seiner Familie gehören und ein Stockwerk über dem Shop war ein Internetcafé, das ebenfalls von Andy’s Familienangehörigen betrieben wird. Zu denen hat er aber nicht allzu viel Kontakt. Wie man sieht, Andy’s Familie ist wirklich groß und er kennt überall irgendwelche Leute. Und das nicht nur in Darwin.

Oft kam auch Bob, unser Nachbar aus einer anderen Unit vorbei. Bob hämmerte mit Vorliebe schön laut an Andy’s Unit, um ihn zu erschrecken. Bob war ein Schrank mit dicken Oberarmen. Er kam öfter mal mit einem Bier rüber, wenn er gerade keine Lust mehr auf seine Frau hatte. Bob war auch ursprünglich aus Neuseeland und eher der unteren Schicht zugeordnet. Er hasste Aboriginals abgrundtief und musste sich oft beherrschen nicht handgreiflich zu werden. Er konnte wohl deren Gesänge und Rumgekreische am Abend nicht ertragen. Bob redete meist nur mit Andy, denn ich verstand fast kein Wort, von dem, was Bob redete. Er sprach einen solchen Aussie/Kiwi Slang, dem ich echt kaum noch folgen konnte. Seine Lippen bekam er beim Reden einfach nicht weit genug auseinander.  So vergingen nun also einige Tage und Wochen in Darwin. Mein Alltag bestand also eigentlich nur aus “Chillen”. Ich stand auf, ging in die Stadt, ging dort essen und Bier trinken, ging ins Internet, fuhr später wieder heim und trank weiter Bier und wenn das nicht im Haus war, dann Wein, guckte Fernsehen und ließ den Tag angenehm ausklingen. Wenn wir zu Hause waren, hielten wir uns meistens zum Sit-In auf der Terrasse auf.  In meiner Zeit in Darwin trank ich für meine Verhältnisse schon echt viel. Ich kann sagen, es verging nicht ein einziger Tag ohne Alkohol.

Es herrschte dabei aber immer eine recht lockere Atmosphäre. Ein ziemlich abgeknickter, vertrockneter Kaktus stand auf dem Glastisch neben dem Aschenbecher. “Andrew’s Dig”, hieß der, erzählte mir Andy. Die Deckenventilatoren liefen immer mit “voller Power”, meist lief auch der Fernseher nebenbei.

ebook-174

Aussie Stubby Cooler für australische „Stubbys“ (375 ml Bierflasche)

Inzwischen hatte ich mich gut eingelebt und einige TV-Sendungen gehörten schon zu meinem “Alltag”. Das US Format “Hell’s Kitchen’ z.B. schaute ich mir jede Woche an. Es gab auch in Deutschland davon mal einen Ableger mit Christian Rach. Die US Version ist aber mit Gordon Ramsay, einem mit 15 Michelin Sternen ausgezeichnetem Koch aus Schottland. Die US Version ist halt typisch US-Fernsehen: Jeder zweite Satz wird ausgepiepst, weil er “Fuck” enthält. Ich finds ziemlich unterhaltsam, zwei Teams mit Amateuren müssen immer gegeneinander Kochen und den Betrieb eines ganzen Restaurants aufrechterhalten. Gordon überwacht alles und schreit regelmäßig die Leute zusammen. Nach und nach nominieren sich die Kandidaten und fliegen dann raus. Hin und wieder schaue ich auch heute noch die Sendung über das Internet.  Aber auch die sehr bekannte US Show “Ellen Degeneres” schaute ich regelmäßig an. Es ist eine Late Night Show mit Ellen Degeneres, die in Amerika ziemlich bekannt ist. Vor allem die “10 days of giveaways”, die sie jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit in ihrer Show veranstaltet, sind ziemlich cool.

In diesen 10 Tagen schenkt Ellen dem Publikum ihrer Show alles Mögliche: Im Jahr 2013 z.B. erhielt in einer Show jeder dort Anwesende ein Flugticket aus den USA nach Australien, da sie Ihre Sendung für eine Woche aus Australien sendete. Dazu gab es noch allerlei Konsumgüter wie Smartphone etc. Aber nicht nur für einen Glücklichen, sondern für JEDEN dort. Die Leute flippen total aus, USA halt.:) Ansonsten ist es halt ‘ne normale Latenight Show mit Talkgästen usw. Ich mag Ellen, deswegen find ich die Show ganz nett. Alternativ schaute ich noch die Simpsons oder andere  Zeichentrick Serien. Die liefen dort echt zu jeder Tageszeit.

Mit dem englischen Fernsehen hatte ich mittlerweile vom Verständnis her auch keine Probleme mehr. Hin und wieder schaute ich auch Sky News oder andere australische Nachrichten und den Wetter Kanal, auf dem den ganzen Tag lang das Wetter präsentiert wird. Was mir in meiner Zeit in Australien positiv aufgefallen ist, ist das Australien wirklich ziemlich “down under” ist. Diese ganzen negativen Nachrichten aus Europa, Finanzkrise usw. die wir jeden Tag in deutschen Medien durchkauen, sie waren hier kaum ein Thema. Ozeanien hat seine “eigenen Problemchen” und aus Europa wird ab und zu mal berichtet. Auch diese ganze Integrationsdebatte um die Türken in Deutschland und die Assis in deutschen Großstädten, die willkürlich Leute an Bahnhöfen vermöbeln, bli bla blub, gab es hier nicht. Ich fand das echt seeehr angenehm.

Nach einiger Zeit wurde mir aber dann doch bisschen langweilig, deswegen überlegte ich mir, was ich hier noch so tun könnte. Ich war schon ziemlich lange in Darwin, aber kannte es doch noch nicht so wirklich. Weil ich Anja, Laura, Andy und Co getroffen und kennengelernt habe, habe ich mich ganz anderen Dingen gewidmet und war gar nicht mehr als richtiger Tourist unterwegs. Deswegen informierte ich mich ein bisschen und widmete einige Vormittage ein paar Ausflügen. Zum Beispiel lief ich von Parap nach Fannie Bay, einem Nachbarstadtteil. Dort gab es das Fannie Bay Gaol, ein altes Gefängnis, das heute als Museum dient. Es war interessant, auch mal die Umgebung von Parap und somit noch ein paar andere Ecken Darwins zu erkundschaften als immer nur die City und Parap. Das Gefängnis war kostenfrei und bis 1979 in Betrieb. 1952 war die letzte Hinrichtung zwei rumänischer Immigranten, die einen Taxifahrer ermordeten.

ebook-175

ebook-176

ebook-178

Am 24.12.1974, also sogesehen an unserem Heiligabend, stürmte in Darwin der Sturm “Tracy” und zerstörte in Darwin fast alles. 70% aller Gebäude in Darwin wurden niedergemacht, 71 Menschen kamen dabei sogar ums Leben. Auch das Gefängnis blieb davon nicht verschont. Heute stehen dort noch einige Reste, die man sich als Besucher ansehen kann. Es war ziemlich leer dort, kaum ein anderer Besucher war zugegen.

Man konnte noch einige Gefängniszellen erkennen und auch die Guillotine, deren Abgrund so tief war, das man unten nur noch ein schwarzes Nichts erkennen konnte. Aber es war schon krass, wenn man sich vorstellte, dass genau an dieser Stelle vor knapp 60 Jahren noch Menschen getötet wurden und die ganze Anlage von Straftätern bewohnt wurde. Manche Zellen waren eher moderne Einzelzellen, andere Zellen waren Sammelzellen für mehrere Leute, aber mit sehr wenig Privatsphäre. Abgetrennt nur mit billigem Maschendrahtzaun und die Toilette war auch nur durch eine kurze Trennwand geschützt, aber nicht wirklich von der restlichen Zelle abgetrennt. Heftige Umstände, wenn man sich das mal genau überlegt und wenn man wahrhaftig in den Original Mauern dieses Gefängnisses steht.

Als ich mir alles angesehen hatte, verließ ich das Gelände wieder und ging wieder zurück Richtung Parap. Der Weg führte mich zum Teil an ziemlich grünflächiger Küste entlang und ich war beeindruckt, denn alles sah sehr gepflegt aus. Irgendwie perfekt zum “Hinfletzen und Nickerchen machen”, wenn es denn nicht in der prallen Sonne gewesen wäre. Schade. Aber ich war so schon klitschnass geschwitzt, und das meine ich ernst. Mein Poloshirt war bei meinen Ausflügen in der Umgebung Darwin immer schon nach 20 Minuten vollkommen durchnässt, aber ich fands geil. Ich habe die Luftfeuchtigkeit und das tropisch feuchte Klima in Darwin lieben gelernt.

Als ich dann um die Mittagszeit wieder in Parap war, gings immer direkt unter die Dusche und ohne abzutrocknen ins Zimmer, auf die kleine Anrichte drauf und direkt unter die Klimaanlage. Ich hoffe es hat mich niemand gesehen, es muss bescheuert ausgesehen haben, wie ich da wie unter einem Fön (im Schwimmbad z.B.) meine Körperstellen der Klimaanlage entgegen gestreckt habe, um alles schön abzukühlen. Dieses Ritual, also vormittags immer Spaziergänge bis zum klatschnassen Outfit in der Umgebung und danach Dusche mit Klimaanlage hatte ich einige Male. Dann aß ich noch eine Kleinigkeit und fuhr in die City zu Anja und Andy. Ich hatte so z.B. auch irgendwo in der Umgebung einen verlassenen, in mitten von Grünflächen eingebetteten See ausfindig gemacht, zu dem ich mich manchmal zurückzog und mit mp3 Player im Ohr an Deutschland und meine Zukunft dachte. War schon ganz nett irgendwie. Irgendwann zog Anil dann bei seiner Tante Lucia ein, sodass ich dann endlich das freie Zimmer beziehen konnte.
Ich hatte Andy ab und an angeboten etwas zu bezahlen, aber wie er nun mal ist, wollte er nichts. Ich zahle ab und an einen Karton Bier, den ich im Bottle Shop in Parap besorgte. Hier entdeckte ich übrigens sogar mal Henninger Bier, gebraut in 60598 Frankfurt am Main – Germany, ein echtes Heimatsgefühl :)

ebook-180

…als das Bier leer war…

…als das Bier leer war… ;-)

Dieser ca. 50cm kleine Freund begegnete mir zufällig auf dem Weg nach Hause ;-)

Dieser ca. 50cm kleine Freund begegnete mir zufällig auf dem Weg nach Hause ;-)

Nach und nach wurde ich in Andy’s Leben integriert. Andy’s Leben ging wirklich drunter und drüber. Jede Menge Action. Ich verstehe einiges bis heute nicht. Nach einigen Wochen war Andy mir echt anstrengend geworden. Er ist nun mal die letzten 15 Jahre lang allein gewesen und lebt auch dementsprechend. Er macht das, worauf er gerade Lust hat und ist super spontan. Wenn er etwas sagt, kann es schon in 10 Minuten Geschichte sein. Er zeigte mich ab und an seinen Freunden und stellte mich vor, ein bisschen Stolz auf seinen “german man” war er dabei schon.

Wenn Alex vorbei kam, war es immer echt lustig. Alex war derjenige aus Mauritius. Er war meist ziemlich “breit” und immer am Dauergrinsen. Er nahm Andy aber leider oft  total aus, soff sämtlichen Alkohol bei Andy weg und wenn Alex kam, gab es immer viel zu rauchen. Alex wollte immer nur Party machen, schlief dann meistens aber vorher irgendwo ein. Er hatte auch einige Frauengeschichten am Laufen. Da war z.B. mal Birte, eine Frau aus Deutschland, mit der er was hatte und in die er sich angeblich verliebt hatte. Ich saß mal mit ihr, Alex und Anja im Monsoons beim Bier zusammen. Naja, Andy und Alex pflegten wirklich eine reine Hassliebe. Andy war sauer auf Alex, da Alex Andy immer zum Trinken und Geld ausgeben überredete, was dann immer im Desaster endete. Desaster im Sinne von „direkt nach Feierabend Party machen bis spät in die Nacht und dann von der Polizei eingebuchtet werden…“ Außerdem fraß Alex immer Andy’s Kühlschrank leer und hinterließ alles wie einen Saustall. Aber Andy ließ sich immer wieder von Alex mitreißen und verzieh ihm auch immer wieder. Alex kam ja aus sehr reichen Verhältnissen und hatte Andy auch mal einen sehr wertvollen Familienring von Alex Familie aus Mauritius mitgebracht, mit dem er Andy dann mal einen Heiratsantrag machte. Ich weiß nicht, ob das alles nur Spaß war oder nicht.

Keine Ahnung… Andrew, Andy’s bester Freund, lebt mit Lotty und Alex in einem City Appartement mitten in der City in Darwin. Es ist ein Appartement in einem dieser sogenannten “Beachfront”-Hochhäuser. Sie bieten einen genialen Ausblick auf den Ozean und  sind deshalb auch recht teuer. Das Appartement gehört eigentlich auch Andy, aber er vermietete es an Andrew, Lotty und Alex, da er selber dort nicht wohnen wollte.

Mein Leben in Darwin lief also so dahin…an einem Sonntag war in ganz Australien Ausnahmezustand, denn das AFL, Australien Football League, Finale zwischen Collingwood und St. Kilda fand statt. Für die Australier ein sehr wichtiges Spiel, vergleichbar mit einem Bundesliga Finale in Deutschland. Schon Tage vorher war gute Stimmung im Land und jeder, selbst die obdachlosen Aboriginals, gaben untereinander ihre Tipps ab und man fragte sich gegenseitig nach Vorhersagen für den Sieg. Den Sonntag fanden dann überall Public Viewing Events statt und die Straßen waren alle leer. Der ganze Kontinent war im “Footy“ (Australien Football) Fieber, mich interessierte diese Sportart hingegen keinen Zentimeter. Naja, was solls, ich betrachtete das Ganze “von außerhalb” und fand’s lustig zu zusehen. Zum Schluss gewann übrigens St. Kilda.

Inzwischen war ich von Andy’s täglichem oder fast stündlichem Hin und Her aber echt ziemlich genervt. Das Leben bei und mit Andy war anstrengend geworden. Ich war froh, wenn ich alleine zu Hause war und einfach nur Ruhe hatte. Sobald Andy zuhause war, musste meine Aufmerksamkeit vollkommen ihm gehören. Dass ich einfach mal nur in Ruhe in meinem Zimmer am PC oder Buch bleiben wollte, verstand er nicht. Ab und zu, wurde er auch mir gegenüber sauer. Angeblich sei ich doch total mies, würde hinter seinem Rücken mit Anja über ihn ablästern und ihn nur ausnutzen. Ich würde nichts zahlen und total egoistisch sein. In diesen Momenten verstand ich wirklich nicht, was ihn ihm vorging. Vor allem kam das ein paar Mal von jetzt auf gleich. Wir unterhielten uns über irgendetwas und auf einmal fing er an, schlecht über mich zu reden. Naja, meistens legte es sich dann wieder, am nächsten Tag war alles wieder in Ordnung.

Dann kann ich mich auch noch recht gut an eine andere Sache erinnern: Eines Tages bin ich Am Nachmittag mit Anja heimgefahren und fing schon mal an, Essen zu kochen. Andy sollte ein bis zwei Stunden später nachkommen. Doch er kam nicht. Das Essen war längst fertig, ich wartete – und wartete. Ich glaube irgendwann schrieb er sogar eine SMS, dass er später kommen wird. Naja, irgendwann bin ich dann ins Bett. Ich hasste diese Abende, an denen er erst spät heim kam, da ich nie wusste, in welchem Zustand, in welcher Stimmung er heim kam. Manchmal war aggressiv und total angepisst, bekam dann Ausraster. Der sonst so liebevolle Andy, der jeden liebevoll „Darling“ nennt und immer ein offenes Ohr für jeden hat. Jedenfalls kam er die ganze Nacht nicht nachhause. So gegen 8 Uhr am Morgen vibrierte dann mein Handy, da eine SMS eintraf.
Andy schrieb mir ich sollte ihm ein frisches Hemd in den Souvenirshop bringen. 2 Min später rief er an, ich soll mich bitte beeilen, wo ich denn bleibe. Ich sagte ihm, dass ich komme, sobald ich mich angezogen habe und er müsse ja erst um 9 Uhr anfangen zu arbeiten. 10 Min später ruft er wieder an und erkundigt sich, ob ich komme.“ Jaaa, ich komme doch in die Scheiss Stadt, um dir dein blödes Hemd zu bringen“, dachte ich mir innerlich. Für solche Aktionen hasste ich Andy!

Anyway, so gegen 9 Uhr war ich dann also außerplanmäßig schon im Souvenirshop und brachte ihm frische Klamotten. Anja war auch da- Andy hatte wohl die ganze Nacht durchgefeiert. Aber er zog es eiskalt durch…Ohne Schlaf stand er dann hinter der Theke und verkaufte übermotiviert Touristen Souvenirs. Gegen 13 Uhr ging es dann in der Mittagspause im Moonsoon’s mit ein paar Bier weiter. Same procedure as every day halt, hehe. That’s Darwin life.

Bisschen langweilig war der Alltag aber dann trotzdem und Andy meinte ich sollte die Zeit bis Weihnachten zum Geldverdienen nutzen. Er bot mir an, sich nach einem Job in dem Internetcafé seiner Familie umzuhören, doch ich lehnte ab. Im Souvenirshop wollte ich auch nicht arbeiten, irgendwie ist der direkte Kundenkontakt im Verkauf nicht mein Ding. Er sprach mit Andrew, der ja eine Ecke weiter den Pie Shop besaß, in dem Andrew auch Alex beschäftigte… Andrew bot mir daraufhin tatsächlich einen Job im Pie Shop an, sogar extra im hinteren Bereich, eher im Küchenbereich, also nicht direkt an der Theke. Aber ich blockte auch hier ab, da ich nicht wirklich wusste, was ich wollte. Das ganze Hin und Her mit Andy und seinen Leuten stimmte mich irgendwie komisch und ich wollte eigentlich nur noch die Zeit bis Weihnachten rumkriegen und nichts Großes wie jetzt z.B. einen Job anfangen, vermute ich mal. Später aber werde ich merken, dass es mir den Alltag wahrscheinlich viel leichter und erträglicher gemacht hätte, wenn ich eine Beschäftigung angenommen hätte.

zum Anfang von 53093 Kilometer und zurück! – Ein Work & Travel Abenteuer in Australien, Indonesien, Südkorea & auf Fiji >

Ich war nun seit gut zwei Wochen in Perth und hatte mich in den letzten Tagen entschlossen erst mal zurück nach Darwin zu fliegen. 4000 km ging es also wieder Richtung Norden in mein tropisches Darwin. Inzwischen liebte ich diesen Moment, wenn ich die Türschwelle des Flugzeuges übertrat, mich auf der Flugzeugtreppe befand und mich diese einzigartige Wand der feuchten und zugleich warmen, tropischen Luft mit voller Wucht erschlug. Aber wenige Schritte weiter gelang man schon in den Innenbereich des Flughafengebäudes bzw. eines Kühlschrankes. In Darwin sind viele Gebäude, Busse etc. einfach richtig schön runtergekühlt. Und dieser Moment von draußen nach drinnen, drinnen nach draußen, achja, ich liebte es einfach.

Naja…Mit Anja und Andy hatte ich ausgemacht, dass sie mich am Flughafen abholen. Zunächst war keiner zu sehen. Doch dann bekam ich eine typisch Anja bzw. Andy aussagekräftige Textmessage: “Call”, dann eine zweite “Where r u”. Nach kurzem Hin und Her fanden wir uns dann aber gegenseitig und ich stieg bei Anja mit ins Auto ein, wo Andy auch schon auf mich wartete. Dann ging es über den Highway zurück in die City. Das Wetter war wie immer: sonnig. Als Andy dann allen ernstes mitten auf dem Highway ein Sixpack Carlton Draught auspackte und mich mit “Welcome back home, Darling” willkommen hieß wusste ich wirklich, dass Darwin mittlerweile mein Zuhause in Australien geworden war und ich wahnsinnig froh war, solche Leute kennengelernt zu haben.

Ich muss zugeben, nach meiner Abreise aus Darwin Ende September hatte ich in Melbourne nur ab und an getrunken, in Perth überhaupt nicht. Die Geste mit dem Bier auf der Fahrt vom Flughafen in die City war einfach nur genial und typisch Darwin eben. “Easy going, Mate”. Das ist hier der Lifestyle, hehe. Ich fands auch so klasse, dass man, vor allem unter Backpackern, kaum auf sein Äußeres achten musste. Unter Backpackern galt oft einfach die Devise: Lieber praktisch, als stylish. Nochmal schnell zum Thailänder um die Ecke, aber keine Lust auf Schuhe? Egal, dann halt barfuß, keiner guckt einen deswegen schräg an. Und das war ziemlich lässig.

Ich zog also erst mal wieder bei Andy ein und machte mir nun Gedanken, wie es weiter gehen sollte. Es war Anfang Dezember und ich war unsicher, was ich tun sollte. Ich mein, ich wollte schon gerne über Weihnachten hier sein, da ich hier eben einige bereits kenne und ja, quasi zuhause war. Andererseits waren es noch gut 3,5 Wochen bis Weihnachten und das würde sich schon ganz schön ziehen von der Zeit her. Denn Darwin ist halt doch eher klein und so wahnsinnig viel zu tun und zu sehen, wie bspw. in Sydney, gibt es hier nicht. Inzwischen war ja auch Laura längst wieder weg. Sie war am 31.10 schon nach Deutschland zurück, da ihr Touristenvisum abgelaufen war.

Wir hatten uns irgendwie immer verpasst. Ich war mit Nazli auf Bali, als wir zurück kamen, war Laura mit Sam und Dan auf dem Trip an der Westküste, dann bin ich ja aus Darwin weg nach Melbourne und Laura war Mitte/Ende Oktober eben wieder in Darwin und Andyg zurück nach Deutschland. Ich bin dann aber noch nach Perth und kam erst Anfang Dezember wieder. Ich entschied mich dann aber auf jeden Fall bis Weihnachten zu bleiben. Auch wenn ich schon etwas Angst vor der Langeweile hatte, aber einen anderen Plan gab es irgendwie nicht. Eine andere Sache war dann auch noch New Year’s Eve. Denn Silvester wollte ich natürlich, wie fast ganz Australien, traditionell in Sydney feiern. Nur Anfang Dezember den Silvesterabend in Sydney planen ist halt im Prinzip völlig für die Tonne.

Da muss man so gesehen schon ein halbes Jahr vorher gucken, damit man ein Zimmer zu akzeptablen Preisen bekommt. Naja, und so begann für mich irgendwie ein „Alltag“ in Darwin. Ein Alltag aus Langeweile, Rumchillen, Trinken, Rauchen und Essen. Eigentlich ein perfektes Leben, da ich nichts zu tun hatte und machen konnte, was ich wollte. Also Andy ging morgens immer gegen 9 Uhr arbeiten, entweder ließ er sich mit dem Taxi in die Stadt fahren oder Anja holte ihn an. Gegen 9 oder 10 stand ich dann auf und frühstückte etwas. So um 11 oder 12 nahm ich dann den Bus in die City und schaute in den Souvenirshops vorbei und hing rum.
Gegen 13 Uhr traf ich mich jeden Tag mit Anja und Andy zum obligatorischen Mittagessen im Monsoons. Manchmal kam auch Steve, ein befreundeter Friseur dazu. Ab und an auch Alex. Alex – ein Thema für sich. Alex, kommt ursprünglich aus dem wunderschönen Mauritius im indischen Ozean. Alex kommt aus sehr, sehr reichen Verhältnissen, laut Andy wurde Alex’s Mutter bei einem Besuch in Darwin mit dem Hubschrauber eingeAndygen. Soweit ich das richtig verstanden habe, war Alex eigentlich auf einem Segeltrip um die Welt und war irgendwann auch am Hafen in Darwin angekommen. Dort gab es irgendwelche Probleme mit Behörden oder sowas und Andy war zufällig dort oder irgendwie sowas und half Alex dann aus. So entwickelte sich eine Freundschaft, Bekanntschaft, Feindschaft, wie auch immer man es betrachten möchte. Warum? Das wird sich zeigen. Alex ließ sich jedenfalls in Darwin nieder, da er das Leben und den Lifestyle in Darwin jeden Tag sichtlich genoss.

Jedenfalls waren wir jeden Tag im Monsoons essen, hatten unseren Stammplatz, kannten alle Bedienungen und bekamen täglich unseren Kaffee kostenfrei. Zum Essen gab es immer ein, zwei oder drei “Jug’s” Bier. In Deutschland kennt man sie als “Pitcher”, also quasi eine Kanne Bier. Für Anja und Andy gab es dann einen Kaugummi und es ging zurück hinter den Tresen der Souvenirshops. Ron, der Chef hatte 3 Stück und einen Hut-Shop mit Reinigungsdienstleistung für Klamotten. Alle Läden waren in unmittelbarer Nachbarschaft von max. 50m, also quasi alle nebeneinander. Anja wechselte regelmäßig und war mal hier, mal dort eingeteilt.

Andy hatte einen Laden “für sich” und pflegte ihn daher auch mit allergrößtem Stolz. Für ihn war es sein Laden und es galt: er war der genialste, erfolgreichste Verkäufer von allen, er war der “Moneymaker”. Vor allem wenn mal wieder eine größere Reisegruppe die Souvenirshops stürmte, verstand er sein Handwerk. Ron und Andy verstanden sich sehr gut. Deshalb machte Andy auch keinen Terror, als die Klimaanlage im Souvenirshop ausfiel und ein paar Tage defekt war. Laut australischem Gesetz hat der Arbeitnehmer ein Recht auf eine funktionsfähige Klimaanlage und kann einfach heimgehen, wenn diese bei einem Defekt nicht innerhalb von 24 Stunden wieder instand gesetzt wird. Aber so war Andy nicht.

Naja, nach dem Mittagsessen ging ich jeden Tag erst mal in die Library und surfte im Internet. Es war dann die Zeit, zu der man in Deutschland gerade am Aufstehen war. Dann ging ich oft noch bisschen was im Coles im Mitchell Centre einkaufen, Süßkram, Bier, Essen für den Abend, Zigaretten für Andy…Apropos Zigaretten! Die Hinweise hinsichtlich der Schädlichkeit auf deutschen Verpackungen sind ja schön und gut, aber schau mal, wie die Aussies das handhaben…

ebook-167
Das ist doch mal konsequent, oder? Und nicht nur das: Rauchen ist in Australien sehr teuer und hoch geahndet:  eine einzige 20er Zigarettenpackung kostet etwa 14 EUR! Wer an Plätzen raucht, an denen es eigentlich verboten ist, der kann mit 10.000 $AUD Sofortstrafe rechnen, wenn er von der Polizei erwischt wird. Bei Wiederholung geht die Strafe bis auf 20.000 $AUD hoch. Im Oktober 2013 entschied das EU Parlament in Straßburg übrigens, solche Bilder in Zukunft (frühestens ab 2016) auch auf unseren Verpackungen einzuführen.

Nach dem Einkaufen machte ich regelmäßig noch einen Nap auf “meiner Bank” im Esplanades Park, um das Bier aus der Mittagspause zu verdauen. Der Esplanade Park war eine Grünanlage in der City mit direkter Sicht auf den weiten Ozean, von dem Darwin umgeben ist. Es gibt hier einen kleinen Weg, der zum steinigen Strand führt. Im Park und in den am Abhang gepflanzten Büschen hausten auch einige obdachlose Aboriginals, die man hier tagsüber auch bei Ihrem “Sit-Down” trinken und gammeln sah. Deswegen nennt man das Geld, welches Sie vom Staat erhalten, auch umgangssprachlich „Sit-Down Money“.  Jedenfalls gibt es im Esplanades Park eine Bank, auf der ich mich regelmäßig zum Nap verleiten ließ, Musik hörte oder einfach nur nachdachte. Der Esplanades Park ist erhöht gelegen und von der Bank hatte man einen geilen Ausblick auf den Ozean.

Es war “Meine Bank” geworden.
Einmal hab ich mich zu den rumsitzenden Aboriginals dazugesetzt und ein bisschen mit denen geredet. Sie waren halt alle ziemlich besoffen, hatten aber Spaß mit mir und meiner Kamera. Sie nahmen mich dann in „ihre Familie“ auf. Ich bekam deshalb eine Schwester, eine Mutter namens „Francis“ und einen Papa, den „Ron“. Es waren noch mehr Aboriginals da, aber deren Namen weiß ich nicht mehr. Auch ein anderer „Weißer“, ein Obdachloser aus England saß mit uns in der Runde. Ein bisschen eklig war es schon, alle stanken ein bisschen nach Schweiß, die Töpfe mit irgendwelchen pampigen Resten von Reis-Eintopf waren voll von etlichen Moskitos und es wurde trotzdem noch daraus gegessen. Mama Francis nannte mich „Sunhine Toby“, weil ich wohl immer grinste und so fröhlich wirkte.

Es kam dann aber vor, dass sich Francis und der Engländer stritten. Und zwar so stark, dass die beiden anfingen sich für einige Sekunden zu kloppen. Ich wusste nicht, wie ich reagieren soll. Sie schlugen sich richtig mit Fäusten und keiner der anderen unternahm irgendwas. Unter Aboriginals sind diese Kämpfe ja auch offenbar normal. Es war dann aber auch schnell vorbei, Francis entschuldigte sich bei mir und sagte, sie wollte nicht, dass ich sowas sehen muss. Mit Francis tauschte ich zum Schluss sogar Handynummer und Adresse aus.
Als ich mich dann noch bei Papa Ron verabschiedete, weil ich langsam wieder nach Hause nach Parap fahren wollte, fing er an zu weinen. Ungelogen – mit zitternder Stimme sagte er mir, dass er nicht will, dass ich gehe und sie verlasse und all sowas. Ich wusste wieder nicht, wie ich reagieren soll. Ich kannte ihn gerade mal seit einer Stunde oder so und er zieht voll das melankonische Abschiedsdrama ab. Naja, er war einfach total zugedröhnt, das war wohl der eigentliche Grund, nicht die Liebe zu seinem neuen „Sohn“ ;).

Francis rief mich einige Wochen später tatsächlich mal an, ich bin aber nicht rangegangen. Immerhin habe ich ihr aber eine Postkarte geschickt. Die Adresse war irgendeine Art Übernachtungsstation für obdachlose Aboriginals glaube ich. Danach haben wir aber nichts mehr voneinander gehört. Alles in Allem waren die aber alle schon echt in Ordnung, ich mochte die Aboriginals.

Am Nachmittag eines Arbeitstages bin ich üblicherweise gegen 16 oder 17 Uhr dann erst mal zu Anja und Andy in den Souvenirshops zurück und je nach dem wann Andy Feierabend machte, bin ich dann direkt nach Hause gefahren. Manchmal arbeitete Andy länger, dann bin ich mit Anja im Auto heimgefahren. Manchmal bin ich früher heim, dann aber mit dem Bus. An anderen Tagen nahm ich mit Andy aber auch das Taxi. Das war dann, wenn Andy mit mir unbedingt nach Feierabend nochmal auf ein Bier ins Monsoons wollte. Das letzte war ja schon 3 Std her (Ironie). Also gingen wir manchmal nochmal nach Feierabend ins Monsoons.
Mich nervte das immer ein bisschen, da Andy dort dann immer irgendwelche anderen Leute traf, denn er kennt halb Darwin persönlich. Travis, Steve, Lotty, Andrew, Alex… ach, manchmal rief Andy sie einfach schnell an und sie kamen kurzerhand vorbei oder eben zufällig, wie es gerade so kam. Später fuhren wir mit dem Taxi nach Parap: kochen, fernsehen, auf der Terrasse Bier trinken & rauchen und über Gott und die Welt reden war tagtägliches Programm. Richtig chillig halt – typisch Darwin. Und abends, als es dann dunkel wurde und die Frösche langsam anfingen laut zu “quaken” und die Aboriginals in der Umgebung noch deutlicher zu hören waren fand ich es immer am tollsten. Das ergab einfach eine Atmosphäre. Tropisches Top-End halt – typisch Darwin.

zum Anfang von 53093 Kilometer und zurück! – Ein Work & Travel Abenteuer in Australien, Indonesien, Südkorea & auf Fiji >

Ende November war es nun und die Buckelwale waren auf ihrer alljährlichen Wanderung durch die Ozeane unterwegs. Es ist quasi ähnlich wie bei Zugvögeln. Und scheinbar waren Sie genau jetzt auch an der Westküste unterwegs. Deshalb entschied ich mich eine Humpback Whale Watching Tour (auf Deutsch:  Buckelwal (Beobachtungs) Tour) mit zu machen. Am Mittag ging es los. Die Teilnehmer fanden sich alle am Hafen von Perth ein. Dort ging es dann auf ein Ausflugsboot mit Innen und Außenbereich. Fast alle waren aber ausschließlich draußen. Ist ja logisch. Wir fuhren erst mal ein ganzes Stück raus auf den Ozean. Irgendwann stoppte der Kapitän den Cruizer und alle Leute hielten Ausschau nach Walen. Eine Lady vom Team war in der Kabine vom Kapitän und hatte so die beste Aussicht. Und es dauerte nicht lang, da hatte sie schon den ersten Buckelwal entdeckt.

Über ein Mikrofon schrie sie in ihrem typisch australischen Slang dann “ohhh a cute one at 2pm, hey guys, look to your right” und alle rannten auf die rechte Seite des Bootes. Und so kann man sich das wirklich wunderbar bildlich vorstellen. Jeder wollte unbedingt Wale sehen und dabei den perfekten Schnappschuss schießen. Leider war die Gruppe doch recht groß und man musste wirklich um einen Platz kämpfen, wenn ein Wal entdeckt wurde. Man stand also auf der linken Seite am Geländer und hielt wie ein Bekloppter Ausschau. Rief dann irgendjemand, dass er einen gesehen hatte, rannte man eilig von links nach rechts. Kurz Foto schießen und sofort wieder nach links, weil dort auch wieder einer war. so ging es hin und her, von links nach rechts, von rechts nach links.

Und dabei immer der Stress, ein gutes Foto schießen zu wollen. Ich packte irgendwann nach genug geschossenen Fotos meine Kamera weg, damit ich mich wirklich nochmal nur auf die Wale konzentrieren konnte, anstatt auf die Kamera. Inzwischen waren unzählig viele Wale gesehen worden und das Highlight war es nicht mehr überhaupt einen zu Gesicht oder vor die Linse zu kriegen, sondern einen, der den für die Buckelwale typischen Sprung aus dem Wasser macht. Von denen haben wir auf der Tour lediglich zwei Stück erlebt, wovon ich nur einen einzigen ganz kurz gesehen habe. Alles passiert halt immer nur in wenigen Bruchteilen von Sekunden. Deshalb hieß es eben immer schnell sein. Und dazu kommentierte immer noch die Lady über das Mikro. Es war echt ein Schauspiel da draußen mitten auf dem Ozean.

ebook-164
Nach einigen Stunden fuhren wir dann wieder zurück Richtung Perth. Die Tour war echt cool, die Wale ziemlich beeindruckend. Im Prospekt der Tour war angegeben, dass sie uns auch den Gesang der Wale hören lassen werden. Der Ist ja für Menschen eigentlich nicht hörbar, doch durch spezielle Geräte, die man im Wasser ablässt, kann man den Gesang der Wale dann hören.

Leider fand dieser Programmteil aber nicht statt, keine Ahnung warum. Mich hätte es sehr interessiert. Gegen 19 Uhr kamen wir dann wieder am Hafen an. Auf der nahegelegenen Grünfläche fand irgendein fest statt. Da ich ja eh nicht großes zu tun hatte, schaute ich mich einfach mal um. Es war kostenfrei und entpuppte sich als eine Art indisches Kulturfestival. Es war das „Swan Festival of Lights“, das seit 2008 einmal  jährlich im Zeitraum zwischen Oktober und November von lokalen, gemeinnützigen Organisationen veranstaltet wird: Ein Kulturfestival, das sich jedes Jahr einer anderen Kultur widmet.

2011 war es vor allem Indien, 2012 Spanien und China. Es gab eine große Bühne  auf der Musikbands auftraten, indische Tänze aufgeführt und Reden gehalten wurden. Zigaretten und Alkohol waren  auf dem Festival Gelände verboten. Dazu gab es seitlich einige Stände mit indischem, ausschließlich vegetarischem Essen, Büchern und andere Infostände. Ich weiß nicht warum, aber ich fühlte mich unglaublich wohl. Es kam so spontan und es war noch so gutes, warmes Wetter, die Sonne ging langsam unter. Die Menschen waren alle unheimlich friedlich, egal ob jung oder alt, traditionell gekleidet und einfach lässig “aussie”. Und das ohne jeglichen Einfluss von Alkohol.

Es war eine tolle Atmosphäre und ich besorgte mir auch gleich ein paar Essensbons, mit denen ich mir ein indisches Reisgericht und ein indisches Dessert holte. Ich lies mich auf der Wiese nieder und beobachtete die Menschen und die Show auf der Bühne. Der Sonnenuntergang war gelaufen, es wurde allmählich immer dunkler, die Stimmung aber trotzdem nicht schlechter. Der spontane Besuch auf diesem zufällig entdeckten Festival bescherte mir einen tollen Abend in einer lauen Sommernacht.

Wie bereits erwähnt war es Ende November und Santa Claus sollte in Perth daher offiziell die Vorweihnachtszeit einläuten. Mitten in der Innenstadt in der Fußgängerzone war ein großer Bereich abgesperrt, eine Bühne mit Bestuhlung wurde aufgebaut. Um 17 Uhr ging es dann los. Es war überall total voll, jeder, der nicht das Privileg bekam, einen der wenigen Stühle direkt vor der Bühne zu ergattern, versuchte einen anderen guten Platz zu finden. Es gibt auf dem Platz in der Fußgängerzone eine Art Brücke, die bestimmte Kaufhäuser miteinander verbindet. Von hier hatte man eine recht gute Sicht auf die Bühne unten. Auch ich lies mich hier, neben einer Mitte zwanzigjährigen, jungen Dame und ihren Freunden, nieder.

Also die Show ist halt eher eine Kindershow. Es gab einen Moderator und eine Moderatorin, die durch die Show leiteten. Das erste Highlight war dann erst mal Bob der Baumeister, der die Bühne betrat. Und da ging die Lady neben mir total ab, das war echt klasse. Ungehemmt jubelte sie mit allen anderen Leuten mit und feierte den Bob total ab. “Bob, I love you”, rief sie in die Masse.

Ich konnte mir mein Lachen echt nicht verkneifen. Die war echt gut drauf. Naja, es wurden dann halt noch Lieder gesungen, ein bisschen gehüpft und getanzt, ein Rahmenprogramm halt. Später dann war es endlich soweit. Die Moderatoren verkündeten, dass Santa wohl eingetroffen war und in wenigen Minuten erwartet wird. Alle, Groß und Klein, Jung und Alt, waren aufgeregt. Dann gab es einen Countdown und alle zählten mit. Bei 0 kam dann endlich Santa mit seinen Rentieren vorgefahren und die Beleuchtung des offiziellen Weihnachtsbaums in der Innenstadt von Perth wurde eingeschaltet.

Auch die anderen Weihnachtslichtlein in der Stadt gingen an und alle Leute jubelten Santa zu. Meine Nachbarin war völlig außer sich und schrie was das Zeug hielt. Die Leute gingen alle völlig ab und ich fühlte mich echt wie in Amerika. Alles wirkte irgendwie total kitschig und bunt. Außerdem waren es rund 28 Grad, und das zur Vorweihnachtszeit! Santa machte eine Parade durch die Innenstadt und ließ sich bejubeln.
Naja und irgendwann war er dann fertig und verschwand, die Show war dann auch vorüber. Es war echt lustig anzusehen, wie die Aussies ihre Weihnachtszeit beginnen. Der Weihnachtsmann ist Santa Claus und wird in allen großen Städten mit einer Willkommensparade offiziell empfangen.

zum Anfang von 53093 Kilometer und zurück! – Ein Work & Travel Abenteuer in Australien, Indonesien, Südkorea & auf Fiji >