Ein tatsächlicher Work-and-Travel-Aufenthalt wie in Kanada, Neuseeland oder Australien ist in den USA nicht möglich: Es gibt nicht das dafür notwendige Working-Holiday-Visum. Das heißt aber nicht, dass du deinen Traum vom längeren USA-Aufenthalt begraben musst. Du musst nur ein bisschen umdisponieren und dich mit dem Gedanken anfreunden, dass du nur bei einem Arbeitgeber tätig sein und im Anschluss noch Zeit zum Reisen haben wirst.
Visum nur mit Job
Beim Work-and-Travel in anderen Ländern konntest du dir immer in Ruhe einen Job suchen, wenn du erst vor Ort warst. Das ist in den USA nicht möglich, denn für die Beantragung deines Visums benötigst du bereits Auskünfte über den Job, den du ausüben wirst. Die am häufigsten gewählten Möglichkeiten sind die folgenden:
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- Summercamp: Als Betreuer im Summercamp beaufsichtigst du Jugendliche in ihren Sommerferienlagern. Du organisierst ihre Tagesabläufe, machst Sport mit ihnen, spielst Spiele, tröstest, hörst zu und vermittelst besondere Fähigkeiten. Du bekommst Kost und Logis und häufig auch ein Taschengeld. Nach drei Monaten Camp hast du einen Monat lang Zeit, die USA zu bereisen. Bewirb dich früh, denn es gibt viele Interessenten und wenige Plätze.Bist du zwischen 19 und 25 Jahre alt, kannst gut Englisch und bist sehr gut in einer der im Camp angebotenen Sportarten, kannst du Glück haben und den Job bekommen. Am 15. März endet jedes Jahr die Bewerbungsfrist, aber besser ist es, wenn du früher loslegst.
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- Praktikum: Wenn du als Student ein Praktikum in den USA absolvierst, sieht das später im Lebenslauf natürlich besonders gut aus! Für viele Interessenten ist es die Qual der Wahl, sich zu entscheiden, wo sie sich bewerben sollen. Die USA sind schließlich groß, und du kannst noch nicht wissen, was dich erwartet. Das Beste ist, wenn du dich bei der Suche vor allem auf dein Fachgebiet konzentrierst und etwas auswählst, was dir hochwertig erscheint und dir wahrscheinlich einen Mehrwert bieten wird.Die Gegend sollte erst einmal zweitrangig sein. Schließlich bist du während des Praktikums rund 40 bis 45 Stunden pro Woche beschäftigt. Später kannst du immer noch reisen und dir die spannenden Winkel des Landes anschauen. Dein Praktikum kann bis zu einem Jahr dauern. Ob es bezahlt ist oder nicht, hängt von der Branche und dem Arbeitgeber ab. Ein passendes Praktikum in den USA kannst du hier finden.
- Au-pair: Möchtest du als Au-pair eine amerikanische Familie unterstützen, lernst du wirklich den amerikanischen Alltag kennen. Du verpflichtest dich meist für ein Jahr. Die wichtigste deiner Aufgaben ist die Kinderbetreuung, aber da du als vollwertiges Familienmitglied im Haushalt aufgenommen wirst, solltest du auch leichte Hausarbeit mit verrichten.Du bekommst die Stelle nur über staatlich zugelassene Vermittlungsorganisationen, und der Aufenthalt ist mit einer Weiterbildung verknüpft: Bis zu 90 Unterrichtsstunden kannst du während des Jahres am College absolvieren. Deine Gasteltern steuern dafür 500 Dollar bei – meist sind die Kursgebühren damit komplett bezahlt. Du bekommst freie Kost und Logis sowie ein meist großzügiges Taschengeld, bezahlten Urlaub von zwei Wochen und ein ganz freies Wochenende pro Monat.
Visum nur über eine Organisation
Insider-Tipps
Vor der Planung eines Work-And-Travel-Aufenthaltes steht man vor der Entscheidung, ob es vorteilhafter ist, sich die Reise völlig selbst zu organisieren, oder…
Anders als bei anderen Work-and-Travel-Aufenthalten kannst du deinen USA-Trip nicht komplett allein organisieren. Das J1-Visum, das du für die oben genannten Jobs brauchst, bekommst du nämlich ausschließlich über eine Organisation. In den USA gibt es die „designated sponsors“, also Organisationen, die die Visumsanträge prüfen und die notwendigen Formulare verschicken. Sie haben die staatliche Erlaubnis für diese Aufgabe.
In den manchen Fällen wird sich dein Arbeitgeber mit dem „designated sponsor“ für dich in Verbindung setzen und die Formulare anfordern. Manche hingegen ziehen es vor, eine weitere Organisation in Deutschland mit den organisatorischen Arbeiten zu betrauen: Diese stehen mit den „designated sponsors“ in Verbindung und erledigen die anfallenden Aufgaben für dich. Sie sind allerdings nicht ganz billig. Bei wieder anderen Arbeitgebern musst du dir selbst einen Visa-Service suchen. Informiere dich am besten im Vorfeld, wie dein möglicher Arbeitgeber diese Dinge handhabt – davon hängt nämlich ab, wie viel du selbst zu tun haben wirst.
Diese Voraussetzungen musst du erfüllen
Um das J1-Visum beantragen zu dürfen, musst du nicht nur deine Arbeitsstelle vorweisen können. Du musst auch mindestens 18 Jahre alt sein, über gute Englischkenntnisse und eine Auslandskrankenversicherung verfügen. Wichtig ist, dass du in Deutschland Verpflichtungen hast, die es wahrscheinlich machen, dass du nicht nach deiner Zeit in den USA einfach bleiben möchtest: Das kann z.B. Miete sein, die du in Deutschland zahlst, ein Studienplatz oder ein Beruf. Weiterhin musst du nachweisen können, dass du finanziell abgesichert bist. In vielen Fällen reicht der Arbeitsvertrag aus. Verdienst du allerdings nichts, musst du ein Konto vorweisen können, auf dem etwa 1300 US-Dollar pro Monat deines Aufenthalts liegen.
Die SEVIS-Datenbank
Die erste Aufgabe, die der „designated sponsor“ übernimmt, ist das Eintragen deiner Daten in die SEVIS-Datenbank. SEVICE steht für „Student and Exchange Visitor Information System“. In dieser Datenbank ist nun für die gesamte Dauer deines Aufenthalts nachvollziehbar, wo du bist. Für diesen Dienst zahlst du Gebühren. Arbeitest du als Au-pair oder in einem Summer Camp, liegen die Gebühren bei 35 Dollar, möchtest du ein Praktikum absolvieren, wirst du mit rund 180 Dollar zur Kasse gebeten. Diese Gebühr bekommst du nicht erstattet, wenn du das Visum nicht bekommst.
Das wichtigste Formular
Sobald du eine Arbeitsstelle gefunden hast, brauchst du das Formular DS-2019. Dieses bekommst du nur beim „designated sponsor“ bzw. bei deinem Visa-Service. Darin bestätigst du, dass du mit den Bedingungen deines Programms einverstanden bist. Außerdem enthält das Formular Angaben zu deiner Person, zu deiner Arbeitsstelle und zu den geschätzten Kosten deines Aufenthalts. Die Kosten für das Formular DS-2019 sind von Organisation zu Organisation und je nach Länge deines Aufenthalts verschieden hoch, können aber für einen Aufenthalt von einem Jahr bei über 1000 US-Dollar liegen. Vom Antrag bis zur Ausstellung des Formulars können leicht schon vier bis sechs Wochen vergehen, kümmere dich also möglichst früh darum.
Falls du ein Praktikum in den USA machen möchtest, benötigst du außerdem das Formular DS-7002. Dies füllt dein zukünftiger Arbeitgeber aus: Es enthält einen Plan der Inhalte deines Praktikums. Bis es ausgefüllt und ausgestellt ist, kann es bis zu drei Monate dauern. Daher solltest du dich um den Praktikumsplatz möglichst frühzeitig bewerben.
Online J1-Visum beantragen
Auf der Seite des U.S. Department of State musst du im nächsten Schritt das Formular DS-160 ausfüllen – damit bewirbst du dich um das J1-Visum. Dafür benötigst du deinen Reisepass, ein digitales Foto, das nach den Bestimmungen für den Visa-Antrag aufgenommen wurde, dein SEVICE-Dokument, das Formular DS-2019 und als angehender Praktikant das Formular DS-7002. Sei sorgfältig beim Ausfüllen des DS-160, denn du kannst im Nachhinein nichts mehr verbessern. Hast du es abgeschickt, siehst du eine Bestätigungsseite, auf der ein Strichcode ist. Drucke sie sofort aus.
Nun registrierst du dich online auf dieser Seite und erstellst ein Profil. Hier bezahlst du die Antragsgebühren, die aktuell bei 160 US-Dollar liegen. Im Profil findest du nun deine CGI-Referenznummer, die du dir notierst: Sie ist der Nachweis, dass du die Gebühren bezahlt hast.
Persönlich im Konsulat
Die Website der us-amerikanischen Botschaft in Deutschland ist unter folgendem Link zu erreichen: https://de.usembassy.gov/
Diesen Schritt zu umgehen ist unmöglich, denn der hiesige Beamte entscheidet darüber, ob du das Visum bekommst oder nicht. Um den Termin zu vereinbaren, musst du dich erneut in deinem Profil einloggen, über das du auch die Gebühren bezahlt hast. Hier klickst du „einen Termin vereinbaren“ an und nennst eine Adresse sowie verschiedene persönliche Informationen. Du brauchst dafür die CGI-Referenznummer, deine Reisepassnummer und den Strichcode von der Bestätigungsseite des Formulars DS-160. Die Wartezeiten für einen Termin können zwischen einigen Tagen und drei Wochen liegen. Wie lange sie aktuell für dich sind, kannst du auf der Website des State Department erfahren. Hast du die Bestätigung deines Termins zugeschickt bekommen, druckst du sie auch aus. Zu deinem Interviewtermin musst du all deine Unterlagen mitbringen. Dazu zählen
- der Ausdruck deiner Bestätigung des Termins
- dein Reisepass
- der Ausdruck der Bestätigungsseite des Formulars DS-160
- das Formular DS-2019
- ggfs. das Formular DS-7002
- den Zahlungsbeleg der Gebühr fürs SEVICE
- ein den Fotobestimmungen für das Visum entsprechendes Passfoto auf Papier
- deine CGI-Referenznummer
- ein formloses Schreiben, in dem du bestätigst, dass du nach deinem Aufenthalt zurück nach Deutschland kommst
- ein adressierter und frankierter Rückumschlag (nicht vergessen, ohne kommst du gar nicht erst rein!)
Von den bis zu drei Stunden, die du im Konsulat verbringst, wartest du den Großteil der Zeit. Das auf Englisch geführte Interview mit dem Beamten dauert meist nur etwa eine Viertelstunde. Beantworte alle Fragen zu deinem Aufenthalt aufrichtig und lege alle deine Dokumente vor. Auch deine Fingerabdrücke musst du nehmen lassen. Wenn der Beamte deinen Visumsantrag annimmt, bekommst du das Visum samt Pass innerhalb von zwei Wochen im mitgebrachten Rückumschlag nach Hause geschickt. Dann kann es endlich losgehen! Falls du dir nicht sicher bist, wie gut deine Englischkenntnisse noch sind, kannst du hier einen kostenlosen Englisch-Einstufungstest durchführen.
Und nach der Arbeit?
Vielleicht weißt du jetzt schon genau, was du sehen möchtest. Höre dich aber auch während deines Work-and-Travel-Aufenthalts in den USA noch einmal um und lass dir Tipps geben. So kann dein letzter Monat im Land viele absolut unvergessliche Momente mit sich bringen: Unternimmst du einen Road Trip, besuchst du die Rocky Mountains oder Florida Beach? Dir steht ein fantastisches Land offen, mach das Beste draus!