Am 3. Tag war ich für eine andere Farm eingesetzt. Wieder mit dem Estländer und ein paar anderen aus unserem Hostel, aber nicht aus unserem Zimmer. Diesmal ging es auf eine Pineapple (= Ananas) – Farm. Die war schon viel riesiger und als Mario’s Farm. Wir waren ein Team von ca. 8 Leuten. Auch hier waren ein paar Festangestellte Aussies dabei. Ansonsten ein paar Engländer und ein Franzose, den bald alle nur noch “Frenchy” nannten. Die festangestellten Australier waren in der Gruppe mehr oder weniger die Chefs. Sie kannten auch unseren Big-Boss, den Farm Besitzer.

Der tauchte persönlich aber nie auf. Außer einmal, wo er sich angekündigt hatte. Da waren alle aufgeregt und jeder achtete darauf, nicht unangenehm aufzufallen. Ich habe den Chef aber auch nur ganz kurz gesehen. Wir hatten einen schicken Geländewagen mit Klimaautomatik und einen Pickup zur Verfügung, um raus auf das weite Feld zu kommen. Jeder griff sich also ein Paar der versifften und stinkenden Arbeitshandschuhe und machte noch seine Trinkflasche mit kaltem Wasser voll. Die Australier hatten am Eingang der Farm kleine Appartements, sie lebten dort vorübergehend. Die Plätze im Geländewagen waren auf Grund der Klimaautomatik am begehrtesten. Am Feld angekommen staunten wir nicht schlecht.

Wir durften jetzt erstmal Felder bearbeiten, auf denen gar keine Ananas mehr waren, sondern nur noch deren restlichen Pflanzenteile. Dabei waren wir in Gedanken doch alle schon längst am “Ananas en Masse” essen. Eine ziemliche Enttäuschung. Wir legten unsere Sachen auf der Ladefläche eines Farmerfahrzeugs ab. Es war eine Maschine mit Förderband, das über das Feld ragte. Die Maschine wurde ganze langsam von einem Traktor gezogen. Also auf dem Gehweg neben dem Feld fuhr ganz langsam ein Traktor vorwärts, der die Maschine hinter sich her zog. Die Gruppe verteile sich nun nebeneinander auf dem Feld. Vor sich hatte man die lange Wanne mit dem Förderband, was zur Maschine am Gehweg verlief.

Dadurch, dass die Maschine ja langsam nach vorne gezogen wurde, lief die Wanne mit dem Förderband ja auch immer ein Stück vorwärts. Die Arbeit war also nun, bestimmte Pflanzenteile abzurupfen und vor sich in die Wanne mit dem Förderband zu werfen. Es ging dabei nur um bestimmte Pflanzenreste. Die Teile werden nämlich nach der Ernte der Frucht sortiert und zum Teil anderweitig wieder verwertet. Dummerweise hatte ich das Glück neben Jeff (eigentlich Jeffrey) zu arbeiten. Der Typ war um die 50 und ein bisschen komisch. Er sprach öfter mit sich selbst und roch etwas modrig. Er war geistig irgendwie ein bisschen unterbemittelt, keine Ahnung. Jedenfalls hatte er Spaß daran, nicht nur seine Arbeit zu machen, sondern beobachtete nebenbei noch peinlich genau, ob ich nicht eine Pflanze vergessen habe. Und wenn, dann machte er mich jedes Mal darauf aufmerksam. Irgendwann nervte mich das und ich lachte nur noch. Er war selber nur ein Arbeiter wie ich und kein Chef der Gruppe. Nur was einen noch mehr ärgerte war, dass er nie Erschöpfung zeigte. Als wenn ihm der behinderte Job auch noch Spaß machte, ging er jeden gottverdammten Morgen mit Spaß an die Arbeit.
Naja, und so ging es Stück für Stück immer weiter vorwärts bis zum Ende des Feldes. Und dann die zweite Hälfte des Feldes in die andere Richtung wieder zurück. Zwischendurch machten wir immer ein bisschen Pause und legten uns auf die Ladefläche der Ananas Maschine.

Mit der Zeit wuchs die Gruppe etwas zusammen und die anfangs noch sich als Chefs aufspielenden Australier wurden lockerer. Wir machten deutlich mehr Pause als eigentlich erlaubt, nämlich nach fast jeder Runde. Täglich arbeiteten wir von 6/7 Uhr in der früh bis abends um 17/18 Uhr, also zwischen 10-12 Stunden. Abends wurden wir dann wieder vom Bus-Shuttle des Hostels abgeholt, mal pünktlich, mal unpünktlich. Es gab immer irgendwie Stress zwischen Hostel und Arbeitern. Als ein paar Tage später um 5.30 Uhr Abfahrt vom Hostel war und einer unserer Kollegen um 5.31 Uhr auftauchte, wurde er eiskalt rausgeworfen und verlor damit seinen Job auf der Farm. Wegen 1 Minute Verspätung. Das uns dieser dumme Busfahrer abends nach hart getaner Arbeit aber mitunter mal 45 Minuten hat warten lassen, war natürlich egal. Jedenfalls waren die Australier aus unserer Gruppe cool drauf und bauten Kontakt zum Chef auf. Der nahm unseren Kollegen aus dem Hostel dann selbst unter Vertrag und stellte ihn direkt ein, ohne ein mitverdienendes Hostel dazwischen. Somit verdiente er sogar mehr pro Stunde als wir.

Inzwischen waren wir mit den ersten Feldern durch. Unsere nächste Aufgabe bestand darin, rumliegende Stöcke aus Feldern aufzusammeln, da diese für eine anstehende Aussaat stören würden. Das klingt ziemlich einfach: Stöcke sammeln und dafür Kohle kassieren. Wenn man das aber 10 Stunden in knallender Sonne macht, ist das ein richtiger Drecksjob. Den besten Job hatten meistens die Australier, da Sie abwechselnd die Maschinen/Traktoren fahren durften und somit nichts Körperliches machen mussten. Typisch ich, zog ich irgendwann meine Schuhe aus und lief als einziger barfuß über die Erde. Es war so verdammt wohltuend für meine Füße, da der Boden uneben und trotzdem weich war. natürlich war das arbeitsrechtlich verboten und irgendwann durfte ich dann auch nicht mehr, da die Australier meinten, dass der Boss mal vorbeikommen würde und ich deswegen meine Schuhe wieder anziehen solle, sonst gäbe es Ärger. Ein paar Kollegen wollten mich auch verarschen und versuchten mir einzureden, dass an manchen Stellen unter der Erde auch Schlangen leben und sie deshalb niemals hier barfuß laufen würden. Ich hielt das für Quatsch.

Frösche gab es des Öfteren, aber Schlangen? Nicht eine einzige habe ich gesehen. Wer einen Frosch fand, gab immer laut Bescheid, ließ ihn an einem Bein zappeln und warf ihn hoch in die Luft. Es war so lustig, wie diese Tiere mit ausgestreckten Beinen durch die Luft Andygen und dann auf einmal irgendwo hinflatschten. […]
Eines Tages brachen wir unsere Arbeit frühzeitig am Nachmittag schon ab. Es waren 40 Grad und einer unserer (australischen) Kollegen hatte einen Sonnenstich erlitten. Wir riefen im Hostel an und bestellten den Bus, um uns abzuholen. Er kam zwar, aber natürlich ließ er ziemlich auf sich warten. Sonderabholwünsche waren nun mal unerwünscht. Dem australischen Kollegen ging es zwei Tage später wieder gut. Nur verspottet wurde er ein bisschen: war er doch Aussie und Hitze und Klima eigentlich gewohnt. Doch kein echter Aussie?!

Die weiteren Tage ging es endlich an die Ananas Felder. Und natürlich, wir durften auch Früchte essen und uns Ananas mit ins Hostel nehmen. Das war dann der angenehme Part des Jobs. Anders als auf Mario’s Farm bekamen wir aber leider nicht mit, was mit der gepflückten Frucht weiter geschah. Als wir Feierabend hatten, sind wir wieder in den Autos nach vorne gefahren und haben auf den Bus gewartet. Die Aussies boten uns die Duschen in den Appartements an und gaben uns Bier aus. Ich machte den Job seit einer Woche und hatte absolut keine Lust mehr. Ich entschloss mich, weitere drei Tage durchzuhalten und dann aufzuhören. Dazu gab ich dann im Hostel an der Rezeption Bescheid, dass ich aufhören möchte. Am nächsten Tag hatte ich dann schon frei. Ben, der Brite aus meinem Zimmer, wurde des Hostels verwiesen. Angeblich hatte er eine Nacht zuvor irgendwie im Vollrausch Stühle umgestellt oder sowas. Die Hostelmitarbeiter hatten das nun über die Überwachungskamera gesehen und warfen ihn deshalb direkt vor die Tür. Es war kein großer Akt, direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite war ein anderes Hostel, in das er zunächst einzog.

Ich hingegen hatte zwischenzeitlich meine weiteren Pläne geschmiedet. Bundaberg ging mir so auf den Keks, es war so dermaßen langweilig dort. Am Wochenende wusste ich nicht, was ich machen soll. Ich wollte schnell weiter. Mein nächstens Ziel entlang der Ostküste sollte Airlie Beach sein. Es liegt direkt an der Küste und ist das Tor zu den Whitsunday Islands, einer aus 74 Inseln bestehenden Inselgruppe, von denen nur 17 bewohnt sind. Viele Seevögel und Buckelwale sollen hier neben traumhaften hellblauen Stränden zu sehen sein. Ich buchte den Greyhound Bus und ein Hostel in Airlie Beach.

Mit dem Hostel in Bundaberg vereinbarte ich noch, dass Sie mir bitte die Abschlussabrechnung per E-Mail zusenden sollen.

Aussie School, Bundaberg

Aussie School, Bundaberg

Das klappte natürlich zunächst nicht, aber dazu später mehr. Ich checkte aus und begab mich mit meinem Rucksack zum lokalen Busbahnhof, wo ich vor gut 2 Wochen auch angekommen war. Es war schon leicht dunkel und direkt neben dem Busparkplatz war auch ein Hostel. ich traute meinen Ohren nicht, als ich eine Stimme hörte: Es war Ben. Er war nochmal umgezogen. Er erkannte mich und wie unterhielten uns kurz. Ich sagte ihm, dass ich keinen Bock mehr auf Arbeiten hatte und weiterziehe. Wir kappelten uns ein wenig, dann ging er weg. Mein Bus kam und ich verließ Bundaberg.

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Ich hatte mir weiter Gedanken gemacht und wollte dann doch nochmal irgendwas arbeiten, da ich dachte, so ein kleiner Finanzschub wäre nochmal was Feines. Ich dachte diesmal tatsächlich an sowas wie Fruitpicking. Ich war nur gut 120km von Bundaberg entfernt. Bundy ist für Fruitpicking eine recht beliebte Region. Dort hatte auch mein koreanischer Freund Louis 3 Monate lang Tomaten gepflückt. Deshalb versuchte ich Kontakt aufzubauen, damit er mir vielleicht einen Job klarmachen konnte. Nach ein bisschen Hin- und her aber, war klar dass das nicht ginge. Irgendwie war Louis bei einem Farmer, der ausschließlich Koreaner oder generell nur Asiaten einstellen würde oder sowas. Keine Ahnung…

Ich schaute mich nach ein paar Farmen um, auf denen ich vielleicht hätte arbeiten können, aber irgendwie wurde das alles nichts. Nichts frei, überall anrufen und nachfragen… Dann kam mir die Idee mit den Working Hostels. Dort bucht man sich ein Zimmer und lässt sich gleichzeitig einen Job vermitteln. Die Hostels stehen mit den Farmen in direktem Kontakt. Ich suchte mir also ein paar Adressen von solchen Hostels in Bundaberg raus und fuhr von Hervey Bay nach Bundaberg hoch. Es war dunkel, als ich dort ankam. Mein Hostel, zudem ich als erstes wollte, fand ich leider nicht, deshalb bin ich einfach direkt in das zentral gelegene “Central Backpacker’s” und fragte erst mal nach einem Zimmer für eine Nacht. Am nächsten Tag bin ich dann losgezogen und habe mir Bundaberg angesehen. Man kann es sich so vorstellen: eine sich durch 4 Kreisel durchziehende Hauptstraße. Die Kreise führen dann links und rechts zu ein paar Nebenstraßen. Das Ganze ist total überschaubar und eigentlich auch total langweilig.

Alles macht irgendwie um 19 Uhr zu und danach ist auch absolut gar nichts mehr los. Ich bin in zwei, drei Hostels und fragte zwecks Fruitpicking-Job. Letztlich blieb ich im Central Backpacker’s und meldete mich für einen Fruitpicking Job an. Nur mit einem Job würde sich der Tag in Bundaberg durchhalten lassen, die Zeit würde sehr wahrscheinlich schneller vergehen. Mir ist dann auch noch eingefallen, dass ich mir wohl noch entsprechende Klamotten besorgen sollte, wenn ich schon auf dem Feld arbeite. Deswegen bin ich direkt in die örtlichen Shops und hab mir das billigste T-Shirt, die billigste Hose und die billigsten paar Schuhe gekauft, da die sowieso total eingesaut werden. Wenn ich mich an den Laden erinnere, in dem ich die Sachen gekauft hab, muss ich immer an das Lied von Kesha – “We are who we are” denken. Das Lied war zu dem Zeitpunkt chartmäßig ziemlich weit oben.

Es war beginnendes Wochenende und am Montag sollte es schon losgehen. Dafür musste man einen Vertrag unterschreiben, der dem Hostel von jeder gearbeiteten Stunde einen gewissen Dollar Betrag zusicherte. Anstatt bspw. 20,28 Dollar / Stunde wie in Melbourne bekam ich so nur 17,60 Dollar / Stunde. Das Hostel verdiente kräftig mit, ohne was zu tun. Zumindest verdienen sie unverhältnismäßig viel. Aber das Hostel stellte sich letztlich sowieso als ein ganz schön mieser Verein heraus. Die Stimmung zwischen Hostelmitarbeitern und Hostelgästen war nicht sehr gut. Für die Mitarbeiter waren wir Gäste wohl das erbärmliche Backpacker-Arbeiterpack ohne jeglichen Anstand. Meine Zimmergenossen waren Ben, ein Engländer, zwei, drei andere Kerle und zwei Brüder aus Estland. War echt interessant, denn Leute aus Estland hatte ich bisher noch nie getroffen. Selbst in Deutschland nicht. Estland hat ja auch gerade mal 1,3 Mio Einwohner. Ben war ein lustiger Vogel, mit dem ich des Öfteren rumscherzte.

Ich fand ihn so lustig, weil er so richtig typisches, sauberes, britisches Englisch sprach. Er war ganz nett drauf, wirklich was zusammen unternommen haben wir aber nicht. Er ging des Öfteren irgendwo feiern und hatte andere Leute, mit denen er die Zeit vertrieb. Es gab im Hostel einen großen Raum mit TV Leinwand, an der ich ab und zu Tennis guckte. Ansonsten gab es nur noch eine Tischtennisplatte. Mehr eigentlich nicht. Alles wirkte heruntergekommen, unser Zimmer erreichte man durch den recht dreckigen Hinterhof. Das Zimmer war auch nicht wirklich gepflegt. Es war ein 8er Zimmer und alles was uns zur Kühlung zur Verfügung stand war ein billiger Stand-Ventilator. Die sich immer wieder stauende Hitze im Zimmer war für mich das unerträglichste an allem. Aber die Führung des Hostels schienen die Zustände wohl nicht zu interessieren.

Oben durfte ich schlafen

Oben durfte ich schlafen

Wie gesagt, sie kehrten sich nicht wirklich um die Gäste. Sie boten eine halbwegs bezahlbare Unterkunft und vermittelten Jobs. Nach dem Motto: Friss oder stirb! An der Hostelrezeption hing sogar ein Zettel (in deutscher Sprache) über Sicherheitshinweise der örtlichen Polizei. Hinter der Tischtennisplatte wurden dann am Wochenende immer die Arbeitspläne ausgehängt. Dort musste man dann schauen, wann und wo man eingeteilt wurde.

Für mich hieß es Montag und Dienstag, 6 Uhr – Mario’s Sweet potatoes. Es waren nur der eine Estländer und ich eingeteilt. Mir wurde innerlich schlecht, als mir bewusst wurde, dass ich jetzt tatsächlich früh ins Bett muss, weil ich um 6 Uhr stramm stehen muss. Stramm stehen meine ich dabei sehr ernst. Unser Zimmer hatte eine Hintertür, die direkt um Parkplatz führte. Dort standen morgens immer die Busse bereit, die uns raus auf die Farmen fuhren. Man hatte pünktlich zu sein, sonst gabs Ärger. Man wurde also auf die einzelnen Busse verteilt und ich kam mir dabei vor wie so ein Pole in Deutschland. Die werden auch immer zu zwanzigst in einem Bus raus auf den Bau gefahren und wieder abgeholt.

Jedenfalls waren bei uns im Bus noch einige Asiaten. Ich freute mich, zu gern hätte ich mit Asiaten zusammengearbeitet. Wir kamen bei der ersten Farm an. Es war allerdings nicht Mario’s Sweetpotatoes, wo ich hinmusste. Es stiegen alle Asiaten aus. Der eine Estländer und ich waren die letzten im Bus. Als und der Fahrer auf Mario’s Farm rauswarf, kam ich mir ziemlich doof vor. Keine verkackte Menschenseele war dort. Der Bus fuhr wieder weg.

morgens 5.30 Uhr: Abfahrt auf die Farm

morgens 5.30 Uhr: Abfahrt auf die Farm

Es war so ca. 6 Uhr in der Früh. Totale Stille. Naja, ich dachte an die Arbeitszeit, die ja offiziell schon begonnen hatte und das damit sehr leicht verdiente Geld. Wir saßen also beide müde erstmal nur am Straßenrand rum. Der Estländer erzählte mir, er hätte schon mal auf ein paar Farmen gearbeitet, da er anhand meiner neuen Kleidung merkte, dass ich neu war. Er kam mit verdreckten Shirts und festem Schuhwerk daher, ich mit noch sauberen Turnschuhen.

Etwa eine halbe Stunde später kam dann jemand, es schien Mario zu sein. Ein etwas älterer Herr, so um die 70+ vielleicht. Aber noch recht gut in Schuss. Ihm folgten zwei mehr oder weniger fest angestellte Mitarbeiter, sehr komische Vögel. Der eine sah heruntergekommen aus, der andere sah zwar normal aus, machte er aber den Mund auf, dachte man ein Vogel spricht. Als wenn er gerade im Stimmbruch war, total verrückt. Naja, wir folgten eigentlich nur den Anweisungen und fuhren mit den beiden Typen raus aufs Feld. Mario blieb vorne am Eingang der Farm, wo auch eine Toilette und so war. Auf dem Feld mussten wir dann halt Süßkartoffeln ernten und in Kisten packen. Die Kisten kamen dann alle nach und nach auf den Pickup. Es war anstrengend, das auf Dauer und kniend in der Sonne zu mache

Und je voller die Kisten, desto schwerer. Und je schwerer, desto schwieriger war es auch, die Kisten hoch auf den Pickup zu hieven. Vor allem, weil dort gestapelt wurde. Schnell waren die unteren Plätze vollgepackt. Das hieß dann Kisten hochheben, was wiederum noch mehr Kraft beanspruchte. Als der Pickup voll beladen war, sind wir wieder vor gefahren, zu Mario. Dort wurden alle Süßkartoffeln in eine große Maschine geworfen. Sie lagen nun in einem Wasserbecken, damit der grobe Schmutz abgeht. Dann wurden die Süßkartoffeln von mir und dem Estländer mit Hilfe eines Besen abgeschrubbt, damit die noch hängengebliebene Erde auch abging. Über ein Förderband wurde die Ware dann weiter nach vorne geschickt, wo Mario und die anderen beiden Typen die Kartoffeln dann nach Qualität und Größe sortierten und schließlich in Holzkisten/Kartonagen verpackten.

Dann war das Ganze eigentlich auch schon verkaufsfertig. Zwischendurch hatten wir zwei, drei Mal Essenspause. Mario wirkte anfangs etwas streng, aber eigentlich war er gar nicht so. Im näheren Gespräch erzählte er, dass er die Farm eigentlich nur noch als Hobby betreibt, um ein paar Kunden zu bedienen. Dazu holt er sich dann immer ein, zwei Backpacker, die mithelfen. Es war ein gutes Gefühl, zu merken, dass er gar nicht so mies drauf war. Denn grundsätzlich hört man unter Backpackern immer, dass die Chefs der Farmen immer miesgelaunte Ausbeuter seien, die mit der Peitsche hinter dir stehen, wenn du mal 2 Minuten nicht arbeitest. Aber so war er zum Glück nicht. Auf Grund seines Alters war er doch eher lässig drauf und fragte nach, wo wir herkommen, was wir so machen und wer wir sind. Waren die Kisten also fertig gepackt, ging das gleiche Spiel von vorne los: Raus aufs Feld, Kartoffeln ernten, auf den Pickup laden, vor zum Eingang fahren, Kartoffeln waschen und verpacken. So gegen 17 Uhr ca. hatten wir dann Feierabend und wir sollten wieder mit dem Bus vom Hostel abgeholt werden. Sollten… Mario und seine Kumpanen waren inzwischen auch schon weg. Und so saßen wir dort allein auf der Farm herum und warteten wie die Idioten auf diesen Bus. Handyempfang gab es leider nicht.

Eine gute halbe Stunde zu spät kam dann der Hostel-Shuttle und nahm uns gnädiger Weise mit. Wir gesellten uns zu den anderen todmüden Arbeitern und fuhren ins Hostel. Im Hostel angekommen, ging es erstmal Duschen und Umziehen. Dann musste man sich mit Essen versorgen. Wie ich nun mal bin, bin ich oft mit ein paar anderen Kollegen einfach um die Ecke. In der 224 Bourbong Street gibt’s nämlich einen kleinen „Pizza Hut“ und der hatte immer günstige Tagesangebote. Das war perfekt für „nach dem Feierabend“. Und in der 226 Bourbong Street gibt’s auch einen „Red Rooster“. Das ist eine ausschließlich in Australien vertetene (Franchise) Fastfood Kette mit inzwischen 290 Filialen, die sich auf Brathähnchen, Pommes und andere Hühnerfleischprodukte spezialisiert. Im Hostel war dann halt Feierabendstimmung, man ruhte sich aus, guckte fern und ging zeitig ins Bett, um die harte Arbeit am nächsten Tag wieder zu schaffen.

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Ich überlegte wieder, wie ich weiterfahren soll und beschloss, nur 187 km höher, nach Hervey Bay zu fahren. Hier ist Sam, den wir in Darwin kennenlernten, beheimatet. Auch Hervey Bay hat grundsätzlich nichts Weltbewegendes zu bieten, aber mir es mal anschauen wollte ich schon. Ich buchte mich hier, nach längerer Zeit, mal wieder in einem echten YHA Hostel ein und buchte den Greyhound Bus hoch nach Hervey. Dort wieder das gleiche Spiel: Einchecken, Zimmer herrichten. Umgebung abchecken. Das Hostel lag zwar nur einen Steinwurf vom Strand entfernt, der Strand war aber auch total langweilig. Kein bisschen Wellengang…In die Stadt bin ich immer gelaufen, die Straße vom Hostel aus zog sich ca. 2-3 km, führte aber direkt ins Zentrum. Hier gab es dann wieder das obligatorische Shopping Zentrum mit allen benötigten Geschäften.

Außenterasse unseres Zimmers im Hostel, Noosa

Außenterasse unseres Zimmers im Hostel, Noosa

Ein paar Straßen weiter gab es einen kleinen Pizza Hut. Von dort rief ich dann auch mal meinen Vater an, da ich von meiner Mutter erfahren hatte, dass er auf Grund eines Magengeschwürs notoperiert wurde. Er war sehr überrascht über meinen Anruf und freute sich. Ich merkte, dass er gerne länger telefoniert hätte, aber ich konnte halt nicht länger als 20 Minuten nach Deutschland sprechen. Aber es ging ihm soweit wohl ganz gut, die Operation hatte er gut überstanden.

Auch ein Casino war in der Stadt. Für mich war vor allem die Außenwand interessant, da es dort eine Steckdose gab, an der ich des Öfteren mein Equipment (Notebook, USB Kabel, Handy) auspackte, um aufzuladen und online zu gehen. Vor allem, weil ich in meinem Hostelzimmer ein ungünstiges Bett abbekommen hatte. Einmal sprach mich ein Bediensteter des Casinos an und fragte, was ich da denn machen würde. Als ich ihm sagte, des ich nur kurz mein Notebook aufladen müsse und fragte, ob das in Ordnung sei, gab er mir die Erlaubnis. Auf meinem Rückweg zurück ins Hostel kam ich auch immer an so einer SB-Laundry (SB-Waschcenter) vorbei. Auch dort gab es Steckdosen. Und im Gegensatz zu allen andren Geschäften hatte dieser kleine Laden zum Glück sogar noch länger geöffnet. Zwar war der Laden mit Kamera ausgestattet, aber das hinderte mich nicht daran, dort abends tagtäglich auf dem Boden zu hocken, um mit Meiner Freundin in Deutschland zu chatten.

Es war der 26. Januar 2011 und das bedeutet: Australia Day! An diesem Tag feiern sich die Australier selber total ab. Bereits Tage vorher gibt es überall Landesflaggen, Schminke in den Landesfarben, Anhänger, FlipAndyps, Mützen und anderen Merchandise Krams. zu kaufen, um am 26.1. dann puren Nationalstolz zu zeigen und sich selber und seine Nation geil zu finden. Sogar Nutella hat eigens zum Australia Day eine eigene Sonderedition in der Nationalfarbe Gold rausgebracht.

Die Aussie Edition von Nutella anlässlich des „Australia Day“

Die Aussie Edition von Nutella anlässlich des „Australia Day“

Üblicherweise trifft man sich am Australia Day mit Bekannten zum Barby (Barbecue) und feiert die Ankunft der ersten britischen Siedler am 26. Januar 1788. Der Tag ist offizieller Nationalfeiertag und wird immer am 26.1. eines jeden Jahres gefeiert. Sollte dieser Tag aber auf ein Wochenende fallen, wird der arbeitsfreie Feiertag, wie in Australien üblich, am Montag nachgeholt. :)

„Australia Day“ zelebrierende Aussies am Strand von Hervey Bay

„Australia Day“ zelebrierende Aussies am Strand von Hervey Bay

Einige sehen diesen Tag jedoch skeptisch, da er letztendlich auch an die Unterwerfung der Aborigines erinnert, die ja schon lange vor Ankunft der Briten in Australien lebten. Grundsätzlich konnte ich aber eine lockere Feierstimmung wahrnehmen. Die Leute laufen halt, wie bspw. nach einem Sieg der deutschen Nationalelf bei einem WM-Spiel, mit Flaggen verkleidet durch die Straßen und rufen typische Schlachtrufe wie “Aussie, Aussie, Aussie – Oi, Oi,  Oi! Ich fand es aber sehr interessant zu sehen, wie leicht hier mit

Nationalstolz, fern von Sport, umgegangen wird. Ich denke nicht, dass in Deutschland ein “Germany-Day” so ohne weiteres möglich wäre.
Langsam wollte ich wieder weiterziehen. Von “1770” las ich dann des Öfteren. Der Ort heißt wirklich nur “1770” – in Erinnerung an James Cook, der 1770 dort mit seinem Schiff und seiner Truppe strandete. Der Name führt manchmal zu Verwirrung, da er nicht einheitlich gleich geschrieben wird. Manchmal wird er als “1770” geführt, manchmal aber auch als “Seventeen Seventy” (in Google Maps z.B.). Aber als unbedingt besuchenswert erschien mir “1770”, mit seinen gerade mal 221 Einwohnern, ehrlich gesagt nicht.

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Nach ein paar Recherchen, wo man entlang der Ostküste noch so stoppen könnte, kam ich zunächst auf das kleine Örtchen namens Noosa Heads. Es liegt nördlich der Sunshine Coast. Dort bin ich wieder mit dem Greyhound Bus hingefahren. Noosa Heads ist wirklich nicht groß. Am Busbahnhof kam extra ein Typ vom Hostel, um mich abzuholen. Er war total locker drauf, typisch Aussie halt. Eigentlich sollte wohl noch jemand ankommen, aber irgendwie kam der oder diejenige nicht. Deshalb sind wir alleine losgefahren. Er fragte, ob ich in Noosa etwas Bestimmtes vorhabe und verwickelte mich in ein bisschen Small-Talk. Er hatte eine ähnlich tiefe Stimme wie Samy Deluxe und alles war “no worries” und “that’s for sure”. Wir hielten noch an Noosa Junction, was das kleine Innenstadtviertel von Noosa Heads bezeichnet. Dort stiegen noch zwei Asiatinnen zu.

Der Typ vom Hostel erklärte mir, dass regelmäßig alle paar Stunden eben eine Art Shuttle vom Hostel zum Busbahnhof und durch die Stadt fährt, um Neuankömmlinge und Leute aus der Stadt aufzugabeln. Im Hostel angekommen, checkte ich ein. Es war ein kleines, eher familiäres Hostel. Der Chef war etwa 30 und Deutscher. Allerdings sprach er meistens doch lieber englisch. Nicht weil es ihm einfacher fiel, sondern weil er bewusst nicht deutsch sprechen wollte. Er zeigte mir kurz mein Zimmer und erklärte kurz die Einteilung und Regeln des Hostels. Es war nämlich etwas anders aufgeteilt. Es gibt etwa 4 kleine Häuschen, die aber eigentlich immer offen zugänglich waren. In jedem Häuschen hatte man zunächst eine Art kleines Wohnzimmer mit Couch, Tisch,TV, Kühlschrank, Wohnküche und Liegestühlen auf einer nach hinten rausgehender Terrasse und dann eben noch das eigentliche Hostelzimmer mit den Betten. Bei mir war es ein Viererzimmer. Neben mir waren noch zwei junge Ladys im Zimmer.

Ich glaube aus Kanada und England oder so. Sie hatten sich schon gut eingelebt und waren auch gut mit den anderen Leuten im Hostel befreundet. Wobei es nicht viele Leute waren, also das Hostel war weder sehr groß noch sehr voll. Generell verwirren sich halt eh nicht sooo viele Leute nach Noosa. Jedenfalls bemerkte ich, dass hier untereinander eine Gemeinschaft bestand und ich hatte Probleme mich einzuklingen. Deswegen war ich eher ruhig und machte mein eigenes Ding. Noosa war sehr uneben, es ging bergauf und bergab. Ich bin mal zum nicht weit entfernten Sunshine Beach gelaufen, doch es war sehr windig und grau. Leichter Regen setzte ein. Natürlich bin ich auch ab und zu mal in die Stadt gefahren, aber mehr als Noosa Plaza, ein kleines Einkaufszentrum, gab es nicht wirklich.
Ich lief an einem Taxrefund Office vorbei und nahm mir vor, mich diesbezüglich nochmal etwas genauer zu informieren.

Denn diese Steuererklärung wollte ich ja noch irgendeiner Firma in Auftrag geben. Zu meiner Bewunderung waren die Mädels gar nicht so typisch tussihaft drauf, wie oftmals der Fall. Sie bauten tatsächlich von sich aus Kontakt zu mir auf und fragten mich, ob ich nicht Lust hätte mit noch zwei anderen Typen einen Ausflug zum Noosa National Park zu machen. Das ist so ziemlich das Interessanteste, was es in Noosa gibt. Der Park liegt in einem Gebiet/Gebirge, das eben direkt an dem Sunshine Beach grenzt. Ich sagte den Mädels zu. Zu fünft sind wir dann losmarschiert. Neben uns dreien waren es noch ein lustiger Aussie und ein Typ aus Dänemark, die uns begleiteten. Wir sind erst zum Strand, da fing es schon an zu regnen. Aber wir entschieden uns trotzdem weiterzulaufen. Und das war ziemlich cool. Wir zogen die Schuhe aus und liefen barfuß den Berg zum Nationalpark hoch.

Barfuß-Wanderung im Noosa National Park bei strömendem Regen

Barfuß-Wanderung im Noosa National Park bei strömendem Regen

Es ging durch kleine Wanderwege, durch Matsch und über Steine. Es schüttete inzwischen wie aus Eimern, wir waren patschnass aber es war uns egal. Ich war der einzige, der bis zum Hostel alles barfuß lief. Für mich waren die Unebenheiten einfach nur toll. Wir sind einen kleinen Rundgang namens “Hell’s Gate Walk” gelaufen, der um die 2-3 Stunden umfasst. Man hatte von oben eine perfekte Sicht (vom miesen Wetter mal abgesehen), da der Berg halt direkt an der Küste liegt. Rundherum war nur der Ozean. Irgendwann wurde das Wasser besser und wir stoppten an einer Bucht, um zu schwimmen und zu plaudern. Wir kamen später dann an irgendeinem anderen Ende der Stadt wieder raus und mussten dann mit dem Bus zurück fahren. Vorher aber sind wir dann noch in ein Eiscafé und haben Eis gekauft. Ich muss sagen, dass es ein toller Ausflug war und ich es schön fand, in dieser kleinen Gruppe mal einen solchen ‘Nature-Walk’ zu machen.

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Viel mehr ging in Noosa aber auch nicht. Das eine Mädel aus meinem Zimmer hatte am nächsten Tag Geburtstag. Ich gratulierte ihr. Das typische aufgeregte Frauengekreische unter den beiden Mädels am Morgen war aber trotzdem total nervig: ‘Ooohh, you’re sooo cute, thank you honey…’ Es gab wohl ein paar Kleinigkeiten und einen Kuchen, weswegen sie am Morgen schon total aufgeregt war.

Wir bekamen noch eine junge Dame ins Zimmer. Deren Namen weiß ich leider auch nicht mehr, aber sie war sehr freundlich und zu ihr fand ich einfacher Zugang. Ich unterhielt mich mit ihr beim Fernsehen ein bisschen. Ihr Plan war es wohl tatsächlich in weniger Tagen nach Toowoomba zu fahren, wo sie eine Freundin besuchen wollte. Ich fragte sie, ob das sicher oder überhaupt möglich sei, denn dort war ja die Flutwelle gestartet. Doch laut ihren Aussagen ging das wohl.

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Ich hatte mir intensive Gedanken bezüglich meiner Rückreise nach Deutschland gemacht. Im Kopf bin ich meinen groben Fahrplan an der Ostküste durchgegangen und kam dann zu der Erkenntnis, dass ich noch ca. 1 Monat unterwegs sein werden würde bzw. in etwa 1 Monat brauchen werde, um die Ostküste nach Cairns hoch zu reisen. Und nach Cairns? Was soll ich dann machen? Die ganze Westküste ? Nee, irgendwie konnte ich mir das nicht vorstellen. Ich war nun gut 7 Monate in Australien, hatte mich gut an Land und Leute gewöhnt und inzwischen auch richtig Vorfreude auf Deutschland. Ich hatte kein negativ behaftetes Heimweh, sondern Vorfreude auf meine Rückkehr und die Veränderungen, die ich mir für Deutschland vorgenommen hatte: Auszug aus Frankfurt, ein neuer Job usw. 7 Monate Australien und die beiden Stopover
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auf Fiji und in Seoul waren für mich in Ordnung und mein Entschluss stand relativ unkompliziert fest: Ich entschied mich, meine Rückreise zu planen und zu buchen. Ich war unglaublich froh, dass ich das für mich so einfach entscheiden konnte und ich innerlich nicht entscheiden musste, ob ich doch noch länger bleiben soll oder nicht. Ich glaube, es wäre der Horror für mich gewesen, wenn ich diesen inneren Konflikt gehabt hätte, ob es richtig ist, nicht die vollen 12 Monate aus meinem Visum auszunutzen. Ich wagte einen Blick in den Kalender und plante gegen Mitte März wieder in Deutschland zu sein. Die Stopover sollten sich natürlich auch noch irgendwie lohnen, durften aber auch nicht zu lange sein, da jeder Tag nur Geld kostet und kein Geld bringt und mein Budget echt sehr sehr gering war.

Meine eigenen Ersparnisse aus Deutschland, die ich nach den ganzen Zuschüssen von meinen Eltern und meinen Verdiensten hier in Australien angespart hatte, waren inzwischen auch schon fast komplett aufgebraucht. Ich überlegte mir jeweils sieben Tage für Fiji und sieben Tage für Seoul in Korea. Also waren das insgesamt nochmal volle 2 Wochen Stopover-Urlaub nach meiner Ausreise aus Australien. Ich checkte online die Flugpläne und kam dann irgendwie auf den 11.3.2011 und dachte das wäre perfekt. Damit würde ich meine Mutter sicherlich ein schönes Geschenk zu Ihrem Geburtstag machen:) Andererseits kam mir dann für einige Momente die Idee, meine Rückreise niemandem in Deutschland mitzuteilen.

Was würde es geben, wenn ich still und heimlich einfach zurück fliege und eines Tages zu Hause auftauche? Zu gern würde ich Mamas Gesicht sehen, denkt sie doch, ich sei am komplett anderen Ende dieser Erde. Das wäre sowas von geil gewesen, oh mein Gott! Naja, aber letztendlich machte ich das doch nicht, weil ich ja noch gut 1 – 1,5 Monate bis zu meiner Rückkehr Zeit hatte und so lange auch nicht meinen Mund hätte halten können. Meine groben Daten für die Rückreise standen also fest, Flüge waren dementsprechend auch verfügbar. Nun hatte ich ja schon im Vorfeld meiner Australienreise auch schon ein Rückflugticket gebucht. Dieses war für Mai oder Juni 2011 gebucht.

Ich hatte laut Vereinbarungen in meinem Tarif aber eine Umbuchung des Fluges kostenfrei zur Verfügung. Um alle Einzelheiten detailliert abzuklären, rief ich im in Brisbane ansässigen Büro von Korean Air an und fragte, ob das Büro geöffnet sei oder ob wegen der Flut noch irgendwie geschlossen sei oder so, aber dem war nicht so. Ich bin deshalb kurzerhand zu diesem Bürogebäude hin. Es war ziemlich zentral gelegen und hatte unten eine schicke Lobby, die irgendwie eher an ein Hotel erinnerte. Ein kleines Café, ein Empfangstresen, eine Lounge… Ich schaute auf die Infotafeln und bin direkt zum Aufzug. Im 7. Stock stieg ich aus, alles war schön mit Teppich ausgelegt und massive Holzeinrichtungen zierten die leeren Flure. Eine Vollglastür trug das Korean Air Logo. Ich klopfte und ging rein. Dort saßen an einem langen Tresen 3 Koreanerinnen und telefonierten. Teils in Englisch, teils in Koreanisch. Ich nahm zunächst auf einem Sofa Platz und wartete bis eine der Damen frei war. Anschließend erklärte ich ihr, dass ich eben meine Rückreise nun verbindlich buchen möchte und zeigte ihr meine ganzen Unterlagen.

Sie prüfte alles durch und sagte, die Umbuchung der Rückreise würde aber eine Gebühr kosten. Ich zeigte Ihr daraufhin meine deutschen Unterlagen, die sie natürlich nicht lesen konnte, und erklärte, dass diese aber eine kostenfreie Umbuchung versprechen und ich daher sicherlich kein Geld zahlen werde. Es gab deshalb dann ein paar Differenzen, auch wegen der Ausreisegebühr für den Aufenthalt auf Fidschi. Die Dame war etwas bisschen genervt von mir, aber ich sah nicht ein, doppelt abkassiert zu werden. Auch die Ausreisegebühren für Fiji waren in Deutschland bereits beglichen worden. Wir vereinbarten, dass Korean Air in Brisbane bei Korean Air in Frankfurt anfragt und die Dinge abklärt. Auf Grund des Zeitunterschieds zwischen Australien und Deutschland dauerte das natürlich 1-2 Tage und war nicht sofort per Telefon machbar. Ich gab mich damit erstmal zufrieden und verließ die Niederlassung dann.

abgepumptes Schlammwasser wird der Kanalisation zugeführt

abgepumptes Schlammwasser wird der Kanalisation zugeführt

Auf den Straßen sah man die LKW’s, die ihre mit dem abgepumpten Dreckwasser gefüllten Wassertanks geordnet in die Kanalisation entleerten. Was auch komisch war, ich aber öfter an Baustellen und abgesperrten Straßenabschnitten sah: Einer der Bauarbeiter durfte sich an den Straßenrand stellen und die ganze Zeit einfach nur ein Schild in die Luft halten, das Autofahrer vor den kommenden Straßenbauarbeiten warnt. Warum kann man das Schild nicht einfach irgendwo befestigen? Keine Ahnung… „Timezone“ war auch wieder eingeräumt und geöffnet. Ich bin immer mal wieder rein und hab geschaut, wie andere ihr Geld ausgaben und hatte meinen Spaß dabei. Ich hätte zwar auch gerne mal das ein oder andere Spiel gespielt oder am Spielautomat versucht, die dicke Kohle zu holen, aber man hätte sich erst anmelden müssen, um eine Karte zu erhalten, die man dann aufladen muss. Das war mir dann zu viel Aufwand, deswegen lies ich es bleiben und sparte mein Geld. Wobei…Einmal habe ich beobachtet, wie ein Mitarbeiter einen meine Lieblingsgeräte neu bestückte. Es waren diese Teile, wo überall Münzen liegen und ein Schieber immer vor- und zurückgeht. Oben wirft man eine Münze ein und hofft, dass diese neu gefallene Münze den gesamten Münzteppich nach vorne schiebt, sodass die vordersten Münzen alle über den Rand hinaus herunterfallen und man diese dann gewinnt. Jedenfalls machte ein Mitarbeiter einen solchen Automaten auf und reparierte etwas, oder so. Anschließend machte er ihn wieder zu und ging weg.

Der Automat schien neu zu starten und einige Münzen vielen runter. Keiner sah das und keiner nahm die Münzen. Nach kurzem Beobachten schnappte ich mir sie unauffällig. In Bares umtauschen konnte ich sie nicht, dafür waren es zu wenig, deswegen setzte ich sie selber ein. Aber vergebens – ich verlor alles und gewann nichts. Lustig waren auch die Tanzcomputer, an denen mit Vorliebe Asiaten zu Gange waren. Asiaten stehen halt total auf Karaoke und Tanzspiele. Ich beobachtete Asiaten, die echt noch in Anzug und mit Aktenkoffer auf dem Heimweg nach Feierabend kurz im Timezone vorbei sind, um eine Runde zu tanzen. Und dabei waren sie unglaublich konzentriert.

Die Tage bin ich dann nochmal ins Büro von Korean Airlines, um nachzuhaken, was Sache war. Die Damen hatten mit den Kollegen in Deutschland alles abgeklärt und mir Recht gegeben. Ich musste keinen Aufpreis mehr bezahlen. Ich ließ meine Rückflüge daher wie vereinbart verbindlich buchen. Es war ein komisches Gefühl. Mein Abenteuer hatte nun nämlich ein konkretes Ende. Nämlich den 11.03.2011. Dort würde alles vorbei sein und ich wieder in Frankfurt – oh mein Gott. Aber das waren ja noch gut 1,5 Monate. Also auch noch genug Zeit, noch ein paar Dinge zu erleben. Für mich war es perfekt. Einerseits wollte ich wieder heim, andrerseits aber auch noch nicht sofort.

Deswegen jetzt noch 1,5 Monate, ja, das war eigentlich super. Ich wusste nun also genau, wann ich von Sydney nach Fiji fliege und wann von Fiji nach Korea und auch wann von Korea nach Deutschland. Deswegen konnte ich nun alles gut überblicken. Ich plante noch ein paar Tage Aufenthalt zum Schluss in Sydney ein. Mein Endziel an der Ostküste würde ja Cairns sein. Von Cairns würde ich dann wieder den gleichen Weg runter zurück nach Sydney. Allerdings per Flugzeug. Deshalb buchte ich direkt auch gleich schon meinen Flieger von Cairns runter nach Sydney. Somit hatte ich ein fixes Zeitfenster von ein paar Wochen, um Cairns zu erreichen und alles war zeitmäßig grob vorgeplant.

zum Anfang von 53093 Kilometer und zurück! – Ein Work & Travel Abenteuer in Australien, Indonesien, Südkorea & auf Fiji >

Ich nickte im Bus kurzweilig ein, der Bus hielt an wenigen Orten zwischendurch, aber an weniger als ich eigentlich dachte. Dazu war der Bus über eine halbe Stunde früher in Brisbane, als ursprünglich geplant. Da ich den Busfahrer auf Grund seines schnellen Slangs kaum verstand, wusste ich nicht, ob wir jetzt schon in Brisbane waren oder nicht. Aber es stiegen alle Fahrgäste aus, deshalb schloss ich mich an. Sicherheitshalber fragte ich trotzdem nochmal beim Fahrer nach, aber es war tatsächlich schon Brisbane. Es war halt einfach so, dass die Fahrroute irgendwie geändert wurde und einige Orte, wo der Bus eigentlich halten sollte, auf Grund der Flut nicht angefahren wurden.

Ich befand mich nun also am Bahnhof in Brisbane. Natürlich hatte ich mir vorher rausgesucht, wie ich nun zu meinem bereits gebuchten Hostel komme, aber vor Ort war dann noch alles etwas anders. Der U-Bahnhof war fast vollständig geräumt, irgendwelche Sicherheitsleute passten nur noch die erwarteten Busfahrgäste ab und wiesen sie in die richtigen Richtungen. Der U-Bahn Verkehr war nämlich fast lahmgelegt und auch die U-Bahn mit der ich nun fuhr, fuhr nur noch verkürzt. Der Sicherheitsmann lies mich sogar ohne Fahrschein passieren. Die Endstation der U-Bahn war zum Glück genau die Station an der ich rausmusste. Wenn ich noch weiter gemusst hätte, oh Gott, dann wär alles noch chaotischer gewesen. Im U-Bahnhof und auch in der U-Bahn gab es bestimmt 50x Mal die Durchsage, dass diese Bahn die letzte sein wird und diese bestimmte Stadtteile auch nicht mehr anfahren wird, da diese Stadtteile bereits überflutet seien.

Alles kam mir gruselig vor, es war eine Panikstimmung in der Luft. Quasi so, als wenn der Notstand ausgerufen worden sei. Ich stieg aus und lief aus der B-Ebene hoch auf die Straße hinaus. Es war gegen 20 Uhr etwa und erstaunlich ruhig. Alle Geschäfte waren zu und nur wenige Menschen anzutreffen. Ich war in der richtigen Straße, lief aber immer wieder rauf und runter. Ich fand diese dumme Hausnummer einfach nicht. Ich fragte daher einen Typen, oder nein, er fragte eher mich und zwar, ob ich mit ihm einen trinken geh, er würde auch bezahlen. Keine Ahnung, er schien bereits etwas alkoholisiert und verwirrt. Ich verneinte und suchte weiter. Schlussendlich fand ich es. Das Problem war gewesen, dass es kein offensichtliches Hostel war, sondern hauptsächlich eigentlich eine Bar mit eigenen Zimmern obendrüber, die vermietet werden. Als ich so zwischen 20 und 21 Uhr ankam, war die Bar bereits leer und ein paar Kellner wischten gerade noch die letzten Tische ab. Schon jetzt war tote Hose? Ich sagte, dass ich für zwei Tage ein Bett im 22er Betten Zimmer reserviert hatte und die restlichen Tage ein Bett im 8er Zimmer.

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hergerichtetes Bett, wenn ich mal unten schlafen durfte :-)

Ich hatte extra zuerst das 22er bestellt, da ich das mal ausprobieren wollte. Klar, auf der Great Ocean Road waren wir auch im 26er oder so, aber da waren wir ja zu viert alleine. Ich wollte mal wissen, wie es in so ‘nem riesen Schlafsaal zugeht, wenn er voll belegt ist.  Just 4 Fun. Naja, daraus wurde nicht. Der Herr von der Theke sagte mir freundlich, sie hätten mich kostenfrei auf das 8er Zimmer upgegradet, da man davon ausging, es handele sich um einen Buchungsfehler. Ich sagte ihm nicht, dass ich bewusst das 22er gebucht hatte, das war mir dann auch egal. Er zeigte mir kurz die Räumlichkeiten und brachte mich zu meinem 8er Zimmer. Es war ein einfacher, leicht heruntergekommener viereckiger Raum mit jeweils 4 doppelstöckigen Hostelbetten. Es war ein anderer Mitbewohner im Raum, natürlich ein Deutscher. Seinen Namen weiß ich leider nicht mehr.

Ich richtete mich ein, machte mein Bett uns kam mit ihm ein bisschen ins Gespräch, als ich ihn fragte, ob hier immer alles so ruhig sei und warum die Bordsteine um 20 Uhr schon hochgeklappt sind. Er sagte, das sei nicht normal, nur sei für morgen die Flut in Brisbane angesagt und die Menschen seien geflüchtet. Die Flutwelle würde morgen früh Brisbane erreicht haben und man wisse nicht, welche Ausmaße das haben werde. Er machte mir damit ganz schön Angst, da ich seine Aussagen nicht richtig einzuschätzen wusste. Er war aber wohl schon seit mehreren Wochen in Brisbane und kannte sich gut aus, aber ich war mir nicht sicher, wie schlimm die Situation jetzt wirklich war. Ob wir dann morgen aufs Dach flüchten und uns von Heli’s retten lassen müssen, fragte ich ihn. Ausschließen tat er es nicht, er sagte nur, er wisse auch nicht, was morgen passieren würde. Jedenfalls hätten alle Läden frühzeitig geschlossen und die Menschen hätten sich rechtzeitig mit Lebensmitteln versorgt. Die ganze Zeit summte in mir “Wann kommt die Flut, wann kommt die Flut…”, das Lied von Witt Heppner.

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Am nächsten Morgen war ich gespannt wie Bolle. Das Zimmer war noch trocken, aber was war draußen los? Unser Zimmer hatte keine echten Fenstr, nur so eine Art Attrappe. Jedenfalls konnte man nicht nach draußen schauen. Ich machte mich also auf den Weg vor die Tür. OK – die Straße war auch noch nicht überflutet und die Sonne schien herrlich. Am Eingang kam mir mein Zimmergenosse entgegen und meinte, die Flut hatte Brisbane tatsächlich erreicht und der Brisbane River, der durch Brisbane fließt sei vollkommen überlaufen. Er erklärte mir noch kurz den Weg zu einer großen Brücke, von der man die Flut sehr gut sehen konnte und verschwand dann. An Chinatown vorbei lief ich aufwärts zu dieser Brücke und macht mir selbst ein Bild. Es hatten sich einige Menschen versammelt und man konnte die Ausmaße der Flut durchaus gut überblicken.

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Der Brisbane River war deutlich breiter als sonst und rechts und links ziemlich übergelaufen. Ich lief über die ganze Brücker runter zum Ufer, wo sich auch schon ein Kamerateam eines TV Senders positioniert hatte. Dort konnte man sehen, dass die Promenade, die man normalerweise entlanglaufen kann und auch das Haus des Bootsverleihs komplett unter Wasser standen. Auch der an das Ufer angrenzende kleine Park war kaum passierbar. Die nebenliegende Straße lief auch langsam voll, glücklicherweise begannen dort dann starke Steigungen. Die Straßen dort waren also nicht ebenerdig, es konnte dort also kaum was passieren. Dummerweise hatte in der Straße jemand sein Auto stehen und, warum auch immer, nicht rechtzeitig umgeparkt. Es stand bis zu den Rädern im Wasser. Am nächsten Tag war es bis auf 2 cm komplett untertaucht und damit wohl reif für die Tonne, schätze ich mal. Das Schlammwasser, das sich hier staute war nicht mehr stark in Bewegung, sondern am Auslaufen und riss das Auto daher auch nicht mit sich. Ich weiß nicht, ob die Flut auch etwaige Tiere wie Echsen mit sich nach Brisbane reinbrachte, aber urplötzlich stand eine solche  etwa 40 cm lange vor meinen Füßen. Mitten auf dem Gehweg…

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Ich beobachtete mit einigen anderen Leuten das rege Treiben des Wassers, ab und zu sah man wirklich noch schräge Dinge, die den Fluss hinab schwammen, z.B. Mülltonnen oder auch mal einen braunen Sessel. Ein paar wenige Motorboote versuchten gegen den Strom zu fahren, hatten dabei aber sichtlich Probleme. Der Sog war einfach zu stark. Aber die richtig schlimmen Ausmaße, die ganzen Hausstände, die die Flutwelle aus dem inneren Queensland bei Towoomba mit sich gerissen hatte, waren hier bei uns in Brisbane nicht mehr zu sehen. Jedenfalls erinnerte mich diese Flutwelle halt einfach an ein Hochwasser wie wir es am Main in Frankfurt auch schon hatten. “Die Flutwelle” hatte ich mir jetzt schon heftiger vorgestellt, aber wenn ich realistisch bin, was hätte denn weiter passieren sollen? Brisbane ist die Hauptstadt von Queensland und eine 2-Millionen Metropole mit riesigen Wolkenkratzern und genügend Steigungen. Ein überlaufender Fluss wird die Stadt sicherlich nicht so einfach vernichten. Das irgendwelche kleinen, flachen Dörfer im inneren Queensland platt gemacht werden, ok, aber hier war die Flutwelle schon genug ausgebremst, um wirklich lebensbedrohlich zu sein. Materielle Schäden & jede Menge Dreck waren wohl die größten Probleme.

 

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Ich bin dann mal in die Stadt gelaufen und hab dort die Lage gecheckt. In der Fußgängerzone waren die Geschäfte offen, in einigen Cafés gab es Fernseher, auf denen die ganze Zeit die Nachrichten liefen. Ich suchte mir Steckdosen, um mit meinem Netbook online zu gehen, damit ich mit Meiner Freundin schreiben konnte. Auch in Deutschland war diese Naturkatastrophe wohl bereits ein großes Thema in den Medien. Meine Mutter hatte mich schon mehrmals angerufen, um nachzufragen, wie es mir geht. Sie war ziemlich besorgt, ich hingegen recht locker. In Deutschland sah man vermutlich nur die schlimmen Bilder der Flut, wie sie ganze Häuser und Ortschaften verwüstet.

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Aber ich war ja in Brisbane und dort absolut sicher, wie ich nun ja gemerkt hatte. Dennoch, der Höhepunkt der Flut war noch nicht erreicht. Die Experten und Nachrichten erzählten, das Wasser würde die nächsten 2-3 Tage weiter ansteigen werden. In der Innenstadt gab es eine Brücke, die allerdings polizeilich überwacht wurde. Man durfte nicht passieren, ich wusste nicht genau, warum. Wenn man in die Seitenstraßen der Brücke lief, sah man Absperrungen und überall Sandsäcke. Man konnte noch die oberen Spitzen von Straßenschildern erkennen, die hier aber bereits fast vollständig unter Wasser standen. Hier machte ich einige Fotos, um die Wasserpegel im Laufe der Zeit immer genau beobachten zu können. Jedenfalls war ziemlich viel Trubel in der Stadt. Die Stadt hatte nun auch offiziell ein generelles Verkaufsverbot für 7 Tage ausgesprochen. Also 7 Tage werden zur Sicherheit alle Geschäfte geschlossen bleiben.

Als ich mal wieder auf einer Bank in der Fußgängerzone relaxt habe, sprach mich eine Frau an und fragte, ob alles in Ordnung sei und ob ich einen Schlafplatz für die nächsten Tage habe. Denn wenn nicht, könnte ich für die Tage der Flut ihre Hilfe in Anspruch nehmen. Ich dankte und erklärte ihr, dass alles super sei und ich im Hostel eingecheckt bin. Verrückt, scheinbar hielt mich diese engagierte Streetworkerin für obdachlos?! Naja, war mir egal und ich ruhte mich weiter aus.

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Als ich später dann durch die Innenstadt lief, sah man an etlichen Geschäften bereits Infozettel der Besitzer und Sandsäcke, die zum Schutz platziert wurden. Es schloss ein Geschäft nach dem anderen. Im Timezone Spielsalon, das es auch hier in Brisbane gab, sah ich, wie sie den Laden vorsichtshalber komplett leer räumten. Zu groß war die Angst das Wasser würde in den Laden eindringen und alle technischen Geräte zerstören. Jeder Ladenbesitzer versuchte sein Hab und Gut vor den Wassermassen sozusagen noch zu schützen, bevor diese die Straßen der Innenstadt erreichen würden. Auf dem Weg zurück zum Hostel war ich erstaunt, dass dort der Woolworths noch geöffnet war.

Ich besorgte mir noch meine Nachtsnacks, die ich für Hungerattacken in der Nacht zur Seite legte. Meistens waren das Zimt Donuts oder aber auch trockenes Toastbrot mit Wasser. Zum Abendbrot gab es bei mir öfter auch schon mal eine Packung Billig-Bountys. Aber es war unfassbar: sämtliche Wasser- und Brotregale waren restlos leergekauft.

alles leer gekauft @ Woolworths

alles leer gekauft @ Woolworths

Alles weg! Und durch die Überschwemmungen auf den Highways & Freeways rund um Brisbane herum kam es zu Lieferschwierigkeiten. Das war auch der Grund warum es bei Mc Donalds oder Subway z.B. nicht mehr alles zu essen gab. Dummerweise ging jetzt auch mein Netbook kaputt. Keine Ahnung warum, aber als ich eines Abends damit im Bett lag und am Surfen war, ging plötzlich der Bildschirm aus. Ich hatte leichte Panik und stand direkt am nächsten Tag vor einem Computer Repairshop. Aber was war? Er war natürlich geschlossen – Scheisse.

Ja und so verbrachte ich die nächsten Tage öfter in der Innenstadt und beobachtete mir die Lage vor Ort. Mein Programm, das ich mir für Brisbane überlegt hatte war inzwischen hinfällig, weil halt echt alles irgendwie geschlossen war und man in einige Stadtgebiete auch gar nicht hinkam, wenn man sich nicht entsprechend als Bewohner ausweisen konnte. Selbst der Subway in der Innenstadt war zu, was wirklich sonst nie der Fall war. Die haben ja sonntags und feiertags auch offen. Das Wasser war tatsächlich noch angestiegen, aber es war definitiv nicht, wie von vielen befürchtet, in die Innenstadt gelaufen, so schlimm war es absolut nicht. Dennoch: Nach einigen Tagen, als das Wasser rückläufig war und sich die Überschwemmung langsam gelegt hatte, wurde die Brücke für Fußgänger wieder geöffnet und man durfte auf die andere Stadtseite.

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Und dort sah ich erstmals die heftigeren Ausmaße, die das Hochwasser in Brisbane angerichtet hatte. Hier waren die Leute nämlich deutlich schlimmer betroffen, als bei uns auf der anderen Seite. Alles war voller Schlamm und dreckigem Matsch und Staub. Es gibt hier ein ganzjährig stehendes Riesenrad, ähnlich dem London Eye in London. Das Kassenhäuschen war zerstört und viele Meter Drumherum stand alles im Dreck. In einer Nebenstraße staute sich das Wasser noch bis zu den Knien, noch eine Straße weiter sah es bereits wieder sauber aus. Ein Café warb mit einer aufgestellten Tafel mit der Aufschrift “YES!!! We’re open” um seine Kunden. An einer Gebäudewand las ich “Stay dry, Westend”.

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Zum Teil waren die Matschschichten noch 10 cm dick. Aber man sah, dass hier die Aufräumarbeiten begannen. Feuerwehr und Polizei waren stets anwesend und auch Hubschrauber Andygen hin und her. Auf dieser Stadtseite, direkt am Flussufer, gibt es auch eine Art Strandbad. Also so ähnlich wie in Darwin, einen kostenlosen, öffentlichen Pool, eine Art Lagune mit angelegtem Sandstrand und Palmen Drumherum. Ich bin dort ein wenig rumgelaufen, aber auch hier war im Prinzip alles eingezäunt und abgesperrt, da aufgeräumt wurde. Die Pools und Wiesen waren auch überschwemmt gewesen. Sommer, Sonne und Strandfeeling kamen hier beim besten Willen nicht auf. Überhaupt herrschte hier eine richtige Aufräumstimmung.

Nach einigen Tagen grau in grau: Sonne und endlich wieder pulsierendes Leben in der City

Nach einigen Tagen grau in grau: Sonne und endlich wieder pulsierendes Leben in der City

Langsam öffneten die Geschäfte wieder nach und nach und alles nahm seinen Betrieb wieder auf.

Die Sonne kam nach tagelanger Wolkenfront endlich wieder zum Vorschein. Brisbane erwachte zum Leben! Den Enthusiasmus der Menschen spürte man regelrecht. Die Leute waren froh, dass die Flut zurückgegangen war und waren motiviert genug, um sich an die Aufräumarbeiten zu machen. Ich sah viele Arbeiter, die Schlamm wegschaufelten und Wasser abpumpten. Viele Freiwillige packten mit an und gingen der Feuerwehr zur Hand, Damen aus der Nachbarschaft schmierten Brote für die fleißigen Männer. Hier kam es auf jeden Helfenden an und jeder tat, was er konnte. Ein Bild, was mir auch noch besonders im Kopf sitzt: Eine Frau steht auf der Dachterrasse eines Hauses. Das ganze Haus stand im Wasser, als Straßen um das Haus waren vollgelaufen. Klar, die Situation war jetzt nicht lebensgefährlich, die Dame hätte schon irgendwie unten rausgekonnt, es war ja auch ein mehrstöckiges Hochhaus, aber als Sie alleine dort oben auf der Dachterrasse stand und den Hubschraubern wild gestikulierend zuwinkte, während um sie herum alle Straßen noch immer überschwemmt waren, sah das schon heftig aus.

Ich hatte von Andy erfahren, dass er in Darwin eine Nachricht bekommen hatte, dass für mich ein Postpaket zur Abholung bei der Post bereit läge. Ich wusste, dass es endlich das Geburtstags/Weihnachtspaket aus Deutschland sein musste, das meine Mutter auf die Reise geschickt hatte. Allerdings war das im September gewesen und nun hatten wir Ende Januar. Naja, jedenfalls war es nun in Darwin angekommen. Ich war aber in Brisbane, das sind auf kürzesten Weg 3425 km – hmmm… Also setzte ich mich auf eine Bank, wo es etwas ruhiger war und rief erstmal in Darwin beim Post Office an, um mich nach dem Päckchen zu erkundigen. Ich wollte es mir nun irgendwie nachschicken lassen. Da ich aber nicht weiß, wo ich demnächst genau sein werde und ich die Hostels ja regelmäßig wechsele, sagte ich denen, sie sollen mir das Päckchen einfach in eine Postfiliale zusenden und ich würde es dann dort abholen. Dafür musste ich aber die zentrale Posthotline anrufen.

Also rief ich die Hotline an. Überraschenderweise war der Nachsendeauftrag von Darwin in einer andere Postfiliale innerhalb Australiens bei Päckchen bis 2kg oder so sogar kostenfrei. Und selbst wenn es schwerer ist, kostet die Gebühr nur etwa $AUD 5.00. Die Aufbewahrung dort erfolgt aber “nur” für exakt einen Monat (In Deutschland deutlich weniger). Am sinnvollsten war es, das Päckchen nach Sydney schicken zu lassen, da ich dort zwecks Ausreise auf jeden Fall nochmal sein werden würde. Aber ich wusste ja nicht, wann das genau wäre, da ich mir zwar schon Gedanken über eine Rückreise nach Deutschland gemacht hatte, aber noch keine genauen Pläne. Deshalb beendete ich die Sache nun erstmal an der Stelle und gab an, mich demnächst nochmal telefonisch zu melden.

Mein Notebook war noch immer kaputt, deshalb bin nochmal zu dem Repair Shop in der Innenstadt. Es war ein komischer von Asiaten geführter Laden. Ich ließ das Netbook dort und holte es einige Tage später wieder ab. Diagnose: Irreparabel – Motherboard defekt. Scheinbar sei Wasser eingedrungen. Keine Ahnung, ob der Typ das Teil tatsächlich auseinandergenommen hat und sich die Mühe wirklich gemacht hat, aber auf mich schien er komisch. Whatever! Ich zahlte einen Pauschalbetrag für die Diagnose des Schadens und entschied mich, fortan ohne Netbook auskommen zu müssen. Wird halt kacke sein, so komplett ohne Speicher, wo ich meine Fotos abspeichern kann, aber was hätte ich sonst machen sollen? Später werde ich feststellen, dass man auch 2 Monate ohne eigenen Rechner auskommen kann.:) Ich lud ab nun alle Fotos immer von der Digitalkamera über Facebook in private, für andere nicht einsehbare Fotoalben ab, damit ich die nicht auch noch verliere, falls meine in Sydney gekaufte Kamera vielleicht auch noch ausfallen sollte. Es war schon ärgerlich, das mit dem Netbook…Zukünftig habe ich dann also ziemlich oft irgendwelche Internetcafés aufgesucht.

Die eigentliche Kacke war aber nun folgendes: Ich hab dann die Vodafone Simkarte, auf der ich ja noch den mobilen Internetzugang eingerichtet hatte aus dem Netbook in mein Google G1 Smartphone eingelegt, um mit dem Handy online zu gehen. Der Akku vom Handy war aber inzwischen auch total im Eimer und hielt aus unerklärlichen Gründen immer nur noch wenige Sekunden/Minuten, wenn er nicht dauerhaft per USB Kabel Strom bekam. Mein USB Kabel, das man in die Steckdose stecken kann war dummerweise auch kaputt, also konnte ich damit nicht mal mehr mein Handy aufladen. Ich hatte nur noch ein normales USB Kabel, das man an den Rechner anschließen kann. Das Netbook ließ sich ja durchaus noch einschalten, mit entsprechendem Ladekabel, versteht sich. Man bekam kein Bild usw., aber Strom über die USB Schnittstelle lieferte es. Also sah mein Equipment, wenn ich unterwegs war, so aus: Netbook Ladekabel, Netbook, Smartphone, USB Kabel.

Um jetzt also mit dem Smartphone online zu gehen, wenn ich mit Meiner Freundin über ICQ oder Facebook chatten wollte, musste ich also zunächst das Netbook auspacken und irgendwo an eine Steckdose klemmen. Es diente nur als Stromlieferant für mein Handy. Das USB Kabel steckte ich ins Netbook und an der anderen Seite ins Handy. Es war kacke, das immer alles mitzuschleppen, nur um mit dem Handy online gehen zu können, aber das war halt mein Pech. Inzwischen war ich was das angeht, auch recht hemmungslos geworden. Ich hielt immer Ausschau nach öffentlichen Steckdosen, hockte mich dafür auch einfach irgendwo in der Fußgängerzone oder im Einkaufszentrum auf den Boden. Ich wurde deswegen auch paar Mal angesprochen, aber das störte mich inzwischen nicht mehr und ging dann schon ok. Ab und zu verabredete ich mich mit Meiner Freundin zum Skypen. Dazu bin ich dann aber immer in richtige Internetcafés, da dort die Geschwindigkeit natürlich deutlich besser ist.

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Nun war also auch New Year’s Eve in Sydney schon wieder vorbei und ich musste überlegen, was als nächstes ansteht. Es war ja vereinbart, dass ich bei Katy nur über Silvester bleibe. Nur hatte ich immer noch keine konkreten Pläne wie es nun weiter gehen sollte. Der Plan war nun die Ostküste, die ich mir von Sydney aus ansehen wollte. Ich brauchte aber noch einige Tage und hatte deswegen auch wieder ein schlechtes Gewissen. Vor allem weil Andy sich auch gemeldet hatte und mir sagte, ich solle Katy nicht zu lange zur Last fallen, immerhin sei ich ja schon knapp eine Woche vor Neujahr bei ihr eingezogen. Ich hatte also leichten Druck und fragte Katy, ob es ok sei, wenn ich noch einige wenige Tage bleiben würde.

Sie lachte und sagte, sie würde mich sicher nicht rauswerfen. Ich nahm das dankend an und machte nun aber mit Hochdruck meinen nächsten Plan fertig, da ich wirklich nicht zu lange bei ihr hausieren wollte. Deshalb ging ich ins Greyhound City Office direkt an der Central Station und besorgte mir ein Bus Ticket, mit dem ich eine bestimmte km-Strecke fahren durfte. Es reichte bis hoch in den Norden von Cairns. Zwischenstopps waren inklusive und so viel ich wollte. Mein erster Halt von Sydney aus sollte also das 845km entfernte Surfers Paradise an der wunderschönen Gold Coast sein. Ich besorgte für Katy eine Packung Pralinen, deutsche Rittersport Schokolade und schrieb ihr eine Abschiedskarte, in der ich mich für ihre freundliche tolle Gastbereitschaft dankte. Als PS: setzte ich ihr ein “I love your beautiful Sydney” dazu, da sie auf ihre Stadt ziemlich stolz ist und ich Sydney als Großstadt wirklich geil finde.

Bei meinem Abschied packte ich mich meinen großen Rucksack und machte mich auf den Weg zum Bahnhof von St. Marys. Ich wollte nicht, dass Katy mich fährt und sagte ich werde laufen. Eigentlich eine scheiß Idee, denn es war heiß, stickig und mit dem großen, schweren Rucksack war der sich wie Kaugummi ziehende Weg einfach nur nervig und kacke. Aber egal…Mit dem Zug gings wieder nach Sydney rein, zur Central Station. Ich war etwas aufgeregt, wusste ich doch noch nicht so recht wie das mit den Busreisen in Australia so funktioniert. Ich war Neuling, was das angeht. Aber Greyhound war mit Sicherheit die beste Wahl – kein Partybus, aber auch keine lahme Kaffeefahrt.

Es standen bereits mehrere Busse dort, auch meiner war schon da. Die Leute fanden sich nach und nach ein und der Busfahrer zeigte recht schnell, dass er der “Mann im Bus” ist und keiner einsteigt, bevor er es nicht erlaubt. Nach einem kurzen Namenscheck durfte ich rein. Ich hatte mich vorher in einem Onlineportal für die Fahrt registriert und deshalb hatte er mich bereits auf der Liste stehen. Der Bus war sauber und angenehm. Es war später Nachmittag, als wir Sydney verließen und ich freute mich auf eine lange Nachtfahrt. Weg aus New South Wales, hieß uns ein Schild am linken Straßenstrand im Bundesstaat an der Ostküste Willkommen: “Welcome to Queensland”.

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Angekommen in “Surfers”, so nennen die Aussies den Ort Surfers Paradise an der Goldcoast in Kurzform, war ich ziemlich perplex. Ich kam mir irgendwie vor wie in Las Vegas oder sonst wo in den Staaten. Die Innenstadt war geschmückt mit wunderschönen Palmen, umringt von riesigen Wolkenkratzern und bunter Leuchtreklame. Auch das Hard Rock Café mit seiner goldenen Riesengitarre vor der Tür stach mir sofort ins Auge. Ich bin in mein Hostel, wurde sogar von einer Angestellten auf mein Zimmer begleitet, was ich in einem Hostel so auch noch nicht erlebt habe. Das Zimmer war normal groß, ein anderer war wohl mit im Zimmer aber nicht anwesend. Ich richtete meine Sachen und bin danach direkt auf, um Surfers zu erkunden. Natürlich gings zuerst mal an den Strand. Das Highlight von „Surfers“. Und was soll ich sagen? Traumhaft! Die Goldcoast halt! Neben der Sunshine Coast soll es hier wohl die schönsten Küsten Australiens geben. Andy hatte mir ja schon einiges erzählt, denn er war hier in Surfers Paradise ja zum Teil aufgewachsen. Der Strand bot schöne, riesige Wellen, dauerhaft und egal wann man kam. Das DHL Rescue Team, also die Bademeister waren tagsüber immer anwesend und sorgten für die Sicherheit am Strand.

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Das Wetter war leider sehr wechselhaft und es regnete ab und zu. Ich setzte mich auf eine Bank an der Promenade und schaute dem Treiber im Wasser zu. Anschließend bin ich über die Straße und war direkt in der Innenstadt. Das war das coole hier in Surfers: Innenstadt, Geschäfte und Strand waren nur ein Steinwurf voneinander entfernt. Das sorgte für ein total lässiges Flair, denn die Leute liefen im Strandoutfit in der Stadt rum, es kam nicht auf ein cooles Outfit an.
Surfers Paradise war für mich ein richtiges Urlaubsparadies mit einer wunderschöne und ellenlangen Küste, traumhaften Wellen, freundlichen, gut gelaunten Menschen und viel Amusements. Amusements deshalb, weil es Spielcasinos gab, viele Shoppingmöglichkeiten und mitten in der Stadt sogar ein Riesenrad und ein anderes großes Fahrgeschäft. Wenn ich durch die Straßen lief, merkte ich direkt, dass Surfers auf jeden Fall vom Tourismus lebt. In einem Shopping Center war in der obersten Etage ein riesiges “Timezone”. Das größte, das ich in Australien je gesehen hatte. Timezone ist eine Amusements-Kette, also so Spielesalons. Das Teil war dermaßen groß, es gab dort echt alles Mögliche: eine kleine Indoor Kartbahn, ein Indoor Laser Shooting Gelände, etliche Geldspielautomaten, Autorennsimulatoren, Karaoke Computer, Tanz-Computer, Basketball Korbwerfen, Reit-Simulatoren in echter Pferdegröße und und und. Heftig fand ich, dass kleine Jungs, vielleicht gerade einmal 12 oder 13 Jahre jung, hier schon an Egoshooter Simulatoren spielen durften. Die Waffen Imitation, die als Gamecontroller diente, war fast größer als der junge Spieler selber.

Ich bin bestimmt eine Stunde oder so nur rumgelaufen und habe den anderen Leuten beim Spielen zugeguckt. Auf der gleichen Etage war neben dem Timezone noch ein eigenes Bowlingcenter, an dem ich auch noch etwas stehenblieb. Eigentlich wollte ich im Obergeschoss des Shoppingcenters nur auf Toilette… Surfers Paradise war überschaulich und inzwischen kannte ich mich recht gut aus. Viel Zeit verbrachte ich tatsächlich am Strand. Endlich konnte ich mal so richtig Strandurlaub machen. Einfach ohne Bedenken in die Fluten springen, das Wasser war immer angenehm war. Die Wellen machten riesig Spaß und waren nach einiger Zeit aber ganz schön anstrengend. Man wurde untergetaucht, jauchzte nach Luft, bekam endlich wieder Luft und schon kam die nächste riesen Welle. Die Fluten waren so stark, dass ich leider sogar mein eines Armband aus Bali im Ozean verlor und des Öfteren auch aus der offiziellen Schwimmzone abgetrieben wurde.

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Dann ertönte ein lautes Sirenensignal und ich wurde von den Strandwächtern aus- und zurückgerufen. Einmal sind auch zwei Jugendliche ins Wasser gegangen, die aber offensichtlich nicht schwimmen konnten. Sie wollten wohl vorne nur etwas planschen, aber das Wasser war so gewaltig, dass es sie richtig reinzog. Ich hörte Hilferufe und wollte schon zu ihnen schwimmen, aber die Rettungsschwimmer waren schneller gewesen. Die beiden wurden sicher aus dem Wasser geholt. Anschließend machten die Strandwächter eine ziemlich laute und eindeutige Durchsage: „If you can not swim, please don’t go into the Ocean, I repeat…If you can NOT swim, please do NOT go into the Ocean – thank you!“.

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Ich bin dort auch öfter mal einfach entlang des Strandes gelaufen und irgendwo dann an der Promenade oder über die Dünen wieder auf die Straße und hab geschaut, wo ich war. Das stundenlange Barfußlaufen war für meine Füße einfach richtig angenehm. Und Barfußlaufen ist hier, wie fast überall, eh ganz normal. Es stört auch niemanden, wenn man Barfuß zu McDonalds oder so geht. Eines Tages fing es auf meiner kleinen Wanderung dann plötzlich an, richtig doll zu regnen. War mir aber egal – ich bin einfach gelaufen – barfuß. Diese Freiheit, die ich dabei spürte, war geil.

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An einem Vormittag, als ich in der Stadt war, blieb ich an einem großen, öffentlichen Bildschirm, auf dem dieser Tage die Australian Open gezeigt wurden, stehen. Die Prime Ministerin Julia Gillard war zu sehen und es liefen viele Headlines über den Bildschirm. Einige Menschen standen schon vor dem Bildschirm. Es war der 10. Januar 2010 und im Ort Towoomba im inneren Queensland hatte es auf Grund der diesjährigen sehr starken Regenzeit eine Flutwelle gegeben, die vorher nicht voraussehbar war. Towoomba war gerade mal 190 km westlich von Surfers Paradise. 190 km, das ist für australische Verhältnisse wirklich absolut nichts, ein winziger Katzensprung vielleicht. Zum Vergleich: Nach Darwin sind es von Surfers Paradise etwa 3500 km! Die Flutwelle hatte eine Autobahn überschwemmt und nun Ortschaften, Häuser und Menschen mit sich gerissen. Das ganze Nation war nun in Aufregung und von fortan gab es in Australien kaum noch ein anderes Thema in den Schlagzeilen. Diese Bilder gingen sogar um die ganze Welt. Mir stockte der Atem, als ich die australische Prime Ministerin Julia Gillard sprechen hörte. Sie besitzt eine wirklich beruhigende Stimme und sprach Hilfen aus.

In Surfers Paradise musste ich am Morgen mein Hostel wechseln, da in meinem ersten Hostel keine passenden Zimmer mehr frei waren, in denen ich meinen Aufenthalt hätte kurz noch verlängern können. Es ging nur um 1 oder 2 Nächte, denn ich hatte vor einigen Tagen bereits meinen Greyhound Bus von Surfers Paradise hoch nach Brisbane gebucht. Ich hatte meine Sachen gepackt und im neuen Hostel morgens untergestellt, da die Zimmer noch nicht bezugsfertig waren. Am frühen Abend bin ich dann wieder hin und zog in mein Zimmer ein. Als ich an der Rezeption stand und so grob ein Gespräch von jemand anderem mithörte, wurde ich hellhörig. Die Flutwelle war schnurstracks auf dem Weg nach Brisbane und die Überflutung von Brisbane für morgen Mittag war angekündigt?! Ich fragte daraufhin nochmal bei der Rezeptionistin nach und sie bestätigte. “Das sei, was man überall in den Nachrichten lesen und hören kann, ja”. Ich dankte ihr und dachte nur “mhhh, fuck …?!”. Fährt mein Bus dann morgen überhaupt?!

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Naja, ich lernte meine Zimmergenossen kennen, unter mir schlief irgendein Franzose. Am Abend hörte ich noch etwas Musik, schrieb mit Meiner Freundin und ging irgendwann pennen. Wie in Hostels oftmals nun mal üblich, ging nachts unsere Zimmertür auf und wieder zu, jemand kam und ging. Am nächsten Morgen lag neben dem Franzosen unter mir noch eine weibliche Begleitung im Bett. Beide versteckten sich unter ihrer Bettdecke. Ich wollte gar nicht wissen, was sie dort wieder machten…Den Franzosen konnte ich deshalb gleich mal gar nicht mehr leiden. Kommt her, macht sich breit (klaut mir während meiner Abwesenheit das Bett, wo ich eigentlich schon meinen Rucksack drauf abgelegt hatte um zu zeigen: Hey, ich bin reserviert!) und schleppt direkt in der ersten Nacht ‘ne Französin ab, macht unter mir mit ihr rum und nachts auch noch lärm. Aber ok, ich war dann eh wieder weg, denn ich checkte aus. Ich brachte mein Gepäck im Gepäckraum des Hostels unter, verbrachte den Tag noch in der Stadt und bin dann am Abend zum (Bus)Bahnhof gelaufen. Der Bus war gar nicht so voll, wie ich dachte. War ja aber auch keine Langstreckenfahrt, von Surfers Paradise nach Brisbane sind es nur gut 80 km.

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Jedenfalls hat Azé in St. Marys auch noch ein eigenes Haus, obwohl er die meiste Zeit, also wenn er in St. Marys lebt, eh bei Katy wohnt. Zum Abendbrot hatte Katy etwas ganz leckeres gemacht: Baguette angebacken und einen klein gehackten Tomaten Mozzarella Mix / Salat. Mit dem konnte man sich das Baguette lecker belegen, schmeckte hervorragend! Wir kamen im Laufe des Abends ins Gespräch über Schlangen und Kängurus und ich erzählte über die kleinen Kängurus, die ich in Darwin sehen konnte, die aber so extrem scheu waren. Jimmy erzählte, dass in dem Gestrüpp, also in diesem wilden Park quer gegenüber von Katy‘s Haus, etliche Kängurus leben würden.
Ich sagte, ich sei da schon mehrfach wegen Schlangen gewesen und hätte dort nicht ein einziges Känguru gesehen und würde das daher gar nicht glauben können. Deswegen schnappten wir uns kurzerhand den 4 Wheel Drive von Katy’s Tochter und sind einfach spontan mal mitten in der Dunkelheit dort reingefahren.

Total cool mit so ’nem Jeep einfach durch die Büche zu fahren, es war ganz schön schaukelig. Wir mussten zuerst ein wenig suchen, haben uns dann etwas verfahren, da es ja total dunkel war und das ein ungepflegtes Gebüsch ist. Aber dann in einer Ecke: Überall Kängurus! Und zwar keine kleinen wie in Darwin, sondern richtig große Viecher! Und vorallem sind die nicht sofort abgehauen! Nach ungefähr einer Stunde sind wir dann kurz wieder über die Straße gehuscht und zurück nach Hause.

Als ich am nächsten Tag am späten Nachmittag an der Bahnstation in St. Marys ankam, holte mich Nadja mit ihrem 4-Wheel Drive ab und wir fuhren heim. Dort waren Jim und einige Kumpels am Feiern. Sie sagte typisch “aussie-lässig” zu mir “Yeah, they’re all my husbands mates, it’s his birthday today”. Es gab lecker Essen und natürlich viel Bier. Die Kumpels waren alle echte Aussies und manche von ihnen etwas primitiv, muss ich sagen. Aber auch Manuel war da, den ich ja schon kannte.

Auf meinem Zimmer schaute ich mir am Abend dann das Video von Heiligabend in der Heimat an, das ich inzwischen zugeschickt bekommen hatte. Es bescherte mir sehr unterhaltsame 20 Minuten. In Darwin hatte ich ja eine Art Weihnachtspaket mit allerlei Souvenirs zusammengepackt und Anja mitgegeben, die das Paket dann aus Siegen, Nordrein-Westfalen nach Frankfurt geschickt hat. Jedem der Familie hatte ich eine eigene Tüte gepackt und einen kleinen Brief an den oder diejenige geschrieben.

An die Tüte habe ich von außen dann jeweils den Namen der Person geschrieben, damit man wusste, welche Tüte für wen ist. An Heiligabend gab es dann die Bescherung und jeder packte seine “Wundertüte” aus und kommentierte entsprechend seine Geschenke. Mein Bruder hatte alles gefilmt. Es war so lustig, wie alle auspackten und über meine Geschenke und meine Briefe schmunzelten. Das Video war einfach ein Stück Heimat. Meine Schwester freute sich übrigens sehr über die Koala Hausschuhe, die ich für sie auf dem Queens Victoria Market in Melbourne gekauft hatte.

Am nächsten Tag war dann der 31.12.2010 und ich hatte mich mit Shirley in Sydney verabredet. Am Vormittag fuhr ich schon in die City, da ja zu erwarten war, dass es voll werden würde. Nach ein paar Telefonaten klappte es mit dem vereinbarten Treffpunkt irgendwie nicht, deshalb ging ich direkt zum Eingang des Botanical Garden. Mit Zäunen waren Warteschlangen abgetrennt worden und es wurden Eingangsgates mit Taschenkontrollen eingerichtet. Alkohol war verboten. Es war schon ganz schön voll am Mittag und die Sonne knallte ziemlich. Nach dem ich gecheckt wurde und passieren durfte, empfing mich Shirley, die mit ihren Freunden schon drin war. Sie freute mich nach langer Zeit wieder zu sehen und begrüßte mich erstmal. Dann folgte ich ihr durch den Park, der mit allerlei Buden, Lichtern, Toiletten usw. umgebaut war.

Der Eintritt in den Park war frei. Grundsätzlich muss man sich das Feuerwerk in Sydney so vorstellen: Das große, bekannte Feuerwerk findet von Boten und der großen Brücke im Hafen statt. Der Hafen ist somit Mittelpunkt des Geschehens und wird von allen Seiten umzingelt. Die Zuschauer sind also am Opera House, am Darling Harbour, the Rocks und allen anderen Stellen drumherum. Der Botanical Garden ist auf einem Berg gelegen und bietet daher auch ziemlich gute Sicht auf den Hafen. Innerhalb des Gardens gab es eine abgetrennte Zone für ca. 30.000 Leute. Diese Zone bietet innerhalb des Gardens den besten Blick, da man direkt am Ufer des Hafens ist. Da es noch recht früh am Mittag war, so gegen 13 Uhr, hatte ich noch Glück und erlang eines der heiß begehrten Armbänder, das mir den exklusiven Eintritt in diese Zone ermöglichte. Die anderen waren ja schon früher da gewesen und hatten uns auch bereits einige Sitzplätze ergattert. Am Ufer entlang ließ man sich auf Gras-Hügeln nieder. Blöderweise war der Hügel, den wir hatten ziemlich steil, sodass das Sitzen dort manchmal etwas schwierig war, da es rutschig war.

Aber egal, Hauptsache wir hatten Plätze dort. Shirley stellte mich ihren Freunden vor, die allesamt taiwanesischer Herkunft waren. Überhaupt kam ich mir vor als sei ich der Einzige Europäer dort. Irgendwie war das dort unten der Taiwan Block glaubte ich. Überall Taiwanesen und andere Asiaten, aber ich fand das geil. Es gab innerhalb des abgetrennten Bereichs nochmal einen anderen exklusiven Bereich, der wohl auch Geld kostete, eine Tanzfläche bot und bestuhlt war. Aber das war für uns uninteressant. Ja, jetzt war es also mittags, die Sonne knallte, wir saßen alle zusammen auf der Wiese und durften jetzt noch gut 6 Std warten, bis es dunkel werden würde und bis Mitternacht waren es noch 10 Stunden. Wir unterhielten uns, spielten spiele bzw. ich sah den anderen genüsslich zu, wie sie wild gestikulierend ihre Sprache sprachen. Ab und an ging ich die Treppe hoch, wo die Buden standen, holte mal was zu essen und vertrat mir die Beine. Ich war ziemlich gut drauf.

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Die Stimmung war einfach traumhaft. Es war wolkenfrei und sonnig. Die Leute waren alle gut drauf und es wurden immer mehr. In den Exklusiv-Bereich kam inzwischen keiner mehr neu rein, es war alles voll. Aber ich war ja privilegiert und durfte. Man sah gegenüber am anderen Ufer des Hafens das Opera House und wie es auch dort immer voller wurde. Alle Menschen waren einfach happy und zusammen harrte man aus, ertrug die Hitze. Alle warteten auf den Abend und zwischendurch gab es immer wieder abwechslungsreiche Ereignisse. Eine Dame glänzte am Nachmittag zum Beispiel mit ihrem Auftritt vor den Zuschauern. Da der Bereich am Ufer ja für weitere Besucher geschlossen war, sprang sie irgendwo am Hafen ins Wasser, schwamm bis zu unserem Ufer und versucht dort heimlich und unentdeckt aufzutauchen und einen Platz zu ergattern. Die Security war aber schnell zu Gange, gönnte ihr die Show und den Applaus der Leute. Anschließend durfte sie dann aber doch nicht bleiben und musste weg. Auch ein Kunstflugzeug brachte die Menschen später zum Staunen. Es tauchte irgendwann am Himmel über dem Hafen auf und fing an, Kondensstreifen zu ziehen. Das Lustige war, das die in den Himmel geschriebenen Buchstaben zusammen einen Heiratsantrag ergaben “… u wAnja marry me? :)” Das war schon ziemlich beeindruckend und vor allem konnte man es von überall an allen Seiten vom Hafen aus lesen.

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Später schrieb der Pilot noch irgendwas mit „Jesus“ (?!) und dann noch „R U JK?“ in den Himmel. Erst später erfuhr ich, dass es in Australien immer am 2. Donnerstag im September (2013 war es der 12.09.) einen „R U JK?“ Day gibt. Ein Tag/eine Initiative an dem jeder seinem Nächsten eben genau diese Frage stellen soll. Der Alltag zieht heute so schnell an einem Vorbei, das man oft die Probleme seiner Liebsten um sich herum gar nicht mehr wahrnimmt oder man gar nicht erst merkt, dass es einer Person sehr schlecht geht. Am „R U JK?“ Day soll jeder sich die Zeit nehmen, den Alltag vergessen und sich nach dem Befinden seiner Freunde und Familie erkundigen. Wenn dieser Tag jetzt noch ein landesweiter Nationalfeiertag wäre, dann hätten die Aussies es echt mal drauf!:)

A propros Feiertag: Am 26. Mai ist in Australien übrigens „Sorry Day“, ein Feiertag mit dem den Aboriginals gedacht werden soll. Anlass hierfür sind die sogenannten „Stolen Generations“ (gestohlenen Generationen), mit denen man die erfolgten Zwangsadoptionen von Aboriginalkindern durch die weiße Regierung zwischen 1920 und 1969 bezeichnet. Mischlingskinder wurden damals den Müttern wortwörtlich aus den Händen gerissen, um diese Kinder dann weißen Familien zuzuführen, damit die Kinder unter weißen Australiern aufwachsen und auch entsprechend „weiß“ erzogen werden. Seit 1998 widmet Australien daher den 26. Mai diesen Generationen. Kleiner Exkurs in die GeschichteJ – zurück zu meiner Geschichte im Botanical Garden.

Ich hielt irgendwann noch ein bisschen Mittagsschlaf, verbrannte mir dabei leicht die Schnute, aber Shirley weckte mich rechtzeitig und versorgte mich mit Sonnencreme. Immer wieder machten wir Fotos am Ufer. Nicht nur wir, den ganzen Tag sah man Leute am Weg posieren. Es war ja auch die perfekte Kulisse, so direkt am Hafen und im Hintergrund die Harbour Bridge und das Opera House. Immer wieder machten wir auch Fotos mit der taiwanesischen Flagge und ich lernte den Spruch “Owei Taiwan”, der so viel bedeutet wir “ich liebe Taiwan”.

Ich rief den Spruch ab und an auch irgendwelchen fremden Taiwanesen zu, die sich darüber dann immer freuten. Keine Ahnung, fands irgendwie lustig. Shirley erklärte mir, dass im Jahr 2011 der 100. Geburtstag der Republik China gefeiert wird und deswegen so viele Chinesen und Taiwanesen hier zusammengekommen sind und stolz vor ihren Landesflaggen posieren. Zum Teil war ich mit auf den Fotos, manchmal beobachtete ich einfach nur. Jeder machte irgendwie mit jedem Fotos, es kamen einfach fremde Asiaten dazu, ob man sich kannte oder nicht, verstand ich nicht. Aber lustig wars: Ein Asiate kam, fragte irgendwas auf taiwanesisch oder chinesisch, es folgten ein paar Töne, man kam zum Foto zusammen, grinste, ging auseinander, gab sich die Hände und trennte sich wieder. Naja, aber Shirley und ihre Freunde waren wirklich nett und man sprach auch englisch zwischendurch, damit ich auch was verstand und wir uns unterhalten konnten. So verging also langsam die Zeit und als es dunkel wurde, setzten die Beleuchtungen ein. Auf der Tanzfläche nebenan spielte inzwischen Musik und es gab Showeinlagen.

 

Oben bei den Buden und Toiletten war es sowas von proppe voll, man musste ewig für irgendwas anstehen. Ich war froh, dass wir die guten Plätze unten am Ufer hatten, denn da war der Blick einfach genial und frei aufs Wasser. Oben war man halt im Park und hatte irgendwelche Menschen und Bäume vor sich. So um 21 Uhr etwa begann dann erstmals das Feuerwerk. Jede volle Stunde gab es ein kurzes Feuerwerk, quasi als Countdown und zum Einheizen für die große Show um 0.00 Uhr. Wir hatten jede Menge Spaß und was mich am allermeisten wunderte bzw. was ich bewundernswert fand war, dass überhaupt kein Alkohol Andyss.

Die Menschen waren einfach so gut drauf und hatten Spaß. Oben gab es zwar Dosenbier zu kaufen, aber soweit ich sehen konnte, trank das, zumindest unten bei den Asiaten, kaum jemand. Ich hätte vorher nicht gedacht, dass ich an diesem Silvester trocken bleibe, wirklich nicht. Um 23.45 wurde es dann spannend, da jeder wusste, dass es gleich losgehen würde und die folgenden Bilder um die ganze Welt gehen würden. Ja und um Mitternacht war es dann soweit, das Feuerwerk startete und jeder zückte Kameras und stand mit dem Kopf im Nacken da. Ich machte auch einige Fotos, klar, aber ließ die Kamera irgendwann dann aus, a) weil der Akku eh so gut wie leer war und klar, b) weil man sonst kaum was selber genießen kann und sich nur auf die Fotos konzentriert. Das Feuerwerk war wirklich toll organisiert und beeindruckend. Vor allem die Fontänen direkt an der Brücke haben mir sehr gefallen, denn das hatte sowas glamouröses. Das Feuerwerk ging gut 20-25 Minuten, dann war Schluss. Wir waren alle ziemlich beeindruckt.

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Ich schrieb eine Neujahrs-SMS an Marissa, die ja mit ihren Bekannten in Melbourne feierte und rief bei Meiner Freundin in Deutschland an, wo es ja noch Mittag war. War irgendwie auch lustig. Auch Andy schrieb ich eine SMS, nach reichlicher Überlegung, da in letzter Zeit der Kontakt bewusst ausblieb. Von Miranda wusste ich, dass sie auch in Sydney weilte, denn es war zu Anfang auch eine Überlegung, ob wir zusammen feiern sollten, aber sie entschied sich dann für einen gebuchten Abend auf einem Luxus Boot. Ziemlich teuer so ein paar Stunden auf so einem Dampfer, aber die sahen schon edel und cool aus. Ich hatte die vom Hafen aus gesehen. Es waren so schwarz verglaste Ausflugsschiffe, auf denen dann ein Abendprogramm veranstaltet wurde.

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Doch dann war ich etwas enttäuscht, denn es ging direkt mit dem “zum Ausgang rennen” los. Ich wollte die anderen eigentlich noch überreden irgendwo feiern zu gehen und sich die Kante zu geben, aber irgendwie wollte keiner so Recht. Also begannen auch wir uns recht zügig, dem Menschenstrom anzuschließen. Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis wir den Ausgang des Botanical Gardens erreicht hatten. Die Straßen wurden nun von den ganzen Menschen überlagert, jeder lief kreuz und quer, ein ziemliches geiles Stadtbild. Unsere Gruppe lief noch bis zum Bahnhof, was einige Zeit dauerte. Dort trennten sich unsere Wege dann so gegen 2 etwa. Ich verabschiedete mich von allen, danke für den Abend und ginge in Richtung meines Zuges. Ich hatte mir von allen die Facebook Daten notiert, mit einigen stehe ich heute noch in Kontakt. Ich wollte mir eine Fahrkarte kaufen, bemerkte aber dass jeder irgendwie einfach zum Zug ging und ein wildes Umherlaufen herrschte. Ich fragte also kurzerhand einen Beamten der Verkehrsbetriebe, was abging und er sagte mir, dass der Verkehr freigegeben ist und alle Fahrten in dieser Nacht kostenfrei seien würden – ziemlich geile Aktion von denen, dachte ich mir.

 

Übrigens:

Don’ts in Australien

  • Füße im Zug auf den Sitz legen, egal ob mit oder ohne Schuhe -> 150 $AUD (etwa 100 EUR)
  • Schwarzfahren -> 150 $AUD
  • Unangemessenes Fluchen in öffentlichen Verkehrsmitteln -> 150 $AUD
  • Wiederholung dieser Ordnungswidrigkeiten -> bis zu 300 $AUD

Ferner sollte man es dringlichst unterlassen, zu schnell mit dem Auto zu fahren, da nur wenige Kilometer Geschwindigkeitsüberschreitung rasch einige Hundert Dollar kosten. Alkohol trinken in der Öffentlichkeit kostet meist gute 200 AUD und für das Spazierengehen mit dem Hund am Strand, an dem es untersagt ist, kann man auch schon mal eine dreistellige Summe bezahlen.

Ich setze mich in den Zug zurück nach St. Marys, mit mir im Zug einige feiernde junge Menschen, direkt neben mir ein betrunkenes wild rumknutschendes Pärchen. Eine Stunde später, so gegen 3.30 Uhr kam ich dann in St. Marys am Bahnhof an. Das Problem war nun, wie ich genau heim kommen sollte. Ich konnte jetzt schlecht Katy anrufen und sie bitten, mich abzuholen. Irgendwie hatte ich mir vorher darüber keine Gedanken gemacht, um ehrlich zu sein. Ich kannte den Weg zu Fuß nur so wage und außerdem war er sehr lang, da sich die Straßen auf Grund des so riesigen Kontinents alle ausbreiteten und lange ziehen. Das ist in Australien nun mal so. Ich lief also zu Fuß irgendwo hin, kehrte um, lief woanders hin, versuchte jemanden zu fragen, aber niemand war da. Es war halt ein kleiner Vorort wo nachts die Bordsteine hochgeklappt werden und man eine fallende Stecknadel hören kann. Dann kamen zwar Leute, aber die wollte ich lieber nicht fragen…kamen mir zu komisch vor, diese Gestalten. Irgendwann kam mir ein halbwegs normal aussehender Herr entgegen, den ich kurz fragte.

Als ich dann noch etwas weiter lief, erkannte ich die Umgebung und wusste, dass ich auf dem richtigen Weg zu Katys Haus war. Meine Füße schmerzten inzwischen ziemlich von der ewigen Rumlauferei, deswegen entschied ich mich den Rest einfach barfuß zu laufen. Irgendwann so gegen 5 Uhr kam ich dann vor dem Haus an und hatte ein leicht schlechtes Gewissen. Scheisse, wie komme ich nun rein? Ich hatte keinen Schlüssel und innen schien alles ruhig. Also was machen? Ich traute mich nicht, Katy anzurufen. Deshalb klopfte ich vorsichtig an der Haustür, aber es rührte sich nichts. Also rief ich doch kurz an, klopfte kurz und sie machte mir direkt die Tür auf. Katy war nur auf dem Sofa eingeschlafen, es brannte noch ein kleines Licht‘chen. Sie hatte wohl mehr oder weniger auf mich gewartet. Es gab einen kurzen Schlagabtausch, wir gingen beide aber ziemlich schnell auf unsere Zimmer ins Bett. Nadja und Jimmy waren immer noch feiern.

Einige Stunden später, ich lag noch im Bett, rief ich um kurz nach 10 Uhr bei Meiner Freundin in Deutschland an, denn dort war es ja nun kurz nach Mitternacht und wünschte ihr ein frohes neues Jahr. Sie freute sich tierisch und wir telefonierten eine ganze halbe Stunde. So um 12 bin ich dann aufgestanden und zu Katy ins Wohnzimmer zum Frühstück. Ihre Tochter war wohl erst um 10 Uhr morgens heimgekommen und schlief sich nun erstmal ordentlich aus. Ich schwatzte ein bisschen mit Katy…Sie musste gestern Mittag noch arbeiten und kam erst am späten Nachmittag/Vorabend heim. Sie blieb in der Silvesternacht deshalb daheim.

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Am Flughafen angekommen, checkte ich ein und Andyg später dann 3 Stunden lang rechts runter nach Sydney. In Darwin dürfte es inzwischen Vormittag gewesen sein, Sydney war aber zeitlich 1,5 Stunden weiter. Diesmal kam ich am Domestic Airport an, nicht am International. Die Flughäfen haben immer zwei Terminals, zum Teil aber als jeweils eigenständige abgetrennte Flughäfen direkt nebeneinander. Der Domestic Airport ist immer für Inlandsflüge, der International für Langstreckenflüge außerhalb Australiens. Ich rief erst mal Katy auf dem Handy an, um zu fragen wo ich hinkommen sollte. Wir verabredeten uns an einer Pickup-Zone, wo sie mich in Empfang nahm.

Sie freute sich, mich wiederzusehen und wir liefen gemeinsam zum Parkhaus. Ich fand es sehr nett, dass sie mich mit Ihrem Wagen abholen kam. Im Auto folgten dann ein paar Updates über die letzte Zeit und die Weihnachtsfeier von gestern. Katy freute sich wirklich, dass ich nun da war und freute sich, jemandem Sydney und alles drum herum zeigen und erklären zu können. Auf dem Weg zu ihr nach Hause, besuchten wir erst jemanden aus der Familie bzw. aus Azés Familie, weil sie dort etwas abgeben musste. Ich wusste nicht wirklich, wo ich mich befand, so genau kenne ich mich mit den Vororten Sydneys natürlich nicht aus. Jedenfalls hielten wir irgendwo und Katy meinte, die Wohnung, die wir nun betreten werden, sei eine Sozialwohnung. Naja, ich dackelte ihr sozusagen einfach hinterher, begrüßte vorsichtig die Leute, die wir besuchten und wartete eigentlich nur kurz, bis Katy ihre Sachen geklärt hatte. Dann ging es zurück ins Auto und ab auf den Freeway. Wir fuhren knapp eine Stunde. Katy betätigte ab und zu irgendein Gerät an der Windschutzscheibe. Es war so ein Zähler wie diese Toll Collect Teile hier in Deutschland.

Wir fuhren gefühlsmäßig ziemlich lang, doch Katy meinte Sydney sei halt groß, man könnte 3 Stunden fahren und sei immer noch im Großraum Sydney. Unsere Fahrt endete in St. Marys, einem Vorort, 1 Stunde Zug/Autofahrt abgelegen vom Zentrum. Wir waren in meinem neuen Domizil angekommen. Katy besaß ein schönes Einfamilienhaus mit Garage und Palmen auf der vorgelegenen Grünfläche. Rechterhand ging es dann zum Außenpool. Ziemlich schick. Als wir ankamen, waren alle gerade im Pool. Katy stellte mich Daniel, Ihrem etwa 30 jährigem Sohn, seiner Frau, deren Kind Tya (etwa 2 Jahre), ihrer Tochter Nadja (etwa in meinem Alter) und dessen Mann Jimmy vor.

Katy hatte also einen Sohn und eine Tochter, die beide bereits verheiratet waren. Daniel wohnte mit seiner Frau und Tya einige Straßen weiter, Nadja wohnt mit Jimmy noch bei Katy im Haus. Ich setzte mich mit Katy an den Poolrand, erzählte den anderen ein bisschen von mir und hörte ihnen beim Reden zu. Katy ist ja halbe Italienerin und halbe Australierin. Katy war daher nicht die Grandma, sondern die italienische “Nonna Katy”. Das passte aber auch wirklich viel besser zu ihr, denn Grandma klingt so “alt” und halt nach “oma”, aber Katy war alles andere als das und ihr italienisches Temperament hatte sie durchaus, auch wenn sie ihr ganzes Leben in Australien verbrachte. Dann ging ich mit Katy rein, sie zeigte mir das ganze Haus. Es war nicht unbedingt groß, aber schick eingerichtet. Kam man zur Haupttür rein, stand man direkt im Wohn/TV-Bereich, in dem sich auch eine super schicke Küche befand. Katy’s verstorbener Mann war wohl in diesem Metier beruflich tätig und hatte diese Küche selber geplant.

Von dem Wohn/Küchenbereich ging dann ein schlauchformiger Flur ab, der links zum Backyard (Hinterhof) führte, rechts zu Katys Zimmer, links nochmal zum Bad, gerade aus auf der Spitze zum Zimmer von Katy’s Tochter und vorne rechts in diesem Falle dann zu meinem Zimmer.
Ich erhielt, ähnlich wie bei Andy, ein riesiges Bett mit super angenehmer und teurer Matratze. In dem Zimmer war noch ein kleiner TV, den ich aber nie benutzt habe. Ich glaube, er war auch nicht angeschlossen. Ansonsten war das Zimmer aber nett hergerichtet. Auch das Bad war super schick. Es war, wie fast das ganze Haus, vieles aus Marmor und Stein gebaut.

 

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Das war gut, da es kühlte und es ja eh jeden Tag heiß war. Man lief auch bei Katy grundsätzlich barfuß rum, was ich total cool fand, da es gegen meine Fußschmerzen wirkte. Ich packte kurz ein paar Sachen aus und ging dann zu Katy vor und setzte mich zu ihr auf die Couch. Sie schaute fern. Katy besitzt den größten Fernseher, den es zu diesem Zeitpunkt auf dem australischen Markt zu kaufen gibt. Es war ein 60 Zoll Fernseher und es machte riesig Spaß damit fern zu sehen. Der Nachteil bei dem Teil, sagte Katy, sei dass der Fernseher eine solche Hitze verursache, dass Sie deshalb immer die Klimaanlage anmachen muss, wenn der Fernseher läuft. Und die ist halt stromsaugend und auch laut. Dumm gelaufen. Wir zappten rum und unterhielten uns ein bisschen. Nach einigen Minuten redeten wir weniger und ich merkte, wie der ganze Stress der letzten Wochen nachließ.

Ich war saumüde, mir fielen die Augen immer wieder zu, fühlten sich unglaublich schwer an. Kein Wunder, ich war seit über 24 Stunden wach. Dank des Red Bull konnte ich ja vor dem Flug nicht mehr schlafen. Meinen letzten Schlaf hatte ich also in der Nacht vom 24.12 auf den 25.12, an dem die Weihnachtsfeier war. Und nun war der 26.12 nachmittags. Irgendwann fragte ich Katy ob es in Ordnung sei, wenn ich mich in mein Zimmer zurückziehe, da ich müde sei. Sie lachte, weil ich so höflich fragte. Es war natürlich kein Problem. Ich warf mich quer über aufs Bett und war glaub ich nach 5 Sekunden bereits im Land der Träume. Nach gut einer Stunde wachte ich auf und ging zu den anderen raus. Katy schickte ihren Sohn und dessen Frau Abendessen holen. Es gab Kebab, also quasi Döner bzw. in Deutschland kennen wir es als Yufka.

Es waren ja noch einige Tage bis New Year’s Eve. Ich nahm Kontakt zu Louis auf, aber der war leider immernoch am “Fruit picken” in Bundy (Bundaberg). Auch Miranda kontaktierte ich, weil sie auch in Sydney war und wir ein paar Wochen zuvor überlegt hatten, zusammen in Sydney einen Fallschirmsprung zu machen. Leider (Achtung, Wortspiel!) ist sie aber ‚abgesprungen‘, weil sie das Geld für einen teuren Silvester Abend mit einer Freundin auf einem Party-Schiff in Sydney brauchte. Schade, zusammen hätte es bestimmt viel Spaß gemacht! Den Traum vom Fallschirmsprung habe ich daher immernoch.
Andy hatte kurz vor Weihnachten seinen 5-wöchigen Urlaub angetreten und schien mit meiner Abreise wohl doch noch nicht ganz glücklich zu sein. Er schrieb mir eines Abends, dass er einsam sei, mich vermisse und alles irgendwie kacke sei. Ich wusste nicht, wie ich das deuten sollte und schrieb ihm, dass er doch so viele Freunde hat, diese besuchen soll, um Ablenkung usw. zu haben. Ich beließ es dabei.

Am Nachmittag unternahm ich einen Ausflug mit Katy, dessen Schwiegertochter, Tya und Daniel, ihrem Sohn in die Blue Moutains, einem großen Eukalyptus Gebirge in der Nähe von Sydney. Noch im Auto rief Andy dann auf Katy’s Handy an und machte sie ziemlich blöd an. Er warf ihr vor, sie solle mir nichts einreden und sich aus seinen und meinen Angelegenheiten raushalten. Katy wusste natürlich überhaupt nicht was abging. Mir war direkt klar, dass er sich auf die SMS bezog. Aber warum? Was war denn jetzt wieder los?

Katy war innerlich ziemlich geschockt, kannte sie Andy doch eben nur als den so liebevollen und herzlichen guten Freund, mit dem man immer und über alles reden kann. Angemeckert hat er sie noch nie. Andy legte einfach auf. Ich klärte Katy kurz auf, was dem Anruf vorausging, verstand aber wirklich auch nicht, warum er nun wieder so abging. Es war mir ziemlich peinlich, ehrlich gesagt. Gleichzeitig hatte ich Wut auf Andy. Warum zieht er jetzt Katy da mit rein? Er glaubt tatsächlich, Katy hätte mich ihm quasi geklaut und mir nun zuzureden, dass ich auch nicht mehr zurück nach Darwin gehen soll oder irgendsowas. Oh man… Jedenfalls fand ich es peinlich und auch traurig für Katy, da Sie Andy jetzt auch anders kennenlernen musste. Wir waren in den Blue Mountains angekommen und es war deutlich frischer dort oben.

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Es gab dort sogar mal eine alte Achterbahn inmitten den Wäldern, aber leider ist sie nicht mehr in Betrieb. Die alten Stahlreste konnte man noch etwas sehen, sah ziemlich cool aus. Die „Blue Mountains“ haben diesen Namen, da über Eukalyptus Bäumen blauer Dampf/Rauch hochsteigt und auf die Menge des gesamten Waldes gesehen das von den Bergen aus wie riesige blaue Dampfwolken aussieht. So in etwa hat mir Katy das erklärt.
Die nächsten Tage war ich tagsüber meistens in Sydney City unterwegs. Obwohl ich mich ja inzwischen auskannte, liebte ich Sydney! Katy fuhr mich immer zum Bahnhof in St. Marys und gab mir für alle Fälle auch den Namen und die Rufnummer von dem italienischen Café, das ihr Bruder mitten in Sydney-Central betreibt. Dort könnte ich auch hingehen, wenn irgendetwas sei, sagte sie zu mir.

Dann setzte ich mich ‘ne Stunde in den Zug und war in der Stadt. Am Nachmittag fuhr ich dann zurück, rief Katy an und sie oder ihre Tochter holte mich dann mit dem Auto an der Bahnstation ab. Eines Abends fuhr ich mit Katy wieder zum Flughafen, um Manuel, einen Freund bzw. irgendjemand aus Azés Familie abzuholen, der einige Tage in Perth im Urlaub war. Wir hatten noch etwas Wartezeit und holten uns deshalb was bei McDonalds. Auf dem Weg fuhren wir auch an einem Aldi vorbei und Katy erzählte, dass Aldi immer mehr im Kommen sei, Aldi gibt es in Australien erst seit 2001. Es gibt dort ganze 272 Filialen, in Deutschland sind es 2520.

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Ich finde die Anzahl aber dennoch ganz schön viel, da ich mir Australier eigentlich nicht als klassische Discounter Kunden vorstellen kann. Jeder „Normalo“ geht einfach zu den zwei hiesigen Riesen: Coles und Woolworths, die mit real,- vergleichbar sind, je nach Lage aber auch mit kleineren „Express“-Filialen vertreten sind. „Coles Express“ sind in Australien übrigens auch gleichzeitig „Shell“ Tankstellen. Später holten wir dann Manuel ab. Er war ein kleinerer, recht hektischer und enthusiastischer junger Mann, so Anfang 30 etwa und auch mit Migrationshintergrund aus Ost-Timor. Er war nett und sprach ziemlich schnelles, hektisches und nasales englisch. Wir fuhren ihn dann zu sich oder zu Azé’s Haus, ich weiß es nicht genau.

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Am Tag danach trafen sich Alex, Lotty und Andy um auf den letzten Drücker die ganzen Sachen für die Party zu besorgen. Alex war für den Fisch zuständig, denn hier kannte er sich aus. Vollbepackt waren sie, als sie am Mittag zurückkamen. Andy hat Lebensmittel und Deko im Wert von knapp 400 EUR eingekauft. Er war inzwischen im totalen Stress, den er sich aber auch selber machte. Es sollte alles absolut perfekt sein. Und wenn man damit nun mal 1 Tag vorher anfängt, hat man zwangsläufig Zeitdruck. Am Nachmittag kam Andrew mit einem Firmenfahrzeug von Tommos Pie’s, das auch gut gefüllt war. Er hatte haufenweise PET-Dosen RedBull, Cola, Alkohol etc. dabei – richtig cool. Ich hatte meine Reisetasche soweit fertig gepackt, denn meine Abreise nach Sydney stand ja für morgen früh auf dem Plan.

Mein Zimmer hatte ich geräumt, Andy wollte sein Zimmer die Nacht über Andrew und Lotty zur Verfügung stellen, sodass er in der kommenden Nacht bei mir im Bett schlafen wird. Am frühen Abend kamen aber erst einmal die Gäste. In Australien macht man am Weihnachtsabend des 25.12. eine Barby-Party, also ein BBQ-Party. Am 26.12 ist dann “boxing day”, den man eher im Familienkreis feiert und an dem es dann auch Geschenke gibt.
Es war keine riesige Runde, einfach Andy’s engster Bekanntenkreis: Andrew, Lotty, Alex, Steve, Azé, noch ein etwas älterer Herr und eine rothaarige junge Lady, die aber nicht allzu lang blieb, da sie noch auf einer weiteren Feier eingeladen war. Kurzzeitig schaute auch Moana nochmals rein. Wir saßen bei tropischer Hitze im Garten, wedelten uns gegenseitig mit Palmenblättern Luft zu und genossen Alkohol und gutes Essen in einer netten Runde. Je später der Abend, desto mehr Alkohol Andyss irgendwie. Alex konnte natürlich nie genug kriegen und mixte auch mir dann irgendwelche abstrusen Cocktails zusammen. Mir war schon ziemlich übel. […]

Es war dunkel geworden und begann fürchterlich zu regnen. Der ältere Herr, der inzwischen auch gut betrunken war, hatte eine tolle Idee: Zeigen wir dem Deutschen doch mal was ein Aussie in einer solchen Situation macht. Genau, nackt durch den Regen rennen und dicke Frösche suchen, die sich erst bei feuchtem Regenwetter zeigen. Ich dachte, er spinnt. Er wollte ernsthaft mit mir nackt durch den Garten rennen. Andre und Lotty meinten, er habe Recht und das müsse man machen. Aber ich scheute, lief dann aber ihm zu Liebe zumindest mit nacktem Oberkörper ums Haus. Er hatte eine Taschenlampe in der Hand und meinte, mir unbedingt die dicksten Frösche finden und zeigen zu müssen. Nach ein paar Minuten frischem Regenschauer hatten wir glaube ich vielleicht einen Frosch gefunden, aber naja, er hatte seinen Spaß. […] Danach rief ich die Taxizentrale an und bestellte mir ein Taxi für 5 Uhr vor. er hatte seinen Spaß. […] Danach rief ich die Taxizentrale an und bestellte mir ein Taxi für 5 Uhr vor.

Es war inzwischen sehr spät, sicher 1 Uhr nachts oder so. Wir saßen mit Andrew, Lotty und Andy noch in gemütlicher Runde auf der Terrasse. Die Musik war inzwischen aus und alles war insgesamt ruhiger geworden. Ich liebte es, wie man nachts die Frösche quaken hörte. Alex lag auf Grund seines hohen Alkoholpegels schlafend auf der Couch, Steve war auch auch irgendwo eingepennt. Auch ich verabschiedete mich dann so gegen 2 Uhr schon mal bei Andrew und Lotty, dankte Ihnen für alles und wünschte Ihnen alles Gute. Danach ging ich mich hinlegen, doch vergebens. Ich spürte das verdammt viele Red Bull, das ich zu mir genommen hatte, in mir wirken. Ich hatte zwar viel Alkohol getrunken und müsste daher eigentlich müde sein bzw. ich war es sogar, aber noch mehr hatte ich Red Bull und Co. getrunken, sodass dieses Zeug dem Alkohol entgegenwirkte. Ich war müde, lag aber trotzdem einfach nur wach, bis etwa 4 Uhr morgens. Ein komisches Gefühl.

So bin ich dann am frühen Morgen also aufgestanden, um meine letzten Kleinigkeiten noch zusammen zu packen. Mit Andy hatte ich vereinbart, ihn kurz zu wecken, wenn es losgeht. Er regte sich erst mal nicht. Als ich kurz in der Küche einige Sachen richtete, wurde Alex kurz wach und faselte im Halbschlaf irgendwas in seinen Bart. Keine Ahnung…aber ich musste schmunzeln. Er war einfach zu lustig, weil er immer total besoffen quer irgendwo hinfiel und einpennte. Ich war also alleine wach, alle anderen lagen irgendwo schlafend im Appartement rum. Gegen 4.45 Uhr kam Andy dann doch noch raus. Er war ziemlich in sich gekehrt, redete kaum. Aber klar, er kam gerade wahrscheinlich aus dem Tiefschlaf. Die Natur beobachtend und halb schlafend saß er auf der Veranda, während ich noch alles meine allerletzten Sachen erledigte.

Gegen 5 Uhr kam dann tatsächlich pünktlich das Taxi und ich nahm Abschied von Andy. Er war recht traurig über meine Abreise, drückte mich, wünschte mir viel Spaß und alles Gute für meine weitere Reise und lies Katy über mich grüßen. Außerdem bezahlte er den Taxifahrer schon im Voraus für mich. Ich hätte gedacht, der Abschied wäre seinerseits dramatischer, aber er war wirklich total übermüdet und nur mit halbem Bewusstsein anwesend glaube ich. Er war ja erst gegen 3 Uhr ins Bett gegangen.

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