Da ich ja in Darwin zwecks des kostenfreien WLAN sehr oft in der State Library zugegen war und ich inzwischen auch herausgefunden habe, dass es in jeder State Library in Australien kostenfreies Internet gibt, war ich nun auch öfter in der State Library of Victoria.
Der Nachteil hier war, dass man keinerlei Getränke oder Essen mitnehmen darf (was in Darwin aber erlaubt ist). Man muss das dann in einem kostenpflichtigen Gepäckfach einschließen. Auch gab es hier zwar eine Durchsuchung, aber lange nicht so aufwendig wie in Darwin. Zwei “Türsteher” beobachteten einfach immer die durch den Eingang laufenden Leute und kontrollierten entsprechend per Sicht.

Wenn also ein größerer Schwall an Menschen auf einmal durchging, konnte man sich ab und an auch mal mit Essen & Trinken im Rucksack durchmogeln. Das geniale in der Library in Melbourne aber war, dass es keine Begrenzung für die Benutzung des Internet gab. Das heißt weder im Daten- noch im Zeitvolumen. Die Geschwindigkeit war überragend schnell. Also im Vergleich zur Library in Darwin gesehen. Dort war das Internet deutlich langsamer und es gab eine 4 Std. bzw. 100 MB Begrenzung. Ich war überrascht über diese großzügige Bereitstellung. Auch von Innen war die Library sehr schön. Sie war riesig, ähnelte einem Atrium, alles war massiv, die Tische und Arbeitsplätze aus Holz. Überall gab es genügend Powerpoints (Steckdosen) und es war wie üblich schön ruhig. Vor allem abends, wenn es draußen dunkel wurde und kein Tageslicht mehr durch das große Glasdach schien, war es drinnen sehr gemütlich. Ich war gerne dort.

In meinem Zimmer war ich seit einiger Zeit ganz alleine, an einem Tag aber zogen dann zwei Israelis ein. Einer von Ihnen war Ido Friedländer, dessen Vater wohl irgendwelche deutschen Ursprünge besitzt. Sie schienen sehr gute, beste Freunde zu sein und haben den weiten Weg aus Israel auf sich genommen, um mit dem Motorrad den roten Kontinent zu bereisen. Sie waren sehr nett, Ido spielte ab und zu mit seiner Gitarre.
Ich hab selten selber gekocht, nur ab und zu. Dafür hab ich Marissa und ein paar anderen ab und an mal in der Hostel Küche beim Kochen zugeguckt. Das Flinders Backpackers hat ungefähr 10 Stockwerke, die Rezeption, die Lobby, der Küchenbereich, der Essbereich und die begehbare Kühlkammer waren auf dem 2. Andyor.
Man kann sich das so vorstellen: Man kommt aus einem der beiden Aufzüge, wird von lauter, ständig laufender Hip Hop Musik wie in diesen auf Jugendmode ausgerichteten Modeshops, begrüßt und findet vor sich direkt die Rezeption. Es war lustigerweise Gang und Gebe, dass hier kleine Spätzchen von draußen im Küchen- und Essbereich Andygen. Auch in den Subway Filialen in Melbourne war mir das bereits aufgefallen. Irgendwie verrückt, dass diese kleinen Vögel da gar keine Hemmung haben.

Ich glaube es war irgendeine Nacht von Freitag auf Samstag, als ich früh morgens, so gegen 5 oder so, völlig schlaftrunken, mal wieder diesen ätzend nervigen Weg von meinem Hochbett, die Treppe runter und vom Zimmer bis zu den Toiletten, auf mich nahm. Ich machte die Tür auf und sah eine sich schminkende Frau am Spiegel stehen. Ich machte die Tür wieder zu, warf einen verwirrten Blick auf das Schild auf der Tür und fragte mich, ob ich wirklich so verpeilt bin und mich in der Tür geirrt hatte. Aber nein, es war die Herrentoilette.
Also machte ich die Tür wieder auf. Das Mädel lächelte, nickte mir zu und kicherte dann noch aus irgendeinem Grund. Also betrat ich das Bad und wanderte schnurstracks in einer der Toilettenkabinen. Während ich also mein Geschäft verrichtete, schien auch eine Dusche zu laufen. Eigentlich nichts unübliches, da im Hostel ja viele Arbeiter hausierten, die durchaus morgens gegen 5 Uhr aufstehen müssen. Übrigens ist mir aufgefallen, dass die Toilettenkabinen in Australien an den Scharnieren nie dicht geschlossen sind. Also links und rechts ist fast immer ein kleiner Spalt, eine Ritze, durch die man durchsehen kann.

 

Man müsste sich von außen zwar schon irgendwie an den Spalt stellen und bewusst durchgucken, was natürlich niemand macht, aber ich fand das schon sehr gewöhnungsbedürftig. Die Kabine war dadurch nicht mehr komplett abgetrennt und irgendwie ist mir diese Bauweise mit den an den Seiten nicht komplett abgeschlossenen Toilettenkabinen fast überall begegnet – sehr komisch. In Deutschland sind die Seiten nämlich eigentlich immer komplett zu. Der Herr in der Dusche schien seine Körperpflege jedenfalls zu genießen, dachte ich mir innerlich. Leichte Pust, Press und Hechel-Geräusche waren zu vernehmen. Als ich dann aber einen genaueren Blick auf den Spalt zwischen dem unteren Duschtürenrand und dem Boden erhaschte, sah ich vier Füße: zwei Männerfüße und zwei mit rotem Nagellack lackierte Frauenfüße. Ja, während ich auf dem Pott saß, hatten zwei andere wohl ziemlich Spaß. Als ich fertig war und zum Waschbecken lief, sah ich noch ganz kurz das Mädel von vorhin mit einem Typen und die Tür, die hinter Ihnen zufiel.

 

Die Tage darauf, so muss ich gestehen, warf ich meine Augen äußerst oft zuerst auf die Füße, wenn ich Mädels im Hostel sah oder traf. Aber Frauen mit rot lackierten Fußnägeln gab es viel zu viele. Ich hab nie herausgefunden wer dort seinen Spaß hatte.
Eines Abends luden Amy und Julian uns auf Ihr Zimmer zu einem kleinen Sit-in ein. Bei ein paar Bier und nett hergerichtetem, abgedunkeltem Zimmer hatten wir eine nette Gesprächsrunde. Julian machte in seiner Freizeit zuhause Musik und spielte uns auch ein Stück, das er mit seiner kleinen 9-jährigen Schwester aufgenommen hatte, vor. Es klang gut, so viel weiß ich nicht. An den Song selber kann ich mich aber heute nicht mehr erinnern. Es war Rap. Zwischenzeitlich hatte ich auch mal wieder mit Andy in Darwin telefoniert. Es ging im soweit gut, er wollte immer, dass ich unbedingt wieder “nach Hause” komme. Ich hatte mich entschieden, zunächst aber noch einen zwei wöchigen Abstecher nach Perth zu machen und danach wahrscheinlich zurück nach Darwin zu gehen.

Auf der Arbeit war so ziemlich fast alles leer geräumt, außer halt dieses Lager für die Bestellungen, wo die Picker zugange sind. Generell war es inzwischen relativ locker geworden, da viele Arbeiter die Firma schon verlassen hatten. Wir waren mitunter welche der letzten dort. Es gab öfter mal Leerlauf, in dem ich dann mit Miranda z.B. Fußball mit einem aus Folie selbstgebastelten Ball spielte. Es gab einfach nichts Besseres zu tun und es störte auch niemanden mehr, ob wir da jetzt rumgammeln oder krampfhaft Arbeit suchen. Vor allem sind wir als Gruppe des Öfteren zu Big Simon und Tray ins Büro und haben nach Arbeit gefragt. Wenn uns aber keiner Arbeit gab, konnten wir halt auch nichts tun.

Ich hatte eigentlich schon vor 2 oder 3 Wochen aufhören wollen. Glücklicherweise waren wir Casual Workers, also Arbeiter, die nur bezahlt werden, wenn wir anwesend sind. Wir konnten selbst bestimmen, wann wir aus dem Job wieder aussteigen wollten. Ich hatte eigentlich schon längst keinen Bock mehr, da während meiner Zeit bei dem Job auch meine Fußschmerzen unglaublich stark zunahmen und überhaupt einfach längst die Luft raus war. Aber auf die 539 $AUD, die mein Bankkonto wöchentlich wieder gut aussehen ließen, wollte ich nicht verzichten. Ich meine, das sind ca. 374 EUR pro Woche, also knapp 1500 EUR netto pro Monat. Und das als einfacher Jobber über eine Personalvermittlung, die natürlich an mir auch noch mitverdient. Dafür war der Verdienst doch wirklich gut. Deshalb hangelte ich mich von Woche zu Woche, immer mit dem Gedanken, nächste Woche auszusteigen. Letztlich hängte ich aber doch immer noch eine Woche dran.

Anfang November entschied ich mich aber dann endgültig und kündigte. Es reichte, wenn man Bescheid gab, dass man Montag nicht mehr kommt und die Weste abgab. Schon war alles geregelt. Mit Miranda blieb ich in Facebook in Kontakt, mit Fenja und Nadine mehr oder weniger auch, aber die wohnten ja eh in meinem Hostel. Von den anderen Leuten hörte ich nie wieder was.

Es war immer noch das gleiche Zimmer im Flinders Backpackers, in dem ich residierte. Die Israelis waren inzwischen weitergezogen. Ich konnte mich nicht mehr verabschieden, da ich wochentags früh aufstand und sie da noch schliefen. Ich legte Ihnen einen Zettel hin, auf dem ich meinen Facebook Namen hinterließ und Ihnen eine gute Reise wünschte. Ido Friedländer schickt mir später eine Anfrage. Inzwischen waren noch abwechseln ein paar andere Mitbewohner ein- und ausgezogen. Patrick war einer von Ihnen, der auch etwas länger blieb. Er arbeitete in Melbourne und half bei Veranstaltungen beim Auf- und Abbau. Er ist Ire und um die 27. Er war völlig in Ordnung, fragte mich hin und wieder wie der Tag auf der Arbeit lief.
Ich hatte, nachdem ich meinen Job gekündigt hatte, noch ein paar Tage Freizeit in Melbourne. Ich nutze diese für ausgiebiges Shoppen, Sightseeing und zu all dem, wozu ich unter der Woche meist nie wirklich kam. Mein Ticket nach Perth und das Hostel dort waren gebucht. Ich wollte für zwei Wochen in Perth bleiben und danach zurück nach Darwin fliegen.

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Ich Andyg also nach Verabschiedung nach Melbourne. Ich hatte mir über Hostelworld.com ein schickes Hostel gebucht und fuhr vom Flughafen direkt dorthin. Es war recht zentral und nicht weit von der Melbourne Central Station. Obwohl der Name zwar auf den Hauptbahnhof schließen lässt, ist das in Melbourne nicht zwangsläufig der größte Haupt- und Umschlagspunkt des Öffentlichen Verkehrs. Mittelpunkt der Stadt ist definitiv die Flinder Street Station.

Die kann man sich vorstellen wie den Südbahnhof bei uns in Frankfurt, aber schon etwas größer und deutlich belebter. Auch in Melbourne haben fast alle elektronische, aufladbare Chipkarten, die so genannten „MyKi’s“,  mit denen man durch einfach rüberziehen über einen Kontaktpunkt am Drehkreuz eine Fahrkarte bezahlen kann. Und damit man nicht vergisst, die Karte regelmäßig aufzuladen und sich „an- und abzumelden“ (was durch die Drehkreuze ja eigentlich eh verhindert wird), laufen in den Metros in regelmäßigen Abständen Erinnerungen über die Lautsprecher, die, wenn man in Melbourne öfter Metro fährt, ziemlich bald nerven.
Aber irgendwie geben sie der Metro doch einen gewissen Charme. Auch die vom Band kommenden Ansagen über den in Kürze eintreffenden Zug sind ziemlich freundlich gesprochen:  je nach Tageszeit sagt die Dame Guten Morgen liebe Fahrgäste oder Guten Tag liebe Fahrgäste oder Guten Abend liebe Fahrgäste.

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Skyline am Yarra River, Melbourne CBD

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Flinders Street Station

Flinders Street Station

 

Irgendwie total verrückt, aber wenn man die Ansagen hört, finde ich, merkt man dass die irgendwie freundlicher klingen als unsere oder andere, die ich bisher gehört habe.
Mein erstes Hostel lag eher im  Studenten/Universitätsviertel und war erstaunlicherweise  neu renoviert und sehr modern eingerichtet. Es war im Prinzip neben dem YHA  in Sydney  eines der besten, die ich je besucht habe. Die Zimmer waren sauber und stylish eingerichtet. Kleinigkeiten wie bspw. ein Hochschrank neben jedem Bett mit Innenbeleuchtung und eingebautem Nachttisch sowie Steckdosen Anschluss an jedem Bett machten den Aufenthalt einfach angenehm. In meinem Zimmer traf ich auf zwei weitere Deutsche und einen anderen jüngeren, dunkelhäutigen Herren. Ich glaube er kam aus Südafrika oder so. Er arbeitete irgendwo in Melbourne. Ab und an sah ich ihn in einer Bibel lesen.

Die zwei deutschsprachigen Zimmernachbarn waren direkt sehr freundlich und wollten gleich am ersten Abend mit mir feiern gehen. Da ich aber früh am Morgen erst angekommen war, wenig geschlafen hatte und am nächsten Tag auch direkt den Arbeitsbeginn hatte, sagte ich ab. Am nächsten Tag, als ich heim kam, waren sie schon ausgezogen und hatten mir ein kleines Betthupferl dagelassen.

Die Nacht konnte ich gut schlafen und so machte ich mich am nächsten Vormittag auf Richtung Northcode. Dorthin gelang man entweder mit der Tram oder der Metro. Ich fuhr von der Central Station mit der Metro nach Northcode. Es war ein Außenbezirk von Melbourne und deutlich ruhiger als die riesigen Innenstadtstraßen. Ich hatte noch etwas Zeit und ließ die Straßen entlang. Es war arschkalt und fing auch noch an zu regnen. Deshalb wärmte ich mich zuerst kurz in einem Asia Shop und dann in einem Café auf. Von dort rief ich auch nochmal in Sydney bei Max vom WTC an, mit dem ich einen Bestätigungsanruf vereinbart hatte.

Als es dann langsam 13 Uhr wurde, machte ich mich also auf zur 200 Beavers Road, Northcode, Melbourne. Vorbei ging es dabei am Batmans Kindergarden und anderen interessanten Familienhäusern. Dort angekommen sah ich ein paar Arbeiter mit Sicherheitswesten an. Nirgends fand ich einen Hinweis auf eine Firma namens Shock Records. Deshalb fragte ich kurzum den nächsten mir über den weg laufenden Arbeiter, welche Firma denn gerade am Umziehen sei. “Yeah, Shock records is moving at the moment”, sagte der Mann zu mir. Ich war also richtig.

Wenige Momente später traf Rhianna ein. Sie war für uns fünf neue Arbeiter, sogenannte, zuständig und allmählich verstand ich,  wie es lief. Rhianna war von der Personalvermittlung, bei der ich auch letztendlich angestellt war. Eingesetzt werde ich aber bei Shock Records. Rhianna war eine große, kräftige, blonde Frau. Sie war sehr freundlich zu mir und bat mich in ein Hinterzimmer in der Lagerhalle. Sie gab mir den Arbeitsvertrag und ein paar andere Blätter zum Durchlesen und Unterschreiben. Dann kamen Fenja und Nadine hinzu. Danach dann auch Arvid aus Schweden und Miranda aus Norwegen.

Wir saßen also alle an dem Pausentisch und füllten munter und fröhlich die Papiere aus. Danach konnten wir schon wieder gehen. Am nächsten Tag um 8.00 Uhr war Arbeitsbeginn.  Wir trafen uns wieder im Pausenraum. Es waren zwei weitere Jungs hinzugekommen, die mit uns im Team arbeiten sollten: Simon, ein typischer Aussie aus Melbourne, ungefähr in meinem Alter und Emanuel, ein halb Aussie auch aus Melbourne mit italienischen Wurzeln. Sprachtechnisch und generell waren sie natürlich immer etwas im Vorteil, da sie Locals sind. Rhianna war auch wieder da. Sie stellte uns zunächst einmal unseren Big Boss “Simon” vor.  Es gab nun also “Big Boss Simon” und “Dummschwätzer Simon”. Warum “Dummschwätzer Simon”, wird sich später herausstellen.

Es handelte sich beim Boss um einen großen, gut gebauten, lässigen, weisungsbefugten Mann in Vans Schuhen. Scheinbar eine Art Abteilungsleiter. Wie sich später herausstellt wohnt er in Sydney und fliegt jeden Montagmorgen von Sydney nach Melbourne und Freitag abends zurück nach Sydney. Vor ihm hatte man auf Grund seiner Größer, seiner Augen und seiner Stellung irgendwie Ehrfurcht.

Obwohl er eigentlich total lässig drauf ist. Unser Vizechef war Tray, ein eher kleiner, ruhiger  und unscheinbarer Zeitgenosse. Rhianna führte uns mit Simon kurz durch alle Lagerhallen auf dem Gelände und erklärte uns wo was gemacht wird. Es gab ca. 7 verschiedene Hallen. Danach ging es kurz zu dem Bürokomplex. Dort war auch über dem Eingang ein großes Firmenlogo zu finden. Mit dem Bürogebäude werden wir aber während unseres Aufenthaltes bei Shock Records nichts zu tun haben. Wir sind ausschließlich als Lagerarbeiter angestellt. Im Bürokomplex ging es dann in einen Schulungsraum, bei dem uns das obligatorische Sicherheitsvideo für Lagerarbeiter vorgeführt wurde. Dies ist Pflicht des Arbeitgebers. Anschließend gab man uns diese hübschen, knallgelben Sicherheitswesten, die fortan stets zu tragen waren.

OK – los ging es dann mit den ersten Aufgaben. Wir waren bei einem DVD Label beschäftigt, das heißt es gibt DVDs- viele DVDs. Die Mädels durften also etliche Kisten voller DVDs öffnen und die sich dort befindlichen DVDs aus der Hülle entnehmen und in Einzelteile trennen. Die Hüllen wurden von der Scheibe und dem Cover getrennt. Wir Jungs mussten zuerst Schränke aus dem mittlerweile fast leergeräumten Lager abbauen & verschieben. Außerdem galt es Paletten mit Kartons zu “Shrinkwrappen” (mit Folie zu umwickeln). Wir kamen langsam alle aus uns raus, es entwickelten sich mehr oder weniger Gespräche. Simon (nicht der Big Boss) und Emanuel sagten uns nach Absprache mit den Chefs an, was zu tun war. “Big’e’ fella…” kamen sie mit ihrem australischen Slang auf mich zu und wiesen mich ein. Big Fella bedeutet so viel wie Kumpel/Kollege unter Männern.

Simon entpuppte sich später aber als Gruppenclown, zumindest glaubte er wahnsinnig witzig zu sein. Er war seinen Äußerungen nach halb deutscher, denn seine Mutter war deutsche. Sein Lieblingswort der wenigen deutschen Wörter, die er kannte: “Scheissenhausen”. Es entstammte aus einer Simpsons Folge und war der Running Gag in den ersten Tagen. Es war jede Woche eine Anwesenheitsliste zu führen, nach der dann die Arbeitszeit berechnet wurde. “Payday” war, so ist es in Australien üblich, einmal pro Woche.
Ich empfand es als angenehm, seinen Lohn wöchentlich ausbezahlt zu bekommen. Das schafft innerlich irgendwie mehr Klarheit, wofür man tagtäglich schafft, da man jede Woche Geldeingang für seine Arbeit sieht. Als wir mit den Kartons fertig waren, packten wir bei den Mädels mit an. Und so wurde das DVDs auspacken und in seine Bestandteile trennen zu unserer alltäglichen Hauptaufgabe für die nächsten Wochen.

Nebenbei mussten die mit leeren Hüllen, Covern, Scheiben etc. gefüllten Kartons natürlich auch auf Paletten verladen und verpackt werden. Dafür standen uns auch Gabelstapler zur Verfügung, die aber nur Simon und Emanuel fahren durften. So pendelte sich für mich in Melbourne also ein wenig Alltag ein.  Leider war es hier noch Winter und die “4-Seasons-on-a-day”, die man Melbourne nachsagt, waren deutlich zu spüren. Doch der kommende Frühling bzw. Sommer war schon deutlich zu merken. Nach Feierabend bin ich dann mit Fenja und Nadine noch ein wenig umhergezogen.  Abends sah ich mir noch ein wenig Papierkram an, den Rhianna uns mitgegeben hatte.

Am Wochenende besuchte ich dann Marissa in ihrem Hostel, dem Flinders Street Backpackers direkt an der Flinders Street Station in der City. Zentraler ging es nicht. Und scheinbar war es ein ziemlich angesagtes Hostel in Melbourne. Wir machten abends einen Spaziergang und da das Hostel ein entsprechendes Winterangebot hatte, das beim Buchen von mind.
2 Wochen Aufenthalt ziemlich gut war, entschied ich mich, dort auch einzuziehen. Mit Marissa kam ich unglaublich gut zurecht und wir hatten eine Menge zu Lachen. Sie sagte, immer wenn sie mich anschaut, muss sie lachen, da ich immer am Grinsen sei und da sie anfing, immer zu lachen, riss sie mich mit und ich musste auch lachen. Vor allem, als sie mir von ihren Zimmerkompanen erzählen wollte und anstatt Zimmergenossen mit ihrem bayrischen Dialekt “meine Genossen” sagte. Das klang so nach Politik à la Horst Seehofer oder Ilse Aigner: “Liebe Genossen, liebe Genossinnen”. Von dort an, waren die Genossen bei uns immer ein “geflügelter Begriff”.

Das Hostel ist recht groß, die Zimmer recht klein und teilweise schon etwas muffig. Es war lange nicht so toll und modern wie mein erstes Hostel in Melbourne, aber dafür war es einfach schön günstig.  Ich hatte also 2 Wochen gebucht und stellte mich erst mal auch innerlich auf einen “geregelten” Alltag ein: Früh aufstehen, Arbeiten, Nach hause kommen, Essen, Waschen, früh ins Bett gehen, etc.  Morgens gegen kurz nach 7 ging ich aus dem Hostel, damit ich um 8 Uhr auf der Arbeit war. Ich genoss die zentrale Lage des Hostels und nahm des Öfteren schon morgens um 7 den Subway direkt nebenan in Anspruch.

Mein Frühstück bestand  dann also aus einem leckeren Egg, Cheese und Bacon Sub mit schön viel Southwest Sauce.
Von dort gings direkt über die riesen Kreuzung zur Flinders Station. Ich nahm immer die Metro Nr. 1 nach Epping über den Stadtring (City Loop), andere Kollegen kamen mit der Tram.  Auf der Arbeit pendelte sich auch Alltag ein, zum Teil gähnender Alltag. 8 Std. lang DVDs öffnen, trennen etc. macht irgendwann verrückt. Am unbeliebtesten waren diese doofen 6-er DVD Hüllen, da die so dick waren und 6 Scheiben enthielten. Das entleeren und abfertigen einer DVD Hülle dauerte somit  ein paar Sekunden länger. Das war psychisch irgendwie demotivierend, da man einfach länger an einer DVD beschäftigt war und dadurch einfach nicht so schnell durcharbeiten konnte. Während meiner Arbeit bekam ich sehr heftige Probleme mit meinen Füßen, obwohl ich immer wieder von stehend auf sitzen wechselte. In den Mittagspausen musste ich teilweise meine Schuhe ausziehen, da sich meine Füße (heute leider immer noch) einfach total eingeengt fühlten.

Ansonsten standen wir zu sechst einfach den ganzen Tag einem sehr großen Arbeitstisch aus Holz (Bulk), hatten mein Handy an Lautsprecher angeschlossen und hörten Radio nebenbei. Rhiannas “only girl in the world” lief gefühlte 300mal am Tag und gehörte für mich schon zum Arbeitsalltag. Das nette oder eher weniger nette Beisammensein am Tisch führte letztendlich auch zu  teilweise total schwachsinnigen Gesprächen, vor allem angetrieben durch unseren Dummschwätzer Simon.  Am Anfang war der Kerl zwar noch lustig, aber nach und nach bemerkten auch die anderen Mädels was für ein Vollpfosten er war.  Das Niveau war einfach nicht ganz so hoch und seine Versuche den Mädels gegenüber zu imponieren scheiterten schlussendlich dann doch. Auch einfachste Rechenaufgaben (beim Zählen von Kartons auf den Paletten bspw.) versuchte er immer gekonnt heimlich anderen unterzujubeln, da er in Mathe wohl auch nicht der hellste war. Andererseits wollte er dann aber doch den Chef spielen und mir sagen, was ich zu tun habe und wo ich jetzt mithelfen soll.
Die Arbeit bekam eine gewisse Routine, ab und an wechselten die Teams. So war ich mal ein paar Tage mit den Mädels alleine in einer anderen Lagerhalle. Dort waren zwei weitere Vollzeitarbeiter, mit denen wir aber nicht viel zu tun hatten. Sie standen uns bei Fragen zur Seite, ansonsten aber war es einfach die gleiche Arbeit (DVDs schrotten), nur eben in Warehouse 1 (Lager 1).

Genau am Eingang von diesem Lager tauchen eines sonnigen Nachmittags plötzlich zwei fette und ca. 40cm große Echsen auf. Shit, erst dachte ich, es wären Schlangen. Laut den zwei Arbeitern aus dem Lager lebten die Echsen schon lange in den Tiefen und Ecken des Lager 1. Alle zückten ihre Kameras und ich schaffte es sogar eine zu berühren.

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Sie waren nicht die typischen schnellen, kleinen Echsen, die schon bei leichtester Vibration sofort weg sind. Es waren eher große, fette und gemütliche Echsen.  Ab und zu wurden wir von Big Boss Simon und Tray besucht, die nach dem Rechten sahen.
Morgens hatten wir immer 15 Min. Frühstückspause (man nennt sie in Australien “Smoko”) und dann mittags immer noch eine 30 min Pause. Zum Frühstück machte ich mir meistens dann ‘ne Schüssel Kellogg’s und zur Mittagspause irgendwelches Fertigessen oder Sandwiches. Einige Dinge wie z.B. Getränke und Milch muss der Arbeitgeber laut Vorschriften dem Arbeitnehmer zur Verfügung stellen. Anfangs kaufte ich mir nämlich Milch noch selber, später aber wurde ich darauf hingewiesen, dass das Besorgen von Milch etc. Aufgabe des Arbeitgebers sei.

 

„Federations Square“ direkt neben meinem Hostel an der Flinders Street Station

„Federations Square“ direkt neben meinem Hostel an der Flinders Street Station

Wir, also Fenja, Nadine, die Schanzerin, Arvid und vielleicht auch noch ein paar andere wollten eines Abends nach Feierabend zusammen feiern gehen. Merkwürdigerweise ging es mir aber an dem Tag gar nicht gut. Die Arbeit im Lager war zum Teil, besonders auch an kälteren Tagen, echt anstrengend für den Körper. Es war den ganzen Tag kalt, die Hände froren. Einen wirklich warmen Aufenthaltsort gab es nicht. Nach der Arbeit fuhr ich direkt zurück in die Stadt, schnappte mir noch ein Sub neben dem Hostel und warf mich direkt ins Bett. Es ging mir so mies, dass ich dachte ich bekomme eine starke Grippe. Zum Glück war nun Wochenende. Ich blieb sage und schreibe etwa 15 Stunden lang nur im Bett. Aber am nächsten Tag ging es mir dann schon wieder ganz normal. Ich habe keine Ahnung, was das gewesen war. Allerdings habe ich das schon öfter mal gehabt in meinem Leben. Wenn man dann mal ordentlich schläft und sich im Bett kuriert, geht es am nächsten Tag schon wieder ganz normal.

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Das Northern Territory hatte mich also wieder zurück. Ich stieg in den Airport Shuttle und fuhr nach Parap zu Andy. Es war im Prinzip alles beim Alten, außer dass Laura zwischenzeitlich mit Sam, Dan und anderen zu einem Roadtrip an die Westküste unterwegs war. Richtig schön klassisch mit dem Pickup ins Outback. Ich war etwas neidisch, wäre ich doch gern mitgekommen. Geplant war es wohl schon vor dem Bali Trip, aber ich traute mich nicht so wirklich nachzufragen, die Einladung galt nur Laura. Beim Chatten mit dem anderen Toby, den ich im YHA Hostel kennengelernt hatte, stellte sich heraus, dass er zur gleichen Zeit auch auf Bali war und auch am gleichen Tag zurück nach Darwin geAndygen war, aber eben eine Maschine früher.
Nazli und ich trafen uns noch einmal am Mindil Beach zu ein paar Bier. Wir sprachen ein bisschen über Bali, sahen und lauschten den Aboriginals, die sich mal wieder in ihrer eigenen Sprache laut brüllend stritten. Nach Sonnenuntergang verabschiedeten wir uns voneinander. Nazli war kurz vor ihrer Abreise zurück in die Türkei. ich setzte Nazli in ein Taxi und fuhr dann mit dem Bus nach Parap zurück.
Meine WTC/YHA Mitgliedskarte, mit der ich in den offiziellen YHA Hostels in Australien ein bisschen Rabatt für jede Übernachtung bekam, hatte ich irgendwo verloren. Deshalb nahm ich Kontakt zu WTC in Sydney bzw. dann direkt mit YHA Australia auf. Die schickten mir dann eine neue Karte nach Darwin.

 

Parliament House & State Library, Darwin

Parliament House & State Library, Darwin

Die Tage darauf empfand ich eine innere Leere. Aline, die mit mir und den anderen aus Frankfurt gekommen war, schrieb mich an. Sie war inzwischen in Cairns an der Ostküste unterwegs und hatte auch schon etwas gearbeitet. Flyer verteilen etc. Blöderweise hatte sie stark mit Heimweh zu kämpfen und ihr ging es wirklich nicht gut. Ihren aktuellen Job verlor sie ganz spontan und irgendwie steckte sie in Ratlosigkeit und brauchte einen Tröster. Da es mir ähnlich ging und ich sowieso nicht wusste, mit wem ich jetzt meine Zeit in Darwin verbringen sollte, bot ich ihr an, rüber zu mir nach Darwin zu kommen. Das würde wirklich perfekt passen. Wir könnten dann auch gemeinsam Arbeit suchen.

Ich erkundigte mich bei Andy nach einem Job bspw. im Souvenirshop oder sonst wo und er machte mir auch durchaus Hoffnungen. Aline wollte es sich durch den Kopf gehen lassen. Wir schrieben immer wieder, da es ihr echt nicht gut ging. Doch sie hatte nun andere Pläne und auch schon ihre Mutter nach Australien bestellt, mit der sie dann 1 Monat Sightseeing machen wollte. Leider kam sie dann deshalb nicht mehr nach Darwin. Wir schrieben dann die nächsten Wochen und Monate hin und wieder und letztlich Andyg sie mit ihrer Mutter zusammen zurück nach Deutschland. Das Weihnachtsfest feierte sie dann also bereits schon wieder in Deutschland. Ihr Heimweh hatte ihr einfach einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Zuhause bei Andy hatte Anil das offene WLAN irgendeines Nachbars entdeckt und daher hockte ich des Öfteren auf dem Küchenboden- oder Schrank und konnte zumindest mal ein bisschen heimisches TV Total & Co. sehen. Ich war zwar fast täglich in der N.T. State Library, aber dort gab es eine Begrenzung von 100MB Traffic oder 4 Std Online Zeit pro Tag. Die State Library ist im Regierungsgebäude und was daher wirklich nervig ist, ist das man bei jedem Eintritt die Sicherheitskontrolle durchlaufen muss. Das war in den State Librarys der anderen australischen Staaten anders geregelt und daher deutlich einfacher.

 

Esplanades Park, Darwin

Esplanades Park, Darwin

Zumindest aber war das Regierungsgebäude modern, sehr geräumig, schön leise und eisgekühlt. Es war jeden Tag ein kleines Erlebnis von der tropisch heißen Luft draußen in das angenehm runter gekühlte Gebäude einzutreten und dort in Ruhe am Laptop zu sitzen.  Es war inzwischen Ende September und es war wirklich sehr viel geschehen seit meiner Ankunft im August. Ich wusste noch genau, wie ich in Sydney im Internetcafé in der George Street saß und mit meiner Mutter am skypen war und ich nicht wusste, wie ich jetzt weitermachen soll, einfach wohin ich soll. Und jetzt hab ich doch schon so einiges erlebt, habe Freunde gefunden, lebe doch tatsächlich bei einem Local Aussie zuhause, nicht im Hostel habe quasi eine Plattform, ja fast schon ein zuhause. Das war echt toll! Andrerseits sind nun all die Leute in meinem Alter, mit denen ich die letzten Wochen in Darwin verbracht habe, weg.

Laura ist mit Sam & Co unterwegs, Nazli zurück in die Türkei.  Ich kannte Darwin nun bereits schon gut genug und dementsprechend wurde es doch etwas ruhig und langweilig. Da ich nun auch schon einiges an Geld verprasst hatte kam in mir mehr und mehr der Gedanke jetzt irgendwie weiterzuziehen, bspw. nach Melbourne oder so und dort zu arbeiten. Am liebsten sollte es aber irgendwas stupides, einfaches sein. Kellnern oder Verkaufen war nichts für mich. Fruitpicking wollte ich ja mal machen und es war auch die Zeit der Mangos. Ohne Probleme hätte ich an einen solchen Job  auf einer Farm in Darwins Umgebung durch Andy und seine Kontakte bekommen können. Auch das WTC Office hatte solche Jobs verfügbar.

Das Problem für mich war aber, dass diese Farmen immer weit außerhalb von Darwin waren, d.h. im Prinzip mitten im Outback. Man wäre abgeschotten von der Stadt und es gäbe einen Gemeinschafts-Bus, der am Wochenende einmal nach Darwin und zurück fährt. Das war für mich irgendwie unvorstellbar. Den ganzen Tag auf der Farm und dann abends nur das Zimmer, das auch noch auf der Farm ist ? Das war echt kacke. Irgendwo war dann aber doch noch ein akzeptables Fruitpicking Angebot und ich rief daraufhin bei der Farm Managerin an und bekundete mein Interesse. Sie gab mir noch etwas Bedenkzeit, aber auch nur 2 Tage oder so, da es genug andere Backpacker gibt. Ich war irgendwie unsicher, was ich tun sollte. Mir schwebte eigentlich ein anderer Job vor, vor allem am besten in Melbourne, wo ja auch Marissa zurzeit arbeitete.

Ich hatte ja diesen Job Newsletter vom WTC Office in Sydney abonniert und erhielt auch regelmäßig Job Angebote. Und wie es der Zufall so wollte, trudelte genau jetzt ein entsprechender Job in Melbourne ein. Er war ausgeschrieben als Warehouse Job, DVD Picking. Es wurden schnellstmöglich 5 Leute gesucht. Sofort meldete ich mich daraufhin im WTC Office bei Max, dem zuständigen Vermittler. Gott im Himmel, es war tatsächlich noch was frei. Er merkte mich für den Job vor, aber es war zwingend erforderlich, das man schon in Melbourne ist und direkt anfangen kann. Ich war aber in Darwin, war aber natürlich bereit, nach Melbourne zu fliegen. Max wollte unbedingt wissen, wann ich dann in Melbourne bin.

Ich hatte aber ja noch nichts gebucht, also sagte ich einfach , ich hätte den und den Flug gebucht und schaffe es pünktlich zum Arbeitsstart .Daraufhin sicherte er mir den Job zu und ich war glücklich wie Bolle. Mein nächstes Abenteuer war somit gesichert. Vor allem war es echt cool, dass es das war, was ich wollte.

Es war in einer Weltmetropole und einfache Lagerarbeit. Das war ja früher sogar meine eigentliche Überlegung für die Zeit nach meiner Ausbildung gewesen. Ich hatte geplant mich für ein halbes Jahr über eine Zeitarbeitsfirma zu “verpflichten” und mich in so viele unterschiedliche einfache Jobs, für die man keine große Einarbeitung benötigt, einteilen zu lassen. Einfach, um mal einen Einblick in die Berufe fern ab des Schreibtisches im Büro zu bekommen. Mehrere Zeitarbeitsfirmen hatte ich damals angeschrieben und eine verstand mein Vorhaben sogar und hielt es auch für durchaus realistisch. Doch bevor ich konkreter wurde, hatte ich meine Pläne dann zwecks Australiens komplett umgeworfen. Jedenfalls fand ich gut, dass ich jetzt eventuell eben einen solchen “einfachen, primitiven” Job in einer Lagerhalle bekommen könnte.

Darwin ist zwar wirklich schön, aber ich sehnte mich halt auch mal wieder nach einer richtigen Großstadt. Dazu würde ich in Melbourne sogar auch Marissa wiedertreffen. Ich erzählte Anja und Andy von meinen neuen Plänen und setzte mich dann an die Buchung des Fluges. Es war Freitag und Sonntag werde ich schon nach Melbourne fliegen. Ich war für den Job angemeldet, hatte aber noch keinerlei genauen Daten, wann und wo das ganze stattfand. Samstag rief ich nochmal bei max. im WTC Office an und erhielt dann später endlich die lang ersehnte E-Mail mit allen Infos. Ich konnte auch die Namen der anderen Jobber sehen. Es schienen zwei weitere Deutsche dabei zu sein: Fenja und Nadine. Schon Montagmittag um 13 Uhr ging es los. Ich werde also bei Shock Records im Lager als DVD Picker und Umzugshelfer arbeiten. Die Firma befindet sich in Northcode, Melbourne und befindet sich aktuell im Umzug, weshalb sie auch ein paar Minijobber benötigt.

Anja  war happy dass ich einen Job gefunden hatte und verstand, dass ich aus Darwin raus wollte, um neue Erfahrungen und Leute kennen zu lernen. Andy freute sich einerseits, andrerseits war er traurig und wollte unbedingt, dass ich wiederkomme.

< Die Zeit zuvor – Bali

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Wieder in Darwin angekommen regnete es in Strömen. Ich fuhr zunächst mit dem Shuttle Bus zum Holiday Inn Hotel an der Esplanade und rief dort dann Andy an. Er hatte mir bei einem Mittagessen im Monsoons angeboten bei sich zu schlafen. Also fragte ich nach, ob sein Angebot noch gilt. Und ja, Bingo, er lud mich zu sich ein. Ich bat die Dame am Schalter des Holiday-Inn Hotels ein Taxi rufen und ließ mich also nach Darwin-Parap fahren. Dort empfing mich Andy durch einen kleinen Garten, der zu seiner Terrasse führte. Auch sein Neffe aus Nepal, Anoup, war da. Er lebte auch dort.

Er war aus Nepal, hat viel Familie in Australien und hatte wohl angefangen in Sydney zu studieren, es dann aber irgendwie abgebrochen. In Darwin jobbt er in einem Café der Familie in der City. Das Café gehört Lucia, der Schwester von Andy. Sie wird später auch öfter zu Besuch kommen. Andy zeigte mir also seine Unit/Appartement und dann setzen wir uns erst mal gemütlich auf die Terrasse und tranken Bier. So macht man das nunmal in Darwin. Ich erzählte von meinen Trips. Alles wirkte sehr offen und locker, mal saß man drinnen, mal draußen, die 4 Decken Ventilatoren liefen pausenlos auf voller Stufe und der Fernseher auch nebenbei.

Hinweisschild in einem „Target“

Hinweisschild in einem „Target“

Andy hatte zwar einen Gastraum, der war aber von seinem Neffen belegt. Deshalb musste ich im Bett von Andy schlafen. Ich bestand auf meinen Schlafsack, womit er zunächst auch kein Problem hat. Im Laufe der Zeit stellte sich aber heraus, dass der Schlafsack aus schlechtem Stoff verarbeitet war (obwohl er über 100 EUR bei Globetrotter gekostet hat) und daher anfing zu müffeln. Dennoch wollte ich darin schlafen. Ich zerlief nachts natürlich darin, aber der Deckenventilator direkt über mir und die raumeigene Klimaanlage halfen aus.

Zuhause bei Andy

Zuhause bei Andy

Andy wuchs wohl viele Jahre unter strengen Bedingungen im Kloster auf. Dort hatte er einen sehr guten Kumpel namens Azé, der ursprünglich auch aus Osttimor stammt und nun aber auch in Australien (in Sydney) lebt. Andy macht auch mit seinen guten 50 Jahren noch jedes Wochenende Party und lässt sich bei jeder Gelegenheit zum Trinken überreden. Ich war nun also froh ein kostenloses, tolles Zuhause zu haben und dies fernab vom Hostelleben. Ich fand es natürlich spannend endlich auch mal abseits vom Mainstream-Backpacker Tourismus zu sein und ein Leben eines “Locals” mitzubekommen. Nun stand ja noch der Bali-Trip mit Nazli an. Wir suchten uns einen günstigen Flug und ein günstiges Hotel raus und buchten auch.

 

Die nächsten Tage folgten dann wieder mit Rumchillen, Mittagessen im Monsoons, Bier trinken, Gesprächen auf der Terrasse bei Andy, Fernsehen bei Andy und gelegentlich auch Kochen bei Andy. Was ich im Monsoons immer ganz cool fand, waren die Flatscreens an der Wand. Dort liefen Musikvideos, Werbung und auch das N.T. Keno aus der Skycity, also dem Casino in Darwin. Keno ist eine Art Lottospiel. Aber das coole: Die Ziehung der Zahlen erfolgt alle 3 Minuten. und so geht’s: Man schnappt sich einen Keno-Spielschein an der Theke/am Tisch und wählt aus 80 Nummern eine bestimmte Anzahl an Nummern in einem Nummernblock aus, jede angekreuzte Nummer kostet einen $1 Einsatz, also sehr verständlich. Dann geht man zur Theke, bezahlt den Schein und schon wenige Minuten später findet die Live Ziehung der Zahlen mit Live-Übertragung auf dem Flat Screen statt. Ich fand das immer lustig, vor allem ist’s ein netter und spontaner Zeit (& Geld) Vertreib, da die Ziehung direkt nach Einlösung des Scheins erfolgt und nicht erst Tage später wie jetzt beim Lotto bspw.




< Die Zeit davor

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Am übernächsten Tag Andyg ich erst mal für eine Woche nach Alice Springs, dem Ausgangsstädtchen, um den Uluru/Ayers Rock zu besuchen. Alice Springs ist ein kleines Dorf inmitten des Outback. Und genauso fühlte ich mich hier auch. Es war stinkend langweilig, es gab nichts und ich zählte jede Stunde, bis ich endlich wieder zum Flughafen fahren konnte. Es gab hier ähnlich wie in Darwin einige Aboriginals, die herumlungerten, ansonsten nur einen kleinen Ortskern. Glücklicherweise fand ich in einer kleinen Shopping Mall einen Wifi Zugang, sodass ich dort öfter einen Kaffee trank, um die Zeit rumzukriegen. Mein Hostel “Toddys Backpackers” war recht in Ordnung. Ich war mit einem Deutschen, der Student aus Melbourne war und einem Italiener im Zimmer, die aber beide ein oder zwei Tage später ihre Tour zum Uluru starteten. So lief das nämlich hier: Man reist an, bleibt eine Nacht, startet eine meist 3-tages-Tour zum Uluru, kommt zurück nach Alice Springs für eine Nacht und verlässt Alice. Sehr interessant war der Klimawechsel. Ich befand mich noch immer im Northern Territory, ca. 2 Flugstunden südlich von Darwin. In Darwin sind es konstant 25-33 Grad. Hier, mitten im Outback, sind es tagsüber auch etwa 25 Grad, nachts aber geht die Temperatur auf wenige 3 Grad etwa zurück.
Auch ich musste also eine Tour buchen und war mir zunächst sehr unsicher, da die Preise einfach unverschämt hoch sind. Eine 3-Tages-Tour kostet umgerechnet ca. 400 EUR. Ich entschied mich letztendlich für eine 1-Tages-Tour. Eigentlich ist das zu kurz, um das ganze Programm wirklich genießen zu können, aber ich musste sparen. Vor allem da ich mich noch 1 Tag vorher zu einem Bali Trip habe hinreißen lassen. Ich musste noch das Hostel wechseln, da es ein günstigeres gab. Ich wechselte von Toddys Backpackers in Annies Place. Dort war ich mit zwei Mädels und einem Kerl aus England in einem Zimmer. Der Kerl war Ben und ein recht lustiger Zeitgenosse. Ich brachte ihm ein paar deutsche Andyskeln bei, die er unbedingt für seine nächsten Flirts haben wollte. So bspw. “Du bist schöner als [beliebiger Name eines Models einfügen]” Ben und ich werden auch in Zukunft über Facebook ab und an Kontakt haben.
Es ging also am nächsten Tag sehr früh morgens los und neben dem Guide waren lediglich zwei andere mit dabei: ein deutsches Rentnerehepaar. Er war pensionierter Lehrer und hatte viel zu erzählen. Während der mehrstündigen Fahrt machten wir mal Pause und waren beeindruckt von der Erde. Denn es war tatsächlich richtig rote Erde aus dem Outback. Hin und wieder sah ich Schilder am Straßenrand, die auf die nächste Population hinwiesen, also auf das nächste Dorf. Die Strecken zwischen zwei Ortschaften  oder gar Tankstellen betragen nämlich locker mal einige hundert Kilometer. Deswegen gibt es Hinweisschilder, die einen an genug Sprit und Trinkwasser erinnern sollen. Irgendwann  waren wir dann aber endlich am Uluru angekommen und wanderten zunächst einmal ein bisschen um dieses heilige Gestein mitten im Outback herum. Es war schon sehr beeindruckend ein solches riesen Gestein, dass nur aus der Erde herausragt und unter der Erde noch viele Kilometer lang ein wahres Gebirge bildet, aus nächster Nähe zu betrachten. Dennoch aber war es sehr heiß und anstrengend. Der Guide erklärte uns ein paar Wandmalereien der Aboriginals und führte uns herum. Das Highlight sind die Sonnenauf- und untergänge, da sich hier die Farbe des ganzen Ulurus beeindruckend ändert. Also fuhren wir gegen 18 Uhr zum Sunset-Point.

 

Die Reisebusse trafen nach und nach ein, es füllte sich, denn alle waren gekommen, um den einmaligen Moment an diesem Abend mitzuerleben. Zwei Busse voller Asiaten kamen an, für sie wurden Tische mit weissem Gedeck und Sektempfang aufgestellt. Mitten im Outback. Danach kamen die Fotografen. Aber auch wir sollten nicht leer ausgehen und unser Guide stellte uns 3 Klapp-Campingstühle auf, reichte uns ein Glas Sekt und ein provisorisches Abendbrot. Also saß ich dann dort im Campingstuhl neben zwei Rentnern, aß irgendwelches schnell warmgemachtes Essen und hatte meinen Blick jede Sekunde auf den Uluru gerichtet. Nebenan hatte eine andere Reisegruppe, ausschließlich jüngere Leute ihren Spaß.

 

Lustigerweise fand sich in dieser Gruppe mein ehemaliger Zimmergenosse, der Italiener aus Toddys Backpackers wieder. Ich begrüßte ihn, er lud mich auf ein Bier ein, doch ich konnte ja schlecht meine Reisegruppe verlassen, um hier mitzufeiern. Auch wenn ich das natürlich in dem Moment gerne getan hätte und gemerkt habe, dass ich vielleicht doch die falsche Tour gebucht hatte. Also gesellte ich mich wieder zu meinen beiden Rentnern und wir schossen ein paar Fotos. Dummerweise hatte ich am Morgen der Abreise kein Licht angemacht, um die anderen schlafen zu lassen. Ich hatte den Akku der Kamera über Nacht aufgeladen und dann, zumindest dachte ich das, in den Rucksack geworfen. Leider hatte ich wohl nicht getroffen und nun eine Kamera ohne Akku dabei. Ich musste also mit der schlechten Kamera meines Handys Bilder machen, doch auch da machte der Akku schon bald schlapp. Ich gab den beiden älteren Herrschaften also meine Mailadresse und sie wollten mir die Bilder unseres gemeinsamen Ausfluges schicken. Leider haben sie es bis heute nicht und deshalb habe ich von meinem Tagesausflug zum Uluru kaum Bilder. Gegen Mitternacht setzte man mich wieder bei Annies Place ab und ich ging recht schnell schlafen.
Ich verbrachte nun noch irgendwie mit viel Zeitvertreib zwei Tage und Andyg dann endlich wieder zurück nach Darwin. Wären meine Pläne nicht so gekommen, wie sie letztlich kamen, also wenn Darwin jetzt nicht gewesen wäre uns so, dann hätte ich bestimmt eine Outback Tour gemacht und wäre von Alice Springs einfach noch 700km den Stuart Highway (der ja in Parap, Darwin anfängt) geradeaus runter gefahren. Dort liegt nämlich Coober Pedy. Der Name stammt aus der Sprache der Aboriginals ab: ‘kupa piti’ und heißt so viel wie “weißer Mann im Loch”. Es gilt als ‚die‘ Opal Hauptstadt der Welt, da hier 3/4 aller Opal Edelsteine gefunden werden. Die nächste Ansiedlung sind hunderte von Kilometern entfernt.

Coober Pedy liegt mitten im südlichen Teil des Outbacks. Die heißen Temperaturen im Sommer und das Suchen nach Opalen untertage haben viele Einwohner dazu gebracht, einfach gänzlich unter der Erde zu leben. Und deswegen gibt es in Coober Peedy inzwischen ganze Wohnhöhlen, in denen die Menschen leben. Und nicht nur das: Man kann sich auch unterirdische Kirchen ansehen oder in einem der verschiedenen Hotels übernachten, wenn man als Tourist in Coober Pedy ist. Internetcafé, Casino und Kino gibt es auch alles. Ebenso wie einen Golfplatz unter der Erde. Allerdings ist dieser ohne Gras und als Spieler trägt man immer ein kleines Grasstück als Ziel mit sich herum. Zu gern hätte ich mir das mal in echt angesehen, eine kleine eigene Welt unter der Erde. Aber naja..




< Das vor zuvor passiert

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Nach etwa 2 Tagen checkte nachts bei uns im Zimmer ein mit Kapuzenpulli bedeckter Asiate ein. Ich freute mich darüber, denn ich mag Asiaten und er schien in meinem Alter zu sein. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte er sei neu in der Stadt. Also fragte ich ihn, ob wir zusammen ein wenig durch Sydney laufen sollen. Er freute sich über mein Angebot und meine freundliche Art und war froh, nicht mehr ganz allein zu sein. Sein internationaler Name ist Louis. Er kommt aus Seoul, Südkorea. Wir verbrachten die Tage oft gemeinsam, ich zeigte ihm Subway, er mir koreanische Restaurants. Gemeinsam erkundeten wir nochmal Sydney: The Rocks, das Opera House, die George Street, Darling Harbour und mehr.

Street-Artist in Sydney

Straßenkünstler in Sydney

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Opernhaus, Sydney

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Harbour Bridge, Sydney

Eine Freundin von ihm, Dawoom, ebenfalls aus Seoul, wohnte bereits in Bondi und jobbt in einem Restaurant. Er schien ihr von mir erzählt zu haben und sie wollte mich unbedingt kennenlernen. Ich fuhr mit Louis eines Abends in den Stadtteil Bondi am Bondi Beach und wir trafen Dawoom. Bei ein paar Bierchen in einer Bar kamen wir ins Gespräch und
ich durfte asiatische Seafood Blättchen probieren. Das waren hauchdünne Blättchen zum Essen mit Meeresfrucht Geschmack. Gar nicht mein Fall.
Danach gab ich zwei Sixpacks aus dem Bottle-Shop für umgerechnet „schlappe“ 22 EUR (!) aus. Wir aßen zusammen in einem Imbiss Pizza und ließen den Abend mit Bier und guter Laune auf einem örtlichen Spielplatz beim “Beisammensitzen“ ausklingen. Das Bier natürlich in braune „Bäcker-Tüten“ eingepackt, da man in Australian Alkohol ja nicht öffentlich zu sich neben darf, wenn er nicht in einer Tüte versteckt wird. Die Tüten liegen im Bottle-Shop aber neben der Kasse aus. Dawoom brachten wir noch kurz zu ihrer Wohnung und fuhren dann zurück ins Hostel.

Am folgenden Tag bedankte sich Dawoom nochmal bei mir für den netten Abend und das nach Hause begleiten und ich war froh, schon die ersten Freunde kennengelernt zu haben. Louis machte sich einige wenige Tage später auf und verließ Sydney. Er reiste mit dem Greyhound Bus nach Bundaberg, um auf einer Farm mit anderen, scheinbar ausschließlich Koreanern, Tomaten zu ernten. Er blieb dort  tatsächlich 3 Monate, um ein zweites 1-jahres-Visum zu erhalten, und lernte dort seine zukünftige Freundin kennen.

Nach Louis Abreise wollte ich mich unbedingt nochmal mit Dawoom treffen, leider scheiterte es jedoch, da sie viel arbeitete und sich nicht wirklich meldete. Inzwischen hatte ich mir überlegt ein Stück nördlicher, Nach Port Macquari, zu reisen. Ich kaufe dafür ein Zugticket am Hauptbahnhof in Sydney, war aber nicht wirklich zufrieden. Denn es schien mir eher als Notlösung, da ich zwar aus Sydney wegwollte, einfach weiterziehen wollte, aber nicht wirklich wusste, wohin. In Port Macquari gibt es ein Koala Krankenhaus, viel mehr aber auch nicht. Jetzt wurde mir bewusst, dass es doof war, dass ich nicht in Deutschland schon mal die Australienkarte studiert habe oder grob geplant habe. 1 Tag vor Abreise entschied ich mich kurzfristig um und buchte einen Flug nach Darwin im Northern Territory, da ich gelesen hatte, dass es dort viel wärmer sein sollte, als in Sydney.

Zwar war der Winter für mich mit 17 Grad ein ziemlich warmer Winter, aber ich wollte „echtes“ Australien:  Hitze, Outback, Weite! Ich ging in eines der unzähligen Reisebüros in der Innenstadt und ließ mich dahingehend nochmal etwas beraten, ich hatte von Darwin nur flüchtig irgendwo gelesen. „Oh, yeah! If you wAnja get summer, you really gotta go up to Darwin, mate“, bestätigte mir dort die Frau am Schalter. “It’s hot there all the year, they don’t have any winter up there”, erzählte sie weiter und machte mich neugierig. Ich ließ mir ein Angebot machen und kaufte einen Tag später die Tickets. Als ich das Reisebüro verließ, sprach mich gleich eine junge Dame an und wollte mir irgendwelche Backpacker Jobs in Sydney vermitteln, aber ich lehnte ab, da ich ja in wenigen Tagen schon weg seien würde.

Ich checkte aus dem Maze Backpacker Hostel aus und buchte mir 3 Nächte in einem Hotel. Ja, ich gönnte mir den Luxus eines Privatzimmers, da ich einfach ein paar Tage Privatsphäre benötigte. Die Dame im Hotel war sich erst nicht ganz sicher, ob ich mich vielleicht verbucht hatte, weil ich wie ein echter Backpacker aussah und die normalerweise nicht in einem 3 Sterne Hotel übernachten, aber ich sagte ihr, dass alles korrekt sei. Ich lernte so noch eine andere Ecke von Sydney kennen und hatte nun endlich mein eigenes Reich. Im ersten Hotel blieb ich zwei Tage, da es sich um ein Sonderangebot handelte. Dann buchte ich noch eine Nacht in einem anderen Hotel. Diese 3 Tage waren mir als kurze innerliche Pause, nach dem Ankommen in Sydney und der ersten Eingewöhnung, sehr wichtig gewesen.

Als ich dort dann aber wieder auscheckte und mich auf den Weg zum Flughafen machte, merkte ich schon, dass ich den großen Reise-Rucksack als solchen gar nicht benutzen kann. Schon nach 10 Minuten konnte ich dieses Monstrum nicht mehr schmerzfrei auf dem Rücken tragen. Deshalb trug ich es quer mit dem Trageschlauf über den Hals gehängt, was halt leider etwas anstrengender, aber dafür schmerzfreier war. Hier merkte ich, was die Schulzeit mit meinem Rücken angestellt hat.

In Australien hat jede große Stadt immer zwei Flughäfen: den International und den Domestic Airport. Am Domestic Airport verkehren nur Inlandsflüge. Der Domestic Airport in Sydney ist glückerweise gar nicht so stadtfern und deshalb recht gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. (Später werde ich nämlich merken, dass die Flughäfen in Australien nie an ein normales, öffentliches Verkehrsnetz angebunden sind und somit immer schweineteuer Shuttlebus Tickets zu kaufen sind).




< Was zuvor passiert war

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Der 3. Tag war Umzugstag. Im All-Inklusive Paket von Stepin waren die ersten drei Nächte im YHA Hostel mitgebucht worden. Also musste ich meinen Aufenthalt im YHA nun verlängern oder eine neue Bleibe suchen. Das YHA war teuer, aber auch eh voll ausgebucht. Außer ein 12-Bett Zimmer, das für mich aber nicht infrage kam. (Auch das wird sich im Laufe meines Abenteuers noch ändern).
Also checkte ich um 10 Uhr morgens aus, zog meinen Rucksack auf und stand auf der Straße. Mitten in Sydney, mitten im CBD, dem „Central Business District“. Um mich herum Menschen, viele Menschen. Die meisten davon Asiaten. Hin und wieder höre ich Deutsche. Ich zog durch die Straßen und konnte nun zwischen 3,4 oder 5 Sterne Hotels oder einfachen Hostels wählen. Für wenige Momente kam ich mir echt heimatlos vor. Mein Leben in einem Rucksack auf dem Rücken. Meine Wahl fiel dann aber auf das Maze Backpackers Hostel. Es war nicht weit vom YHA entfernt, lag in der Pitt Street. Die Pitt Street verläuft parallel zur George Street. Diese beiden Straßen bilden die Haupt-Einkaufs-Meilen in Sydney.

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Mein 4-Bett Zimmer teile ich mit Stanley „Stan“ aus England und einem anderem Engländer, beide etwas älter als ich. Stan war wohl im ganzen Hostel bekannt und organisierte regelmäßig „Funabende“ und andere Tagesunternehmungen. Bereits am ersten Abend stellte er sich mir sehr freundlich vor und lud mich auf „couple of drinks“ in der Lobby ein. So „jointe“ ich also der netten Runde am Tisch mit einem isländischen Paar, einem waschechten Aussie und einer weiteren netten, jungen Dame. Wir spielten irgendwelche Trinkspiele und manchmal übersetzte Stan, der wohl Deutsch studiert/irgendwo gelernt hatte) die Aufgaben/Witze für mich. Stilecht tranken wir „goon“ (wirklich billigster australischer Wein/Alkohol in Alutüten zum Abzapfen verpackt, es ist DAS Getränk der Backpacker) aus Kaffeetassen. Sichtlich angetrunken machten wir uns dann auf durch die City in die Scubar, einer Diskothek/Bar, direkt an das YHA City Central angeschlossen und tranken dort noch ein paar weitere Gläser Bier. Ich amüsierte mich über den Aussie, der wirklich schon nicht mehr ganz grade laufen konnte und unterhielt mich noch ein bisschen mit den Isländern und mit Stan. Bald verschwand der jedoch und auch wir anderen verließen die Bar gegen 1 Uhr. In der folgenden Nacht musste ich mich morgens übergeben und ich schien nicht der einzige gewesen zu sein. Willkommen in Sydney.

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Kreisel in der Nähe von „the rocks“, Sydney

Leider ging meine Digitalkamera schon in den ersten Wochen in Australien kaputt, sodass ich eine Menge Geld in eine neue investieren musste. Mit knirschenden Zähnen kaufte ich in einem Foto Fach Geschäft in der George Street eine  neue. In der Stadt bin ich anfangs auch immer in den Burger King (in Australien heißen die übrigens „Hungry Jack’s“), Mc Donalds oder andere Ecken, da es viele öffentliche WLAN Hotspots gibt. Später bin ich dann aber in einen Vodafone Shop und hab mir eine australische SIM besorgt, um mobiles Internet zu nutzen. Mein Netbook, das ich mir in Deutschland gekauft hab, hatte einen solchen SIM Karten Slot schon unter dem Akku eingebaut. Das war dann ziemlich cool, da ich so immer und überall online gehen konnte. Meine Global Gossip Simkarte nutze ich zum Telefonieren und Simsen aber weiterhin.

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Gesehen auf der (Männer!) Toilette bei den „Paddy’s Markets“, Sydney

So vergingen ein paar Tage und inzwischen hatte ich auch alles Wichtige in der City entdeckt und kanne mich ein wenig aus. Ich nahm mein Buch, das mir eine Freundin aus Deutschland für meine Reise geschenkt hatte, und ließ mich in Nähe des Opera House, am „Circular Quay“ nieder.  Irgendwann kamen ein Junge und ein Mädel, etwa in meinem Alter, dazu. Sie waren Touristen und fragten mich auf Englisch, ob neben mir Platz frei sei. Ich willigte ein und die beiden setzten sich neben mich. Offensichtlich waren es Deutsche. Als Sie mich dann noch irgendwas fragten, sagte ich Ihnen, dass sie auch ruhig deutsch mit mir sprechen können und lächelte dabei. So kamen wir ins Gespräch.  Sie kamen aus dem Saarland (endlich traf ich mal Menschen aus dem kleinsten Bundesland unserer Republik)  und waren für „nur“ 3 Monate in Australien. Kurzerhand fragten sie mich spontan ob ich Lust habe, hoch zur Harbour Bridge zu laufen.

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Und so sind wir dann über „The Rocks“ in Richtung Harbour Bridge. The Rocks ist ein Viertel am Hafen, gegenüber dem Opera House. „Tourism Australia“ beschreibt es so: „Sydneys Vergangenheit als Strafkolonie lebt weiter in „The Rocks“, einem Labyrinth aus mit Kopfstein gepflasterten Straßen und Sackgassen, fünf Minuten entfernt vom Circular Quay. Dieser historische Bezirk lockt sowohl Einheimische als auch Besucher mit seinen Museen, Galerien, pulsierenden Wochenendmärkten und Hotels mit Blick auf den Hafen an. In The Rocks treffen Vergangenheit und Gegenwart auf einzigartige Weise aufeinander.

Die steilen, verschachtelten Straßen von „The Rocks“ erstrecken sich auf der Westseite des Circular Quay und des imposanten Stahlbogens der Sydney Harbour Bridge.“  Hier war ich auch mal in einem deutschen „Löwenbräu“ Restaurant essen. Das „The Rocks“ Viertel ist einfach nur toll. alte, steile Kopfsteinpflaster-Gassen & alte, ehemalige, industrielle Hafengebäude,  direkt am Wasser, die nun als Lofts & Tanzstudios dienen. Das alte Ambiente trifft auf die hochmoderne Metropole Sydney – klasse! Entlang der Promenade am Hafen lassen sich traditionell Hochzeitspärchen mit dem Opera House, Palmen und dem Hafen im Hintergrund ablichten. Auf der anderen Seite, also einmal über die Harbour Bridge rüber, leuchten die Attraktionen und Fahrgeschäfte des Luna Parks, einem australischen Freizeitpark, den es sowohl in Sydney, als auch in Melbourne gibt. Die Strecke vom Circular Quay entlang dem Hafen, durch „The Rocks“ führt direkt zum Darling Harbour. So kann man wunderbar einen super Spaziergang vom ersten wichtigsten Treffpunkt (dem Opera House) zum zweiten wichtigsten Mittelpunkt der Stadt (Darling Harbour) machen.

Die Harbour Bridge kann man auch richtig am Geländer beklettern, aber das ist dann geführt und kostet Geld. Wir liefen nur zu einer Art Aussichtsplattform und hatten dennoch eine wirklich super Sicht auf das Opera House und den Hafen davor. Als wir dann wieder runter gelaufen sind, sind wir anschließend auch gleich noch auf eine der am Opera House abfahrenden Fähren aufgestiegen. Diese brachte uns nach Manly, einem ruhigeren Stadtteil von Sydney.  Am Hafen von Manly steht geschrieben „Seven Miles from Sydney, but a Thousand Miles from Care”. Manly ist quasi ein äußerer Stadtbezirk von Sydney mit einem eigenen Flair. Die Einwohner in Manly nutzen die Fähre als normales Beförderungsmittel, um in die Stadt und nach Hause zu fahren.
In Manly haben wir uns einfach auch ein wenig umgesehen, ein paar Läden besucht und vor allem am Strand noch etwas abgehangen.
Am Abend, als es dunkel wurde, sind wir dann zurück in die City gefahren und haben uns dort dann getrennt. Eigentlich hatte ich den beiden meine Kontaktdaten hinterlassen, sie wollten sich nochmal melden und mir Fotos zusenden. Bis heute ist dies leider nicht geschehen, schade.

 

 

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< Was alles zuvor passiert war

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In Sydney gelandet, war das Datum inzwischen der 04.08.2011. Rein rechnerisch gesehen waren wir nun also 2 Tage unterwegs.
Es folgte das Übliche: lange Wege & Gepäck holen. Dann noch eine kurze Gegenüberstellung mit australischen Polizeibeamten und Spürhunden. „Ui, jetzt lieber nichts sagen, einfach nur machen“, dachten wir uns. Als das Prozedere dann aber durch war, durften wir einreisen und erhielten den ersehnten Stempel „Arrived in Australia – 04.08.2010“.

Am Ausgang wurden wir dann von zwei jungen, braungebrannten & frischen Aussies mit Sonnenbrille und gegelten Haaren, Dunkin und Max, abgeholt. Sie waren unsere „Guides“ von der Work and Travel Company, der Partnerorganisation von StepIn. Diese Organisation steht uns bei allen Fragen und bei der Jobsuche zur Seite. Mit guter Laune und ein bisschen Smalltalk über die gerade vergangene Wahl der ersten weiblichen Premierministerin „Julia Gillard“ versuchten die beiden uns etwas aufzumuntern und unsere Müdigkeit vom Flug zu verdrängen. Zusammen mit Ihnen fuhren wir in einem Kleinbus vom Flughafen direkt zu unserem Hostel, dem“ Sydney Central YHA“, einem „5 Sterne Hostel“, inmitten der Innenstadt der 4,6 Mio. Metropole, die natürlich nicht Hauptstadt von Australien ist.  Die Hauptstadt mit offiziellem Regierungssitz ist Canberra (ca. 350.000 Einwohner) und liegt genau zwischen Sydney und Melbourne.  Canberra ist eine Planhauptstadt, die extra als Hauptstadt geplant und gebaut wurde, weil Sydney und Melbourne sich damals um den Titel als Hauptstadt Australiens gestritten haben. Deshalb baute man als Kompromiss in der Mitte Canberra und benannte diese zur Hauptstadt. Da Canberra eben nur zum Zweck der Hauptstadt mit Ministerien, Gerichtsgebäuden und Co. erbaut wurde, gibt es hier grundsätzlich, zumindest für Touristen, nicht sehr viel zu sehen und ist für die meisten eher uninteressant. Canberra besitzt viele weitläufige naturbelassene Grünflächen und wird deshalb auch „Busch-Hauptstadt“ genannt.
Am Ende oder eher gesagt im Laufe meines Australien Aufenthaltes werde ich mich übrigens an den schönen, modernen  Zustand dieses Hostels noch gerne zurückerinnern. Denn man gewinnt nach und nach an Hostel Erfahrung.
Dort ließen wir jedenfalls unser Gepäck einlagern und bekamen zur Einstimmung auf das bevorstehende Backpacker Leben erst einmal ein Hostel Frühstück, nein, ein “Breakky” (-> Breakfast), gratis. Zwei Toasts, einen Apfel, etwas Marmelade und einen Saft. Das Wetter war sonnig, etwa 20 Grad. Mehr oder weniger gestärkt ging es dann auf zu einem kleinen Rundgang durch die City von Sydney bis zum Büro der Work and Travel Company. Dort wurde uns kurz alles gezeigt, bspw. die Computer mit kostenloser Internetnutzung.
Zurück im Hostel lernte ich meine Zimmergenossen kennen: Gregor, ein Deutscher und zwei Niederländer, die in Sydney studierten. Am darauffolgenden Tag fand im Büro der WTC ein sogenanntes Einführungsseminar statt. Die beiden Guys von der WTC holten uns dafür im YHA Hostel ab und führten uns mit einer größeren Reisegruppe aus Deutschland zusammen. Es gab Vorträge über Australien und dessen Vorzüge und Reisetipps. Uns wurde erklärt, wie wir unser Abenteuer gestalten können, was die WTC für uns tun kann, wie man sich ein Auto mieten kann usw. Dann besuchte uns eine Dame der Westpac Bank, die für uns unsere Kontoanträge vorgefertigt hatte. Wir erhielten unsere Steuernummern und durften in eine Kamera lächeln, damit wir einen YHA Ausweis mit tollem WTC Logo  bekommen konnten. (Den werde ich später übrigens verlieren und nur einen einfachen ohne Foto und WTC Logo wiederbekommen).

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Außerdem durfte sich jeder erst mal tolle blaue WTC FlipAndyps, nein, „Aussie-Thongs“, Schlüsselanhänger etc. mitnehmen. Nach der Veranstaltung wurden direkt auch mal die Computer gestürmt und die ersten gingen auf die Suche nach Jobs. Ich ging später mit Marissa, Aline und noch zwei anderen im Coles Supermarkt einkaufen. Wir wollten nämlich Nudeln kochen. Mir fielen direkt die Preise auf. Als Faustregel lässt sich sagen: Alles ist mindestens etwa doppelt so teuer wie bei uns.

Wobei es da regional noch Unterschiede gibt und das System anders ist, als hier. Bei etlichen Artikeln ist ständig irgendein Angebot gültig, kauft man einen Artikel, gibt’s den zweiten gratis dazu oder ab dem 2. Artikel sind alle weiteren günstiger o.ä.  Aber umgekehrt verdienen die Australier verhältnismäßig auch ziemlich gut. Ein Stundenlohn von umgerechnet 20 EUR ist (zumindest in und um Darwin im Northern Territory) keine Seltenheit. Bei Backpackern sieht das natürlich nochmal anders aus, aber auch da gab es schon Leute, die sehr gut verdient haben und dann viel Kohle wieder mit nach Hause genommen haben.

Beim Check-Out (der Bezahlvorgang) muss man sich dann zwischen SB-Kasse oder normaler Kasse entscheiden. Was in Deutschland bisher zwar immer öfter auftaucht, ist hier schon gang und gäbe. Denn die SB-Kassen waren ziemlich voll, obwohl es bestimmt 20 Stück waren. Wir sind aber zur handelsüblichen Kasse. Und tatsächlich, die Kassiererin fragt “Hi, how are you today?”. Dieses Phänomen hatte ich bei der Vorbereitung auf meine Reise nämlich im Internet schon gelesen und scheint absolut typisch in Australien zu sein. Man erwartet keine Gegenantwort, darf aber auch kurz antworten, wenn die Kassiererin zum Beispiel fragt, was man heute noch so macht: “What are you up to today?”. Aber wie gesagt, man braucht sich dadurch nicht bedrängt fühlen, man muss darauf nicht unbedingt antworten.

Diese gewisse Lässigkeit ist bei den Australiern einfach völlig normal, habe ich später gemerkt. Wenn man fremde Personen anspricht, begegnen sie einem ziemlich locker, halt dieses typische “easy-goin’”, das man den Aussies nachsagt. Aber es ist wirklich so. Dazu dann noch das passende Outfit (FlipAndyps und Tank-top) und der passende Slang (“Fuck”, “Fuckin”, “howsitgoan mate?”, “yeah, good on ya mate”) und der typische Aussie ist fertig. Die Mädels tragen sehr häufig auch den von mir so genannten “Aussie-Zopf”: Ein Dutt, aber leicht schräg, links oder rechts hinten, angesetzt.  Auch cool ist, dass die Kassiererin die Artikel scannt und gleich auch schon in Tüten einpackt und man dann nur noch die vollen Plastiktüten übernehmen muss: tolle Sache.

Zum Essen verabredeten wir uns für ca. 16 Uhr. Und um diese Zeit saß ich auch wie verabredet im ersten Stock in der Lounge. Zwar plagte mich der Sekundenschlaf, doch immer wieder schaute ich nach den Mädels. Nach gut 20 Minuten Kampf mit der Müdigkeit gab ich auf, ging auf mein Zimmer und ging einfach nur noch schlafen. Ich war so dermaßen übermüdet… Abends bin ich zwar aufgewacht, aber  nicht aufgestanden. Einmal rumgedreht, gleich weitergepennt. Bis zum nächsten Tag. In meinem Zimmer waren zwei Jungs (um die Ende 20) und Gregor, der mit mir eingezogen war und auch gerade erst aus Deutschland angekommen war. Er war aber mit einer anderen Organisation gekommen.

 

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Die beiden anderen waren zum Studieren in Sydney und schon einige Monate hier. Irgendwie ergab es sich, dass ich mit Gregor und Till zum Bondi Beach gefahren bin. Bondi liegt etwa 7 km von der Innenstadt und ist einer der berühmtesten Strände und Surfspots der Welt. Mit dem Bus kamen wir recht unproblematisch dort hin und genossen unsere erste Ozean Brise! Traumhaft, sage ich nur! Als ich auf das tiefblaue Meer blickte und um mich ein angenehmer Wind wehte, spürte ich, dass es absolut richtig war, die ganze Aufregung auf mich genommen zu haben und das Abenteuer wirklich gewagt zu haben.

 

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Mit Till und Gregor selber konnte ich nicht allzu viel anfangen, sie waren ganz in Ordnung und eine gute Bekanntschaft für die ersten Tage. Till wollte aber ziemlich schnell aus Sydney weg. Ich erinnere mich noch, dass er vorhatte mit Sack und Pack in den  „Blue Mountains“  wandern zu gehen. Ich muss gestehen, ich hatte mir kaum Pläne im Vorhinein über meine Reiseroute innerhalb Australiens gemacht und deshalb zu dem Zeitpunkt auch keine Ahnung gehabt, was genau er mit „Blue Mountains“ meinte. Aber das war  ja ganz am Anfang. Später werde ich selber in die Blue Mountains fahren – aber dazu später mehr.  Zu Gregor verlor ich dann auch jeglichen Kontakt, aber so ist das eben unter Backpackern:  ein Kommen und ein Gehen.




< Was war zuvor alles passiert?

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Der Tag des Abflugs war da. Ein normaler Tag – bis etwa 16 Uhr. Ich war ziemlich nervös und die letzten Tage hatte ich das Gefühl alles Mögliche nochmal machen zu müssen: auf der Zeil einkaufen, in den Rewe gehen, S-Bahn fahren…da ich das ja dann erst einmal nicht mehr tun kann.
Gegen 16 Uhr etwa schnallte ich mir also meinen Backpacker Rucksack um und wir machten uns mit dem 61er Bus auf zum Flughafen. Dort angekommen begab ich mich zum Schalter der Korean Airlines und hielt nach Mitreisenden Ausschau, konnte aber niemanden sichten. Also gab ich das Gepäck ab und ging mit meiner Familie hoch zum Mc Donalds einen Kaffee trinken. Gegen 18.30 Uhr etwa nahm ich dann, recht entspannt, Abschied und begab mich zum Gate.
Im Flugzeug Platz genommen saß ich neben einem Jungen in meinem Alter Platz. Später stellt sich heraus: Till aus Berlin. Hinter mir saßen dann Aline aus Braunschweig  und Marissa aus Ingolstadt. Eine Reihe vor uns: Tobias und Christian aus Dresden. Stepin hatte also unsere kleine Reisgruppe möglichst zusammengesetzt und wir stellten aber erst im Flieger fest, dass wir als eine solche Gruppe zusammengehören. Till war recht eigen und eher an seiner Musik interessiert. Christian und Tobias waren beste Kumpels und grinsten sich irgendwie immer gegenseitig an, wenn man mit ihnen sprach. Auf mich machten sie den Eindruck, als führen sie irgendwas im Schilde.

Als wenn sie nur zum Partymachen und Frauen abschleppen nach Australien fliegen. Später werden sie aber, erstaunlicherweise, die ersten von uns sein, die sich um einen Job bemühen. Marissa und Aline freunden sich im Flieger mit ihrem Sitznachbarn, einem deutschen Koreaner, der Familie in Seoul hat an, um ihre Nervosität zu stillen.
In Seoul angekommen mussten wir durch eine Kontrolle und befanden uns dann als Transit Passagiere für die nächsten 6 Std. im Terminal. Till verschwand alleine irgendwo und die anderen beiden Jungs waren auch recht zügig in der Menschenmenge untergangen. Ich blieb bei den beiden Mädels. Marissa war mir mit ihrem typischen bayrischen Dialekt sofort super sympathisch. Schnell kamen wir ins Gespräch und ich lernte von ihr, dass man Ingolstädter  traditionell auch “Schanzer” nennt. Daher war sie von nun an nur noch “die Schanzerin”.

Die Schanzerin hatte Ihrer Familie versprochen anzurufen, also wechselten wir Geld in koreanische Won und versuchten uns am Telefon. Zunächst vergeblich. 45 Minuten später und mit der Hilfe eines koreanischen Reisenden, der zumindest ein bisschen Englisch sprach konnte sie dann nach Deutschland telefonieren.  Danach legten wir uns auf die Stühle in einer ruhige Ecke. Die beiden schliefen ein wenig, ich nutze das kostenfreie Internet und las Zeitschriften.
Also es dann endlich weiterging vervollständigte sich unsere Gruppe dann am Gate wieder und wir konnten nach Sydney weiterfliegen. Weitere 10 Std. Flug…leider kannte man inzwischen die deutschen On-Board-Filme. Also waren nun entweder die Englischen an der Reihe, Videospiele dran oder einfach Ausruhen angesagt.




< Was war zuvor alles passiert?

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Ab heute werden wir hier im Blog den spannenden Work-and-Travel-Erlebnisbericht aus Australien (53093 Kilometer und zurück! – Ein Work & Travel Abenteuer in Australien, Indonesien, Südkorea & auf Fiji) von Tobias präsentieren. Jeden Tag werden wir jeweils ein neues Kapitel veröffentlichen. Viel Spaß beim eintauchen. :-)

Und es geht schon gleich los…

Die Idee & die Vorbereitung

Auf „richtiges Arbeiten“ hatte ich noch keine Lust. Deshalb stellte ich mir gegen Ende meiner Ausbildung bei Pan Dacom die Frage: was soll ich nach der Prüfung machen? Pan Dacom würde mich sowieso nicht übernehmen und ehrlich gesagt, passte mir das total super.
Beeindruckt von meiner ehemaligen Klassenkameradin aus der Realschule, lies ich die Gedanken in mir walten. Sie war, so hatte ich über wer-kennt-wen (Facebook war damals noch nicht) herausgefunden, inzwischen zum Studieren in die USA gereist und hatte dort ein neues Leben begonnen. Später schrieb sie mir einmal: “Ich lebe hier den Traum.” (Heute ist sie übrigens immer noch in den Staaten und hat sogar geheiratet). Ich fand das toll und wollte auch weg, in die weite Welt hinaus. Als ich während meiner Ausbildung im Lager eingesetzt war, war öfter mal tote Hose und ich durfte mir dort im Prinzip sowieso einen lauen Lenz machen. Diese Zeiten nutze ich immer, um mich über mögliche Auslandsprogramme zu informieren.
Schon die letzten Jahre zuvor war ich auf Wochenendtrips quer durch Europa unterwegs. Alles fing an zu meinem 18. Geburtstag: Berlin. Angesteckt vom Reisen leistete ich mir Trips nach Zürich, Wien, Rom, Mailand, Warschau, Prag, London, Marseille, Madrid. Irgendwie war mir nach sozialem Engagement. Vielleicht Hilfsarbeit in Südafrika oder Südamerika. Oder eine Sprachreise in England oder den USA. Irgendwie sowas… Also bestellte ich mir Prospekte und stöberte auf den Homepages der großen Reiseorganisationen für Auslandsaufenthalte. Verlockend war das alles. Die tollen Bilder von Traumstränden, Safari-Touren oder ausgewöhnlichen Tieren. Allerdings waren alle Programme zeitlich fixiert, also musste begrenzt gebucht werden. 3,6 oder 12 Monate. Jede Verlängerung der Reisezeit kostet Aufpreis. Und überhaupt: Warum soll ich viel Geld dafür bezahlen, um armen Kindern in Afrika zu helfen?
Allen voran in den Prospekten: Work & Travel. Australien, Neuseeland oder Kanada. Der Vorteil: Kein zeitliches Limit. Wenn es mir gefällt, darf ich 12 Monate bleiben, wenn nicht, darf ich nach 2 Tagen auch wieder zurück. Der Rückflug ist open return und quasi freiwählbar. Von den drei Ländern, die diese Visa-Art anbieten war für mich Australien, der Spitzenreiter für junge Leute, perfekt. Nun also verglich ich die Reiseveranstalter und es kam, wie bei fast jedem, der einen solchen Auslandsaufenthalt vorhat, die Frage auf, ob ein Reiseveranstalter überhaupt notwendig ist [sieh auch: Vor- und Nachteile]. Denn grundsätzlich besteht Work & Travel aus: Flug buchen, Rucksack schnappen und los. Das Visum gibt’s online. Der Antrag ist in 20 Min durch und das Visum innerhalb 6 Stunden erteilt.
Flüge buchen, Visum beantragen etc. kann ich auch alles selber und muss dafür keine teure Reiseorganisation bezahlen. Deshalb überlegte ich einige Wochen und besuchte Vortrags- und Vorstellungsveranstaltungen von „TravelWorks“ und „StepIn“ in Frankfurt, bei denen ehemalige Reisende berichteten und Mitarbeiter Ihre Leistungen vorstellten. Es herrscht ein wahrer Kampf zwischen Befürwortern solcher Reiseveranstalter und denen, die lieber Geld sparen und alles alleine organisieren. So drückten mir nach der Veranstaltung im Kolping Haus direkt am Ausgang zwei Typen Flyer in die Hand, auf denen klar gemacht wird, das Reiseorganisationen nur Geldmacher sind und man für sein Geld nichts bekomme.

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Letztendlich buchte ich nach einigem Hin- und Her dann aber doch das Komplettpaket über den Veranstalter, da für mich persönlich einfach der Start in Frankfurt als kleine Gruppe sehr wichtig war und ich nicht komplett allein in Australien ankommen wollte.
Ich entschied mich für „Stepin“ (Student Travel & Education Programmes InterNational), da sie mir einen seriösen und angenehmen Eindruck machten. Nun musste ich noch überlegen welche Route ich buchen möchte. Das Quantas Airbus-A380 Special über Singapur? Oder doch lieber Korean Air über Seoul? Da ich schon immer ein Faible für Asien […] habe entschied ich mich für die Route mit dem Stopover in Seoul. Und da man ein solches Abenteuer ja auch nicht alle Tage macht, muss man auch richtig zuschlagen: Ich buchte noch einen Stopover auf die Fiji Inseln mit hinzu. Im magischen Moment, in dem ich auf “Buchen” klickte, begleitete mich “Inner Smile” von Texas. Mit diesem Lied brachte ich mich nämlich in die richtige Reisestimmung. Ich hatte zuvor den Film “Kick it like Beckham” gesehen, in dem am Ende des Films Jess und ihre Freundin Jules zusammen für ein sportliches Auslandsjahr in die USA fliegen. Ich kannte den Film schon aus der “Freiherr”, wir hatten damals sowohl den Film, als auch das englische Buch gelesen. Er lief nun wieder auf Pro7 und faszinierte mich einfach erneut. Das Lied am Ende motivierte mich!

Das Visum beantragte ich selber, die Flüge, ein Bankkonto, eine Steuernummer und eine SIM-Karte besorgten mir StepIn.
So vergingen nun die Wochen nach und nach. Ich traf mich mit meinem Vater bei GlobeTrotter in der Hanauer, um einen Reiserucksack und einen Schlafsack zu kaufen. Es war ein bulliger, heißer Sommertag und ich war voller Vorfreude, aber natürlich auch total aufgeregt.




Morgen folgt: Die Flüge