An einem Sonntag, an dem es in Perth eh ziemlich ruhig war, machte ich einen Ausflug nach Fremantle beziehungsweise ‘Freo’, wie Locals diese Stadt, etwa 19km von Perth gelegen, nennen. Mit dem Schiff kommt man dort relativ unkompliziert hin. Am Hafen von Fremantle ist ziemlich viel Gewerbebetrieb mit Containerverschiffung etc., aber auch eine Markthalle mit Souvenirs und Klamotten. Nach ein bisschen Fragen und Verfolgung der anderen Menschen lief ich dann in die Innenstadt mit Fußgängerzone und befand mich schon mal auf dem Cappuccino-Strip, eine Straße mit etlichen Restaurants und Cafés.

Die meisten, die Fremantle besuchen, kommen vor allem auch wegen der Fremantle Markets, einem großen offenen Markt, der eben auch sonntags offen hat. Hier ist sonntags mehr los als in ganz Perth. Zahlreiche Menschen stöbern durch die Markthallen, es gibt wahnsinnig viele verschiedene Früchte in bunten Farben. Zu fast jeder Frucht stellen die Verkäufer kleine Schälchen mit Probestückchen zum kostenlosen Probieren hin. Es machte richtig Spaß hier und da zu gucken und zu probieren:) An einem Stand gönnte ich mir einen außergewöhnlichen Nusskaffee. Der Stand hatte etliche extravagante Kaffeearten. Ansonsten gab es noch alles Mögliche an Spielzeug, Souvenirs, Shirts, Schmuck, Instrumenten und so weiter.

An einer Stelle hatten unterschiedliche, junge Nachwuchskünstler die Möglichkeit ihre Musik zu präsentieren und ein bisschen Taschengeld zu verdienen. Auch einen typischen Stand mit “German Bratwurst” gab es natürlich. Vor der Markthalle spielten wieder verschiedene Straßenkünstler ihre Show, alle Cafés und Shops rundum die Markthalle waren offen und sehr gut besucht. Von öder und langweiliger Wochenendstimmung war hier nichts zu spüren. Am Nachmittag gab es auch eine Art Parade und es begann ein Straßenfest rund um die Markthalle. Verschiedene Bands spielten hier auf einer
Livebühne und es gab noch mehr Stände und Buden. Als Wild Marmalade auf der Bühne spielte ging es aber richtig ab.

Sie mixten elektronische Musik mit den Klängen eines Didgeridoo. Es war echt eine super Stimmung, die Leute waren total animiert und hatten übelstes Tanzgefühl. Mir gefiel die Musik auch und ich entschied mich spontan zum Kauf einer CD. Es gab zwei Versionen, eine schwarze CD und eine beige. Ich kaufte erst die schwarze und tauschte später aber nochmal um. Blöderweise. Denn die schwarze war die CD, die Wild Marmalade hier gerade live performten. Die Songs der Version in beige finde ich nicht so mitreißend, wie sich in Darwin, wo ich die CD zum ersten Mal hören werden kann, herausstellen wird. Aber es lag auch einfach viel an der geilen Stimmung, die in Perth herrschte. Unbeschreiblich, wie die Leute einfach am ‘Jumpen’ waren.

Am Abend lief ich dann wieder in Richtung des Hafens von Fremantle und fuhr zurück nach Perth. Ich musste noch gut eine halbe Stunde aufs Einsteigen warten und stellte dann, als wir endlich rein durften, wie ein Idiot fest, dass ich mein Ticket nicht finden konnte. Ich war sicher, es war nur irgendwo zwischengerutscht, aber hatte jetzt auch keine Zeit mehr, alles zu durchsuchen. Peinlich, immerhin hatte ich genug Zeit vorher. Aber der lässige Aussie am Schiffseingang war locker drauf und glaubte mir.

In Perth besuchte ich die Tage darauf noch den botanischen Garten. Er ist ziemlich bergauf gelegen, bietet aber eine wunderbar, herrliche Sicht auf die Stadt, deren Skyline und das Wasser des Ozeans.

Blick aus dem Botanical Garden in Perth

Blick aus dem Botanical Garden in Perth

Im botanischen Garten kann man wunderbar viel spazieren gehen, Pflanzen und Vögel beobachten. Es gab auch Brunnen und eine öffentliche Bühne auf einem riesig großen Wiesenhang, auf der Veranstaltungen stattfinden. Es ist einfach ein sehr großer Park und ich hab mir alles angesehen und immer wieder mal ein paar Nap’s gemacht:)

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Worauf ich mich total freute war mein Trip zum Strand. Denn hier sollte man tatsächlich ohne irgendwelche Quallen, Krokodile oder sonstige ekelhaften oder gefährlichen Tiere schwimmen können. Ich mein, ich hatte bis dahin schon echt einige unglaublich schöne Strände und viel ozeanisches Wasser gesehen, aber was bisher nicht ein einziges Mal schwimmen.

Der Strand war erstaunlich groß und entsprechend verteilten sich die wenigen Menschen, die dort waren, auch breitflächig. Dann gab es aber kein Halten mehr und ich sprang endlich in den Ozean. Darauf hatte ich schon lange gewartet! Nach ein paar Runden und ein paar Fotos auf dem anliegenden Felsen legte ich mich dann hin und machte, mal wieder, ein Nickerchen. Das hätte ich besser bleiben lassen.  Später begann es leider zu regnen. Deshalb entschied ich mich zurück zu fahren. Ich zog mich in der Umkleide um, und fuhr mit dem Bus zurück zur Perth Central Station. Am Abend erst bemerkte ich, dass ich mir wohl einen recht starken Sonnenbrand zugezogen hatte.

Als ich am nächsten Tag in der Stadt unterwegs war, war direkt vor der Library eine Art Gremium aufgebaut. Also quasi ähnlich wie der Saal im Bundestag, nur natürlich viel kleiner. Es waren Holzbänke und auf jedem Platz stand ein Namensschild mit dem Namen einer Nation. Germany war natürlich auch dabei. Es hatte sich schon eine große Menschenmasse vor der Show aufgestellt.  Von der profitierten auch die jungen Aktivisten und Aktivistinnen, die nebenan mit einem Berg von dahinschmelzenden Eisblöcken auf die globale Erderwärmung aufmerksam machen wollten und Unterschriften sammelten.  Um 14 Uhr ging es dann los und auf jedem Platz des Kabinetts streckte sich auf einmal ein Hund hervor. Ich weiß nicht genau, was diese Show genau zu bedeuten hatte, denn es hielt auch niemand eine Ansprache. Irgendwo standen Schilder, aber die habe ich nicht durchgelesen.

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Diese Show fand an mehreren Tagen statt, die Herrchen ließen Ihre Hunde halt Platz nehmen, die Leute machten Fotos und schauten einfach zu. Es war irgendeine Initiative, entweder politisch oder es sollte Kunst sein. A pro pros Kunst. Direkt daneben, also in der unmittelbaren Nachbarschaft der Library waren auch noch zwei Museen. Im einen war tatsächlich irgendwelche abstrakte Kunst ausgestellt, ich verstehe dessen Sinn bis heute nicht. Ich kann mich noch an einen riesen Saal erinnern, der leer war. Die Wände waren aber von irgendwelchen Studenten/Künstlern mit irgendwelchen Sprüchen, zum Teil auch in deutscher Sprache, zugekleckst worden. Und es gab einen kleinen, quadratischen Raum, total dunkel.

Dort lief ein Film, der mittels Projektoren über alle vier Wände des Raumes gezeigt wurde. Ich weiß nicht mehr worum es genau ging, aber es sprachen Menschen unterschiedlichster Herkunft über etwas. Auch ein Deutscher kam dort zu Wort. War halt ganz lustig, da man als Zuschauer auf einem Hocker in der Mitte des dunklen Raumes saß und dann immer auf eine andere Wand gucken musste, je nachdem, wo welches Bild grad lief. Der Eintritt war halt kostenlos, deswegen dachte ich, ich schau einfach mal, was in dem Museum zu sehen ist. Schlau geworden bin ich aus dem Besuch nicht.
Dann war ich noch im offiziellen Museum des Staates, also Western Australien Museum – Perth. Die Ausstellungen wechseln hier natürlich ab und an. Es gab zu diesem Zeitpunkt ein paar spielerische Stationen, vor allem für Kinder. Hier konnte man bestimmte Tierarten entdecken und dafür hatten Sie unter anderem auch sehr beeindruckende Tiere in Lebensgröße ausgestellt. Im oberen Geschoss wurde einiges über Aboriginals ausgestellt: deren frühere Handwerkszeuge, Lebensweise und sowas. Der Eintritt ist auch hier kostenfrei gewesen.

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Mein Sonnenbrand war inzwischen sehr schmerzhaft geworden und ich war am Überlegen, ob ich das mal einen Arzt checken lassen sollte. Denn der Anblick, der sich mir bot, war nicht mehr feierlich. Ich wusste nicht mal mehr, ob das ein Sonnenbrand ist oder was sonst. Denn inzwischen hatte sich der Sonnenbrand in seiner Farbe geändert. Zunächst einmal war es normal rot, dann wurde es orange bis gelblich.
Und kleine Bläschen hatten sich gebildet. Der Sonnenbrand war so schmerzhaft wie noch nie ein anderer zuvor in meinem Leben. Ich wusste echt nicht was ich jetzt machen sollte. Allein der Anblick auf meine eigene Brust und den Bauch machte mir echt Angst und ich überlegte, was das ist. Ich hatte inzwischen bestimmt schon gut eine Woche mit dem Scheiß zu kämpfen und war in allem eingeschränkt, da einfach alles schmerzte und ich den Rucksack nicht tragen konnte und auch nicht richtig schlafen konnte.

Ich entschied mich noch 2-3 Tage zu warten und zu gucken, was passiert. Glücklicherweise wurde es allmählich besser. Nach gut 1,5 – 2 Wochen war es dann überstanden. Aber diesen Sonnenbrand werde ich echt nie wieder vergessen. Zwischenzeitlich war Steve auch wieder von seinem Surf Trip zurück in Perth und checkte im gleichen Hostel ein.

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Ich hatte mich also von Marissa noch verabschiedet und Andyg mit Tiger Airways 3277 km von Melbourne nach Perth. Neue Stadt, neuer Bundestaat. Welcome to Western Australia. In Perth war es extrem heiß – die Nachrichten berichteten die letzten Wochen von mehreren Waldbränden in Western Australia, während es in Queensland die ganze Zeit nur regnete. 40 Grad waren es an einigen Tagen in Perth.

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Ich war also in Perth und unglaublich beeindruckt von der Stille, die hier trotz der über 1,6 Million Menschen, herrschten. Die Stadt war von der Sonne erhellt, übersichtlich und sauber. Es war wirklich komisch, in meinen Ohren hörte ich noch den alltäglichen Straßenlärm, die Hupen, Trams, Menschen und Schnelllebigkeit von Melbourne. Hier? Ruhig, gelassen, keine Hektik. Ich begab mich zu meinem Hostel und checkte ein. Es war jetzt nicht das modernste, etwas brüchig (die rechte Tür des sich im Zimmer befindlichen Kleiderschrank war bereits rausgebrochen und stand angelehnt daneben) aber ansonsten ok. Ich zog in ein 4er Zimmer im Hinterhof. Mit auf dem Zimmer war auch wieder ein deutscher: Steve, ein begnadeter Surfer. Die Tage in Perth verbrachte ich also erst mal mit dem gewöhnlichen Sightseeing. Die City abchecken halt.

Perth war sehr geräumig, alles sehr weitläufig, viele helle und weite von der Sonne geheizte Straßen. Perth besitzt eine edle Skyline, unweit vom Strand, der mit einer wunderschönen, rundlaufenden Bucht daherkommt. An der Bucht verläuft eine Promenade mit eigenem Laufstreifen für Jogger. Ansonsten eine riesige Wiese, viel Grün mit Palmen.
Die Innenstadt ist ansonsten recht überschaubar, ich entdeckte einige Straßenkünstler wieder, die ich schon in Melbourne und Sydney gesehen hatte. Generell muss man sagen, dass es hier deutlich mehr Straßenkünstler gibt, als in Deutschland. Ich vermute einige werden an einer speziellen Schule dafür ausgebildet und starten dann mit einer eigenen Show ihre Touren quer über den Kontinent. Denn wenn man mal einige Shows (ja, es sind zum Teil wirklich einstudierte Showeinlagen, nicht nur stupides Vorführen einer Sache), verschiedener Künstler beobachtet, merkt man schnell, dass einige Rahmenhandlungen und Sätze sehr ähnlich sind.

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Im Myer, einer großen australischen Modekette, kaufte ich mir nach langem Hin-und herüberlegen ein Poloshirt für $40, mit dem ich schon öfter liebäugelte.

Vor der W.A. State Library, Perth

Vor der W.A. State Library, Perth

Auch Perth hat natürlich eine State Library, die ich selbstverständlich des Öfteren besuchte. Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die Librarys von Staat zu Staat. In Perth wurde man überhaupt nicht kontrolliert. Die Library hatte ordentliche Arbeitsplätze am Tisch, aber auch “loungeartige” Sitzsessel. Die Library schloss immer um 19 Uhr, danach konnte man aber einfach seinen Laptop nehmen und vor der Tür noch weitersurfen. Es gibt in Perth auch eine öffentliche Liegewiese mit riesigem Plasmabildschirm vorne dran. Dort laufen Werbeclips und Kurzdokus und nebenbei bietet der TV kostenfreien WLAN Zugang, sogar schneller als in der Library.
Nur gab es hier wiederrum keine Steckdose. Naja egal, ein cooler Service war es auf jeden Fall. Hier hingen auch ab und zu Aboriginals rum, mit denen ich ins Gespräch kam. Einmal beobachtete ich auch einen ihrer nicht ungewöhnlichen Kämpfe untereinander, der mit Polizeieinsatz und Blut ausging, direkt vor meinen Augen. Schrecklich.

Steve packte seine Sachen und zog mit Bekannten auf eine mehrtägige Surf Tour. Er empfahl mir noch einen Ausflug nach Rottnest Island. Diese Insel ist nur 11 km lang und 4,5 km breit, autofrei und ziemlich naturbelassen. Viele Locals fahren hier am Wochenende mit der Fähre rüber und genießen ihre freie Zeit. Es sind nur ca. 20 km von Perth aus bis zur Insel. Das Highlight auf der Insel sind seltene Vogelarten und die auf der ganzen Insel frei herumlaufenden Quokkas, eine Mischung zwischen Minikänguru und Ratte.

Total zahm und relativ angstfrei kann man sie aus nächster Nähe betrachten und zusehen, wie sie daherhoppeln. Wie es sich für Australien gehört, gibt es auch auf Rottnest Island einen Subway. Und nicht nur das: Nur in diesem Store gibt es sogar Subway Pizza! Auf Rottnest Island kann man einfach in Ruhe relaxen und die Natur auf sich wirken lassen. Da ich dienstags rübergefahren bin, habe ich die Hin- und Rückfahrt mit der Fähre zum halben Preis bekommen, da es dienstags immer einen Sonderpreis gibt.

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Es war inzwischen November und so langsam begann die Weihnachtszeit. Als ich mal wieder durch die Innenstadt und die vielen Shopping Malls in Perth schlenderte, sah ich an einem Stand zu, an dem sie selber und frisch Kaubonbons herstellten. Das war ein Augenschmaus und lies den ganzen Gang der Mall schön süß duften. Generell gab es solche Vorführungen öfter. Ich kann mich auch an eine Eisdiele erinnern, in der man einem Mann im Schaufenster beim Herstellen und Backen der Waffeln zusehen konnte.
Jedenfalls hatten sie in Perth die Tage einen rot geschmückten Weihnachtsbaum aufgestellt und waren auch schon an den Vorbereitungen der offiziellen Christmas Parade, die schon bald stattfinden sollte.

Ich war zwei Wochen lang in Perth und verbrachte viel Zeit, vor allem auch zum Essen, in der Stadt und den Malls. Ich aß hier auch öfter mal einen Kebab, also quasi einen Yufka Döner, wie man ihn hier in Deutschland kennt. Einen Döner, wie wir ihn hier essen, gibt es in Australien nicht. Und grundsätzlich ist Döner/Kebab auch deutlich teurer, umgerechnet zahlt man vielleicht um die 7-8 EUR. Ich kaufe einige Weihnachtsgeschenke für meine Familie in Deutschland, zum Beispiel die tolle Krawatte, die ich meinem Vater geschenkt habe, ist „made“ und gekauft in Perth. Ich hatte nämlich geplant, ein Päckchen mit lauter kleinen Souvenirs und Geschenken nach Deutschland zu schicken. Letztlich werde ich einiges an Portogeld sparen, wie sich später noch zeigen wird.

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Da ich ja in Darwin zwecks des kostenfreien WLAN sehr oft in der State Library zugegen war und ich inzwischen auch herausgefunden habe, dass es in jeder State Library in Australien kostenfreies Internet gibt, war ich nun auch öfter in der State Library of Victoria.
Der Nachteil hier war, dass man keinerlei Getränke oder Essen mitnehmen darf (was in Darwin aber erlaubt ist). Man muss das dann in einem kostenpflichtigen Gepäckfach einschließen. Auch gab es hier zwar eine Durchsuchung, aber lange nicht so aufwendig wie in Darwin. Zwei “Türsteher” beobachteten einfach immer die durch den Eingang laufenden Leute und kontrollierten entsprechend per Sicht.

Wenn also ein größerer Schwall an Menschen auf einmal durchging, konnte man sich ab und an auch mal mit Essen & Trinken im Rucksack durchmogeln. Das geniale in der Library in Melbourne aber war, dass es keine Begrenzung für die Benutzung des Internet gab. Das heißt weder im Daten- noch im Zeitvolumen. Die Geschwindigkeit war überragend schnell. Also im Vergleich zur Library in Darwin gesehen. Dort war das Internet deutlich langsamer und es gab eine 4 Std. bzw. 100 MB Begrenzung. Ich war überrascht über diese großzügige Bereitstellung. Auch von Innen war die Library sehr schön. Sie war riesig, ähnelte einem Atrium, alles war massiv, die Tische und Arbeitsplätze aus Holz. Überall gab es genügend Powerpoints (Steckdosen) und es war wie üblich schön ruhig. Vor allem abends, wenn es draußen dunkel wurde und kein Tageslicht mehr durch das große Glasdach schien, war es drinnen sehr gemütlich. Ich war gerne dort.

In meinem Zimmer war ich seit einiger Zeit ganz alleine, an einem Tag aber zogen dann zwei Israelis ein. Einer von Ihnen war Ido Friedländer, dessen Vater wohl irgendwelche deutschen Ursprünge besitzt. Sie schienen sehr gute, beste Freunde zu sein und haben den weiten Weg aus Israel auf sich genommen, um mit dem Motorrad den roten Kontinent zu bereisen. Sie waren sehr nett, Ido spielte ab und zu mit seiner Gitarre.
Ich hab selten selber gekocht, nur ab und zu. Dafür hab ich Marissa und ein paar anderen ab und an mal in der Hostel Küche beim Kochen zugeguckt. Das Flinders Backpackers hat ungefähr 10 Stockwerke, die Rezeption, die Lobby, der Küchenbereich, der Essbereich und die begehbare Kühlkammer waren auf dem 2. Andyor.
Man kann sich das so vorstellen: Man kommt aus einem der beiden Aufzüge, wird von lauter, ständig laufender Hip Hop Musik wie in diesen auf Jugendmode ausgerichteten Modeshops, begrüßt und findet vor sich direkt die Rezeption. Es war lustigerweise Gang und Gebe, dass hier kleine Spätzchen von draußen im Küchen- und Essbereich Andygen. Auch in den Subway Filialen in Melbourne war mir das bereits aufgefallen. Irgendwie verrückt, dass diese kleinen Vögel da gar keine Hemmung haben.

Ich glaube es war irgendeine Nacht von Freitag auf Samstag, als ich früh morgens, so gegen 5 oder so, völlig schlaftrunken, mal wieder diesen ätzend nervigen Weg von meinem Hochbett, die Treppe runter und vom Zimmer bis zu den Toiletten, auf mich nahm. Ich machte die Tür auf und sah eine sich schminkende Frau am Spiegel stehen. Ich machte die Tür wieder zu, warf einen verwirrten Blick auf das Schild auf der Tür und fragte mich, ob ich wirklich so verpeilt bin und mich in der Tür geirrt hatte. Aber nein, es war die Herrentoilette.
Also machte ich die Tür wieder auf. Das Mädel lächelte, nickte mir zu und kicherte dann noch aus irgendeinem Grund. Also betrat ich das Bad und wanderte schnurstracks in einer der Toilettenkabinen. Während ich also mein Geschäft verrichtete, schien auch eine Dusche zu laufen. Eigentlich nichts unübliches, da im Hostel ja viele Arbeiter hausierten, die durchaus morgens gegen 5 Uhr aufstehen müssen. Übrigens ist mir aufgefallen, dass die Toilettenkabinen in Australien an den Scharnieren nie dicht geschlossen sind. Also links und rechts ist fast immer ein kleiner Spalt, eine Ritze, durch die man durchsehen kann.

 

Man müsste sich von außen zwar schon irgendwie an den Spalt stellen und bewusst durchgucken, was natürlich niemand macht, aber ich fand das schon sehr gewöhnungsbedürftig. Die Kabine war dadurch nicht mehr komplett abgetrennt und irgendwie ist mir diese Bauweise mit den an den Seiten nicht komplett abgeschlossenen Toilettenkabinen fast überall begegnet – sehr komisch. In Deutschland sind die Seiten nämlich eigentlich immer komplett zu. Der Herr in der Dusche schien seine Körperpflege jedenfalls zu genießen, dachte ich mir innerlich. Leichte Pust, Press und Hechel-Geräusche waren zu vernehmen. Als ich dann aber einen genaueren Blick auf den Spalt zwischen dem unteren Duschtürenrand und dem Boden erhaschte, sah ich vier Füße: zwei Männerfüße und zwei mit rotem Nagellack lackierte Frauenfüße. Ja, während ich auf dem Pott saß, hatten zwei andere wohl ziemlich Spaß. Als ich fertig war und zum Waschbecken lief, sah ich noch ganz kurz das Mädel von vorhin mit einem Typen und die Tür, die hinter Ihnen zufiel.

 

Die Tage darauf, so muss ich gestehen, warf ich meine Augen äußerst oft zuerst auf die Füße, wenn ich Mädels im Hostel sah oder traf. Aber Frauen mit rot lackierten Fußnägeln gab es viel zu viele. Ich hab nie herausgefunden wer dort seinen Spaß hatte.
Eines Abends luden Amy und Julian uns auf Ihr Zimmer zu einem kleinen Sit-in ein. Bei ein paar Bier und nett hergerichtetem, abgedunkeltem Zimmer hatten wir eine nette Gesprächsrunde. Julian machte in seiner Freizeit zuhause Musik und spielte uns auch ein Stück, das er mit seiner kleinen 9-jährigen Schwester aufgenommen hatte, vor. Es klang gut, so viel weiß ich nicht. An den Song selber kann ich mich aber heute nicht mehr erinnern. Es war Rap. Zwischenzeitlich hatte ich auch mal wieder mit Andy in Darwin telefoniert. Es ging im soweit gut, er wollte immer, dass ich unbedingt wieder “nach Hause” komme. Ich hatte mich entschieden, zunächst aber noch einen zwei wöchigen Abstecher nach Perth zu machen und danach wahrscheinlich zurück nach Darwin zu gehen.

Auf der Arbeit war so ziemlich fast alles leer geräumt, außer halt dieses Lager für die Bestellungen, wo die Picker zugange sind. Generell war es inzwischen relativ locker geworden, da viele Arbeiter die Firma schon verlassen hatten. Wir waren mitunter welche der letzten dort. Es gab öfter mal Leerlauf, in dem ich dann mit Miranda z.B. Fußball mit einem aus Folie selbstgebastelten Ball spielte. Es gab einfach nichts Besseres zu tun und es störte auch niemanden mehr, ob wir da jetzt rumgammeln oder krampfhaft Arbeit suchen. Vor allem sind wir als Gruppe des Öfteren zu Big Simon und Tray ins Büro und haben nach Arbeit gefragt. Wenn uns aber keiner Arbeit gab, konnten wir halt auch nichts tun.

Ich hatte eigentlich schon vor 2 oder 3 Wochen aufhören wollen. Glücklicherweise waren wir Casual Workers, also Arbeiter, die nur bezahlt werden, wenn wir anwesend sind. Wir konnten selbst bestimmen, wann wir aus dem Job wieder aussteigen wollten. Ich hatte eigentlich schon längst keinen Bock mehr, da während meiner Zeit bei dem Job auch meine Fußschmerzen unglaublich stark zunahmen und überhaupt einfach längst die Luft raus war. Aber auf die 539 $AUD, die mein Bankkonto wöchentlich wieder gut aussehen ließen, wollte ich nicht verzichten. Ich meine, das sind ca. 374 EUR pro Woche, also knapp 1500 EUR netto pro Monat. Und das als einfacher Jobber über eine Personalvermittlung, die natürlich an mir auch noch mitverdient. Dafür war der Verdienst doch wirklich gut. Deshalb hangelte ich mich von Woche zu Woche, immer mit dem Gedanken, nächste Woche auszusteigen. Letztlich hängte ich aber doch immer noch eine Woche dran.

Anfang November entschied ich mich aber dann endgültig und kündigte. Es reichte, wenn man Bescheid gab, dass man Montag nicht mehr kommt und die Weste abgab. Schon war alles geregelt. Mit Miranda blieb ich in Facebook in Kontakt, mit Fenja und Nadine mehr oder weniger auch, aber die wohnten ja eh in meinem Hostel. Von den anderen Leuten hörte ich nie wieder was.

Es war immer noch das gleiche Zimmer im Flinders Backpackers, in dem ich residierte. Die Israelis waren inzwischen weitergezogen. Ich konnte mich nicht mehr verabschieden, da ich wochentags früh aufstand und sie da noch schliefen. Ich legte Ihnen einen Zettel hin, auf dem ich meinen Facebook Namen hinterließ und Ihnen eine gute Reise wünschte. Ido Friedländer schickt mir später eine Anfrage. Inzwischen waren noch abwechseln ein paar andere Mitbewohner ein- und ausgezogen. Patrick war einer von Ihnen, der auch etwas länger blieb. Er arbeitete in Melbourne und half bei Veranstaltungen beim Auf- und Abbau. Er ist Ire und um die 27. Er war völlig in Ordnung, fragte mich hin und wieder wie der Tag auf der Arbeit lief.
Ich hatte, nachdem ich meinen Job gekündigt hatte, noch ein paar Tage Freizeit in Melbourne. Ich nutze diese für ausgiebiges Shoppen, Sightseeing und zu all dem, wozu ich unter der Woche meist nie wirklich kam. Mein Ticket nach Perth und das Hostel dort waren gebucht. Ich wollte für zwei Wochen in Perth bleiben und danach zurück nach Darwin fliegen.

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Der Job in Northcode war immer noch am Laufen, aber so langsam machten sich alle Gedanken über die weitere Zeit. Die Firma Shock Records leerte sich nach und nach. Einige Mitarbeiter feierten an einem Freitagnachmittag bei einem letzten Bier vor der Firma das Ende ihrer Beschäftigung dort. So waren es nur noch wir, die Casual Workers, und einige wenige Verbliebene, die noch in den Lagerhallen rumschwirrten. Dementsprechend ruhiger und gelassener wurde es von Tag zu Tag. In manchen Momenten gab es nichts zu tun – Außer mit einem selbst gebauten Fußball aus Paketband rumzukicken. Big Boss Simon war cool drauf, eines Morgens rief er nur zu mir “Hey, Tobias, you’re allright? Have a coffee!” und verschwand irgendwo in den Lagerhallen. Diese Einladung nahm ich natürlich an und legte eine Kaffeepause ein.

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Wir hatten uns inzwischen alle gut genug kennengelernt und es hatten sich auch obligatorische Gruppen gebildet. Kurz: Am Anfang waren wie fast immer alle nett, Simon (Dummschwätzer) machte sich zunächst nur bei mir unbeliebt, die Mädels (Miranda, Nadine und Fenja) verstanden sich gut, Simon (Dummschwätzer) verkackte es dann aber auch bei den Mädels. Miranda war recht flink bei der Arbeit und eine pfiffige Person. Sie ging manchmal früher, entschied selber, was sie arbeitete usw. Nadine kam damit nicht klar und entwickelte Antisympathien gegen Miranda. Ich fand Miranda ziemlich cool. Wo ist das Problem, wenn sie früher heimgeht? Immerhin wird sie dafür ja auch nicht bezahlt. Und hey, nach den vielen Wochen wurde man nun mal sicherer im Job und konnte dann Kleinigkeiten auch selber entscheiden.

 

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Nadine fragte mich eines Tages, ob ich mit zu einem Trip zur Great Ocean Road kommen wolle. Ich ließ mir 1 Tag Zeit und sagte dann zu, denn die Great Ocean Road sollte man sich eigentlich nicht entgehen lassen. Für den Trip war das Wochenende geplant. Wir wurden am Samstagmorgen von Viktor und Holger mit dem Auto am Hostel abgeholt. Viktor war ein ehemaliger Studienkolleg aus Köln von Nadine und Holger dessen Kumpel. Holger ist und war schon länger in Melbourne, Viktor war nur für gut 3 Monate in Australien. Zunächst sind wir dann nach St.Kilda zum Appartement von Holger gefahren. Eine schicke Bude: Am Hauseingang erhielt man nur mit Zugangscode eintritt und das Treppenhaus sah aus wie in einem Hotel.

Wir tranken ob noch etwas, holten dann noch einen Frühstückssnack für die Fahrt, gingen zurück zum Appartement und Holger rief für uns bei einem Hostel auf der Great Ocean Road an zwecks Verfügbarkeit. Nach kurzer Autoeinweisung brachen wir, allerdings ohne Holger, dann auf und fuhren dann gute 100km südlich zur Great Ocean Road.

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Es war Holgers Auto, das er uns freundlicherweise zur Verfügung stellte. Die Great Ocean Road ist 243 km lang und verläuft direkt an der Südküste. Es gibt verschiedene Look Out’s und Plätze, an denen man anhält. Wir waren bspw. bei einem Leuchtturm, sind danach weiter gefahren, haben dann an einer wunderschönen Bucht gehalten, die Aussicht genossen, sind weitergefahren. Zwischendurch waren wir noch bei den Twelve Apostles, dem wohl bekanntesten Lookout an der Great Ocean Road. Das sind Felsen aus Kalkstein, die bis zu 60m hoch aus dem Meer hinausragen. Hier macht wohl jeder Mal halt, um ein Foto zu schießen.

Wenn man Lust und Geld hat, kann man sogar auch einen Helikopter Rundflug über die Twelve Apostles buchen. Ansonsten ist der Weg entlang der Great Ocean Road einfach traumhafte Natur. Riesige Buchten mit riesigen Wellen, die mit unglaublicher Wucht gegen die Felsen branden. An einem Abend kehrten wir in das vorher von Holger ausgekundschaftete Hostel ein. Wir fragten nach einem 4-er oder 6 er Zimmer, doch es war keines frei. Stattdessen mussten wir in ein 24-Bett (!) Zimmer. Das gute: Es war komplett leer:) Wir waren also eine Nacht zu viert im 24-Bett Zimmer. Genug Platz hatten wir auf jeden Fall.

Ausgeschlafen ging es dann am nächsten Morgen weiter. An irgendeinem Look-Out hielten wir an, um den Ocean in seiner dortigen Pracht zu genießen. Laut Viktor sollten in dieser Region aber auch vermehrt Koalabären hausen. Wir marschierten also ein bisschen fern des eigentlichen Weges und suchten die Büsche nach Koalabären ab. Vergeblich. Wollten wir doch alle unbedingt einmal einen dieser unglaublich gemütlichen und heiß geliebten Koalabären aus nächster Nähe sehen, doch es war einfach keiner zu finden. Wir gaben eigentlich schon auf, und kehrten um, da entdeckte Viktor irgendwas in der Ferne auf einem Baum. Es sah rundlich aus, für mich schwer zu erkennen.

Der Baum war etwas weiter weg und war auf einem Abhang gelegen, ein Rankommen war schwierig. Wir waren uns unsicher, ob das jetzt eine Koalabär ist oder doch nur eine Fatamorgana. Viktor entschloss sich aber näher ranzugehen. Von ihm motiviert, folgte ich ihm. Ich wollte es auch wissen…Und tatsächlich, es war ein Koalabär! Endlich hatten wir einen Koalabär entdeckt. Einen echten Koalabär in wilder Natur! Er saß gemütlich in seinem Eukalyptusbaum und glotzte uns ohne irgendeinen Murks an. Seine Augen waren noch furchtbar klein und schläfrig. Wahrscheinlich kam er gerade mal wieder aus einem 22 Stunden Schlaf und wollte gleich was essen, damit er danach wieder schlafen kann. Süß sah er auf jeden Fall aus.

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Nachdem wir uns also den Koala genau angeschaut und beobachtet hatten, ging es für uns aus den tiefsten Abhängen und Büschen im Wald neben der Great Ocean Road zurück zum Auto. Auf unserer Rückfahrt entdeckten wir dann sogar noch einen Koala, der direkt am Straßenrand hoppelte. Sofort angehalten konnten wir ihn noch einen Moment aus allernächster Nähe beobachten. Und noch einige Meter weiter waren sogar noch ein paar Bäume mit mehreren Koalas. Nach und nach hielten immer mehr Autofahrer und zückten die Kameras. Danach fuhren wir langsam wieder zurück nach Melbourne. Hier habe ich ein kleines Highlight in Erinnerung, an das ich mich noch lange erinnern werde. Es war später Abend und ich schaute während der Fahrt aus dem Fenster. Wir waren alle recht müde, es war schon dunkel. Ich merkte, wie wir uns der City von Melbourne immer mehr näherten.

Von den Vorstädten Melbournes, ging es immer ein Stück tiefer in die City. Es war ruhig im Auto. Ab einem bestimmten Moment erkannte ich die Stadt wieder und wusste, wo wir waren. Ein Gefühl von Heimat kam in mir auf. Es sudelte leise “Something in the Water” von der neuseeländischen Newcomerin Brooke Fraser im Radio, das hier zum ersten Mal hörte (und was später, auch in Deutschland, zu einem großen Hit wurde). Ich kann den Moment nicht richtig beschreiben, aber irgendwie ist er mir in Erinnerung geblieben. Immer wenn ich dieses Lied höre, muss ich an unsere Heimreise im Auto von unserem Trip zur Great Ocean Road denken.

< Das war zuvor geschehen

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Als ich eines Tages Feierabend hatte, traf ich in der Hostelküche auf die Schanzerin. Wir saßen zusammen am Esstisch und sie stellte mir dann Amy (Türkisch/Deutsch) und Julian (Deutsch) vor. Sie sind ein Paar und kommen ursprünglich aus Norddeutschland. Beide waren auf Jobsuche, deshalb gab ich Ihnen die Visitenkarte von Rhianna von Bluestone Recruitement, unserer Jobvermittlung, mit.

Die Tage darauf trafen wir uns alle gemeinsam, um was zu unternehmen. Mit dabei waren also die Schanzerin, Saki, Shirley, Amy, Julian und ich. Julian hatte einen Flyer von einem Darklight Indoor Minigolf im Melbourner Stadtteil Docklands. Wir wollten es mal ausprobieren und sind dann hingefahren. Es war ein abgedunkelter Indoor Minigolf Park, der nur mit Neonlicht beleuchtet war. Ab und an kam man sich zwar etwas doof vor, wenn man es einfach nicht schaffte, diesen blöden Ball ins Loch zu schieben, an der Bahn aber bereits die nächste Gruppe wartete, um endlich ihre Runde zu beginnen. Im Großen und Ganzen hatte es aber wirklich Spaß gebracht und war auch ein netter Abend.

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Die Wochen vergingen weiterhin mit Alltag unter der Woche und Sightseeing am Wochenende. Abends wenn ich an der Flinder Street Station aus der Metro ausstieg schnappte ich mir die “mX” und verzog mich damit auf mein Zimmer. Die mX ist eine kostenlose lokale Zeitung, die sich an die täglichen Berufspendler richtet. Es gibt Sie in Sydney, Brisbane und Melbourne. Sie wird an nahezu allen großen Metro/Tram-Stationen ausgelegt und auch verteilt. Sie beinhaltet Klatsch und Tratsch Geschichten, aber auch lustige Kolumnen. Interessant fand ich immer die Berichte über die auf der Straße interviewten Passanten, die Geschichten über die Herkunft ihres aktuellen Outfits erzählten. Woher habe ich dieses Paar Schuhe, warum trage ich ausgerechnet diese Jacke, was ist das tolle an meiner Tasche etc. Oder aber auch die Kontaktbörse der Pendler: “An den Mann in der grünen Hose und der Sonnenbrille, der gestern um 7.23 mit mir in der 1 nach Epping gefahren ist und zwei Stationen vor mir ausgestiegen ist: Lust auf ‚nen Kaffee?” oder “An den kleinen braunhaarigen in der 5 gegen 5.25 pm: coole Hose” Es war einfach eine handliche, kostenlose Tageszeitung, mit aktuellen Nachrichten, aber auch Unterhaltungsberichten, die aber alle kurz und knapp waren. Eben perfekt, um es mal schnell in der Metro zu lesen.

Nach dem kleinen Gag mit Veshali hatte Marissa ihr wohl von mir erzählt und sie wollte mich irgendwie auch kennenlernen. Deshalb sind wir an einem Wochenende zusammen mit Saki und Shirley in die Stadt zum Eureka Skytower. Von oben hat man eine wunderbare Sicht auf Melbourne. Jeder macht die obligatorischen Fotos und genoss den Ausblick. Danach machten wir noch einen Spaziergang durch die Stadt und unterhielten uns ein wenig. Marissa war inzwischen sichtlich genervt von Veshali – ihrer Indian Mami. Veshali wollte überall dabei sein und verbot Marissa sogar das Rauchen.

Wespen in Lebensgröße auf dem Dach eines Skyscrapers, fotografiert vom Eureka Skydeck 88, Melbourne

Wespen in Lebensgröße auf dem Dach eines Skyscrapers, fotografiert vom Eureka Skydeck 88, Melbourne

Zumindest wollte sie es nicht – und die Schanzerin hörte auf Veshali. Denn tatsächlich versuchte sie schon ihre Kippen heimlich zu rauchen. Total verrückt. Immerhin hat Veshali der Schanzerin nun wirklich nichts zu sagen. Ich war ab und an mit Laura per SMS in Kontakt. Als wir gerade dort oben auf dem Tower waren, schrieb Sie mir, dass Sie vor gut 1 Tag in Perth angekommen seien, jetzt aber alles abgebrochen hatten und Sie direkt zurück nach Darwin fliegt. Sam’s Oma war wohl verstorben und er ist daher natürlich direkt zurück nach Hervey Bay in Queensland. Irgendwie zerschlug sich so ihre Gruppe und Laura wollte dann auch irgendwie direkt zurück nach Darwin wieder. Sie fragte mich, ob ich nicht nach Perth kommen mag. Grundsätzlich wollte ich schon auch nach Perth, allerdings erst in ein paar Wochen, da ich noch weiter arbeiten wollte, um noch mehr Geld zu verdienen. Ich musste ihr daher absagen, obwohl ich schon ziemlich Lust hatte. Ansonsten war Melbourne schon eine sehr schicke Großstadt. An einem anderen Wochenende hatte ich etwas anderes vor.

Als ich noch Deutschland war, ich glaube 3 Tage vor meinem Abflug, war ich bei meiner Großtante in Bochum. Sie berichtete mir von deutsch/finnischen Brieffreunden, Joseph und Agnes aus Melbourne-Box Hill und gab mir auch deren Telefonnummer mit. In Darwin, gerade in den Vorbereitungen für meinen Flug nach Melbourne, fielen mir die dann auch wieder ein. Nach dem ich eines Tages aus der States Library in Darwin kam, rief ich diese Rufnummer einfach mal an. Es ging ein älterer Herr ran und ich erzählte, wer ich war und wie ich zu seiner Nummer kam. Er war freundlich und verstand doch recht schnell, was ich von ihm wollte. Wir verblieben so, dass ich mich später, wenn ich in Melbourne sein werde, noch mal bei ihm melden werde.

Nun war ich ja bereits in Melbourne und wollte sie doch auch einfach mal besuchen. Ich rief ihn also erneut an und wir vereinbarten ein Treffen. Sie wohnen in Box-Hill, einem Stadtteil von Melbourne, etwa 30 Min von der City mit der Metro. Dort am Bahnhof angekommen, wurde ich von Joseph abgeholt. Er war um die 70 Jahre alt, aber noch gut zu Fuß. Mit dem Auto gings zu ihnen nach Hause. Es war ein kleines, nettes Einfamilienhaus an einem Berg gelegen (Box Hill eben). Wir setzen uns zu einem Glas Wasser zusammen und sie erzählten mir einiges von sich und ich von mir. Erstaunlicherweise sprachen Sie einwandfrei deutsch. Sie kannten meinen Großonkel und meine Großtante durch eine langjährige Brieffreundschaft und waren auch schon einmal bei in Bochum zu Besuch.

Wir machten einen Rundgang durch das ganze Haus und den Garten. Der Garten ist zweigeteilt. Josephs Bereich ist ganz nach einem japanischen Garten angelegt und der Garten seiner Frau im spanischen Stil. Joseph hat sich tatsächlich auch eine kleine Mini-Hütte gebaut, in der man auf traditionelle Weise japanisch speisen kann.

Danach gab es selbst gekochtes Essen und einen kleinen Einblick in die Bastelwerke von Joseph, denn er war leidenschaftlicher Bastler. In die Gespräche vertieft, wollte er mir dann auch noch sein sehr geschätztes Reich im Untergeschoss zeigen. Es war sehr beeindruckend: Er hatte sich unter dem Haus quasi einen riesen Bastlerkeller erschaffen. Er erstreckt sich quasi in einem Rundgang durch drei verschiedene Kellerräume. Dort unten gab es alles was das Bastlerherz höher schlagen ließ. Als Andenken an meinen Besuch schenkte mir Joseph ein Stück echtes Känguruleder. Am Ende meines Besuches gaben Sie mir noch die E-Mail Adresse von Phoebe , der Nichte der beiden, mit. Sie hatten ihr von mir erzählt und meinten ich solle sie auch mal kontaktieren, damit wir was unternehmen können. Joseph fuhr mich zurück zum Bahnhof und ich fuhr dann mit der Metro zurück in die Stadt.

Am nächsten Wochenende setzte ich mich in die Tram und fuhr „nach“ Albert Park. „Nach“, weil nicht nur der Park selber und auch die Formel 1 Rennstrecke so heißt, sondern weil Albert Park ein eigener Vorort von Melbourne ist. Es gehört zum südlichen Melbourne und liegt etwa 3 km von der Stadtmitte entfernt. Der Albert Park ist ein Naherholungsgebiet mit einem tollen, großen See in der Mitte. Viel Grünfläche, viele Palmen und einige Trimmstationen umranden den See. Deshalb traf ich auch viele Sportler an. Die öffentlichen Straßen um den Albert Park herum sind zusammen 5,3 km lang und werden für das Formel 1 Rennen jedes Jahr schon 3 Monate vor dem eigentlichen Rennen gesperrt, damit in Ruhe aufgebaut werden kann.

Für den Abbau nach dem Rennen werden nur 6 Wochen benötigt. Ansonsten werden die Straßen öffentlich benutzt und nichts würde einen Unwissenden ahnen lassen, dass hier im März jedes Jahres ein Formel 1 Rennen stattfindet. Außer vielleicht die gerade Straße am Start/Ziel mit den einzelnen Toren bzw. Boxen und dem Glasgebäude direkt darüber: die 280,1 m lange Boxengasse. Da konnte ich am Boden ein paar gelbe Markierungen finden. Nebenan fand sich ein Basketball-Feld, wo einige Jugendliche Basketball spielten. Es war sehr sonnig, durch den See aber auch leicht windig und daher nicht zu heiß. Außerdem ist der Albert Park für einen „Park“ sehr groß, eine eigene Golf und- Cricketanlage gehörten auch zum Park. Ich war an einem ganz normalen Wochenende da und es war eine sehr friedliche Stimmung. Ein Flugzeug hatte mit Kondensstreifen etwas in den Himmel geschrieben, irgendwas mit „met“ oder „mate“, ich weiß es nicht mehr genau. Wenn ich mir aber vorstelle, wie sich der Park zum März hin komplett verändern würde und hier wahrscheinlich nichts mehr an ein ganz normales Naherholungsgebiet für Melbourner erinnern würde…oh Gott. In 1-2 Monaten würde es hier ja bereits mit dem Aufbau losgehen, schade eigentlich, ich war so gesehen etwas zu früh.

Aber wahrscheinlich wäre ich dann nicht mal mehr in den Park reingekommen. Am 27. März 2011 war der nächste „Große Preis von Australien“ hier im Albert Park. Zu dieser Zeit war ich bereits zurück in Deutschland. Phoebe schrieb mir, dass das Formel 1 Rennen jedes Jahr so dermaßen laut ist, dass man das in einigen Stadtgebieten Melbournes hören kann

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Im Hostel hatte ich durch Marissa zwei ihrer asiatischen Freundinnen kennengelernt: Saki und Shirley. Wir waren ab und zu ein bisschen in Melbourne unterwegs und verstanden uns alle recht gut. Saki kommt aus Japan und Shirley aus Taiwan. Shirley wollte mit uns unbedingt Bubble Tea trinken. Das sind vor den Augen frisch zubereitete Fruchttee Getränke mit verschieden wählbaren Toppings. Die Idee kommt wohl aus Taiwan und ist schon zahlreich in Australien vertreten. Inzwischen sind sie in Deutschland ja auch angekommen und werden zu einem Modegetränk (typisch deutsch -> Es folgen direkt negative Medienberichte über die unglaublich gefährlichen Toppings, an denen Kleinkinder ja ersticken können…) Ich wusste zwar nicht, aus was diese kleinen runden Bällchen (Topping) bestanden, aber alles in allem was es ein erfrischendes Getränk.

Wir waren dann noch asiatisch essen und hingen in der Stadt rum. Wir liefen auch zum Casino entlang am Ufer des Yarra River, als ich plötzlich wahnsinnig erschrak. Dort stehen alle paar Meter große rechteckige Kästen, aus denen kleine Feuerflammen leuchten. Abends in der Dämmerung sieht das am Ufer wirklich wunderschön aus. Doch auf einmal feuerte eine riesengroße Stichflamme aus dem Kasten neben mir und die Hitze der Flamme ging einem durch den ganzen Körper. Es waren die “Jet Flames”, die das Casino der Stadt gestiftet hat. Zu jeder vollen Stunde entfachen nacheinander an den Kästen diese großen Stichflammen. Wirklich ein nettes Spektakel!

Ich muss sagen, ich verstand mich mit Marissa wirklich sehr gut. Ihre bayrische Mundart und ihre Natürlichkeit gefielen mir und jedes Mal, wenn wir zusammen waren, war sie pausenlos am Lachen. Ich weiß nicht warum, aber sie war wirklich dauernd nur am Lachen und es war ansteckend. Jedes Mal aufs Neue. Innerlich war es sicherlich auch eine gewisse Verbundenheit. Immerhin waren wir gemeinsam aus Frankfurt angekommen und kannten uns schon seit Beginn des Abenteuers.

Als wir eines Abends dann nach einem Spaziergang wieder im Hostel waren, brachte ich Marissa noch zu ihrem Zimmer. Sie teilte es sich unter anderem mit einer etwa 40 jährigen, indischen Frau namens Veshali. Laut der Schanzerin war sie eher konservativ und meinte Marissa oft maßregeln zu müssen. Marissa wollte sich einen Scherz erlauben und schickte mich vorab ins Zimmer, da sie wusste das Veshali schon am Schlafen war und es für sie ein Schock wäre, wenn eine männliche Person das Zimmer betreten würde. Ich betrat also das Zimmer, es war dunkel, Veshali wurde wach und erkannte das in Person im Raum war. Sie war leicht irritiert, ich bin schnell wieder raus. Die Schanzerin, „ja moi“, war natürlich wieder heftigst am Lachen. Am nächsten Tag erfuhr ich, dass Veshali sich natürlich noch bei Marissa beschwert hatte…was sie sich dabei nur dachte, sie hätte ja nackt sein können etc. Naja, vergeben und vergessen.

Auf der Arbeit war alles noch soweit in Ordnung. Es gab inzwischen endlich zumindest ein klein bisschen Abwechslung. Es mussten Möbel transportiert und verpackt werden. Ich war andauernd zum Shrinkwrappen verdammt. Dafür nahm ich eine große Rolle „Frischhaltefolie“ und lief damit kreisförmig um fertig geladene Paletten herum, damit diese umwickelt und eingepackt werden. Trotz Arbeitshandschuhen (die wir uns ab und zu teilen mussten) wurden die Handinnenflächen beim Umwickeln schnell heiß, sodass sich täglich lästige Verbrennungen und Bläschen bildeten.

Ab und an kam Shaun (ein Aussie), irgendeiner der anderen Arbeiter, und lieh sich den Gabelstapler aus. Er prahlte ab und an mit seinen Deutsch-Kenntnissen, die allerdings nicht mehr als “Fotze”, “Muschi”und einem gleichzeitigen bereiten Grinsen betrugen. Irgendwann wurde zuerst Fenja, einige Tage später dann immer mal jemand anders von Big Boss Simon in ein anderes Lager geschickt. Dort wurden wir zum „DVD Picking“ angelernt. Es handelte sich um eine Lagerhalle, die im Eingangsbereich mit einem großen rechteckigen Tisch bestückt war. Daneben standen ein paar Einkaufskörbe und Einkaufswagen. Ansonsten standen in der Halle große Stahlregale, die von dichten, engen Gängen voneinander getrennt waren. Abgesehen von der Lageratmosphäre ähnelte der Aufbau an einen Supermarkt. Jeder Gang, jedes Regal war beschriftet. In dieser Halle wurden Bestellungen bearbeitet und zusammengesucht. Hier lagerte die Ware, mit der Shock Records handelte.

Diese DVDs wurden nicht weggeschmissen, sondern noch verkauft. Man nehme sich dort also zuerst einen abzuarbeitenden Bestellzettel, ein Klemmbrett und einen Stift vom Tisch. Dann nimmt man sich einen Einkaufswagen und geht wie beim Einkaufen im Supermarkt der Reihe nach den Bestellzettel durch. Pos. Nr. 1: Gang E Regal 13 Fach 3C -> 3x Hier läuft man also mit dem Einkaufswagen zu dem Fach, vergleicht dann den DVD Titel der dort liegt mit dem auf dem Bestellzettel und nimmt dann die entsprechend bestellte Menge der DVD raus, legt sie in den Einkaufswagen und macht ein Kreuz an die Position. Ist das Fach leer oder mit den falschen DVDs bestückt, kreist man die Position ein. Warum? Das werden wir gleich sehen. Das war‘s zunächst, weiter geht es dann schon mit Pos. Nr. 2. Die Bestellzettel sind unterschiedlich lang. Manche Bestellungen beinhalten nur 5 Positionen, die hatte man in 10 Min. durch. Andere gingen über 3 Seiten, da war man mal gut 45 Min. beschäftigt. Hat man also alle DVD im Wagen und ist mit der letzten Position durch, schiebt man seinen Wagen zum anfangs erwähnten Tisch am Eingang und baut die DVDs in Stapeln auf dem Tisch auf. Der Bestellzettel wird oben draufgelegt.

 

Die Arbeit als ”Picker” ist damit erledigt und es kann in eine neue Runde gehen. Die Stapel am Tisch werden von anderen Arbeitern weiterbearbeitet. Zunächst wird der Bestellzettel gecheckt. Ist eine Position eingekreist, wird dies weitergeleitet und das entsprechende Fach im Regal überprüft bzw. aufgefüllt und die DVDs der Bestellung noch hinzugefügt. Dann werden die DVDs fachgerecht in Kartons verladen, gesichert und versandfertig verpackt. Hierbei waren wir aber nicht involviert. Wir griffen ausschließlich den “Pickern” unter die Arme. Nach einigen Runden erhält man ein bisschen Routine und geht die Positionen dann taktisch sinnvoll durch. Die anderen Pickerkollegen waren bunt gemischte Leute.

leider kaum ausgwählt: Doku über Deutschland

leider kaum ausgwählt: Doku über Deutschland

Meine Kollegen waren also bspw. ein lockiger, langhaariger Mit-60iger, der vermutlich auf Grund seines Alters nichts anderes mehr fand, ein dünner, fein angezogener, nicht redender Kollege genauso wie aber auch die tätowierte Punkrock Braut mit ihren knallpinken Haaren. Vermutlich kamen einige auch nur stundenweise und schichtweise, denn es waren nicht immer alle da. Es lief laute Musik (meistens harter Rock) oder aber lokales Radio in der Halle.

Diejenigen, die keine Lust drauf hatten, spazierten mit Mp3 Player und Kopfhörern durch die Gänge. Beim Durchschieben durch die Gänge traf man immer mal wieder auf den einen oder anderen Pickerkollegen. Der graue, ältere Lockenkopf war recht locker und smoothy drauf und pfiff sich so chillig durch die Gänge, ein Aussie eben. Der Job als DVD Picker war wirklich eine gute Abwechslung, vor allem da man in Bewegung kam. Das ständige Sitzen und stupide Öffnen von DVD Hüllen war langweilig geworden. Leider durfte hier jeder nur ab und an mal arbeiten, wenn gerade viele Bestellungen abzuarbeiten waren oder Leute fehlten. Ich bin dort immer möglichst lang geblieben, da man dort auch Schutz vor der Nervensäge Simon (Dummschwätzer) hatte. Man konnte einfach nur in Ruhe seine Bestellungen abarbeiten…Simon war nämlich selten dort.

 

Wie bereits erwähnt hat er es mit Zählen nicht so. Deswegen versuchte er vermutlich auch von sich aus, möglichst seine Gabelstaplerfahrten weiterzumachen. In der Mittagspause lief ich häufig um den Block, setzte mich irgendwo auf eine Mauer und versuchte kurz zu schlafen, beobachtete Schulkinder in der nebenangelegenen Schule oder schaute der Müllabfuhr bei der Arbeit zu. Die Müllabfuhrautos waren interessant: beim langsamen Durchfahren der Straße werden Arme ausgefahren, die dann die von den Bewohnern an den Rand gestellten Mülltonnen greifen, hochnehmen und im Müllauto entleeren. Dann geht der Greifarm wieder runter und stellte die Tonne am Straßenrand wieder ab. Das Müllauto fährt dabei die ganze Zeit sehr langsam, hält aber nicht an. Somit wird auf die Dauer mächtig Zeit gespart und die Müllmänner müssen nur absteigen, wenn irgendwas schief läuft.

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Es kamen zu Unstimmigkeiten und scheinbar konnte (oder wollte?!) einer von uns nicht korrekt zählen. Das Geld ging also hin und her, jeder zählte einmal. Erstaunlicherweise waren es bei ihm immer mehr Scheine als bei uns. Nazli wollte sich natürlich nicht verarschen lassen und dementsprechend kippe die Stimmung. Der anfangs noch nette Indonesier merkte, dass er mitdenkende Touristen vor sich hat und warf uns mit den Worten “Fuck you” von seinem Straßenstand. Letztlich tauschten wir woanders zu akzeptablen Kursen.

Aber auch mich hatte das Unglück beim Geld besorgen eingeholt. In einem Convienence Store zog ich mit der Visa Karte ganz normal Bargeld. Ich steckte das Geld in mein Portemonnaie und wollte für einen zweiten Vorgang den rechts daneben stehenden Geldautomaten verwenden. Ich wendete meinen Blick also vom Portemonnaie auf die sich noch im Kartenschlitz befindliche Visa Karte, um sie abzuziehen und in den anderen Automaten einzustecken, doch stelle erschreckend fest, dass meine Karte nicht da war. Ich suchte alles ab, ging raus, wieder rein, beobachte die Menschen im Laden. Es war nichts auffällig. Sofort schossen mir die ganzen Ratschläge von Andy, den anderen Leuten und sämtlichen Reiseführern in den Kopf, dass man peinlichst genau auf sein Geld aufpassen solle. Letztlich rief ich zu Hause an und ließ mir von meiner Mutter bei der Bank eine neue Karte nach Darwin schicken. Lustigerweise bekam ich sowohl mit meiner australischen  GlobalGossip SIM, als auch mit meiner australischen Vodafone SIM auf Bali keine Verbindung. Meine gute alte deutsche blau.de SIM musste herhalten.

Ansonsten machten wir uns einfach ein paar nette Tage auf Bali und wollten eigentlich auch noch ein paar Aktivitäten wie Fallschirmspringen, Paragliding oder sowas buchen. Unter Skydiving verstand man eher selten etwas und scheinbar gab es das auch vor einiger Zeit auf Bali mal, aber inzwischen wohl nicht mehr. Schade, denn gerne hätte ich hier meinen Traum wahr gemacht. Ansonsten hatte Nazli leider ihre fraulichen Probleme bekommen und war dementsprechend auch auf Wasseraktivitäten nicht mehr wirklich ansprechbar. Die weiteren tage ließen wir es uns bei mehreren Massagen wirklich gutgehen.

 

Beim Preis von umgerechnet 2 EUR pro Massage gönnten wir uns natürlich einiges. An jeder Straßenecke warben thailändische und indonesische Damen um ihre Angebote. (You wAnja massage? You wAnja massage? Cheap Cheap! Massage!) Auch zum Frisör gingen wir und Nazli buchte ein Vollprogramm mit Wäsche, Färben etc. etc. Die Zeit überbrückte ich mit einem Besuch im Polo Ralph Lauren Shop (ein ordentlicher Laden, kein Straßenstand), die auf Nachfrage aber gerne zugeben, dass es sich nicht um echte französische Ware handelt. Ansonsten muss man echt sagen dass man sich generell wie im Paradies vorkommt, da echt alles verdammt billig ist.

Abends machten wir wieder “Discovering” (siehe Kapitel “Darwin die Erste”) und tranken ein paar Bier in einer Bar. Ich besorgte uns spontan noch ein bisschen Alkohol im Kiosk gegenüber vom Hotel und wir ließen den Abend so locker und gesprächig ausklingen, Nazli schlief ein. Da ich noch ein wenig aufgedreht war, ging ich runter in die Lobby und checkte noch ein wenig Facebook und co. ab, kam dann aber mit einem sehr netten Concierge/Roomboy ins Gespräch. Im Gespräch am Hotelpool  in einer lauen Nacht erzählte er mir dann ein wenig vom Leben auf Bali.

Am Donnerstag fragten wir in ein paar örtlichen Hotels nach Verfügbarkeit und preis für ein Einzelzimmer für eine Nacht an, da Nazli einen Tag früher zurück nach Darwin ging als ich. Sie war ja nur zu Besuch bei ihren Eltern in Darwin, aber dabei ihre australische Staatsbürgerschaft zu beantragen und brauchte hierfür noch ein bisschen Zeit für den Papierkram und ihre Familie. Denn die Woche nach dem Wochenende war ihr Rückflug zurück in die Türkei. Letztlich zog ich einfach in das Hotel direkt neben dem Hotel wo wir gemeinsam waren. Es war zwar nicht so top und schön wir das andere, aber die eine Nacht hielt ich es auf jeden Fall aus. Mittags waren wir noch einen Kaffee trinken und anschließend ließen wir (diesmal das Hotel) ein Taxi rufen. Wir verabschiedeten uns und Nazli fuhr zum Flughafen.

Ich verbrachte den letzten Tag dann noch alleine und machte mich abends dann auch auf den Weg zum Flughafen. Nach allen Sicherheitskontrollen hatte ich noch etwas Zeit bis zum Boarding und setzte mich in ein Café. Ich hatte Zeit in mich zu gehen und die Woche Revue passieren zu lassen. Einerseits war ich traurig, dass die Woche zu zweit schon zu Ende war, andererseits freute ich mich auf das nächste Abenteuer. Wie wird es weitergehen? Geplant war noch nichts. Als ich dann aus meinen tiefen Gedanken wieder etwas zu mir kam, nahm ich bewusst die wirklich schöne balinesische Musik war, die im Hintergrund lief. Sie kam vom Souvenirshop neben dem Café.
Ich war wirklich angetan von der Musik und die Stimmung einfach unbeschreiblich. Sie passte in dem Moment so wunderbar und erinnerte mich an die warme Herzlichkeit der wirklich freundlichen Balinesen (abgesehen von den Dieben etc.). Das Gefühl das ich spürte ist nicht leicht zu beschreiben. Ich entschloss mich, mich im Souvenirshop nach der CD zu erkundigen und stellte fest, dass es einer Frau vor mir scheinbar genauso ging. Ich kaufte die CD und besitze sie mit großer Freude auch heute. Wenn ich diese CD höre sind die Erinnerungen an meine Zeit mit Nazli auf Bali, die lieben, aber armen Menschen dort und den Hinduismus sofort wieder da. Die Zeit verging, mein Flug startete zurück nach Darwin.

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< Bali, Indonesien – Teil 1

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Am Tag unseres gemeinsamen Abfluges nach Bali fragte ich Nazli schnell noch online über Facebook, wann sie denn zum Flughafen fahren würde und wo wir uns treffen sollten. Für meine Begriffe war ihr Zeitplan etwas knapp bemessen, aber ich beließ es dabei. Andy lieh mir einen Koffer, ich packte einige wenige Sachen und fuhr zum Flughafen. Ich freute ich mich auf den gemeinsamen Kurztrip. Ich nippte genüsslich an meinem leckeren “Gloria Jeans Coffee” Kaffee, während ich eine weitere SMS erhielt: “I miss the time, I’m coming fucking tmrrow…” Na super, dachte ich mir! Es war so klar…Nazli hatte es nicht rechtzeitig geschafft und der Check-In war geschlossen. Sie buchte sich also auf den nächsten Tag um, ich Andyg alleine nach Bali.

Dort angekommen war es vom Wetter und der Luft her nicht viel anders als in Darwin. Am Flughafen wurde man direkt von den verlockenden Taxiangeboten begrüßt. Ich entschied mich für einen der Herren und ließ mich zum Hotel bringen. Vorher bat ich ihn noch, schnell vor dem McDonalds vorzufahren, da ich Hunger hatte. Schnell also Essen geholt und direkt weiter gefahren. Das “Vilarisi Hotel” erschien von außen sehr gut und auch das Personal beim Einchecken war unglaublich freundlich.
Es kam mir fast schon unangenehm vor, da sie sich den “reichen”, “geldhabenden” Touristen irgendwie ja schon unterwarfen. Dennoch gefiel mir die Mentalität der Indonesier, sie waren so herzlich freundlich und machten einem alles was möglich war, möglich. Mit einem Glas Sekt begrüßte man uns bzw. erst mal nur mich. Nazli kam ja nun erst morgen an.
Das Zimmer war sauber und klimatisiert. Eine mit leeren Batterien bestückte Zimmerklingel trällerte “Für Elise” für arme. Ich breitete meine indonesischen Rupien auf dem Zimmerboden aus, warf mit meinem Geld um mich und freute mich einfach riesig endlich mal Millionär zu sein. 1 Euro waren nämlich umgerechnet etwa 12.000 Rupien.  Am nächsten Tag nahm ich das Frühstück war und lief dann durch die Gassen von “Kuta”, dem Ortsteil mit den ganzen Touristen (meistens Deutsche, Australier und Neuseeländer). Die “Gassen” waren dreckige Schotterstraßen. Schon 2 m vor dem Hoteleingang lungerten Einheimische mit ihren Motorrollern und versuchten mir ihre Taxidienste anzubieten oder mir eines davon zu vermieten.

Fußball Ticker auf Bali

Fußball Ticker auf Bali

Weitere 5m vorne wurde man auf tolle T-Shirts, Armbänder, Uhren, Souvenirs, Feuerzeuge oder Geldumtausch angesprochen. An der nächsten Ecke bedrängten mich dann kleine Mädchen, die mir ihre selbst geAndychtenen Armbänder verkaufen wollten. Die waren recht aufdringlich, aber doch irgendwie süß. Irgendwann kaufte ich der Kleinen eins ab. Geldumtausch war aber wirklich alle 10 m an jeder Straßenecke bei jedem möglich. Selbst wenn man einen x-beliebigen einheimischen Passanten ansprechen würde, würde er einem Geld gegen eine schön hohe Rate umtauschen. Nazli wollte dies einmal machen, wegen Kleingeld für ein Münztelefon.

Stattdessen bot der Balinese ihr gleich das ganze Handy zum Verkauf an. Die Menschen versuchen tatsächlich mit allem Geld zu machen, nichts scheint auf Bali unmöglich sofern es Geld bringt. Jeder macht hier alles. Selbst die Polizei ist korrupt. Ich machte mir also einen ersten Eindruck der Insel und sprach einfach irgendeinen der unzähligen  herumlungernden und auf Touristen wartenden Indonesier an und bat ihn mich zu einem guten Preis zum Flughafen zu bringen, da ich mit Nazli vereinbart hatte, sie dort abzuholen. Der erste Taxifahrer war mir zu teuer?! Kein Problem, ich nahm einfach den nächsten.

 

Am Flughafen sagte er mir er würde warten und uns dann auch wieder zurückfahren. ich sagte ihm, dass es noch etwas dauern könnte. Es machte ihm aber offensichtlich nichts aus und tatsächlich wich er mir nicht mehr von der Seite. Er wartete locker 45 Minuten mit mir am Ausgang des Flughafens auf Nazli. Als sie ankam konnte ich ihr zumindest unseren persönlichen Taxifahrer vorstellen. Er fuhr uns zum Hotel und gab uns direkt sein Visitenkärtchen mit. Für den Fall, das mal wieder irgendwas sein sollte…Egal was. Sie checkte ein und von fortan wurden wir laufend und fast überall als Hochzeitspärchen anerkannt und gefragt ob wir “on Honeymoon” seien.

Die immer vor unserem Hotel rumlungernden Männer waren von Nazlis Tatoo an der Hüfte total angetan und einer wollte ihr auch (für ganz wenig Geld natürlich) gleich ein neues stechen. Er sei erfahrener “Hobbytatoostecher” und hat das schon bei ganz vielen gemacht. „ahhjaa, ist klar…“ jedenfalls wurden wir des Öfteren in ein entsprechendes Gespräch verwickelt, wenn wir von oder zum Hotel wollten.  Einmal  waren wir tatsächlich am Überlegen, ob wir uns einen dieser tollen Roller mieten sollten und machten auch eine Probefahrt. Wir waren uns aber zu unsicher, ob wir im Straßenverkehr ohne Regeln damit überleben würden und ließen es anschließend doch sein. Abends gingen wir in “Mama’s German Restaurant” essen und Nazli durfte deutsche Küche kennenlernen. Die Tage darauf verbrachten wir überwiegend mit Shopping.

 

Also eigentlich shoppte Nazli, ich half ihr nur beim Aussuchen und Tragen. Wir suchten uns immer mal wieder spontan Rollerfahrer, die uns von hier nach da fuhren. Es war echt beeindruckend, wie man hier völlig ohne Regeln und ohne Ampeln einen Straßenverkehr vorfand. Wer zuerst mahlt zuerst war die Devise, genauso wie “Einfach irgendwie durchdrängeln zwischen den anderen 37.000 Rollerfahrern ohne Führerschein”. Wir machten einen Ausflug nach Denpasar, der Hauptstadt der Insel Bali. Dort ging es etwas geordneter zu und es gab tatsächlich auch geteerte Straßen mit Ampeln. Sogar einen Home Delivery Mc Donalds gibt es dort.
Kleine Kästchen mit Blümchen, Kräutern und Räucherstäbchen werden überall von einheimischen Gläubigen mitten am Straßenrand, an Mauern oder Fensterbänken niedergelegt. Dementsprechend liegt ein entsprechender Duft in der Luft, den ich aber schon nach kurzer Zeit als wohltuend aufnahm. Für mich war es der Bali Duft und ich finde, er passt zu der Herzlichkeit der Menschen und dem Hinduismus, der hier offen ausgelebt wird, einfach herrlich dazu.

Als wir zurück in Kuta waren, schlenderten wir zufällig an einer Shisha Bar vorbei, woraufhin Nazli dort natürlich direkt mit mir rein wollte. Shisha-Rauchen in einer Orient Bar, das war ihr natürlich heimisch und das Pendant zu meinem Stück Heimat “Mama’s German Restaurant”.
Es war irgendwas mit Melonengeschmack, was wir rauchten. Dazu gab es das “Bali-Bier”: “Bintang”. Auf das obligatorische “Bintang” Tanktop, das nahezu fast jeder Aussie als Bali-Tourist ganz lässig trägt, verzichtete ich aber.
Einen weiteren Tag verbrachten wir am Strand, da an dem Tag das Ramadan Fest der Moslems gefeiert wurde und daher fast alle Geschäfte geschlossen waren. Trotz der großen Mehrzahl an Hindus wird hier der Islam scheinbar dort sehr gelebt. Am Strand sprach ich einen der vielen Liegen-Vermieter an und handelte uns einen guten Tagespreis ein. Das Wetter war leider etwas wolkig, aber nicht kalt. Nazli nahm sich für wenig Geld einen “Surf-Lehrer”, kriegte den Trick des Wellenreitens aber irgendwie nicht raus. Ansonsten relaxten wir einfach mit Bier im Liegestuhl, während man uns Uhren, kühle Getränke und T-Shirts anbot, von denen Nazli bei einem nicht widerstehen konnte.
Während ich mein Geld immer mit der Visa Karte vom Automaten (ATM) holte, wechselte Nazli traditionell in bar ihre Australischen Dollar in Indonesische Rupien um. Als sie mal wieder Geld brauchte, checkten wir die großen Kurs-Tafeln, die nacheinander aufgestellt alle am Straßenrand standen. Auch in der Commonwealth Bank fragten wir nach dem aktuellen Tageskurs, entschieden uns dann aber für einen Straßenstand. Wir meldeten unser Interesse am Geldumtausch an und wurden prompt von einem freundlichen Indonesier lächelnd in ein Hinterzimmer geführt. Dort an der Theke prahlte er mit seinen “Cheap & Good Rates”. Er packte sein Bargeld aus und fing an es vor unseren Augen zu zählen. Nazli ist natürlich nicht doof und bestand darauf, selbst nochmal zu zählen.

Bali Teil 2 folgt morgen…




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Nach etwa 2 Tagen checkte nachts bei uns im Zimmer ein mit Kapuzenpulli bedeckter Asiate ein. Ich freute mich darüber, denn ich mag Asiaten und er schien in meinem Alter zu sein. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte er sei neu in der Stadt. Also fragte ich ihn, ob wir zusammen ein wenig durch Sydney laufen sollen. Er freute sich über mein Angebot und meine freundliche Art und war froh, nicht mehr ganz allein zu sein. Sein internationaler Name ist Louis. Er kommt aus Seoul, Südkorea. Wir verbrachten die Tage oft gemeinsam, ich zeigte ihm Subway, er mir koreanische Restaurants. Gemeinsam erkundeten wir nochmal Sydney: The Rocks, das Opera House, die George Street, Darling Harbour und mehr.

Street-Artist in Sydney

Straßenkünstler in Sydney

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Opernhaus, Sydney

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Harbour Bridge, Sydney

Eine Freundin von ihm, Dawoom, ebenfalls aus Seoul, wohnte bereits in Bondi und jobbt in einem Restaurant. Er schien ihr von mir erzählt zu haben und sie wollte mich unbedingt kennenlernen. Ich fuhr mit Louis eines Abends in den Stadtteil Bondi am Bondi Beach und wir trafen Dawoom. Bei ein paar Bierchen in einer Bar kamen wir ins Gespräch und
ich durfte asiatische Seafood Blättchen probieren. Das waren hauchdünne Blättchen zum Essen mit Meeresfrucht Geschmack. Gar nicht mein Fall.
Danach gab ich zwei Sixpacks aus dem Bottle-Shop für umgerechnet „schlappe“ 22 EUR (!) aus. Wir aßen zusammen in einem Imbiss Pizza und ließen den Abend mit Bier und guter Laune auf einem örtlichen Spielplatz beim “Beisammensitzen“ ausklingen. Das Bier natürlich in braune „Bäcker-Tüten“ eingepackt, da man in Australian Alkohol ja nicht öffentlich zu sich neben darf, wenn er nicht in einer Tüte versteckt wird. Die Tüten liegen im Bottle-Shop aber neben der Kasse aus. Dawoom brachten wir noch kurz zu ihrer Wohnung und fuhren dann zurück ins Hostel.

Am folgenden Tag bedankte sich Dawoom nochmal bei mir für den netten Abend und das nach Hause begleiten und ich war froh, schon die ersten Freunde kennengelernt zu haben. Louis machte sich einige wenige Tage später auf und verließ Sydney. Er reiste mit dem Greyhound Bus nach Bundaberg, um auf einer Farm mit anderen, scheinbar ausschließlich Koreanern, Tomaten zu ernten. Er blieb dort  tatsächlich 3 Monate, um ein zweites 1-jahres-Visum zu erhalten, und lernte dort seine zukünftige Freundin kennen.

Nach Louis Abreise wollte ich mich unbedingt nochmal mit Dawoom treffen, leider scheiterte es jedoch, da sie viel arbeitete und sich nicht wirklich meldete. Inzwischen hatte ich mir überlegt ein Stück nördlicher, Nach Port Macquari, zu reisen. Ich kaufe dafür ein Zugticket am Hauptbahnhof in Sydney, war aber nicht wirklich zufrieden. Denn es schien mir eher als Notlösung, da ich zwar aus Sydney wegwollte, einfach weiterziehen wollte, aber nicht wirklich wusste, wohin. In Port Macquari gibt es ein Koala Krankenhaus, viel mehr aber auch nicht. Jetzt wurde mir bewusst, dass es doof war, dass ich nicht in Deutschland schon mal die Australienkarte studiert habe oder grob geplant habe. 1 Tag vor Abreise entschied ich mich kurzfristig um und buchte einen Flug nach Darwin im Northern Territory, da ich gelesen hatte, dass es dort viel wärmer sein sollte, als in Sydney.

Zwar war der Winter für mich mit 17 Grad ein ziemlich warmer Winter, aber ich wollte „echtes“ Australien:  Hitze, Outback, Weite! Ich ging in eines der unzähligen Reisebüros in der Innenstadt und ließ mich dahingehend nochmal etwas beraten, ich hatte von Darwin nur flüchtig irgendwo gelesen. „Oh, yeah! If you wAnja get summer, you really gotta go up to Darwin, mate“, bestätigte mir dort die Frau am Schalter. “It’s hot there all the year, they don’t have any winter up there”, erzählte sie weiter und machte mich neugierig. Ich ließ mir ein Angebot machen und kaufte einen Tag später die Tickets. Als ich das Reisebüro verließ, sprach mich gleich eine junge Dame an und wollte mir irgendwelche Backpacker Jobs in Sydney vermitteln, aber ich lehnte ab, da ich ja in wenigen Tagen schon weg seien würde.

Ich checkte aus dem Maze Backpacker Hostel aus und buchte mir 3 Nächte in einem Hotel. Ja, ich gönnte mir den Luxus eines Privatzimmers, da ich einfach ein paar Tage Privatsphäre benötigte. Die Dame im Hotel war sich erst nicht ganz sicher, ob ich mich vielleicht verbucht hatte, weil ich wie ein echter Backpacker aussah und die normalerweise nicht in einem 3 Sterne Hotel übernachten, aber ich sagte ihr, dass alles korrekt sei. Ich lernte so noch eine andere Ecke von Sydney kennen und hatte nun endlich mein eigenes Reich. Im ersten Hotel blieb ich zwei Tage, da es sich um ein Sonderangebot handelte. Dann buchte ich noch eine Nacht in einem anderen Hotel. Diese 3 Tage waren mir als kurze innerliche Pause, nach dem Ankommen in Sydney und der ersten Eingewöhnung, sehr wichtig gewesen.

Als ich dort dann aber wieder auscheckte und mich auf den Weg zum Flughafen machte, merkte ich schon, dass ich den großen Reise-Rucksack als solchen gar nicht benutzen kann. Schon nach 10 Minuten konnte ich dieses Monstrum nicht mehr schmerzfrei auf dem Rücken tragen. Deshalb trug ich es quer mit dem Trageschlauf über den Hals gehängt, was halt leider etwas anstrengender, aber dafür schmerzfreier war. Hier merkte ich, was die Schulzeit mit meinem Rücken angestellt hat.

In Australien hat jede große Stadt immer zwei Flughäfen: den International und den Domestic Airport. Am Domestic Airport verkehren nur Inlandsflüge. Der Domestic Airport in Sydney ist glückerweise gar nicht so stadtfern und deshalb recht gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. (Später werde ich nämlich merken, dass die Flughäfen in Australien nie an ein normales, öffentliches Verkehrsnetz angebunden sind und somit immer schweineteuer Shuttlebus Tickets zu kaufen sind).




< Was zuvor passiert war

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Der Tag des Abflugs war da. Ein normaler Tag – bis etwa 16 Uhr. Ich war ziemlich nervös und die letzten Tage hatte ich das Gefühl alles Mögliche nochmal machen zu müssen: auf der Zeil einkaufen, in den Rewe gehen, S-Bahn fahren…da ich das ja dann erst einmal nicht mehr tun kann.
Gegen 16 Uhr etwa schnallte ich mir also meinen Backpacker Rucksack um und wir machten uns mit dem 61er Bus auf zum Flughafen. Dort angekommen begab ich mich zum Schalter der Korean Airlines und hielt nach Mitreisenden Ausschau, konnte aber niemanden sichten. Also gab ich das Gepäck ab und ging mit meiner Familie hoch zum Mc Donalds einen Kaffee trinken. Gegen 18.30 Uhr etwa nahm ich dann, recht entspannt, Abschied und begab mich zum Gate.
Im Flugzeug Platz genommen saß ich neben einem Jungen in meinem Alter Platz. Später stellt sich heraus: Till aus Berlin. Hinter mir saßen dann Aline aus Braunschweig  und Marissa aus Ingolstadt. Eine Reihe vor uns: Tobias und Christian aus Dresden. Stepin hatte also unsere kleine Reisgruppe möglichst zusammengesetzt und wir stellten aber erst im Flieger fest, dass wir als eine solche Gruppe zusammengehören. Till war recht eigen und eher an seiner Musik interessiert. Christian und Tobias waren beste Kumpels und grinsten sich irgendwie immer gegenseitig an, wenn man mit ihnen sprach. Auf mich machten sie den Eindruck, als führen sie irgendwas im Schilde.

Als wenn sie nur zum Partymachen und Frauen abschleppen nach Australien fliegen. Später werden sie aber, erstaunlicherweise, die ersten von uns sein, die sich um einen Job bemühen. Marissa und Aline freunden sich im Flieger mit ihrem Sitznachbarn, einem deutschen Koreaner, der Familie in Seoul hat an, um ihre Nervosität zu stillen.
In Seoul angekommen mussten wir durch eine Kontrolle und befanden uns dann als Transit Passagiere für die nächsten 6 Std. im Terminal. Till verschwand alleine irgendwo und die anderen beiden Jungs waren auch recht zügig in der Menschenmenge untergangen. Ich blieb bei den beiden Mädels. Marissa war mir mit ihrem typischen bayrischen Dialekt sofort super sympathisch. Schnell kamen wir ins Gespräch und ich lernte von ihr, dass man Ingolstädter  traditionell auch “Schanzer” nennt. Daher war sie von nun an nur noch “die Schanzerin”.

Die Schanzerin hatte Ihrer Familie versprochen anzurufen, also wechselten wir Geld in koreanische Won und versuchten uns am Telefon. Zunächst vergeblich. 45 Minuten später und mit der Hilfe eines koreanischen Reisenden, der zumindest ein bisschen Englisch sprach konnte sie dann nach Deutschland telefonieren.  Danach legten wir uns auf die Stühle in einer ruhige Ecke. Die beiden schliefen ein wenig, ich nutze das kostenfreie Internet und las Zeitschriften.
Also es dann endlich weiterging vervollständigte sich unsere Gruppe dann am Gate wieder und wir konnten nach Sydney weiterfliegen. Weitere 10 Std. Flug…leider kannte man inzwischen die deutschen On-Board-Filme. Also waren nun entweder die Englischen an der Reihe, Videospiele dran oder einfach Ausruhen angesagt.




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