Da ich ja in Darwin zwecks des kostenfreien WLAN sehr oft in der State Library zugegen war und ich inzwischen auch herausgefunden habe, dass es in jeder State Library in Australien kostenfreies Internet gibt, war ich nun auch öfter in der State Library of Victoria.
Der Nachteil hier war, dass man keinerlei Getränke oder Essen mitnehmen darf (was in Darwin aber erlaubt ist). Man muss das dann in einem kostenpflichtigen Gepäckfach einschließen. Auch gab es hier zwar eine Durchsuchung, aber lange nicht so aufwendig wie in Darwin. Zwei “Türsteher” beobachteten einfach immer die durch den Eingang laufenden Leute und kontrollierten entsprechend per Sicht.

Wenn also ein größerer Schwall an Menschen auf einmal durchging, konnte man sich ab und an auch mal mit Essen & Trinken im Rucksack durchmogeln. Das geniale in der Library in Melbourne aber war, dass es keine Begrenzung für die Benutzung des Internet gab. Das heißt weder im Daten- noch im Zeitvolumen. Die Geschwindigkeit war überragend schnell. Also im Vergleich zur Library in Darwin gesehen. Dort war das Internet deutlich langsamer und es gab eine 4 Std. bzw. 100 MB Begrenzung. Ich war überrascht über diese großzügige Bereitstellung. Auch von Innen war die Library sehr schön. Sie war riesig, ähnelte einem Atrium, alles war massiv, die Tische und Arbeitsplätze aus Holz. Überall gab es genügend Powerpoints (Steckdosen) und es war wie üblich schön ruhig. Vor allem abends, wenn es draußen dunkel wurde und kein Tageslicht mehr durch das große Glasdach schien, war es drinnen sehr gemütlich. Ich war gerne dort.

In meinem Zimmer war ich seit einiger Zeit ganz alleine, an einem Tag aber zogen dann zwei Israelis ein. Einer von Ihnen war Ido Friedländer, dessen Vater wohl irgendwelche deutschen Ursprünge besitzt. Sie schienen sehr gute, beste Freunde zu sein und haben den weiten Weg aus Israel auf sich genommen, um mit dem Motorrad den roten Kontinent zu bereisen. Sie waren sehr nett, Ido spielte ab und zu mit seiner Gitarre.
Ich hab selten selber gekocht, nur ab und zu. Dafür hab ich Marissa und ein paar anderen ab und an mal in der Hostel Küche beim Kochen zugeguckt. Das Flinders Backpackers hat ungefähr 10 Stockwerke, die Rezeption, die Lobby, der Küchenbereich, der Essbereich und die begehbare Kühlkammer waren auf dem 2. Andyor.
Man kann sich das so vorstellen: Man kommt aus einem der beiden Aufzüge, wird von lauter, ständig laufender Hip Hop Musik wie in diesen auf Jugendmode ausgerichteten Modeshops, begrüßt und findet vor sich direkt die Rezeption. Es war lustigerweise Gang und Gebe, dass hier kleine Spätzchen von draußen im Küchen- und Essbereich Andygen. Auch in den Subway Filialen in Melbourne war mir das bereits aufgefallen. Irgendwie verrückt, dass diese kleinen Vögel da gar keine Hemmung haben.

Ich glaube es war irgendeine Nacht von Freitag auf Samstag, als ich früh morgens, so gegen 5 oder so, völlig schlaftrunken, mal wieder diesen ätzend nervigen Weg von meinem Hochbett, die Treppe runter und vom Zimmer bis zu den Toiletten, auf mich nahm. Ich machte die Tür auf und sah eine sich schminkende Frau am Spiegel stehen. Ich machte die Tür wieder zu, warf einen verwirrten Blick auf das Schild auf der Tür und fragte mich, ob ich wirklich so verpeilt bin und mich in der Tür geirrt hatte. Aber nein, es war die Herrentoilette.
Also machte ich die Tür wieder auf. Das Mädel lächelte, nickte mir zu und kicherte dann noch aus irgendeinem Grund. Also betrat ich das Bad und wanderte schnurstracks in einer der Toilettenkabinen. Während ich also mein Geschäft verrichtete, schien auch eine Dusche zu laufen. Eigentlich nichts unübliches, da im Hostel ja viele Arbeiter hausierten, die durchaus morgens gegen 5 Uhr aufstehen müssen. Übrigens ist mir aufgefallen, dass die Toilettenkabinen in Australien an den Scharnieren nie dicht geschlossen sind. Also links und rechts ist fast immer ein kleiner Spalt, eine Ritze, durch die man durchsehen kann.

 

Man müsste sich von außen zwar schon irgendwie an den Spalt stellen und bewusst durchgucken, was natürlich niemand macht, aber ich fand das schon sehr gewöhnungsbedürftig. Die Kabine war dadurch nicht mehr komplett abgetrennt und irgendwie ist mir diese Bauweise mit den an den Seiten nicht komplett abgeschlossenen Toilettenkabinen fast überall begegnet – sehr komisch. In Deutschland sind die Seiten nämlich eigentlich immer komplett zu. Der Herr in der Dusche schien seine Körperpflege jedenfalls zu genießen, dachte ich mir innerlich. Leichte Pust, Press und Hechel-Geräusche waren zu vernehmen. Als ich dann aber einen genaueren Blick auf den Spalt zwischen dem unteren Duschtürenrand und dem Boden erhaschte, sah ich vier Füße: zwei Männerfüße und zwei mit rotem Nagellack lackierte Frauenfüße. Ja, während ich auf dem Pott saß, hatten zwei andere wohl ziemlich Spaß. Als ich fertig war und zum Waschbecken lief, sah ich noch ganz kurz das Mädel von vorhin mit einem Typen und die Tür, die hinter Ihnen zufiel.

 

Die Tage darauf, so muss ich gestehen, warf ich meine Augen äußerst oft zuerst auf die Füße, wenn ich Mädels im Hostel sah oder traf. Aber Frauen mit rot lackierten Fußnägeln gab es viel zu viele. Ich hab nie herausgefunden wer dort seinen Spaß hatte.
Eines Abends luden Amy und Julian uns auf Ihr Zimmer zu einem kleinen Sit-in ein. Bei ein paar Bier und nett hergerichtetem, abgedunkeltem Zimmer hatten wir eine nette Gesprächsrunde. Julian machte in seiner Freizeit zuhause Musik und spielte uns auch ein Stück, das er mit seiner kleinen 9-jährigen Schwester aufgenommen hatte, vor. Es klang gut, so viel weiß ich nicht. An den Song selber kann ich mich aber heute nicht mehr erinnern. Es war Rap. Zwischenzeitlich hatte ich auch mal wieder mit Andy in Darwin telefoniert. Es ging im soweit gut, er wollte immer, dass ich unbedingt wieder “nach Hause” komme. Ich hatte mich entschieden, zunächst aber noch einen zwei wöchigen Abstecher nach Perth zu machen und danach wahrscheinlich zurück nach Darwin zu gehen.

Auf der Arbeit war so ziemlich fast alles leer geräumt, außer halt dieses Lager für die Bestellungen, wo die Picker zugange sind. Generell war es inzwischen relativ locker geworden, da viele Arbeiter die Firma schon verlassen hatten. Wir waren mitunter welche der letzten dort. Es gab öfter mal Leerlauf, in dem ich dann mit Miranda z.B. Fußball mit einem aus Folie selbstgebastelten Ball spielte. Es gab einfach nichts Besseres zu tun und es störte auch niemanden mehr, ob wir da jetzt rumgammeln oder krampfhaft Arbeit suchen. Vor allem sind wir als Gruppe des Öfteren zu Big Simon und Tray ins Büro und haben nach Arbeit gefragt. Wenn uns aber keiner Arbeit gab, konnten wir halt auch nichts tun.

Ich hatte eigentlich schon vor 2 oder 3 Wochen aufhören wollen. Glücklicherweise waren wir Casual Workers, also Arbeiter, die nur bezahlt werden, wenn wir anwesend sind. Wir konnten selbst bestimmen, wann wir aus dem Job wieder aussteigen wollten. Ich hatte eigentlich schon längst keinen Bock mehr, da während meiner Zeit bei dem Job auch meine Fußschmerzen unglaublich stark zunahmen und überhaupt einfach längst die Luft raus war. Aber auf die 539 $AUD, die mein Bankkonto wöchentlich wieder gut aussehen ließen, wollte ich nicht verzichten. Ich meine, das sind ca. 374 EUR pro Woche, also knapp 1500 EUR netto pro Monat. Und das als einfacher Jobber über eine Personalvermittlung, die natürlich an mir auch noch mitverdient. Dafür war der Verdienst doch wirklich gut. Deshalb hangelte ich mich von Woche zu Woche, immer mit dem Gedanken, nächste Woche auszusteigen. Letztlich hängte ich aber doch immer noch eine Woche dran.

Anfang November entschied ich mich aber dann endgültig und kündigte. Es reichte, wenn man Bescheid gab, dass man Montag nicht mehr kommt und die Weste abgab. Schon war alles geregelt. Mit Miranda blieb ich in Facebook in Kontakt, mit Fenja und Nadine mehr oder weniger auch, aber die wohnten ja eh in meinem Hostel. Von den anderen Leuten hörte ich nie wieder was.

Es war immer noch das gleiche Zimmer im Flinders Backpackers, in dem ich residierte. Die Israelis waren inzwischen weitergezogen. Ich konnte mich nicht mehr verabschieden, da ich wochentags früh aufstand und sie da noch schliefen. Ich legte Ihnen einen Zettel hin, auf dem ich meinen Facebook Namen hinterließ und Ihnen eine gute Reise wünschte. Ido Friedländer schickt mir später eine Anfrage. Inzwischen waren noch abwechseln ein paar andere Mitbewohner ein- und ausgezogen. Patrick war einer von Ihnen, der auch etwas länger blieb. Er arbeitete in Melbourne und half bei Veranstaltungen beim Auf- und Abbau. Er ist Ire und um die 27. Er war völlig in Ordnung, fragte mich hin und wieder wie der Tag auf der Arbeit lief.
Ich hatte, nachdem ich meinen Job gekündigt hatte, noch ein paar Tage Freizeit in Melbourne. Ich nutze diese für ausgiebiges Shoppen, Sightseeing und zu all dem, wozu ich unter der Woche meist nie wirklich kam. Mein Ticket nach Perth und das Hostel dort waren gebucht. Ich wollte für zwei Wochen in Perth bleiben und danach zurück nach Darwin fliegen.

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Der Job in Northcode war immer noch am Laufen, aber so langsam machten sich alle Gedanken über die weitere Zeit. Die Firma Shock Records leerte sich nach und nach. Einige Mitarbeiter feierten an einem Freitagnachmittag bei einem letzten Bier vor der Firma das Ende ihrer Beschäftigung dort. So waren es nur noch wir, die Casual Workers, und einige wenige Verbliebene, die noch in den Lagerhallen rumschwirrten. Dementsprechend ruhiger und gelassener wurde es von Tag zu Tag. In manchen Momenten gab es nichts zu tun – Außer mit einem selbst gebauten Fußball aus Paketband rumzukicken. Big Boss Simon war cool drauf, eines Morgens rief er nur zu mir “Hey, Tobias, you’re allright? Have a coffee!” und verschwand irgendwo in den Lagerhallen. Diese Einladung nahm ich natürlich an und legte eine Kaffeepause ein.

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Wir hatten uns inzwischen alle gut genug kennengelernt und es hatten sich auch obligatorische Gruppen gebildet. Kurz: Am Anfang waren wie fast immer alle nett, Simon (Dummschwätzer) machte sich zunächst nur bei mir unbeliebt, die Mädels (Miranda, Nadine und Fenja) verstanden sich gut, Simon (Dummschwätzer) verkackte es dann aber auch bei den Mädels. Miranda war recht flink bei der Arbeit und eine pfiffige Person. Sie ging manchmal früher, entschied selber, was sie arbeitete usw. Nadine kam damit nicht klar und entwickelte Antisympathien gegen Miranda. Ich fand Miranda ziemlich cool. Wo ist das Problem, wenn sie früher heimgeht? Immerhin wird sie dafür ja auch nicht bezahlt. Und hey, nach den vielen Wochen wurde man nun mal sicherer im Job und konnte dann Kleinigkeiten auch selber entscheiden.

 

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Nadine fragte mich eines Tages, ob ich mit zu einem Trip zur Great Ocean Road kommen wolle. Ich ließ mir 1 Tag Zeit und sagte dann zu, denn die Great Ocean Road sollte man sich eigentlich nicht entgehen lassen. Für den Trip war das Wochenende geplant. Wir wurden am Samstagmorgen von Viktor und Holger mit dem Auto am Hostel abgeholt. Viktor war ein ehemaliger Studienkolleg aus Köln von Nadine und Holger dessen Kumpel. Holger ist und war schon länger in Melbourne, Viktor war nur für gut 3 Monate in Australien. Zunächst sind wir dann nach St.Kilda zum Appartement von Holger gefahren. Eine schicke Bude: Am Hauseingang erhielt man nur mit Zugangscode eintritt und das Treppenhaus sah aus wie in einem Hotel.

Wir tranken ob noch etwas, holten dann noch einen Frühstückssnack für die Fahrt, gingen zurück zum Appartement und Holger rief für uns bei einem Hostel auf der Great Ocean Road an zwecks Verfügbarkeit. Nach kurzer Autoeinweisung brachen wir, allerdings ohne Holger, dann auf und fuhren dann gute 100km südlich zur Great Ocean Road.

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Es war Holgers Auto, das er uns freundlicherweise zur Verfügung stellte. Die Great Ocean Road ist 243 km lang und verläuft direkt an der Südküste. Es gibt verschiedene Look Out’s und Plätze, an denen man anhält. Wir waren bspw. bei einem Leuchtturm, sind danach weiter gefahren, haben dann an einer wunderschönen Bucht gehalten, die Aussicht genossen, sind weitergefahren. Zwischendurch waren wir noch bei den Twelve Apostles, dem wohl bekanntesten Lookout an der Great Ocean Road. Das sind Felsen aus Kalkstein, die bis zu 60m hoch aus dem Meer hinausragen. Hier macht wohl jeder Mal halt, um ein Foto zu schießen.

Wenn man Lust und Geld hat, kann man sogar auch einen Helikopter Rundflug über die Twelve Apostles buchen. Ansonsten ist der Weg entlang der Great Ocean Road einfach traumhafte Natur. Riesige Buchten mit riesigen Wellen, die mit unglaublicher Wucht gegen die Felsen branden. An einem Abend kehrten wir in das vorher von Holger ausgekundschaftete Hostel ein. Wir fragten nach einem 4-er oder 6 er Zimmer, doch es war keines frei. Stattdessen mussten wir in ein 24-Bett (!) Zimmer. Das gute: Es war komplett leer:) Wir waren also eine Nacht zu viert im 24-Bett Zimmer. Genug Platz hatten wir auf jeden Fall.

Ausgeschlafen ging es dann am nächsten Morgen weiter. An irgendeinem Look-Out hielten wir an, um den Ocean in seiner dortigen Pracht zu genießen. Laut Viktor sollten in dieser Region aber auch vermehrt Koalabären hausen. Wir marschierten also ein bisschen fern des eigentlichen Weges und suchten die Büsche nach Koalabären ab. Vergeblich. Wollten wir doch alle unbedingt einmal einen dieser unglaublich gemütlichen und heiß geliebten Koalabären aus nächster Nähe sehen, doch es war einfach keiner zu finden. Wir gaben eigentlich schon auf, und kehrten um, da entdeckte Viktor irgendwas in der Ferne auf einem Baum. Es sah rundlich aus, für mich schwer zu erkennen.

Der Baum war etwas weiter weg und war auf einem Abhang gelegen, ein Rankommen war schwierig. Wir waren uns unsicher, ob das jetzt eine Koalabär ist oder doch nur eine Fatamorgana. Viktor entschloss sich aber näher ranzugehen. Von ihm motiviert, folgte ich ihm. Ich wollte es auch wissen…Und tatsächlich, es war ein Koalabär! Endlich hatten wir einen Koalabär entdeckt. Einen echten Koalabär in wilder Natur! Er saß gemütlich in seinem Eukalyptusbaum und glotzte uns ohne irgendeinen Murks an. Seine Augen waren noch furchtbar klein und schläfrig. Wahrscheinlich kam er gerade mal wieder aus einem 22 Stunden Schlaf und wollte gleich was essen, damit er danach wieder schlafen kann. Süß sah er auf jeden Fall aus.

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Nachdem wir uns also den Koala genau angeschaut und beobachtet hatten, ging es für uns aus den tiefsten Abhängen und Büschen im Wald neben der Great Ocean Road zurück zum Auto. Auf unserer Rückfahrt entdeckten wir dann sogar noch einen Koala, der direkt am Straßenrand hoppelte. Sofort angehalten konnten wir ihn noch einen Moment aus allernächster Nähe beobachten. Und noch einige Meter weiter waren sogar noch ein paar Bäume mit mehreren Koalas. Nach und nach hielten immer mehr Autofahrer und zückten die Kameras. Danach fuhren wir langsam wieder zurück nach Melbourne. Hier habe ich ein kleines Highlight in Erinnerung, an das ich mich noch lange erinnern werde. Es war später Abend und ich schaute während der Fahrt aus dem Fenster. Wir waren alle recht müde, es war schon dunkel. Ich merkte, wie wir uns der City von Melbourne immer mehr näherten.

Von den Vorstädten Melbournes, ging es immer ein Stück tiefer in die City. Es war ruhig im Auto. Ab einem bestimmten Moment erkannte ich die Stadt wieder und wusste, wo wir waren. Ein Gefühl von Heimat kam in mir auf. Es sudelte leise “Something in the Water” von der neuseeländischen Newcomerin Brooke Fraser im Radio, das hier zum ersten Mal hörte (und was später, auch in Deutschland, zu einem großen Hit wurde). Ich kann den Moment nicht richtig beschreiben, aber irgendwie ist er mir in Erinnerung geblieben. Immer wenn ich dieses Lied höre, muss ich an unsere Heimreise im Auto von unserem Trip zur Great Ocean Road denken.

< Das war zuvor geschehen

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Als ich eines Tages Feierabend hatte, traf ich in der Hostelküche auf die Schanzerin. Wir saßen zusammen am Esstisch und sie stellte mir dann Amy (Türkisch/Deutsch) und Julian (Deutsch) vor. Sie sind ein Paar und kommen ursprünglich aus Norddeutschland. Beide waren auf Jobsuche, deshalb gab ich Ihnen die Visitenkarte von Rhianna von Bluestone Recruitement, unserer Jobvermittlung, mit.

Die Tage darauf trafen wir uns alle gemeinsam, um was zu unternehmen. Mit dabei waren also die Schanzerin, Saki, Shirley, Amy, Julian und ich. Julian hatte einen Flyer von einem Darklight Indoor Minigolf im Melbourner Stadtteil Docklands. Wir wollten es mal ausprobieren und sind dann hingefahren. Es war ein abgedunkelter Indoor Minigolf Park, der nur mit Neonlicht beleuchtet war. Ab und an kam man sich zwar etwas doof vor, wenn man es einfach nicht schaffte, diesen blöden Ball ins Loch zu schieben, an der Bahn aber bereits die nächste Gruppe wartete, um endlich ihre Runde zu beginnen. Im Großen und Ganzen hatte es aber wirklich Spaß gebracht und war auch ein netter Abend.

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Die Wochen vergingen weiterhin mit Alltag unter der Woche und Sightseeing am Wochenende. Abends wenn ich an der Flinder Street Station aus der Metro ausstieg schnappte ich mir die “mX” und verzog mich damit auf mein Zimmer. Die mX ist eine kostenlose lokale Zeitung, die sich an die täglichen Berufspendler richtet. Es gibt Sie in Sydney, Brisbane und Melbourne. Sie wird an nahezu allen großen Metro/Tram-Stationen ausgelegt und auch verteilt. Sie beinhaltet Klatsch und Tratsch Geschichten, aber auch lustige Kolumnen. Interessant fand ich immer die Berichte über die auf der Straße interviewten Passanten, die Geschichten über die Herkunft ihres aktuellen Outfits erzählten. Woher habe ich dieses Paar Schuhe, warum trage ich ausgerechnet diese Jacke, was ist das tolle an meiner Tasche etc. Oder aber auch die Kontaktbörse der Pendler: “An den Mann in der grünen Hose und der Sonnenbrille, der gestern um 7.23 mit mir in der 1 nach Epping gefahren ist und zwei Stationen vor mir ausgestiegen ist: Lust auf ‚nen Kaffee?” oder “An den kleinen braunhaarigen in der 5 gegen 5.25 pm: coole Hose” Es war einfach eine handliche, kostenlose Tageszeitung, mit aktuellen Nachrichten, aber auch Unterhaltungsberichten, die aber alle kurz und knapp waren. Eben perfekt, um es mal schnell in der Metro zu lesen.

Nach dem kleinen Gag mit Veshali hatte Marissa ihr wohl von mir erzählt und sie wollte mich irgendwie auch kennenlernen. Deshalb sind wir an einem Wochenende zusammen mit Saki und Shirley in die Stadt zum Eureka Skytower. Von oben hat man eine wunderbare Sicht auf Melbourne. Jeder macht die obligatorischen Fotos und genoss den Ausblick. Danach machten wir noch einen Spaziergang durch die Stadt und unterhielten uns ein wenig. Marissa war inzwischen sichtlich genervt von Veshali – ihrer Indian Mami. Veshali wollte überall dabei sein und verbot Marissa sogar das Rauchen.

Wespen in Lebensgröße auf dem Dach eines Skyscrapers, fotografiert vom Eureka Skydeck 88, Melbourne

Wespen in Lebensgröße auf dem Dach eines Skyscrapers, fotografiert vom Eureka Skydeck 88, Melbourne

Zumindest wollte sie es nicht – und die Schanzerin hörte auf Veshali. Denn tatsächlich versuchte sie schon ihre Kippen heimlich zu rauchen. Total verrückt. Immerhin hat Veshali der Schanzerin nun wirklich nichts zu sagen. Ich war ab und an mit Laura per SMS in Kontakt. Als wir gerade dort oben auf dem Tower waren, schrieb Sie mir, dass Sie vor gut 1 Tag in Perth angekommen seien, jetzt aber alles abgebrochen hatten und Sie direkt zurück nach Darwin fliegt. Sam’s Oma war wohl verstorben und er ist daher natürlich direkt zurück nach Hervey Bay in Queensland. Irgendwie zerschlug sich so ihre Gruppe und Laura wollte dann auch irgendwie direkt zurück nach Darwin wieder. Sie fragte mich, ob ich nicht nach Perth kommen mag. Grundsätzlich wollte ich schon auch nach Perth, allerdings erst in ein paar Wochen, da ich noch weiter arbeiten wollte, um noch mehr Geld zu verdienen. Ich musste ihr daher absagen, obwohl ich schon ziemlich Lust hatte. Ansonsten war Melbourne schon eine sehr schicke Großstadt. An einem anderen Wochenende hatte ich etwas anderes vor.

Als ich noch Deutschland war, ich glaube 3 Tage vor meinem Abflug, war ich bei meiner Großtante in Bochum. Sie berichtete mir von deutsch/finnischen Brieffreunden, Joseph und Agnes aus Melbourne-Box Hill und gab mir auch deren Telefonnummer mit. In Darwin, gerade in den Vorbereitungen für meinen Flug nach Melbourne, fielen mir die dann auch wieder ein. Nach dem ich eines Tages aus der States Library in Darwin kam, rief ich diese Rufnummer einfach mal an. Es ging ein älterer Herr ran und ich erzählte, wer ich war und wie ich zu seiner Nummer kam. Er war freundlich und verstand doch recht schnell, was ich von ihm wollte. Wir verblieben so, dass ich mich später, wenn ich in Melbourne sein werde, noch mal bei ihm melden werde.

Nun war ich ja bereits in Melbourne und wollte sie doch auch einfach mal besuchen. Ich rief ihn also erneut an und wir vereinbarten ein Treffen. Sie wohnen in Box-Hill, einem Stadtteil von Melbourne, etwa 30 Min von der City mit der Metro. Dort am Bahnhof angekommen, wurde ich von Joseph abgeholt. Er war um die 70 Jahre alt, aber noch gut zu Fuß. Mit dem Auto gings zu ihnen nach Hause. Es war ein kleines, nettes Einfamilienhaus an einem Berg gelegen (Box Hill eben). Wir setzen uns zu einem Glas Wasser zusammen und sie erzählten mir einiges von sich und ich von mir. Erstaunlicherweise sprachen Sie einwandfrei deutsch. Sie kannten meinen Großonkel und meine Großtante durch eine langjährige Brieffreundschaft und waren auch schon einmal bei in Bochum zu Besuch.

Wir machten einen Rundgang durch das ganze Haus und den Garten. Der Garten ist zweigeteilt. Josephs Bereich ist ganz nach einem japanischen Garten angelegt und der Garten seiner Frau im spanischen Stil. Joseph hat sich tatsächlich auch eine kleine Mini-Hütte gebaut, in der man auf traditionelle Weise japanisch speisen kann.

Danach gab es selbst gekochtes Essen und einen kleinen Einblick in die Bastelwerke von Joseph, denn er war leidenschaftlicher Bastler. In die Gespräche vertieft, wollte er mir dann auch noch sein sehr geschätztes Reich im Untergeschoss zeigen. Es war sehr beeindruckend: Er hatte sich unter dem Haus quasi einen riesen Bastlerkeller erschaffen. Er erstreckt sich quasi in einem Rundgang durch drei verschiedene Kellerräume. Dort unten gab es alles was das Bastlerherz höher schlagen ließ. Als Andenken an meinen Besuch schenkte mir Joseph ein Stück echtes Känguruleder. Am Ende meines Besuches gaben Sie mir noch die E-Mail Adresse von Phoebe , der Nichte der beiden, mit. Sie hatten ihr von mir erzählt und meinten ich solle sie auch mal kontaktieren, damit wir was unternehmen können. Joseph fuhr mich zurück zum Bahnhof und ich fuhr dann mit der Metro zurück in die Stadt.

Am nächsten Wochenende setzte ich mich in die Tram und fuhr „nach“ Albert Park. „Nach“, weil nicht nur der Park selber und auch die Formel 1 Rennstrecke so heißt, sondern weil Albert Park ein eigener Vorort von Melbourne ist. Es gehört zum südlichen Melbourne und liegt etwa 3 km von der Stadtmitte entfernt. Der Albert Park ist ein Naherholungsgebiet mit einem tollen, großen See in der Mitte. Viel Grünfläche, viele Palmen und einige Trimmstationen umranden den See. Deshalb traf ich auch viele Sportler an. Die öffentlichen Straßen um den Albert Park herum sind zusammen 5,3 km lang und werden für das Formel 1 Rennen jedes Jahr schon 3 Monate vor dem eigentlichen Rennen gesperrt, damit in Ruhe aufgebaut werden kann.

Für den Abbau nach dem Rennen werden nur 6 Wochen benötigt. Ansonsten werden die Straßen öffentlich benutzt und nichts würde einen Unwissenden ahnen lassen, dass hier im März jedes Jahres ein Formel 1 Rennen stattfindet. Außer vielleicht die gerade Straße am Start/Ziel mit den einzelnen Toren bzw. Boxen und dem Glasgebäude direkt darüber: die 280,1 m lange Boxengasse. Da konnte ich am Boden ein paar gelbe Markierungen finden. Nebenan fand sich ein Basketball-Feld, wo einige Jugendliche Basketball spielten. Es war sehr sonnig, durch den See aber auch leicht windig und daher nicht zu heiß. Außerdem ist der Albert Park für einen „Park“ sehr groß, eine eigene Golf und- Cricketanlage gehörten auch zum Park. Ich war an einem ganz normalen Wochenende da und es war eine sehr friedliche Stimmung. Ein Flugzeug hatte mit Kondensstreifen etwas in den Himmel geschrieben, irgendwas mit „met“ oder „mate“, ich weiß es nicht mehr genau. Wenn ich mir aber vorstelle, wie sich der Park zum März hin komplett verändern würde und hier wahrscheinlich nichts mehr an ein ganz normales Naherholungsgebiet für Melbourner erinnern würde…oh Gott. In 1-2 Monaten würde es hier ja bereits mit dem Aufbau losgehen, schade eigentlich, ich war so gesehen etwas zu früh.

Aber wahrscheinlich wäre ich dann nicht mal mehr in den Park reingekommen. Am 27. März 2011 war der nächste „Große Preis von Australien“ hier im Albert Park. Zu dieser Zeit war ich bereits zurück in Deutschland. Phoebe schrieb mir, dass das Formel 1 Rennen jedes Jahr so dermaßen laut ist, dass man das in einigen Stadtgebieten Melbournes hören kann

 < Das war zuvor passiert

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Im Hostel hatte ich durch Marissa zwei ihrer asiatischen Freundinnen kennengelernt: Saki und Shirley. Wir waren ab und zu ein bisschen in Melbourne unterwegs und verstanden uns alle recht gut. Saki kommt aus Japan und Shirley aus Taiwan. Shirley wollte mit uns unbedingt Bubble Tea trinken. Das sind vor den Augen frisch zubereitete Fruchttee Getränke mit verschieden wählbaren Toppings. Die Idee kommt wohl aus Taiwan und ist schon zahlreich in Australien vertreten. Inzwischen sind sie in Deutschland ja auch angekommen und werden zu einem Modegetränk (typisch deutsch -> Es folgen direkt negative Medienberichte über die unglaublich gefährlichen Toppings, an denen Kleinkinder ja ersticken können…) Ich wusste zwar nicht, aus was diese kleinen runden Bällchen (Topping) bestanden, aber alles in allem was es ein erfrischendes Getränk.

Wir waren dann noch asiatisch essen und hingen in der Stadt rum. Wir liefen auch zum Casino entlang am Ufer des Yarra River, als ich plötzlich wahnsinnig erschrak. Dort stehen alle paar Meter große rechteckige Kästen, aus denen kleine Feuerflammen leuchten. Abends in der Dämmerung sieht das am Ufer wirklich wunderschön aus. Doch auf einmal feuerte eine riesengroße Stichflamme aus dem Kasten neben mir und die Hitze der Flamme ging einem durch den ganzen Körper. Es waren die “Jet Flames”, die das Casino der Stadt gestiftet hat. Zu jeder vollen Stunde entfachen nacheinander an den Kästen diese großen Stichflammen. Wirklich ein nettes Spektakel!

Ich muss sagen, ich verstand mich mit Marissa wirklich sehr gut. Ihre bayrische Mundart und ihre Natürlichkeit gefielen mir und jedes Mal, wenn wir zusammen waren, war sie pausenlos am Lachen. Ich weiß nicht warum, aber sie war wirklich dauernd nur am Lachen und es war ansteckend. Jedes Mal aufs Neue. Innerlich war es sicherlich auch eine gewisse Verbundenheit. Immerhin waren wir gemeinsam aus Frankfurt angekommen und kannten uns schon seit Beginn des Abenteuers.

Als wir eines Abends dann nach einem Spaziergang wieder im Hostel waren, brachte ich Marissa noch zu ihrem Zimmer. Sie teilte es sich unter anderem mit einer etwa 40 jährigen, indischen Frau namens Veshali. Laut der Schanzerin war sie eher konservativ und meinte Marissa oft maßregeln zu müssen. Marissa wollte sich einen Scherz erlauben und schickte mich vorab ins Zimmer, da sie wusste das Veshali schon am Schlafen war und es für sie ein Schock wäre, wenn eine männliche Person das Zimmer betreten würde. Ich betrat also das Zimmer, es war dunkel, Veshali wurde wach und erkannte das in Person im Raum war. Sie war leicht irritiert, ich bin schnell wieder raus. Die Schanzerin, „ja moi“, war natürlich wieder heftigst am Lachen. Am nächsten Tag erfuhr ich, dass Veshali sich natürlich noch bei Marissa beschwert hatte…was sie sich dabei nur dachte, sie hätte ja nackt sein können etc. Naja, vergeben und vergessen.

Auf der Arbeit war alles noch soweit in Ordnung. Es gab inzwischen endlich zumindest ein klein bisschen Abwechslung. Es mussten Möbel transportiert und verpackt werden. Ich war andauernd zum Shrinkwrappen verdammt. Dafür nahm ich eine große Rolle „Frischhaltefolie“ und lief damit kreisförmig um fertig geladene Paletten herum, damit diese umwickelt und eingepackt werden. Trotz Arbeitshandschuhen (die wir uns ab und zu teilen mussten) wurden die Handinnenflächen beim Umwickeln schnell heiß, sodass sich täglich lästige Verbrennungen und Bläschen bildeten.

Ab und an kam Shaun (ein Aussie), irgendeiner der anderen Arbeiter, und lieh sich den Gabelstapler aus. Er prahlte ab und an mit seinen Deutsch-Kenntnissen, die allerdings nicht mehr als “Fotze”, “Muschi”und einem gleichzeitigen bereiten Grinsen betrugen. Irgendwann wurde zuerst Fenja, einige Tage später dann immer mal jemand anders von Big Boss Simon in ein anderes Lager geschickt. Dort wurden wir zum „DVD Picking“ angelernt. Es handelte sich um eine Lagerhalle, die im Eingangsbereich mit einem großen rechteckigen Tisch bestückt war. Daneben standen ein paar Einkaufskörbe und Einkaufswagen. Ansonsten standen in der Halle große Stahlregale, die von dichten, engen Gängen voneinander getrennt waren. Abgesehen von der Lageratmosphäre ähnelte der Aufbau an einen Supermarkt. Jeder Gang, jedes Regal war beschriftet. In dieser Halle wurden Bestellungen bearbeitet und zusammengesucht. Hier lagerte die Ware, mit der Shock Records handelte.

Diese DVDs wurden nicht weggeschmissen, sondern noch verkauft. Man nehme sich dort also zuerst einen abzuarbeitenden Bestellzettel, ein Klemmbrett und einen Stift vom Tisch. Dann nimmt man sich einen Einkaufswagen und geht wie beim Einkaufen im Supermarkt der Reihe nach den Bestellzettel durch. Pos. Nr. 1: Gang E Regal 13 Fach 3C -> 3x Hier läuft man also mit dem Einkaufswagen zu dem Fach, vergleicht dann den DVD Titel der dort liegt mit dem auf dem Bestellzettel und nimmt dann die entsprechend bestellte Menge der DVD raus, legt sie in den Einkaufswagen und macht ein Kreuz an die Position. Ist das Fach leer oder mit den falschen DVDs bestückt, kreist man die Position ein. Warum? Das werden wir gleich sehen. Das war‘s zunächst, weiter geht es dann schon mit Pos. Nr. 2. Die Bestellzettel sind unterschiedlich lang. Manche Bestellungen beinhalten nur 5 Positionen, die hatte man in 10 Min. durch. Andere gingen über 3 Seiten, da war man mal gut 45 Min. beschäftigt. Hat man also alle DVD im Wagen und ist mit der letzten Position durch, schiebt man seinen Wagen zum anfangs erwähnten Tisch am Eingang und baut die DVDs in Stapeln auf dem Tisch auf. Der Bestellzettel wird oben draufgelegt.

 

Die Arbeit als ”Picker” ist damit erledigt und es kann in eine neue Runde gehen. Die Stapel am Tisch werden von anderen Arbeitern weiterbearbeitet. Zunächst wird der Bestellzettel gecheckt. Ist eine Position eingekreist, wird dies weitergeleitet und das entsprechende Fach im Regal überprüft bzw. aufgefüllt und die DVDs der Bestellung noch hinzugefügt. Dann werden die DVDs fachgerecht in Kartons verladen, gesichert und versandfertig verpackt. Hierbei waren wir aber nicht involviert. Wir griffen ausschließlich den “Pickern” unter die Arme. Nach einigen Runden erhält man ein bisschen Routine und geht die Positionen dann taktisch sinnvoll durch. Die anderen Pickerkollegen waren bunt gemischte Leute.

leider kaum ausgwählt: Doku über Deutschland

leider kaum ausgwählt: Doku über Deutschland

Meine Kollegen waren also bspw. ein lockiger, langhaariger Mit-60iger, der vermutlich auf Grund seines Alters nichts anderes mehr fand, ein dünner, fein angezogener, nicht redender Kollege genauso wie aber auch die tätowierte Punkrock Braut mit ihren knallpinken Haaren. Vermutlich kamen einige auch nur stundenweise und schichtweise, denn es waren nicht immer alle da. Es lief laute Musik (meistens harter Rock) oder aber lokales Radio in der Halle.

Diejenigen, die keine Lust drauf hatten, spazierten mit Mp3 Player und Kopfhörern durch die Gänge. Beim Durchschieben durch die Gänge traf man immer mal wieder auf den einen oder anderen Pickerkollegen. Der graue, ältere Lockenkopf war recht locker und smoothy drauf und pfiff sich so chillig durch die Gänge, ein Aussie eben. Der Job als DVD Picker war wirklich eine gute Abwechslung, vor allem da man in Bewegung kam. Das ständige Sitzen und stupide Öffnen von DVD Hüllen war langweilig geworden. Leider durfte hier jeder nur ab und an mal arbeiten, wenn gerade viele Bestellungen abzuarbeiten waren oder Leute fehlten. Ich bin dort immer möglichst lang geblieben, da man dort auch Schutz vor der Nervensäge Simon (Dummschwätzer) hatte. Man konnte einfach nur in Ruhe seine Bestellungen abarbeiten…Simon war nämlich selten dort.

 

Wie bereits erwähnt hat er es mit Zählen nicht so. Deswegen versuchte er vermutlich auch von sich aus, möglichst seine Gabelstaplerfahrten weiterzumachen. In der Mittagspause lief ich häufig um den Block, setzte mich irgendwo auf eine Mauer und versuchte kurz zu schlafen, beobachtete Schulkinder in der nebenangelegenen Schule oder schaute der Müllabfuhr bei der Arbeit zu. Die Müllabfuhrautos waren interessant: beim langsamen Durchfahren der Straße werden Arme ausgefahren, die dann die von den Bewohnern an den Rand gestellten Mülltonnen greifen, hochnehmen und im Müllauto entleeren. Dann geht der Greifarm wieder runter und stellte die Tonne am Straßenrand wieder ab. Das Müllauto fährt dabei die ganze Zeit sehr langsam, hält aber nicht an. Somit wird auf die Dauer mächtig Zeit gespart und die Müllmänner müssen nur absteigen, wenn irgendwas schief läuft.

< Das war zuvor passiert

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Ich Andyg also nach Verabschiedung nach Melbourne. Ich hatte mir über Hostelworld.com ein schickes Hostel gebucht und fuhr vom Flughafen direkt dorthin. Es war recht zentral und nicht weit von der Melbourne Central Station. Obwohl der Name zwar auf den Hauptbahnhof schließen lässt, ist das in Melbourne nicht zwangsläufig der größte Haupt- und Umschlagspunkt des Öffentlichen Verkehrs. Mittelpunkt der Stadt ist definitiv die Flinder Street Station.

Die kann man sich vorstellen wie den Südbahnhof bei uns in Frankfurt, aber schon etwas größer und deutlich belebter. Auch in Melbourne haben fast alle elektronische, aufladbare Chipkarten, die so genannten „MyKi’s“,  mit denen man durch einfach rüberziehen über einen Kontaktpunkt am Drehkreuz eine Fahrkarte bezahlen kann. Und damit man nicht vergisst, die Karte regelmäßig aufzuladen und sich „an- und abzumelden“ (was durch die Drehkreuze ja eigentlich eh verhindert wird), laufen in den Metros in regelmäßigen Abständen Erinnerungen über die Lautsprecher, die, wenn man in Melbourne öfter Metro fährt, ziemlich bald nerven.
Aber irgendwie geben sie der Metro doch einen gewissen Charme. Auch die vom Band kommenden Ansagen über den in Kürze eintreffenden Zug sind ziemlich freundlich gesprochen:  je nach Tageszeit sagt die Dame Guten Morgen liebe Fahrgäste oder Guten Tag liebe Fahrgäste oder Guten Abend liebe Fahrgäste.

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Skyline am Yarra River, Melbourne CBD

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Flinders Street Station

Flinders Street Station

 

Irgendwie total verrückt, aber wenn man die Ansagen hört, finde ich, merkt man dass die irgendwie freundlicher klingen als unsere oder andere, die ich bisher gehört habe.
Mein erstes Hostel lag eher im  Studenten/Universitätsviertel und war erstaunlicherweise  neu renoviert und sehr modern eingerichtet. Es war im Prinzip neben dem YHA  in Sydney  eines der besten, die ich je besucht habe. Die Zimmer waren sauber und stylish eingerichtet. Kleinigkeiten wie bspw. ein Hochschrank neben jedem Bett mit Innenbeleuchtung und eingebautem Nachttisch sowie Steckdosen Anschluss an jedem Bett machten den Aufenthalt einfach angenehm. In meinem Zimmer traf ich auf zwei weitere Deutsche und einen anderen jüngeren, dunkelhäutigen Herren. Ich glaube er kam aus Südafrika oder so. Er arbeitete irgendwo in Melbourne. Ab und an sah ich ihn in einer Bibel lesen.

Die zwei deutschsprachigen Zimmernachbarn waren direkt sehr freundlich und wollten gleich am ersten Abend mit mir feiern gehen. Da ich aber früh am Morgen erst angekommen war, wenig geschlafen hatte und am nächsten Tag auch direkt den Arbeitsbeginn hatte, sagte ich ab. Am nächsten Tag, als ich heim kam, waren sie schon ausgezogen und hatten mir ein kleines Betthupferl dagelassen.

Die Nacht konnte ich gut schlafen und so machte ich mich am nächsten Vormittag auf Richtung Northcode. Dorthin gelang man entweder mit der Tram oder der Metro. Ich fuhr von der Central Station mit der Metro nach Northcode. Es war ein Außenbezirk von Melbourne und deutlich ruhiger als die riesigen Innenstadtstraßen. Ich hatte noch etwas Zeit und ließ die Straßen entlang. Es war arschkalt und fing auch noch an zu regnen. Deshalb wärmte ich mich zuerst kurz in einem Asia Shop und dann in einem Café auf. Von dort rief ich auch nochmal in Sydney bei Max vom WTC an, mit dem ich einen Bestätigungsanruf vereinbart hatte.

Als es dann langsam 13 Uhr wurde, machte ich mich also auf zur 200 Beavers Road, Northcode, Melbourne. Vorbei ging es dabei am Batmans Kindergarden und anderen interessanten Familienhäusern. Dort angekommen sah ich ein paar Arbeiter mit Sicherheitswesten an. Nirgends fand ich einen Hinweis auf eine Firma namens Shock Records. Deshalb fragte ich kurzum den nächsten mir über den weg laufenden Arbeiter, welche Firma denn gerade am Umziehen sei. “Yeah, Shock records is moving at the moment”, sagte der Mann zu mir. Ich war also richtig.

Wenige Momente später traf Rhianna ein. Sie war für uns fünf neue Arbeiter, sogenannte, zuständig und allmählich verstand ich,  wie es lief. Rhianna war von der Personalvermittlung, bei der ich auch letztendlich angestellt war. Eingesetzt werde ich aber bei Shock Records. Rhianna war eine große, kräftige, blonde Frau. Sie war sehr freundlich zu mir und bat mich in ein Hinterzimmer in der Lagerhalle. Sie gab mir den Arbeitsvertrag und ein paar andere Blätter zum Durchlesen und Unterschreiben. Dann kamen Fenja und Nadine hinzu. Danach dann auch Arvid aus Schweden und Miranda aus Norwegen.

Wir saßen also alle an dem Pausentisch und füllten munter und fröhlich die Papiere aus. Danach konnten wir schon wieder gehen. Am nächsten Tag um 8.00 Uhr war Arbeitsbeginn.  Wir trafen uns wieder im Pausenraum. Es waren zwei weitere Jungs hinzugekommen, die mit uns im Team arbeiten sollten: Simon, ein typischer Aussie aus Melbourne, ungefähr in meinem Alter und Emanuel, ein halb Aussie auch aus Melbourne mit italienischen Wurzeln. Sprachtechnisch und generell waren sie natürlich immer etwas im Vorteil, da sie Locals sind. Rhianna war auch wieder da. Sie stellte uns zunächst einmal unseren Big Boss “Simon” vor.  Es gab nun also “Big Boss Simon” und “Dummschwätzer Simon”. Warum “Dummschwätzer Simon”, wird sich später herausstellen.

Es handelte sich beim Boss um einen großen, gut gebauten, lässigen, weisungsbefugten Mann in Vans Schuhen. Scheinbar eine Art Abteilungsleiter. Wie sich später herausstellt wohnt er in Sydney und fliegt jeden Montagmorgen von Sydney nach Melbourne und Freitag abends zurück nach Sydney. Vor ihm hatte man auf Grund seiner Größer, seiner Augen und seiner Stellung irgendwie Ehrfurcht.

Obwohl er eigentlich total lässig drauf ist. Unser Vizechef war Tray, ein eher kleiner, ruhiger  und unscheinbarer Zeitgenosse. Rhianna führte uns mit Simon kurz durch alle Lagerhallen auf dem Gelände und erklärte uns wo was gemacht wird. Es gab ca. 7 verschiedene Hallen. Danach ging es kurz zu dem Bürokomplex. Dort war auch über dem Eingang ein großes Firmenlogo zu finden. Mit dem Bürogebäude werden wir aber während unseres Aufenthaltes bei Shock Records nichts zu tun haben. Wir sind ausschließlich als Lagerarbeiter angestellt. Im Bürokomplex ging es dann in einen Schulungsraum, bei dem uns das obligatorische Sicherheitsvideo für Lagerarbeiter vorgeführt wurde. Dies ist Pflicht des Arbeitgebers. Anschließend gab man uns diese hübschen, knallgelben Sicherheitswesten, die fortan stets zu tragen waren.

OK – los ging es dann mit den ersten Aufgaben. Wir waren bei einem DVD Label beschäftigt, das heißt es gibt DVDs- viele DVDs. Die Mädels durften also etliche Kisten voller DVDs öffnen und die sich dort befindlichen DVDs aus der Hülle entnehmen und in Einzelteile trennen. Die Hüllen wurden von der Scheibe und dem Cover getrennt. Wir Jungs mussten zuerst Schränke aus dem mittlerweile fast leergeräumten Lager abbauen & verschieben. Außerdem galt es Paletten mit Kartons zu “Shrinkwrappen” (mit Folie zu umwickeln). Wir kamen langsam alle aus uns raus, es entwickelten sich mehr oder weniger Gespräche. Simon (nicht der Big Boss) und Emanuel sagten uns nach Absprache mit den Chefs an, was zu tun war. “Big’e’ fella…” kamen sie mit ihrem australischen Slang auf mich zu und wiesen mich ein. Big Fella bedeutet so viel wie Kumpel/Kollege unter Männern.

Simon entpuppte sich später aber als Gruppenclown, zumindest glaubte er wahnsinnig witzig zu sein. Er war seinen Äußerungen nach halb deutscher, denn seine Mutter war deutsche. Sein Lieblingswort der wenigen deutschen Wörter, die er kannte: “Scheissenhausen”. Es entstammte aus einer Simpsons Folge und war der Running Gag in den ersten Tagen. Es war jede Woche eine Anwesenheitsliste zu führen, nach der dann die Arbeitszeit berechnet wurde. “Payday” war, so ist es in Australien üblich, einmal pro Woche.
Ich empfand es als angenehm, seinen Lohn wöchentlich ausbezahlt zu bekommen. Das schafft innerlich irgendwie mehr Klarheit, wofür man tagtäglich schafft, da man jede Woche Geldeingang für seine Arbeit sieht. Als wir mit den Kartons fertig waren, packten wir bei den Mädels mit an. Und so wurde das DVDs auspacken und in seine Bestandteile trennen zu unserer alltäglichen Hauptaufgabe für die nächsten Wochen.

Nebenbei mussten die mit leeren Hüllen, Covern, Scheiben etc. gefüllten Kartons natürlich auch auf Paletten verladen und verpackt werden. Dafür standen uns auch Gabelstapler zur Verfügung, die aber nur Simon und Emanuel fahren durften. So pendelte sich für mich in Melbourne also ein wenig Alltag ein.  Leider war es hier noch Winter und die “4-Seasons-on-a-day”, die man Melbourne nachsagt, waren deutlich zu spüren. Doch der kommende Frühling bzw. Sommer war schon deutlich zu merken. Nach Feierabend bin ich dann mit Fenja und Nadine noch ein wenig umhergezogen.  Abends sah ich mir noch ein wenig Papierkram an, den Rhianna uns mitgegeben hatte.

Am Wochenende besuchte ich dann Marissa in ihrem Hostel, dem Flinders Street Backpackers direkt an der Flinders Street Station in der City. Zentraler ging es nicht. Und scheinbar war es ein ziemlich angesagtes Hostel in Melbourne. Wir machten abends einen Spaziergang und da das Hostel ein entsprechendes Winterangebot hatte, das beim Buchen von mind.
2 Wochen Aufenthalt ziemlich gut war, entschied ich mich, dort auch einzuziehen. Mit Marissa kam ich unglaublich gut zurecht und wir hatten eine Menge zu Lachen. Sie sagte, immer wenn sie mich anschaut, muss sie lachen, da ich immer am Grinsen sei und da sie anfing, immer zu lachen, riss sie mich mit und ich musste auch lachen. Vor allem, als sie mir von ihren Zimmerkompanen erzählen wollte und anstatt Zimmergenossen mit ihrem bayrischen Dialekt “meine Genossen” sagte. Das klang so nach Politik à la Horst Seehofer oder Ilse Aigner: “Liebe Genossen, liebe Genossinnen”. Von dort an, waren die Genossen bei uns immer ein “geflügelter Begriff”.

Das Hostel ist recht groß, die Zimmer recht klein und teilweise schon etwas muffig. Es war lange nicht so toll und modern wie mein erstes Hostel in Melbourne, aber dafür war es einfach schön günstig.  Ich hatte also 2 Wochen gebucht und stellte mich erst mal auch innerlich auf einen “geregelten” Alltag ein: Früh aufstehen, Arbeiten, Nach hause kommen, Essen, Waschen, früh ins Bett gehen, etc.  Morgens gegen kurz nach 7 ging ich aus dem Hostel, damit ich um 8 Uhr auf der Arbeit war. Ich genoss die zentrale Lage des Hostels und nahm des Öfteren schon morgens um 7 den Subway direkt nebenan in Anspruch.

Mein Frühstück bestand  dann also aus einem leckeren Egg, Cheese und Bacon Sub mit schön viel Southwest Sauce.
Von dort gings direkt über die riesen Kreuzung zur Flinders Station. Ich nahm immer die Metro Nr. 1 nach Epping über den Stadtring (City Loop), andere Kollegen kamen mit der Tram.  Auf der Arbeit pendelte sich auch Alltag ein, zum Teil gähnender Alltag. 8 Std. lang DVDs öffnen, trennen etc. macht irgendwann verrückt. Am unbeliebtesten waren diese doofen 6-er DVD Hüllen, da die so dick waren und 6 Scheiben enthielten. Das entleeren und abfertigen einer DVD Hülle dauerte somit  ein paar Sekunden länger. Das war psychisch irgendwie demotivierend, da man einfach länger an einer DVD beschäftigt war und dadurch einfach nicht so schnell durcharbeiten konnte. Während meiner Arbeit bekam ich sehr heftige Probleme mit meinen Füßen, obwohl ich immer wieder von stehend auf sitzen wechselte. In den Mittagspausen musste ich teilweise meine Schuhe ausziehen, da sich meine Füße (heute leider immer noch) einfach total eingeengt fühlten.

Ansonsten standen wir zu sechst einfach den ganzen Tag einem sehr großen Arbeitstisch aus Holz (Bulk), hatten mein Handy an Lautsprecher angeschlossen und hörten Radio nebenbei. Rhiannas “only girl in the world” lief gefühlte 300mal am Tag und gehörte für mich schon zum Arbeitsalltag. Das nette oder eher weniger nette Beisammensein am Tisch führte letztendlich auch zu  teilweise total schwachsinnigen Gesprächen, vor allem angetrieben durch unseren Dummschwätzer Simon.  Am Anfang war der Kerl zwar noch lustig, aber nach und nach bemerkten auch die anderen Mädels was für ein Vollpfosten er war.  Das Niveau war einfach nicht ganz so hoch und seine Versuche den Mädels gegenüber zu imponieren scheiterten schlussendlich dann doch. Auch einfachste Rechenaufgaben (beim Zählen von Kartons auf den Paletten bspw.) versuchte er immer gekonnt heimlich anderen unterzujubeln, da er in Mathe wohl auch nicht der hellste war. Andererseits wollte er dann aber doch den Chef spielen und mir sagen, was ich zu tun habe und wo ich jetzt mithelfen soll.
Die Arbeit bekam eine gewisse Routine, ab und an wechselten die Teams. So war ich mal ein paar Tage mit den Mädels alleine in einer anderen Lagerhalle. Dort waren zwei weitere Vollzeitarbeiter, mit denen wir aber nicht viel zu tun hatten. Sie standen uns bei Fragen zur Seite, ansonsten aber war es einfach die gleiche Arbeit (DVDs schrotten), nur eben in Warehouse 1 (Lager 1).

Genau am Eingang von diesem Lager tauchen eines sonnigen Nachmittags plötzlich zwei fette und ca. 40cm große Echsen auf. Shit, erst dachte ich, es wären Schlangen. Laut den zwei Arbeitern aus dem Lager lebten die Echsen schon lange in den Tiefen und Ecken des Lager 1. Alle zückten ihre Kameras und ich schaffte es sogar eine zu berühren.

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Sie waren nicht die typischen schnellen, kleinen Echsen, die schon bei leichtester Vibration sofort weg sind. Es waren eher große, fette und gemütliche Echsen.  Ab und zu wurden wir von Big Boss Simon und Tray besucht, die nach dem Rechten sahen.
Morgens hatten wir immer 15 Min. Frühstückspause (man nennt sie in Australien “Smoko”) und dann mittags immer noch eine 30 min Pause. Zum Frühstück machte ich mir meistens dann ‘ne Schüssel Kellogg’s und zur Mittagspause irgendwelches Fertigessen oder Sandwiches. Einige Dinge wie z.B. Getränke und Milch muss der Arbeitgeber laut Vorschriften dem Arbeitnehmer zur Verfügung stellen. Anfangs kaufte ich mir nämlich Milch noch selber, später aber wurde ich darauf hingewiesen, dass das Besorgen von Milch etc. Aufgabe des Arbeitgebers sei.

 

„Federations Square“ direkt neben meinem Hostel an der Flinders Street Station

„Federations Square“ direkt neben meinem Hostel an der Flinders Street Station

Wir, also Fenja, Nadine, die Schanzerin, Arvid und vielleicht auch noch ein paar andere wollten eines Abends nach Feierabend zusammen feiern gehen. Merkwürdigerweise ging es mir aber an dem Tag gar nicht gut. Die Arbeit im Lager war zum Teil, besonders auch an kälteren Tagen, echt anstrengend für den Körper. Es war den ganzen Tag kalt, die Hände froren. Einen wirklich warmen Aufenthaltsort gab es nicht. Nach der Arbeit fuhr ich direkt zurück in die Stadt, schnappte mir noch ein Sub neben dem Hostel und warf mich direkt ins Bett. Es ging mir so mies, dass ich dachte ich bekomme eine starke Grippe. Zum Glück war nun Wochenende. Ich blieb sage und schreibe etwa 15 Stunden lang nur im Bett. Aber am nächsten Tag ging es mir dann schon wieder ganz normal. Ich habe keine Ahnung, was das gewesen war. Allerdings habe ich das schon öfter mal gehabt in meinem Leben. Wenn man dann mal ordentlich schläft und sich im Bett kuriert, geht es am nächsten Tag schon wieder ganz normal.

< Der erste Job

zum Anfang von 53093 Kilometer und zurück! – Ein Work & Travel Abenteuer in Australien, Indonesien, Südkorea & auf Fiji >

Das Northern Territory hatte mich also wieder zurück. Ich stieg in den Airport Shuttle und fuhr nach Parap zu Andy. Es war im Prinzip alles beim Alten, außer dass Laura zwischenzeitlich mit Sam, Dan und anderen zu einem Roadtrip an die Westküste unterwegs war. Richtig schön klassisch mit dem Pickup ins Outback. Ich war etwas neidisch, wäre ich doch gern mitgekommen. Geplant war es wohl schon vor dem Bali Trip, aber ich traute mich nicht so wirklich nachzufragen, die Einladung galt nur Laura. Beim Chatten mit dem anderen Toby, den ich im YHA Hostel kennengelernt hatte, stellte sich heraus, dass er zur gleichen Zeit auch auf Bali war und auch am gleichen Tag zurück nach Darwin geAndygen war, aber eben eine Maschine früher.
Nazli und ich trafen uns noch einmal am Mindil Beach zu ein paar Bier. Wir sprachen ein bisschen über Bali, sahen und lauschten den Aboriginals, die sich mal wieder in ihrer eigenen Sprache laut brüllend stritten. Nach Sonnenuntergang verabschiedeten wir uns voneinander. Nazli war kurz vor ihrer Abreise zurück in die Türkei. ich setzte Nazli in ein Taxi und fuhr dann mit dem Bus nach Parap zurück.
Meine WTC/YHA Mitgliedskarte, mit der ich in den offiziellen YHA Hostels in Australien ein bisschen Rabatt für jede Übernachtung bekam, hatte ich irgendwo verloren. Deshalb nahm ich Kontakt zu WTC in Sydney bzw. dann direkt mit YHA Australia auf. Die schickten mir dann eine neue Karte nach Darwin.

 

Parliament House & State Library, Darwin

Parliament House & State Library, Darwin

Die Tage darauf empfand ich eine innere Leere. Aline, die mit mir und den anderen aus Frankfurt gekommen war, schrieb mich an. Sie war inzwischen in Cairns an der Ostküste unterwegs und hatte auch schon etwas gearbeitet. Flyer verteilen etc. Blöderweise hatte sie stark mit Heimweh zu kämpfen und ihr ging es wirklich nicht gut. Ihren aktuellen Job verlor sie ganz spontan und irgendwie steckte sie in Ratlosigkeit und brauchte einen Tröster. Da es mir ähnlich ging und ich sowieso nicht wusste, mit wem ich jetzt meine Zeit in Darwin verbringen sollte, bot ich ihr an, rüber zu mir nach Darwin zu kommen. Das würde wirklich perfekt passen. Wir könnten dann auch gemeinsam Arbeit suchen.

Ich erkundigte mich bei Andy nach einem Job bspw. im Souvenirshop oder sonst wo und er machte mir auch durchaus Hoffnungen. Aline wollte es sich durch den Kopf gehen lassen. Wir schrieben immer wieder, da es ihr echt nicht gut ging. Doch sie hatte nun andere Pläne und auch schon ihre Mutter nach Australien bestellt, mit der sie dann 1 Monat Sightseeing machen wollte. Leider kam sie dann deshalb nicht mehr nach Darwin. Wir schrieben dann die nächsten Wochen und Monate hin und wieder und letztlich Andyg sie mit ihrer Mutter zusammen zurück nach Deutschland. Das Weihnachtsfest feierte sie dann also bereits schon wieder in Deutschland. Ihr Heimweh hatte ihr einfach einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Zuhause bei Andy hatte Anil das offene WLAN irgendeines Nachbars entdeckt und daher hockte ich des Öfteren auf dem Küchenboden- oder Schrank und konnte zumindest mal ein bisschen heimisches TV Total & Co. sehen. Ich war zwar fast täglich in der N.T. State Library, aber dort gab es eine Begrenzung von 100MB Traffic oder 4 Std Online Zeit pro Tag. Die State Library ist im Regierungsgebäude und was daher wirklich nervig ist, ist das man bei jedem Eintritt die Sicherheitskontrolle durchlaufen muss. Das war in den State Librarys der anderen australischen Staaten anders geregelt und daher deutlich einfacher.

 

Esplanades Park, Darwin

Esplanades Park, Darwin

Zumindest aber war das Regierungsgebäude modern, sehr geräumig, schön leise und eisgekühlt. Es war jeden Tag ein kleines Erlebnis von der tropisch heißen Luft draußen in das angenehm runter gekühlte Gebäude einzutreten und dort in Ruhe am Laptop zu sitzen.  Es war inzwischen Ende September und es war wirklich sehr viel geschehen seit meiner Ankunft im August. Ich wusste noch genau, wie ich in Sydney im Internetcafé in der George Street saß und mit meiner Mutter am skypen war und ich nicht wusste, wie ich jetzt weitermachen soll, einfach wohin ich soll. Und jetzt hab ich doch schon so einiges erlebt, habe Freunde gefunden, lebe doch tatsächlich bei einem Local Aussie zuhause, nicht im Hostel habe quasi eine Plattform, ja fast schon ein zuhause. Das war echt toll! Andrerseits sind nun all die Leute in meinem Alter, mit denen ich die letzten Wochen in Darwin verbracht habe, weg.

Laura ist mit Sam & Co unterwegs, Nazli zurück in die Türkei.  Ich kannte Darwin nun bereits schon gut genug und dementsprechend wurde es doch etwas ruhig und langweilig. Da ich nun auch schon einiges an Geld verprasst hatte kam in mir mehr und mehr der Gedanke jetzt irgendwie weiterzuziehen, bspw. nach Melbourne oder so und dort zu arbeiten. Am liebsten sollte es aber irgendwas stupides, einfaches sein. Kellnern oder Verkaufen war nichts für mich. Fruitpicking wollte ich ja mal machen und es war auch die Zeit der Mangos. Ohne Probleme hätte ich an einen solchen Job  auf einer Farm in Darwins Umgebung durch Andy und seine Kontakte bekommen können. Auch das WTC Office hatte solche Jobs verfügbar.

Das Problem für mich war aber, dass diese Farmen immer weit außerhalb von Darwin waren, d.h. im Prinzip mitten im Outback. Man wäre abgeschotten von der Stadt und es gäbe einen Gemeinschafts-Bus, der am Wochenende einmal nach Darwin und zurück fährt. Das war für mich irgendwie unvorstellbar. Den ganzen Tag auf der Farm und dann abends nur das Zimmer, das auch noch auf der Farm ist ? Das war echt kacke. Irgendwo war dann aber doch noch ein akzeptables Fruitpicking Angebot und ich rief daraufhin bei der Farm Managerin an und bekundete mein Interesse. Sie gab mir noch etwas Bedenkzeit, aber auch nur 2 Tage oder so, da es genug andere Backpacker gibt. Ich war irgendwie unsicher, was ich tun sollte. Mir schwebte eigentlich ein anderer Job vor, vor allem am besten in Melbourne, wo ja auch Marissa zurzeit arbeitete.

Ich hatte ja diesen Job Newsletter vom WTC Office in Sydney abonniert und erhielt auch regelmäßig Job Angebote. Und wie es der Zufall so wollte, trudelte genau jetzt ein entsprechender Job in Melbourne ein. Er war ausgeschrieben als Warehouse Job, DVD Picking. Es wurden schnellstmöglich 5 Leute gesucht. Sofort meldete ich mich daraufhin im WTC Office bei Max, dem zuständigen Vermittler. Gott im Himmel, es war tatsächlich noch was frei. Er merkte mich für den Job vor, aber es war zwingend erforderlich, das man schon in Melbourne ist und direkt anfangen kann. Ich war aber in Darwin, war aber natürlich bereit, nach Melbourne zu fliegen. Max wollte unbedingt wissen, wann ich dann in Melbourne bin.

Ich hatte aber ja noch nichts gebucht, also sagte ich einfach , ich hätte den und den Flug gebucht und schaffe es pünktlich zum Arbeitsstart .Daraufhin sicherte er mir den Job zu und ich war glücklich wie Bolle. Mein nächstes Abenteuer war somit gesichert. Vor allem war es echt cool, dass es das war, was ich wollte.

Es war in einer Weltmetropole und einfache Lagerarbeit. Das war ja früher sogar meine eigentliche Überlegung für die Zeit nach meiner Ausbildung gewesen. Ich hatte geplant mich für ein halbes Jahr über eine Zeitarbeitsfirma zu “verpflichten” und mich in so viele unterschiedliche einfache Jobs, für die man keine große Einarbeitung benötigt, einteilen zu lassen. Einfach, um mal einen Einblick in die Berufe fern ab des Schreibtisches im Büro zu bekommen. Mehrere Zeitarbeitsfirmen hatte ich damals angeschrieben und eine verstand mein Vorhaben sogar und hielt es auch für durchaus realistisch. Doch bevor ich konkreter wurde, hatte ich meine Pläne dann zwecks Australiens komplett umgeworfen. Jedenfalls fand ich gut, dass ich jetzt eventuell eben einen solchen “einfachen, primitiven” Job in einer Lagerhalle bekommen könnte.

Darwin ist zwar wirklich schön, aber ich sehnte mich halt auch mal wieder nach einer richtigen Großstadt. Dazu würde ich in Melbourne sogar auch Marissa wiedertreffen. Ich erzählte Anja und Andy von meinen neuen Plänen und setzte mich dann an die Buchung des Fluges. Es war Freitag und Sonntag werde ich schon nach Melbourne fliegen. Ich war für den Job angemeldet, hatte aber noch keinerlei genauen Daten, wann und wo das ganze stattfand. Samstag rief ich nochmal bei max. im WTC Office an und erhielt dann später endlich die lang ersehnte E-Mail mit allen Infos. Ich konnte auch die Namen der anderen Jobber sehen. Es schienen zwei weitere Deutsche dabei zu sein: Fenja und Nadine. Schon Montagmittag um 13 Uhr ging es los. Ich werde also bei Shock Records im Lager als DVD Picker und Umzugshelfer arbeiten. Die Firma befindet sich in Northcode, Melbourne und befindet sich aktuell im Umzug, weshalb sie auch ein paar Minijobber benötigt.

Anja  war happy dass ich einen Job gefunden hatte und verstand, dass ich aus Darwin raus wollte, um neue Erfahrungen und Leute kennen zu lernen. Andy freute sich einerseits, andrerseits war er traurig und wollte unbedingt, dass ich wiederkomme.

< Die Zeit zuvor – Bali

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Es kamen zu Unstimmigkeiten und scheinbar konnte (oder wollte?!) einer von uns nicht korrekt zählen. Das Geld ging also hin und her, jeder zählte einmal. Erstaunlicherweise waren es bei ihm immer mehr Scheine als bei uns. Nazli wollte sich natürlich nicht verarschen lassen und dementsprechend kippe die Stimmung. Der anfangs noch nette Indonesier merkte, dass er mitdenkende Touristen vor sich hat und warf uns mit den Worten “Fuck you” von seinem Straßenstand. Letztlich tauschten wir woanders zu akzeptablen Kursen.

Aber auch mich hatte das Unglück beim Geld besorgen eingeholt. In einem Convienence Store zog ich mit der Visa Karte ganz normal Bargeld. Ich steckte das Geld in mein Portemonnaie und wollte für einen zweiten Vorgang den rechts daneben stehenden Geldautomaten verwenden. Ich wendete meinen Blick also vom Portemonnaie auf die sich noch im Kartenschlitz befindliche Visa Karte, um sie abzuziehen und in den anderen Automaten einzustecken, doch stelle erschreckend fest, dass meine Karte nicht da war. Ich suchte alles ab, ging raus, wieder rein, beobachte die Menschen im Laden. Es war nichts auffällig. Sofort schossen mir die ganzen Ratschläge von Andy, den anderen Leuten und sämtlichen Reiseführern in den Kopf, dass man peinlichst genau auf sein Geld aufpassen solle. Letztlich rief ich zu Hause an und ließ mir von meiner Mutter bei der Bank eine neue Karte nach Darwin schicken. Lustigerweise bekam ich sowohl mit meiner australischen  GlobalGossip SIM, als auch mit meiner australischen Vodafone SIM auf Bali keine Verbindung. Meine gute alte deutsche blau.de SIM musste herhalten.

Ansonsten machten wir uns einfach ein paar nette Tage auf Bali und wollten eigentlich auch noch ein paar Aktivitäten wie Fallschirmspringen, Paragliding oder sowas buchen. Unter Skydiving verstand man eher selten etwas und scheinbar gab es das auch vor einiger Zeit auf Bali mal, aber inzwischen wohl nicht mehr. Schade, denn gerne hätte ich hier meinen Traum wahr gemacht. Ansonsten hatte Nazli leider ihre fraulichen Probleme bekommen und war dementsprechend auch auf Wasseraktivitäten nicht mehr wirklich ansprechbar. Die weiteren tage ließen wir es uns bei mehreren Massagen wirklich gutgehen.

 

Beim Preis von umgerechnet 2 EUR pro Massage gönnten wir uns natürlich einiges. An jeder Straßenecke warben thailändische und indonesische Damen um ihre Angebote. (You wAnja massage? You wAnja massage? Cheap Cheap! Massage!) Auch zum Frisör gingen wir und Nazli buchte ein Vollprogramm mit Wäsche, Färben etc. etc. Die Zeit überbrückte ich mit einem Besuch im Polo Ralph Lauren Shop (ein ordentlicher Laden, kein Straßenstand), die auf Nachfrage aber gerne zugeben, dass es sich nicht um echte französische Ware handelt. Ansonsten muss man echt sagen dass man sich generell wie im Paradies vorkommt, da echt alles verdammt billig ist.

Abends machten wir wieder “Discovering” (siehe Kapitel “Darwin die Erste”) und tranken ein paar Bier in einer Bar. Ich besorgte uns spontan noch ein bisschen Alkohol im Kiosk gegenüber vom Hotel und wir ließen den Abend so locker und gesprächig ausklingen, Nazli schlief ein. Da ich noch ein wenig aufgedreht war, ging ich runter in die Lobby und checkte noch ein wenig Facebook und co. ab, kam dann aber mit einem sehr netten Concierge/Roomboy ins Gespräch. Im Gespräch am Hotelpool  in einer lauen Nacht erzählte er mir dann ein wenig vom Leben auf Bali.

Am Donnerstag fragten wir in ein paar örtlichen Hotels nach Verfügbarkeit und preis für ein Einzelzimmer für eine Nacht an, da Nazli einen Tag früher zurück nach Darwin ging als ich. Sie war ja nur zu Besuch bei ihren Eltern in Darwin, aber dabei ihre australische Staatsbürgerschaft zu beantragen und brauchte hierfür noch ein bisschen Zeit für den Papierkram und ihre Familie. Denn die Woche nach dem Wochenende war ihr Rückflug zurück in die Türkei. Letztlich zog ich einfach in das Hotel direkt neben dem Hotel wo wir gemeinsam waren. Es war zwar nicht so top und schön wir das andere, aber die eine Nacht hielt ich es auf jeden Fall aus. Mittags waren wir noch einen Kaffee trinken und anschließend ließen wir (diesmal das Hotel) ein Taxi rufen. Wir verabschiedeten uns und Nazli fuhr zum Flughafen.

Ich verbrachte den letzten Tag dann noch alleine und machte mich abends dann auch auf den Weg zum Flughafen. Nach allen Sicherheitskontrollen hatte ich noch etwas Zeit bis zum Boarding und setzte mich in ein Café. Ich hatte Zeit in mich zu gehen und die Woche Revue passieren zu lassen. Einerseits war ich traurig, dass die Woche zu zweit schon zu Ende war, andererseits freute ich mich auf das nächste Abenteuer. Wie wird es weitergehen? Geplant war noch nichts. Als ich dann aus meinen tiefen Gedanken wieder etwas zu mir kam, nahm ich bewusst die wirklich schöne balinesische Musik war, die im Hintergrund lief. Sie kam vom Souvenirshop neben dem Café.
Ich war wirklich angetan von der Musik und die Stimmung einfach unbeschreiblich. Sie passte in dem Moment so wunderbar und erinnerte mich an die warme Herzlichkeit der wirklich freundlichen Balinesen (abgesehen von den Dieben etc.). Das Gefühl das ich spürte ist nicht leicht zu beschreiben. Ich entschloss mich, mich im Souvenirshop nach der CD zu erkundigen und stellte fest, dass es einer Frau vor mir scheinbar genauso ging. Ich kaufte die CD und besitze sie mit großer Freude auch heute. Wenn ich diese CD höre sind die Erinnerungen an meine Zeit mit Nazli auf Bali, die lieben, aber armen Menschen dort und den Hinduismus sofort wieder da. Die Zeit verging, mein Flug startete zurück nach Darwin.

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< Bali, Indonesien – Teil 1

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Am Tag unseres gemeinsamen Abfluges nach Bali fragte ich Nazli schnell noch online über Facebook, wann sie denn zum Flughafen fahren würde und wo wir uns treffen sollten. Für meine Begriffe war ihr Zeitplan etwas knapp bemessen, aber ich beließ es dabei. Andy lieh mir einen Koffer, ich packte einige wenige Sachen und fuhr zum Flughafen. Ich freute ich mich auf den gemeinsamen Kurztrip. Ich nippte genüsslich an meinem leckeren “Gloria Jeans Coffee” Kaffee, während ich eine weitere SMS erhielt: “I miss the time, I’m coming fucking tmrrow…” Na super, dachte ich mir! Es war so klar…Nazli hatte es nicht rechtzeitig geschafft und der Check-In war geschlossen. Sie buchte sich also auf den nächsten Tag um, ich Andyg alleine nach Bali.

Dort angekommen war es vom Wetter und der Luft her nicht viel anders als in Darwin. Am Flughafen wurde man direkt von den verlockenden Taxiangeboten begrüßt. Ich entschied mich für einen der Herren und ließ mich zum Hotel bringen. Vorher bat ich ihn noch, schnell vor dem McDonalds vorzufahren, da ich Hunger hatte. Schnell also Essen geholt und direkt weiter gefahren. Das “Vilarisi Hotel” erschien von außen sehr gut und auch das Personal beim Einchecken war unglaublich freundlich.
Es kam mir fast schon unangenehm vor, da sie sich den “reichen”, “geldhabenden” Touristen irgendwie ja schon unterwarfen. Dennoch gefiel mir die Mentalität der Indonesier, sie waren so herzlich freundlich und machten einem alles was möglich war, möglich. Mit einem Glas Sekt begrüßte man uns bzw. erst mal nur mich. Nazli kam ja nun erst morgen an.
Das Zimmer war sauber und klimatisiert. Eine mit leeren Batterien bestückte Zimmerklingel trällerte “Für Elise” für arme. Ich breitete meine indonesischen Rupien auf dem Zimmerboden aus, warf mit meinem Geld um mich und freute mich einfach riesig endlich mal Millionär zu sein. 1 Euro waren nämlich umgerechnet etwa 12.000 Rupien.  Am nächsten Tag nahm ich das Frühstück war und lief dann durch die Gassen von “Kuta”, dem Ortsteil mit den ganzen Touristen (meistens Deutsche, Australier und Neuseeländer). Die “Gassen” waren dreckige Schotterstraßen. Schon 2 m vor dem Hoteleingang lungerten Einheimische mit ihren Motorrollern und versuchten mir ihre Taxidienste anzubieten oder mir eines davon zu vermieten.

Fußball Ticker auf Bali

Fußball Ticker auf Bali

Weitere 5m vorne wurde man auf tolle T-Shirts, Armbänder, Uhren, Souvenirs, Feuerzeuge oder Geldumtausch angesprochen. An der nächsten Ecke bedrängten mich dann kleine Mädchen, die mir ihre selbst geAndychtenen Armbänder verkaufen wollten. Die waren recht aufdringlich, aber doch irgendwie süß. Irgendwann kaufte ich der Kleinen eins ab. Geldumtausch war aber wirklich alle 10 m an jeder Straßenecke bei jedem möglich. Selbst wenn man einen x-beliebigen einheimischen Passanten ansprechen würde, würde er einem Geld gegen eine schön hohe Rate umtauschen. Nazli wollte dies einmal machen, wegen Kleingeld für ein Münztelefon.

Stattdessen bot der Balinese ihr gleich das ganze Handy zum Verkauf an. Die Menschen versuchen tatsächlich mit allem Geld zu machen, nichts scheint auf Bali unmöglich sofern es Geld bringt. Jeder macht hier alles. Selbst die Polizei ist korrupt. Ich machte mir also einen ersten Eindruck der Insel und sprach einfach irgendeinen der unzähligen  herumlungernden und auf Touristen wartenden Indonesier an und bat ihn mich zu einem guten Preis zum Flughafen zu bringen, da ich mit Nazli vereinbart hatte, sie dort abzuholen. Der erste Taxifahrer war mir zu teuer?! Kein Problem, ich nahm einfach den nächsten.

 

Am Flughafen sagte er mir er würde warten und uns dann auch wieder zurückfahren. ich sagte ihm, dass es noch etwas dauern könnte. Es machte ihm aber offensichtlich nichts aus und tatsächlich wich er mir nicht mehr von der Seite. Er wartete locker 45 Minuten mit mir am Ausgang des Flughafens auf Nazli. Als sie ankam konnte ich ihr zumindest unseren persönlichen Taxifahrer vorstellen. Er fuhr uns zum Hotel und gab uns direkt sein Visitenkärtchen mit. Für den Fall, das mal wieder irgendwas sein sollte…Egal was. Sie checkte ein und von fortan wurden wir laufend und fast überall als Hochzeitspärchen anerkannt und gefragt ob wir “on Honeymoon” seien.

Die immer vor unserem Hotel rumlungernden Männer waren von Nazlis Tatoo an der Hüfte total angetan und einer wollte ihr auch (für ganz wenig Geld natürlich) gleich ein neues stechen. Er sei erfahrener “Hobbytatoostecher” und hat das schon bei ganz vielen gemacht. „ahhjaa, ist klar…“ jedenfalls wurden wir des Öfteren in ein entsprechendes Gespräch verwickelt, wenn wir von oder zum Hotel wollten.  Einmal  waren wir tatsächlich am Überlegen, ob wir uns einen dieser tollen Roller mieten sollten und machten auch eine Probefahrt. Wir waren uns aber zu unsicher, ob wir im Straßenverkehr ohne Regeln damit überleben würden und ließen es anschließend doch sein. Abends gingen wir in “Mama’s German Restaurant” essen und Nazli durfte deutsche Küche kennenlernen. Die Tage darauf verbrachten wir überwiegend mit Shopping.

 

Also eigentlich shoppte Nazli, ich half ihr nur beim Aussuchen und Tragen. Wir suchten uns immer mal wieder spontan Rollerfahrer, die uns von hier nach da fuhren. Es war echt beeindruckend, wie man hier völlig ohne Regeln und ohne Ampeln einen Straßenverkehr vorfand. Wer zuerst mahlt zuerst war die Devise, genauso wie “Einfach irgendwie durchdrängeln zwischen den anderen 37.000 Rollerfahrern ohne Führerschein”. Wir machten einen Ausflug nach Denpasar, der Hauptstadt der Insel Bali. Dort ging es etwas geordneter zu und es gab tatsächlich auch geteerte Straßen mit Ampeln. Sogar einen Home Delivery Mc Donalds gibt es dort.
Kleine Kästchen mit Blümchen, Kräutern und Räucherstäbchen werden überall von einheimischen Gläubigen mitten am Straßenrand, an Mauern oder Fensterbänken niedergelegt. Dementsprechend liegt ein entsprechender Duft in der Luft, den ich aber schon nach kurzer Zeit als wohltuend aufnahm. Für mich war es der Bali Duft und ich finde, er passt zu der Herzlichkeit der Menschen und dem Hinduismus, der hier offen ausgelebt wird, einfach herrlich dazu.

Als wir zurück in Kuta waren, schlenderten wir zufällig an einer Shisha Bar vorbei, woraufhin Nazli dort natürlich direkt mit mir rein wollte. Shisha-Rauchen in einer Orient Bar, das war ihr natürlich heimisch und das Pendant zu meinem Stück Heimat “Mama’s German Restaurant”.
Es war irgendwas mit Melonengeschmack, was wir rauchten. Dazu gab es das “Bali-Bier”: “Bintang”. Auf das obligatorische “Bintang” Tanktop, das nahezu fast jeder Aussie als Bali-Tourist ganz lässig trägt, verzichtete ich aber.
Einen weiteren Tag verbrachten wir am Strand, da an dem Tag das Ramadan Fest der Moslems gefeiert wurde und daher fast alle Geschäfte geschlossen waren. Trotz der großen Mehrzahl an Hindus wird hier der Islam scheinbar dort sehr gelebt. Am Strand sprach ich einen der vielen Liegen-Vermieter an und handelte uns einen guten Tagespreis ein. Das Wetter war leider etwas wolkig, aber nicht kalt. Nazli nahm sich für wenig Geld einen “Surf-Lehrer”, kriegte den Trick des Wellenreitens aber irgendwie nicht raus. Ansonsten relaxten wir einfach mit Bier im Liegestuhl, während man uns Uhren, kühle Getränke und T-Shirts anbot, von denen Nazli bei einem nicht widerstehen konnte.
Während ich mein Geld immer mit der Visa Karte vom Automaten (ATM) holte, wechselte Nazli traditionell in bar ihre Australischen Dollar in Indonesische Rupien um. Als sie mal wieder Geld brauchte, checkten wir die großen Kurs-Tafeln, die nacheinander aufgestellt alle am Straßenrand standen. Auch in der Commonwealth Bank fragten wir nach dem aktuellen Tageskurs, entschieden uns dann aber für einen Straßenstand. Wir meldeten unser Interesse am Geldumtausch an und wurden prompt von einem freundlichen Indonesier lächelnd in ein Hinterzimmer geführt. Dort an der Theke prahlte er mit seinen “Cheap & Good Rates”. Er packte sein Bargeld aus und fing an es vor unseren Augen zu zählen. Nazli ist natürlich nicht doof und bestand darauf, selbst nochmal zu zählen.

Bali Teil 2 folgt morgen…




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Wieder in Darwin angekommen regnete es in Strömen. Ich fuhr zunächst mit dem Shuttle Bus zum Holiday Inn Hotel an der Esplanade und rief dort dann Andy an. Er hatte mir bei einem Mittagessen im Monsoons angeboten bei sich zu schlafen. Also fragte ich nach, ob sein Angebot noch gilt. Und ja, Bingo, er lud mich zu sich ein. Ich bat die Dame am Schalter des Holiday-Inn Hotels ein Taxi rufen und ließ mich also nach Darwin-Parap fahren. Dort empfing mich Andy durch einen kleinen Garten, der zu seiner Terrasse führte. Auch sein Neffe aus Nepal, Anoup, war da. Er lebte auch dort.

Er war aus Nepal, hat viel Familie in Australien und hatte wohl angefangen in Sydney zu studieren, es dann aber irgendwie abgebrochen. In Darwin jobbt er in einem Café der Familie in der City. Das Café gehört Lucia, der Schwester von Andy. Sie wird später auch öfter zu Besuch kommen. Andy zeigte mir also seine Unit/Appartement und dann setzen wir uns erst mal gemütlich auf die Terrasse und tranken Bier. So macht man das nunmal in Darwin. Ich erzählte von meinen Trips. Alles wirkte sehr offen und locker, mal saß man drinnen, mal draußen, die 4 Decken Ventilatoren liefen pausenlos auf voller Stufe und der Fernseher auch nebenbei.

Hinweisschild in einem „Target“

Hinweisschild in einem „Target“

Andy hatte zwar einen Gastraum, der war aber von seinem Neffen belegt. Deshalb musste ich im Bett von Andy schlafen. Ich bestand auf meinen Schlafsack, womit er zunächst auch kein Problem hat. Im Laufe der Zeit stellte sich aber heraus, dass der Schlafsack aus schlechtem Stoff verarbeitet war (obwohl er über 100 EUR bei Globetrotter gekostet hat) und daher anfing zu müffeln. Dennoch wollte ich darin schlafen. Ich zerlief nachts natürlich darin, aber der Deckenventilator direkt über mir und die raumeigene Klimaanlage halfen aus.

Zuhause bei Andy

Zuhause bei Andy

Andy wuchs wohl viele Jahre unter strengen Bedingungen im Kloster auf. Dort hatte er einen sehr guten Kumpel namens Azé, der ursprünglich auch aus Osttimor stammt und nun aber auch in Australien (in Sydney) lebt. Andy macht auch mit seinen guten 50 Jahren noch jedes Wochenende Party und lässt sich bei jeder Gelegenheit zum Trinken überreden. Ich war nun also froh ein kostenloses, tolles Zuhause zu haben und dies fernab vom Hostelleben. Ich fand es natürlich spannend endlich auch mal abseits vom Mainstream-Backpacker Tourismus zu sein und ein Leben eines “Locals” mitzubekommen. Nun stand ja noch der Bali-Trip mit Nazli an. Wir suchten uns einen günstigen Flug und ein günstiges Hotel raus und buchten auch.

 

Die nächsten Tage folgten dann wieder mit Rumchillen, Mittagessen im Monsoons, Bier trinken, Gesprächen auf der Terrasse bei Andy, Fernsehen bei Andy und gelegentlich auch Kochen bei Andy. Was ich im Monsoons immer ganz cool fand, waren die Flatscreens an der Wand. Dort liefen Musikvideos, Werbung und auch das N.T. Keno aus der Skycity, also dem Casino in Darwin. Keno ist eine Art Lottospiel. Aber das coole: Die Ziehung der Zahlen erfolgt alle 3 Minuten. und so geht’s: Man schnappt sich einen Keno-Spielschein an der Theke/am Tisch und wählt aus 80 Nummern eine bestimmte Anzahl an Nummern in einem Nummernblock aus, jede angekreuzte Nummer kostet einen $1 Einsatz, also sehr verständlich. Dann geht man zur Theke, bezahlt den Schein und schon wenige Minuten später findet die Live Ziehung der Zahlen mit Live-Übertragung auf dem Flat Screen statt. Ich fand das immer lustig, vor allem ist’s ein netter und spontaner Zeit (& Geld) Vertreib, da die Ziehung direkt nach Einlösung des Scheins erfolgt und nicht erst Tage später wie jetzt beim Lotto bspw.




< Die Zeit davor

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Am übernächsten Tag Andyg ich erst mal für eine Woche nach Alice Springs, dem Ausgangsstädtchen, um den Uluru/Ayers Rock zu besuchen. Alice Springs ist ein kleines Dorf inmitten des Outback. Und genauso fühlte ich mich hier auch. Es war stinkend langweilig, es gab nichts und ich zählte jede Stunde, bis ich endlich wieder zum Flughafen fahren konnte. Es gab hier ähnlich wie in Darwin einige Aboriginals, die herumlungerten, ansonsten nur einen kleinen Ortskern. Glücklicherweise fand ich in einer kleinen Shopping Mall einen Wifi Zugang, sodass ich dort öfter einen Kaffee trank, um die Zeit rumzukriegen. Mein Hostel “Toddys Backpackers” war recht in Ordnung. Ich war mit einem Deutschen, der Student aus Melbourne war und einem Italiener im Zimmer, die aber beide ein oder zwei Tage später ihre Tour zum Uluru starteten. So lief das nämlich hier: Man reist an, bleibt eine Nacht, startet eine meist 3-tages-Tour zum Uluru, kommt zurück nach Alice Springs für eine Nacht und verlässt Alice. Sehr interessant war der Klimawechsel. Ich befand mich noch immer im Northern Territory, ca. 2 Flugstunden südlich von Darwin. In Darwin sind es konstant 25-33 Grad. Hier, mitten im Outback, sind es tagsüber auch etwa 25 Grad, nachts aber geht die Temperatur auf wenige 3 Grad etwa zurück.
Auch ich musste also eine Tour buchen und war mir zunächst sehr unsicher, da die Preise einfach unverschämt hoch sind. Eine 3-Tages-Tour kostet umgerechnet ca. 400 EUR. Ich entschied mich letztendlich für eine 1-Tages-Tour. Eigentlich ist das zu kurz, um das ganze Programm wirklich genießen zu können, aber ich musste sparen. Vor allem da ich mich noch 1 Tag vorher zu einem Bali Trip habe hinreißen lassen. Ich musste noch das Hostel wechseln, da es ein günstigeres gab. Ich wechselte von Toddys Backpackers in Annies Place. Dort war ich mit zwei Mädels und einem Kerl aus England in einem Zimmer. Der Kerl war Ben und ein recht lustiger Zeitgenosse. Ich brachte ihm ein paar deutsche Andyskeln bei, die er unbedingt für seine nächsten Flirts haben wollte. So bspw. “Du bist schöner als [beliebiger Name eines Models einfügen]” Ben und ich werden auch in Zukunft über Facebook ab und an Kontakt haben.
Es ging also am nächsten Tag sehr früh morgens los und neben dem Guide waren lediglich zwei andere mit dabei: ein deutsches Rentnerehepaar. Er war pensionierter Lehrer und hatte viel zu erzählen. Während der mehrstündigen Fahrt machten wir mal Pause und waren beeindruckt von der Erde. Denn es war tatsächlich richtig rote Erde aus dem Outback. Hin und wieder sah ich Schilder am Straßenrand, die auf die nächste Population hinwiesen, also auf das nächste Dorf. Die Strecken zwischen zwei Ortschaften  oder gar Tankstellen betragen nämlich locker mal einige hundert Kilometer. Deswegen gibt es Hinweisschilder, die einen an genug Sprit und Trinkwasser erinnern sollen. Irgendwann  waren wir dann aber endlich am Uluru angekommen und wanderten zunächst einmal ein bisschen um dieses heilige Gestein mitten im Outback herum. Es war schon sehr beeindruckend ein solches riesen Gestein, dass nur aus der Erde herausragt und unter der Erde noch viele Kilometer lang ein wahres Gebirge bildet, aus nächster Nähe zu betrachten. Dennoch aber war es sehr heiß und anstrengend. Der Guide erklärte uns ein paar Wandmalereien der Aboriginals und führte uns herum. Das Highlight sind die Sonnenauf- und untergänge, da sich hier die Farbe des ganzen Ulurus beeindruckend ändert. Also fuhren wir gegen 18 Uhr zum Sunset-Point.

 

Die Reisebusse trafen nach und nach ein, es füllte sich, denn alle waren gekommen, um den einmaligen Moment an diesem Abend mitzuerleben. Zwei Busse voller Asiaten kamen an, für sie wurden Tische mit weissem Gedeck und Sektempfang aufgestellt. Mitten im Outback. Danach kamen die Fotografen. Aber auch wir sollten nicht leer ausgehen und unser Guide stellte uns 3 Klapp-Campingstühle auf, reichte uns ein Glas Sekt und ein provisorisches Abendbrot. Also saß ich dann dort im Campingstuhl neben zwei Rentnern, aß irgendwelches schnell warmgemachtes Essen und hatte meinen Blick jede Sekunde auf den Uluru gerichtet. Nebenan hatte eine andere Reisegruppe, ausschließlich jüngere Leute ihren Spaß.

 

Lustigerweise fand sich in dieser Gruppe mein ehemaliger Zimmergenosse, der Italiener aus Toddys Backpackers wieder. Ich begrüßte ihn, er lud mich auf ein Bier ein, doch ich konnte ja schlecht meine Reisegruppe verlassen, um hier mitzufeiern. Auch wenn ich das natürlich in dem Moment gerne getan hätte und gemerkt habe, dass ich vielleicht doch die falsche Tour gebucht hatte. Also gesellte ich mich wieder zu meinen beiden Rentnern und wir schossen ein paar Fotos. Dummerweise hatte ich am Morgen der Abreise kein Licht angemacht, um die anderen schlafen zu lassen. Ich hatte den Akku der Kamera über Nacht aufgeladen und dann, zumindest dachte ich das, in den Rucksack geworfen. Leider hatte ich wohl nicht getroffen und nun eine Kamera ohne Akku dabei. Ich musste also mit der schlechten Kamera meines Handys Bilder machen, doch auch da machte der Akku schon bald schlapp. Ich gab den beiden älteren Herrschaften also meine Mailadresse und sie wollten mir die Bilder unseres gemeinsamen Ausfluges schicken. Leider haben sie es bis heute nicht und deshalb habe ich von meinem Tagesausflug zum Uluru kaum Bilder. Gegen Mitternacht setzte man mich wieder bei Annies Place ab und ich ging recht schnell schlafen.
Ich verbrachte nun noch irgendwie mit viel Zeitvertreib zwei Tage und Andyg dann endlich wieder zurück nach Darwin. Wären meine Pläne nicht so gekommen, wie sie letztlich kamen, also wenn Darwin jetzt nicht gewesen wäre uns so, dann hätte ich bestimmt eine Outback Tour gemacht und wäre von Alice Springs einfach noch 700km den Stuart Highway (der ja in Parap, Darwin anfängt) geradeaus runter gefahren. Dort liegt nämlich Coober Pedy. Der Name stammt aus der Sprache der Aboriginals ab: ‘kupa piti’ und heißt so viel wie “weißer Mann im Loch”. Es gilt als ‚die‘ Opal Hauptstadt der Welt, da hier 3/4 aller Opal Edelsteine gefunden werden. Die nächste Ansiedlung sind hunderte von Kilometern entfernt.

Coober Pedy liegt mitten im südlichen Teil des Outbacks. Die heißen Temperaturen im Sommer und das Suchen nach Opalen untertage haben viele Einwohner dazu gebracht, einfach gänzlich unter der Erde zu leben. Und deswegen gibt es in Coober Peedy inzwischen ganze Wohnhöhlen, in denen die Menschen leben. Und nicht nur das: Man kann sich auch unterirdische Kirchen ansehen oder in einem der verschiedenen Hotels übernachten, wenn man als Tourist in Coober Pedy ist. Internetcafé, Casino und Kino gibt es auch alles. Ebenso wie einen Golfplatz unter der Erde. Allerdings ist dieser ohne Gras und als Spieler trägt man immer ein kleines Grasstück als Ziel mit sich herum. Zu gern hätte ich mir das mal in echt angesehen, eine kleine eigene Welt unter der Erde. Aber naja..




< Das vor zuvor passiert

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